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Test: LTD MK-600 BLKS, E-Gitarre

Knüppel aus dem Sack!

22. Dezember 2019
LTD MK-600 BLKS E-Gitarre

LTD MK-600 BLKS E-Gitarre

Wo Kreator drauf steht, ist Metal drin. Kaum einer deutsche Band, die noch unter dem Namen „Tyrant“ im Jahre 1982 gegründet wurde, kann ein dermaßen konstanter Aufstieg in Sachen Popularität über die gesamte Karriere attestiert werden, wie der Essener Institution im Bereich des Thrash Metal. Sänger, Gitarrist, Songwriter und Chef der laut eigenen Aussage „demokratischen Diktatur“ ist Miland „Mille“ Petrozza, dessen Popularität in Sachen Metal und veganer Lebensweise mittlerweile längst die heimischen Gefilde verlassen und einen weltweiten Bekanntheitsgrad angenommen hat. Um seine Riff-Attacken adäquat in die Tat umzusetzen, arbeitet Mille mit der Firma LTD, die zum japanischen Hersteller ESP gehört, zusammen und entwickelte sein Signature-Modell LTD MK 600 BLKS. Als dann, die Chromatik aufgesattelt, die Vorstufe auf 10 und ab dafür.

LTD MK-600 BLKS

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Die Konstruktion der LTD MK 600 BLKS

Selten ist eine Korpusform so sehr mit einer musikalischen Stilrichtung verbunden, wie die Flying V mit dem Metal. Zwar wird die Form auch schon einmal in den Spielarten des Rock verwendet und mit Albert King hatte sogar eine Ikone des Blues die Form zu seinem Favoriten erklärt, aber die generelle klangliche Ausrichtung dieses Typs heißt immer noch High-Gain. Allerdings handelt es sich bei der LTD MK 600 BLKS, die als eine Abwandlung der hausinternen Arrow Serie zu betrachten ist, nicht um eine Kopie des 1958 von Gibson eingeführten Modells, sondern um eine in mehreren Punkten abgewandelte Variation. Inwieweit das Aufpeppen der ursprünglichen Version oder aber die Vermeidung von Anwaltsschreiben der klagewütigen Amis hierfür verantwortlich zeichnet, kann man nur erahnen.

Fakt hingegen ist, dass die allgemeine Formgebung deutlich aggressiver als das Original daher kommt, was der klanglichen Ausrichtung durchaus entgegenkommt. Überhaupt sollte man eine ordentliche Attitüde an den Tag legen, denn das Instrument ist in Sachen Haptik und Gewicht kein niedlicher Schmusekater. Schon der mitgelieferte Koffer geht aufgrund der ausladenden Spitzen des Instrumentes schon mehr in Richtung Doubleneck und das Gewicht des Instruments von ca. 3,7 kg trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei.

Dennoch trägt die Korpusform trotz einiger Parallelen eigenständige Züge und kann keineswegs als Kopie bezeichnet werden, wenngleich jeder Musiker die Form wohl auf ewig als Flying V bezeichnen wird. Neben der halbrunden Ausfräsung hinter dem Vibratosystem und des Shapings an den Korpusrändern, ist es insbesondere der asymmetrische Ansatz, bei dem die Korpusflügel an den durchgehenden Hals angeleimt wurden, der eine geänderte Optik gewährleistet. Um eine bessere Bespielbarkeit in den obersten Lagen zu ermöglichen, greift die untere Korpushälfte deutlich weiter oben und ermöglich so tatsächlich eine problemlose Handhabung bis zum 24. Bund. Ein wenig verwirrend ist der Lackierungsübergang vom schwarz satinierten Korpus hin zum Natur belassenen Hals, in dem ein optisch stumpfer Winkel auf der Rückseite des Halses unterschiedliche Übergänge in der Lackierung darstellt.

LTD MK-600 BLKS Halsübergang

Heavy Metal E-Gitarre: Der Hals

Wie bereits erwähnt, basiert die Konstruktion der LTD MK 600 BLKS auf einem durchgehenden Hals, ein Fakt, den man immer noch vergleichsweise selten antrifft. Dass ein gebrochener Hals sich in geschraubter Form deutlich leichter tauschen lässt und dies zu Leo Fenders Hochzeiten durchaus ein veritables Argument war, will niemand in Abrede stellen, aber verglichen mit den schwingungstechnischen Daten eines durchgehenden Halses kann der überwiegende Anteil geschraubter oder selbst geleimter Hälse kaum mithalten.

Für das Griffbrett wurde das gerne als „Bolivianisches Palisander“ bezeichnete Pau Ferro benutzt, das ein ähnliches Schwingungsverhalten wie das durch die CITES Vorschriften stark regulierte reguläre Palisanderholz aufweist, lediglich die Farbe ist etwas heller. Das Griffbrett besitzt 24 Jumbo-Bünde und kleine Dot-Inlays an den relevanten Bünden.

Die Kopfplatte des in Korea gefertigten Instruments wurde ebenfalls aus dem dreiteiligen Hals gefräst und besitzt zur Stabilisierung des durch die Trussrod Fräsung geschwächten Übergangspunktes den berühmten „Knubbel“ unterhalb des Sattels. Die Tuner stammen von Grover und sind an einem Reversed-Headstock angebracht.

LTD MK-600 BLKS Headstock

Die LTD MK 600 BLKS verfügt zusätzlich über ein Floyd Rose 1000 Vibratosystem, das free floating eingestellt ist. Sehr schön auch die Rückseite des Vibratosystems, bei dem man die Schrauben des Blechwinkels, an dem die Federn des Vibratosystems befestigt sind, nachjustieren kann, ohne die Abdeckplatte zu entfernen. Natürlich verfügt das System auch über einen entsprechenden Klemmsattel und einem Saitenniederhalter.

Da die LTD MK 600 BLKS über keinerlei Cutaways verfügt, wurde der vordere Gurthalter im oberen Viertel des Korpus oberhalb des 21. Bundes montiert. Der hintere Gurthalter wurde vergleichsweise tief in das obere „Horn“ gesetzt, so dass der Gurt relativ eng am Körper anliegt. Außerdem glänzt LTD mit der Detaillösung, die Ausgangsbuchse am oberen Horn unmittelbar neben dem Gurtpin zu platzieren. Wer einmal gesehen hat, wie grausig die Kabelführung bei einer Ausgangsbuchse am unteren Horn mit einem Gurtpin am oberen Horn aussieht, weiß wovon ich rede.

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Die Pickups der LTD MK 600 BLKS

Einmal mehr haben es die Fishman Fluence Pickups auf ein Instrument geschafft, das ausnahmslos für den High-Gain-Bereich konzipiert wurde. Das Prinzip der uwei unterschiedlichen für den persönlichen Geschmack justierbaren Sounds in einem Pickup stößt auf große Gegenliebe bei den Musikern und ist im Bereich der aktiven Pickups neben Platzhirsch EMG zu einer festen Größe angewachsen.

Hier kommt als Hals-Pickup der Fishman Fluence Modern Humbucker Alnico und als Steg-Pickup der Fishman Fluence Modern Humbucker Ceramic zum Einsatz. Beide können durch einen Minischalter in ihrer Charakteristik zwischen „Modern Active“ und „Modern Passive Attack“ gewählt werden. Da Mille von einem Klangregler ohnehin nie Gebrauch macht, wurde konsequenterweise darauf verzichtet. Als weitere Schaltungsmöglichkeit wurde lediglich ein 3-Wege-Schalter verbaut.

LTD MK-600 BLKS Fishman Pickups

Die LTD MK 600 BLKS in der Praxis

OK, fangen wir mit der Sitzposition an. Hä? Eine v-förmige Gitarre im Sitzen spielen? Ja, es geht, sofern man sich nicht zu schade ist, die Gitarre im besten Beginner-Style zwischen die Beine zu nehmen. Auch hier zeichnet sich einmal mehr die Kabelführung der Ausgangsbuchse aus. Natürlich ist dieses Instrument primär für den „stehenden Betrieb“ ausgelegt, was sich auch problemlos umsetzen lässt, wenngleich baulich bedingt eine leichte Kopflastigkeit nicht zu vermeiden ist.

Noch ohne einen angeschlossenen Verstärker hört man bereits im Trockenbetrieb die Klangkultur des durchgehenden Halses heraus. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unglaublich ausgewogen ein durchgehender Hals klingt und wie immens das Sustain-Verhalten bei dieser Konstruktion gewinnt. Selbst das oft als Sustainkiller verschriene Floyd Rose Vibratosystem ändert nichts an dem hervorragenden Schwingungsverhalten des Instruments. Nicht einen noch so kleinen Deadspot konnte ich auf dem gesamten Griffbrett ausmachen. Jeder Ton schwingt sauber ein und aus, keine Eigenresonanz lässt den Ton vorzeitig absterben.

Ansonsten gilt bei der LTD MK 600 BLKS „You Get What You See“. Wohl niemand wird auf die Idee kommen, das Instrument im Tanzmusikerparadies oder bei Opa-Willies-Alte-Herren-Bluesschuppen zum Einsatz zu bringen, wenngleich dieser Einsatz wahrscheinlich ordentlich Schwung in die Bude bringen würde. Die unterschiedlichen Spielarten des Rock sind zweifelsohne mit der LTD MK 600 BLKS zu zelebrieren, der Fokus hingegen liegt eindeutig auf Metal.

Bekanntermaßen sind zwei klangliche Aspekte im Metal sehr wichtig. Zum einen muss das Instrument auch bei maximalem Gain ein durchsichtiges Klangbild generieren und darf nicht im schlabberigen Klangbrei versumpfen und es muss gelingen, eine saubere Spielweise und ausgezeichnetes Palm Muting vorausgesetzt, eine saubere Saitentrennung zu erreichen. Merke, je höher der Verzerrungsgrad, desto mehr Energie verwendet man darauf, welche Saiten NICHT schwingen dürfen.

Auch hier liefert das Instrument ganz ausgezeichnet. Das Klangbild bleibt auch bei maximalem Gain durchsichtig und liefert einen guten Teppich für anspruchsvolles Riffing. Dass ein free floating Vibratosystem im solistischen Bereich einige Einschränkungen der Intonation im Bereich von Double-Bendings mit sich bringt, ist wohl bekannt und muss in den persönlichen Spielstil mit einfließen und ist nicht dem Instrument anzukreiden. Im Gegenzug gibt es dann aber auch bei Bedarf eine Dive-Bomb ohne Tuning-Probleme.

Die Soundfiles wurden mit einem ENGL SavageII, einem Marshall 4×12″ mit G75-Celestion Speakern und 2 Shure SM57 aufgenommen.

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Fazit

Mit der LTD MK 600 BLKS glänzt das ESP Tochterunternehmen mit einem sehr ambitionierten Instrument in allen Bereichen des Hard ’n‘ Heavy Soundspektrums. Das für Kreator-Gitarrist Mille Petrozza entworfene Instrument überzeugt mit einem durchsichtigen Klangbild, einer sehr guten Verarbeitung und einem herausragenden Sustain.

Wen eine dezente Kopflastigkeit nicht stört und wer sich im Gegenzug auf hohem Niveau durch die härtesten Spielarten des Metal pflügen will, sollte das Instrument auf jeden Fall einmal antesten. Optik und Klang des Instrumentes sind einfach nur als sehr authentisch zu bezeichnen und verdienen eine entsprechende Aufmerksamkeit.

Plus

  • Klang
  • Sustain
  • Verarbeitung

Preis

  • 1.599,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Kreator, Tyrant, noch nie gehört. Wir leben in parallelen Welten, Axel. ;). Aber die Gitarre ist schön.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hi Axel! Der Artikel erinnert mich daran wie untrennbar Metal einst zur Kultur des Ruhrgebiet gehört hat. Kreator kenne ich noch aus den 90ern und ich meine im alten linearen Fernsehformat mal gesehen zu haben wie die mal mit Sequenzer und Atari experimentiert haben. Nun, ich wollte nicht abschweifen und nur sagen wie gerne ich deine Tests lese. Der perfekte Gegenentwurf zu den teils emotionslosen Artikeln über Synths. Lang lebe der Metal und natürlich frohe Weihnachten! ;)

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      Hi „Hectorpascal“, vielen Dank für die netten Worte und auch dir ein frohes Fest! Ich werde mir auch in 2020 weiterhin Mühe geben, gute Artikel zu verfassen. LG

  3. Profilbild
    SynthUndMetal

    Kreator! Ich erinnere mich noch wie ich mir damals die ersten beiden Platten von denen gekauft habe. Waren echt geil. Gitarren-technisch habe ich mir dann aber eine „Slayer-mäßige“ B.C. Rich Warlock in Pearl White von meinen kompletten Ersparnissen gekauft. Die LTD MK-600 BLKS triggert da jetzt aber schon gewaltig meinen Kaufbutton. Sieht geil aus und klingt echt super. Vielen Dank für den guten Test.

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