Morphing
Kommen wir aber endlich zum „Aufhänger“ des MorphoX. Fast unscheinbar in der rechten unteren Ecke sitzt das Morph-Setup. Gemäß des Werbeslogans „upgrade your mod wheel to a morph wheel“ ist das Modulationsrad hier als Steuerelement vorgesehen. Wer an seinem Minikeyboard oder Laptop mit Controllerbox kein Solchiges hat, kann auch dieser Funktion einen beliebigen MIDI-CC zuweisen. Die Handhabung ist sehr einfach: Man stellt in Szene A einen Sound ein, verändert die gewünschten Parameter in Szene B und morpht fröhlich mit dem Wheel zwischen beiden hin und her. Wie man das sinnvoll einsetzt, kann man in der Presetlibrary hören – und sehen. Zwar verändern sich die Regler nicht kontinuierlich entsprechend dem Klangwandel, aber bei der Hälfte des Morph-Weges schaltet die Ansicht auf die andere Szene um. Ausgenommen des Arpeggiators, LFO 3 und Stair-LFO werden alle Parameter in das Morphing mit einbezogen, einschließlich der Modulationsmatrix! Selbst wenn hier die Zuweisungen in den beiden Szene völlig anders vorgenommen wurden, gelingt der Übergang erstaunlich fließend. Natürlich hört man bei gewissen Wechseln, wie z.B. andere LFO-Wellenformen, ein „Umkippen“ im Klang, aber die Ergebnisse sind doch schon erstaunlich flüssig.
Trotzdem sollte man hier keine neuartigen Wunderdinge erwarten, es geht von einem Synthesizersound zu einem anderen, nicht mehr und nicht weniger. Vorstellungen wie „ich könnte doch aus einer Trompete eine Geige machen“ sind hier fehl am Platze. Vielmehr sehe ich das Morphing als eine Erweiterung der Modulationsfähigkeiten. Das kann ziemlich radikal ausfallen und birgt bei einigen Presets auch echte Überraschungen. Man muss es aber nicht zu extrem nutzen. Bei vielen Presets wurde das Morphing sehr interessant eingesetzt, um die Klänge nicht völlig umzukrempeln, sondern einfach um ihnen auf sehr spezielle Weise mehr Ausdruck zu verleihen. Das ist wirklich etwas anderes als eine simple Filtersteuerung.
Die Morph-Intensität und die Verlaufskurve des Modulationsrades kann beliebig angepasst werden. Trotzdem, weißt du was ich mir hier sehr gut vorstellen könnte, lieber Herr Linplug? Eine Steuerung des Morphing durch Hüllkurve oder LFO, ähnlich wie bei der Vector-„Synthese“. Dann ließe sich der Klangverlauf noch gezielter gestalten und sogar mit den Presets zusammen abspeichern. Denn eines geht mit dem Morphing nicht, nämlich „Zwischenzustände“ als neue Presets abzuspeichern, um sie etwa als Ausgangsbasis für Eigenkreationen zu nehmen.