Gemeinsamkeiten mit der Les Paul besitzt unser Testmodell wiederum bei der Konstruktion des Steges. Auch hier findet sich eine „Tune-O-Matic-Bridge“ und ein Tailpiece sorgt für die Arretierung der Saiten. Beide Teile sind – wie bereits erwähnt – in Schwarzchrom gehalten und verpassen, zusammen mit den drei ebenfalls mit dieser Oberfläche versehenen Potiknöpfen, der Gitarre eine zwar böse, aber irgendwie dennoch edle Optik. Natürlich immer vorausgesetzt, man mag das Paula-Design. Die drei griffgünstig platzierten Potis dienen zur Steuerung der zwei aktiven Humbucker aus eigener Fertigung. In den ESP-Instrumenten (und auch bereits schon in den etwas höherpreisigen LTD-Instrumenten) werden (aktive) Original EMGs, zumeist die Modelle 81 und/oder 85, eingepflanzt. Hier muss man mit der günstigeren Variante auskommen, die ihren Strombedarf mittels einer Batterie und dem dazugehörigen Fach auf der Rückseite deckt. Um was für einen Saftspender es sich handelt, kann leider nicht genau bestimmt werden, da sich das Batteriefach im Test nicht zum Öffnen bewegen ließ. Der Grund hierfür war eine von zwei Kreuzschlitz-Schrauben, die schon im Neuzustand in ihrer Bohrung fröhlich ihre Runden drehte, ohne sich auch nur einen Millimeter nach oben zu bewegen. Abgesehen davon, dass Kreuzschlitzschrauben eine denkbar schlechte, weil Material mordende Methode sind, um ein doch relativ häufig genutztes Teil so zu konstruieren, spielt natürlich auch der Faktor Zeit beim Wechseln des Akkus eine entscheidende Rolle. Mit einem Kunststoff-Schnellverschluss würde die ganze Sache sicher nur die Hälfte des Refrains kosten, so aber dürfte man vermutlich zwei Songs später wieder am Start sein. Also auch hier wieder der Rotstift, aber diesmal sehr auffällig.
Doch wo Schatten ist, ist zwangsläufig auch Licht. Will heißen, dass die LTD EC-330 BK natürlich auch Pluspunkte sammeln kann. Und die gibt es zum Beispiel in Form der Potis, welche allesamt wunderbar weich und nicht zu schwer auf ihren Achsen laufen. Zudem bieten sie durch ihr Griffprofil einen sicheren Zugriff auch bei schwitzigen Händen, ein nicht zu unterschätzender Vorteil gerade im Live-Betrieb. Sie steuern die beiden aktiven ESP-Humbucker mit jeweils einem Volume- und einem gemeinsamen Tone-Parameter, angesteuert werden sie über einen Dreiwege Toggle-Switch in unmittelbarer Nähe des Halsfußes. Auch der Toggle-Switch kann, wie die Potis, hinsichtlich der Qualität überzeugen. Er lässt sich satt schalten und rastet präzise und schnell ein. Hier also auch kein Rotstift, gut gemacht.
Das erste Fazit nach der genaueren Inspektion der LTD EC-330 BK hinsichtlich der Fertigungsqualität fällt durchwachsen aus. Besonders die Sache mit dem Batteriefach ist sehr ärgerlich und sollte schnellstens behoben werden. Dagegen fällt die Sache mit den Mechaniken kaum noch auf. Verschwiegen werden sollen aber auch nicht die Pluspunkte, wie etwa die saubere Lackierung oder die gute Qualität des Griffbretts samt seiner 24 Maxi-Jumbo-Bundstäbchen. Hören und fühlen wir uns das Instrument nun also an.
Sound/Praxis
Hatte ich in einem meiner letzten Artikel noch das frappierend gute Werks-Setting einer Gitarre in der ähnlichen Preisklasse über den grünen Klee gelobt, so kommt hier leider eine Ernüchterung. Für Leute, die ausschließlich Power-Chords in den ersten fünf Lagen spielen, mag dieses Setting ja noch in Ordnung sein, wer jedoch darüber hinaus auch mal ein Solo jenseits des zwölften Bundes spielen möchte, sollte schleunigst das Werkzeug zur Hand nehmen, um der Gitarre die nötige Einstellung zu verpassen. Am besten also beim Händler erledigen lassen, Leute vom Fach werden das innerhalb weniger Minuten erledigt haben. Nach diesen Einstellungen lässt sich die LTD EC-330 BK auch dank des flachen U-Profils gut bespielen und überrascht beim akustischen, also unverstärktem Betrieb, mit einem gut staffierten Frequenzspektrum, in dem sich Bässe, Mitten und Höhen recht ausgeglichen präsentieren. Zudem besitzt das Instrument eine frische und knackige Ansprache („Attack“) und kann auch mit einem kräftigen Sustain aufwarten. Mahagoni sei Dank.
Leider setzt sich dieser doch durchaus positive Eindruck des akustischen Grundsounds beim Anschließen der Gitarre an einen Amp nicht fort. Insbesondere der Frontpickup klingt und reagiert sehr undynamisch. Zudem scheint er sich in seinem Output deutlich von seinem (baugleichen) Kollegen am Steg abzugrenzen, denn der Pegel beim Umschalten zwischen diesen beiden Pickups ist doch deutlich wahrzunehmen. Deutlich besser fällt das Urteil über den Steg-Humbucker aus, welcher sich natürlich für High-Gain-Riffs geradezu aufdrängt. Hier bekommt man das volle Brett und noch mehr. Zumindest im Distortion-Betrieb, denn im Clean-Bereich gibt es sicher eine bessere Auswahl am Markt. Oder man investiert in Original EMGs, die ganz sicher besser in der Lage sind, den durchaus beachtenswerten Grundsound der LTD EC-330 BK an einen Verstärker zu liefern.