Fast Track Ultra
M-Audio springt anno 2008 nun auch erstmals auf den USB 2.0 Zug auf und stellt mit dem Fast Track Ultra ein flexibles Audio Interface vor. Dass es wie auch die Mitbewerber anderer Hersteller neuerdings sogar über ein eingebautes Effektgerät verfügt, scheint in Zukunft bei Audio Interfaces zum guten Ton zu gehören. Der Sinn und Zweck ist hier bei M-Audio aber nicht etwa die pure Güte der Qualität oder der Zwang zur Auslagerung von DSP-Ressourcen, sondern die latenzfreie Erstellung eines Monitormixes. Aus praxisgerechten Gesichtspunkten fällt aber gleich wieder auf, dass hier noch optimiert werden sollte, denn zu einem professionellen Monitormix gehört etwas mehr als nur ein einfacher Hall, nämlich auch Kompressor und Equalizer. Ich möchte allerdings nicht zu viel vorwegnehmen, denn am interessantesten ist doch, wie sich M-Audio bei der USB 2.0 Performance schlägt, denn hier driften die Hersteller weit auseinander.
Features
Das Fast Track Pro bietet als M-Audios erstes USB 2.0 Gerät je acht Ein- und Ausgänge bis maximal 96 kHz an, womit die theoretische Datenrate von 480 MBit allerdings noch nicht ausgeschöpft ist. Theoretisch werden dafür nur rund 36,8 MBit zzgl. Overhead benötigt.
Die ersten beiden Eingänge sind mit XLR/Klinke-Kombibuchsen bestückt, die leider wie so oft ohne Verriegelung auskommen müssen. Sie beinhalten je einen Instrumenten PreAmp und einen Mikrofon-Preamp des M-Audio Ocatane samt unsymmetrischem Insertweg. Für die Eingänge 3-4 stehen nur Mikrofonpreamps zur Verfügung. Allen vier PreAmps können 48V leider nur gemeinsam zugeschaltet werden. Zudem können die Mikrofoneingänge 1-4 auch von den Klinkenbuchsen auf der Rückseite beschickt werden, wenn man Line-Signale anschließen möchte. Die Klinkenbuchsen sind übrigens alle symmetrisch beschaltet.Die Eingänge 5-6 stehen als Klinkenbuchsen für Linepegel parat, während die I/Os 7-8 als coaxiale S/PDIF Cinch Buchsen ausgeführt sind. Ausgangsseitig gibt es sechs Line-Klinken, von denen die ersten beiden mit dem Main-Poti auf der Front gepegelt werden können, um z.B. Aktivboxen anzuschließen. Löblich ist das Vorhandensein zweier Kopfhörerausgänge, die auch noch getrennt über zwei Potis im Pegel beeinflussbar sind. Sie repräsentieren dabei die Signale der Ausgänge 1-2 und 3-4.
Die durch Platzmangel ungewöhnliche Anordnung der Potis auf der Front ist übrigens gewöhnungsbedürftig, wenn nicht sogar irreführend, da man sich schnell mal vergreift. Hier hätte eine farbliche Absetzung die Zuordnung zumindest erleichtert.
Die Anordnung des Send-Weges unterhalb des Lautstärkefaders halte ich auch für unkonform, da sich bei jedem anderen Mischpult die Aux-Wege über den Pan-Potis befinden.
DSP Mischer
Für jeden der vier Ausgangspaare kann man im Control Panel einen eigenen Monitormix aus den Eingängen und acht DAW-Returns erstellen (siehe Abbildung), dabei ist der interne DSP-Effekt jedoch nur für die Ausgänge 1-2 und 3-4 nutzbar.
Der Effekt beherrscht mehrere Algorithmen, wie z.B. Room, Hall, Delay und Echo. Klangbeispiele finden Sie unter dem Testbericht.
Bei einem Monitormix sollte man mit dem Musiker besprechen, wie er sich unter dem Kopfhörer am wohlsten fühlt. Dabei sind verschiedene Dinge zu beachten. Erstens darf der Monitormix aus dem Kopfhörer nicht in das Mikrofon übersprechen, zweitens muss sich aber der Musiker auch aus dem Kopfhörer ausreichend wahrnehmen können. Gegen Übersprechen helfen – wie immer – geschlossene Hörmuscheln und die Absenkung der oberen Mitten und Höhen, wenn es der Musiker generell lauter mag. Zusätzlich kann man das aufzunehmende Signal noch komprimieren, um ihm mehr Durchsetzungskraft im Playback zur besseren Wahrnehmung seitens des Musikers zu geben. Und hier kommen nun die Defizite zutage, wenn man nur einen Hall hat. Selbstverständlich ist Hall auf Gesang oder akustischer Gitarre auch im Monitormix unverzichtbar, denn der Musiker kann sich am besten in das Stück hineinversetzen, wenn man ihm die finale musikalische Intension am nächsten bringt. Unterm Strich also: Hall/Delay ist schön und gut, reicht aber nicht aus, um alle Register zu ziehen, sondern ist eher als ein Feature Add-On zu sehen, mit dem der Hersteller werben kann. Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren die DSP-Power der Audiointerfaces extrem ansteigen wird und der Brückenschlag zum Mischpult/Controller auch in unteren Preisklassen immer weiter voranschreitet (siehe Presonus StudioLive, Yamana n12, TC Konnekt 48).
Besonders flexibel ist, dass man das Fast Track Ultra auch ohne externes Netzteil einsetzen kann, wenn der USB-Port, an dem es betrieben wird, die Norm mit 5V und 0,5A erfüllt, was die meisten USB-Ports tun. Dabei wird allerdings ein großer Teil der Funktionen ausgeschaltet um Energie einzusparen. Es bleiben in diesem Modus noch die Kanäle 1-2 (Eingang und Ausgang) sowie der S/PDIF IO übrig. Genug für portable Aufnahmen. Weiterhin kann der Fast Track Ultra auch an alten USB 1.1 Ports betrieben werden, dann allerdings nur noch mit bis zu 48 kHz und zwei Ein- und Ausgängen. Der Kompatibilität halber haben diese beiden Features ein dickes Plus verdient!
Praxis
Die Installation erfolgt ohne Probleme wie am Schnürchen und schließt mit der Verfügbarkeit des Control Panels ab, welches sich wie gewohnt in der Taskleiste einnistet. Ein Blick darauf zeigt das bekannte M-Audio Layout: Für die vier Ausgangspaare steht je eine Monitormix Seite parat, während man im Settings-Menü die Samplerate und die ASIO-Latenz bestimmt. Zusätzlich stellt man hier auch den Effekt ein.
An Latenzeinstellungen sind 128 und 256 Samples verfügbar, das war es. In einem alternativen High-Performance-Mode können auch 64 Samples benutzt werden, wenn der Host-Rechner dies schafft. Unser Testsystem, ein Centrino mit 1,73 GHz ließ sich mit 128 Samples im normalen Modus stabil und ohne Aussetzer betreiben. Beim High-Performance Modus traten dann aber durchweg Instabilitäten auf. Die gemessene minimale Latenz liegt mit 128 Samples und 44,1 kHz bei 9,93 ms über dem Ein- und Ausgang, mit 256 Samples bei 16,05 ms. Erfreulich ist, dass WDM und ASIO parallel betrieben werden können. Die Performance des Treibers ist bei Zweikanalanwendung (also ohne Netzteil) sehr gut und bringt das Cubase ASIO-Meter nur ganz wenig zum Zucken. Bei Nutzung aller 16 Kanäle (acht Eingänge + acht Ausgänge) geht die Last auf unserem Testsystem um 2-3 ASIO-Balken nach oben, also auch ein sehr guter Wert. Im Vergleich zu den Mitbewerbern ESI und Tascam sind die Treiber also sehr gut und performant, mit EMU hinkt der Vergleich, da EMU nur Audiointerfaces mit je zwei Ein- und Ausgängen anbietet und damit sowieso nicht viel Systemressourcen benötigt.
Der eingebaute Effekt ist eher eine nette Beigabe als dass es sich um ein ernst gemeintes Effektgerät handelt. Wenn man es positiv beschreiben möchte, hat er einen gewissen Vintage-Flair, realistisch gesehen ist der Hall aber unterste Schublade, da klingt selbst noch ein alter Roland D-50 Hall besser. Anspruchsvollen Musikern dürfte dieser selbst zum Monitoring zu schlecht sein. Der Fantasietitel "MX Core DSP Technology" regt dann nochmals zum Schmunzeln an.
Die generelle Audioqualität ist im soliden Homerecordingbereich anzusiedeln. Für professionelle Anwendungen würden wir eher zu RME, Mackie ect. greifen, die aber selbstverständlich eine ganze Stufe höher im Preis liegen. Auch den jüngst getesteten EMU USB 2.0 Interfaces können wir klanglich mehr abgewinnen. Die PreAmps sind von sehr brauchbarer, ordentlicher und somit mittlerweile durchschnittlicher Qualität.
Mitbewerber
Direkte Mitbewerber sind nicht auszumachen, wenn man die Features betrachtet. Das Fast Track Ultra schwebt mit eingebautem Effektgerät unterhalb der mit acht Ein- und Ausgängen ausgestatteten Interfaces. Lediglich das NI Audio 8 DJ liegt auf gleichem Preisniveau ist aber ein anderes Konzept. Mit Firewire, aber ohne Effektgerät sind in diesem Preisbereich z.B. das Alesis Multimix12 oder gerade noch so das Presonus Firepod anzutreffen. Preislich darüber und mit richtigen Effekten finden wir das TC Konnekt Live.
Fazit
Mit dem Fast Track Ultra stellt M-Audio ein sowohl preislich als auch qualitativ interessantes Audio-Interface vor, welches vor allem durch die Ausstattung glänzen kann und sich zum Zeitpunkt des Tests als Nischenprodukt hervortut. M-Audios Strategie mit einem Preis/Leistungs-Schlager ein spätes USB 2.0 Debut zu feiern, scheint aufzugehen, wenn man sich von der Effektqualität frei machen kann.
PLUS
++ Preis/Leistung
++ eingebauter DSP-Effekt
++ S/PDIF
+ MIDI
+ vier PreAmps
+ getrennte Pegelsteller für Main, HP 1+2
+ auch "Bus-Powered" und an USB 1.1 einsetzbar
MINUS
— Effektqualität
– DSP Mischer nicht per MIDI steuerbar
PREIS
UVP: 399 Euro
Straßenpreis: ~360 Euro
HERSTELLER
www.m-audio.de
Die Fast-Track-Interfaces sind nicht schlecht. In Sachen Support bin ich allerdings unzufrieden. M-Audio brauch jetzt schon mehrere Wochen um Treiber für SP3 XP bereitzustellen.
Hallo Hagen,
habt ihr schon Erfahrung mit den neuen Fast Track Interfaces (c600)? Ich hatt bis jetzt das Apogee One, benötige aber ein größeres Interface mit mind. genauso gutem Klang. welches würdest Du mir empfehlen (schwanke zwischen Motu Ultralite Mk3, M-Audio C600, oder ähnliches).
Vielen Dank für Eure Hilfe und die nette Seite!
LG
Fabian