Schreibtisch-Monitore für die "New Creators"
In letzter Zeit war bei M-Audio in Bezug auf Studiomonitore eher wenig los. Vor drei Jahren rüstete man mal die BX3 und BX4 aus dem Jahr 2020 mit Bluetooth nach, das war es aber auch schon. Und abgesehen von der BX-Referenzmonitor-Serie hatte M-Audio auch keine weiteren Monitore im Line-up, wenn man mal den kleinen AV32-Desktop-Lautsprecher außen vorlässt. Im Herbst letzten Jahres aber unternahm der Hersteller aus dem US-amerikanischen Irwindale (Kalifornien) einen neuen Anlauf und brachte mit den Forty Sixty und Forty Eighty zwei Modelle außerhalb der BX-Serie an den Start. Und während mein hochgeschätzter Kollege Axel Ritt die größere Version, die Forty Eighty, bereits schon Anfang des Jahres getestet hatte, nehme ich mir hier jetzt mal die etwas kleineren M-Audio Forty Sixty vor.
Inhaltsverzeichnis
- Intermezzo: Warum der Name Forty Sixty?
- Die technischen Daten der M-Audio Forty Sixty
- Der Lieferumfang der M-Audio Forty Sixty
- Design und Verarbeitung der M-Audio Forty Sixty
- Eingänge und Bedienelemente der Lautsprecher
- Welche Zielgruppe hat M-Audio im Auge?
- Bluetooth-Verbindung
- Die M-Audio Forty Series Control App
- Wie klingen die M-Audio Forty Sixty Lautsprecher?
- Die Konkurrenz
Intermezzo: Warum der Name Forty Sixty?
Die Ursache für den Namen findet sich in den technischen Spezifikationen: Von den 100 Watt Leistung gehen 60 an den Tieftöner und 40 an den Hochtöner. Sixty Forty hat also nichts mit den Roaring Sixties zu tun. Aha, denkt sich der hoffentlich geneigte Leser, dann haben die M-Audio Forty Eighty also 80 Watt für den Tieftöner? Richtig. Allerdings aber auch 70 Watt für den Hochtöner. Weshalb das größere Modell dann eigentlich Seventy Eighty heißen müsste. Vielleicht hat man da aus Gründen der Serien-Übersichtlichkeit darauf verzichtet. Aber warum habe ich während des Tests eigentlich die ganze Zeit „When I’m Sixty Four“ von den Beatles gesungen? Danke für den Ohrwurm, M-Audio.
Die technischen Daten der M-Audio Forty Sixty
Der M-Audio Forty Sixty ist ein aktiver 2-Wege Nahfeldmonitor mit einem 6,5 Zoll großen Tieftöner mit Kevlar-Membran (Forty Eighty: 8 Zoll) und einem 1-Zoll Hochtöner/Soft Dome Tweeter mit Waveguide (Forty Eighty: 1,25 Zoll). Von den 100 Watt Leistung gehen 60 Watt an den Tieftöner und 40 an den Hochtöner (Bi-Amplified Class-AB). Für den guten Klang sollen unter anderem der Burr-Brown A/D-Wandler und eine interne Frequenzweiche und EQ mit DSP sorgen. Der maximale Grenzschalldruck (SPL) liegt mit 113 dB ein klein wenig unter dem Wert des größeren Modells (116 dB). Beim Frequenzgang geht es mit 39 Hz – 22 kHz nicht ganz so tief in den Keller wie beim Forty Eighty (32 Hz – 22 kHz), während die Abdeckungswinkel (Coverage Pattern) mit 120°/90° wiederum identisch sind. Der Forty Sixty lässt sich auch drahtlos über Bluetooth ansteuern. Dafür setzten die M-Audio-Monitore auf die fast aktuelle BT-Version 5.3 von 2021 (Version 5.4 von 2023 brachte eh nur wenig relevante Neuerungen). Das soll für eine Reichweite von bis zu 30 m sorgen.
Der Lieferumfang der M-Audio Forty Sixty
Die M-Audio Forty Sixty kommen gut gesichert, erfreulicherweise ohne Styropor, in einer ausgiebig bebilderten schwarz-weiß-roten Verpackung an. Mit dabei sind ein Kaltgerätekabel, die üblichen Sicherheitshinweise, die mich ermahnen, keine brennenden Kerzen auf den Monitor zu stellen, ein mehrsprachiges Quickstart-Zettelchen und eine hauchdünne selbstklebende Kunststoffmatte, die M-Audio etwas überschwänglich als „Isolationspad“ bezeichnet. Damit lassen sich zwar sicherlich Kratzer auf der Tischplatte bzw. am Boden der Forty Sixty vermeiden, aber zur Vermeidung der Übertragung von tieffrequenten Schallwellen auf die Stellfläche sind 1 mm etwas arg dürftig. Wie man das besser macht, könnt ihr in unserem Artikel über Akustik-Entkoppler für Studiomonitore nachlesen. Ein recht ausführliches (englischsprachiges) Handbuch findet sich im Download-Bereich von M-Audio.
Design und Verarbeitung der M-Audio Forty Sixty
Das Gehäuse der Forty Sixty besteht aus der üblichen MDF-Platte (Mitteldichte Holzfaser Platte), die mit Vinyl beschichtet ist. Die mattschwarze Front macht mit ihrem Waveguide, dem eingelassenen Tieftöner und den abgerundeten Kanten einen ansprechenden Eindruck. Das große goldene M-Audio-Logo ist auf dem glänzend schwarzen Sockel aufgesetzt und korrespondiert farblich mit der Kevlar-Membran des Tieftöners. Mit einer Größe von 335 x 216 x 218 mm sind die Forty Sixty um einiges kleiner als die Forty Eighty mit ihren 381 x 254 x 292 mm. Was sich dann auch im Gewicht niederschlägt – 7,2 kg gegenüber 10 kg. Die Verarbeitung ist sauber, lediglich die Kanten der Frontplatte sind nicht ganz gleichmäßig. Was man aber nur merkt, wenn man an den Seiten mit den Fingern darüberfährt. Rein optisch fällt das nicht auf. Der Bassport mit einem Durchmesser von ca. 5,5 cm ist rückseitig untergebracht. Der soll die Wiedergabe von Frequenzen unterhalb von 60 Hz unterstützen und auch der Kühlung dienen.
Eingänge und Bedienelemente der Lautsprecher
Auf der Frontseite, im eben erwähnten glänzenden Sockel des Monitors, sind links und rechts zwei goldumrandete Taster dezent im Gehäuse versenkt eingelassen. Auf der einen Seite einer, um Bluetooth zu aktivieren, mit dem anderen wird der „Speaker Mode“ ausgewählt. Im Angebot sind da:
- Flat: relativ flacher Frequenzgang für eine transparente Audiomischung
- Hype: maximierte Basswiedergabe mit gleichzeitiger Hochfrequenzabsenkung
- Custom: Ebenfalls flach, aber veränderbar über die M-Audio Studio Control App
Wie sich das klanglich auswirkt und was die App sonst noch alles leistet, das teste ich gleich anschließend im Praxisteil.
Dass sich Power-Switch und Volume-Regler auf der Rückseite befinden, ist zwar weit verbreitet und fast schon üblich, ein großer Freund davon bin ich aber trotzdem nicht. Denn das Studio-Ideal mit einem Regietisch mitten im Raum, wo die die Monitore bequem rückseitig erreichbar sind, ist in der (häuslichen) Praxis meist die Ausnahme. Oftmals sind die Monitore da eher schwer zugänglich. Aber gut, da sind die Forty Sixty wie gesagt keine Ausnahme. Immerhin ist die Mittelstellung bei 0 dB gerastert, so dass man sich da auch im Blindflug einigermaßen zurechtfindet. Einen Standby-Modus dagegen haben die Forty Sixty nicht. Wer da nur schwer an den Power-Button kommt, behilft sich mit einer schaltbaren Steckdosenleiste. Nicht schön, funktioniert aber.
An Eingängen stellen die Forty Sixty je eine XLR- und eine TRS/Klinkenbuchse zur Verfügung. Hinter einer mit Schrauben gesicherten Plexiglasscheibe befindet sich der Spannungsumschalter (120 V für USA, 240 V für Europa), unterhalb des Stromanschlusses der kleine Sicherungskasten.
Welche Zielgruppe hat M-Audio im Auge?
M-Audio gibt sich hinsichtlich der angepeilten Zielgruppe wohl bewusst etwas nebulös und greift beim Marketingsprech in die Vollen. „Designed for every beat maker, producer, DJ, mix engineer and content creator out there” verkündet man auf der Produktseite der Forty Sixty. Für jeden? Nein, nicht ganz: “… a perfect choice for the new generation of creators.” Was ja nun gleich mehrere Fragen aufwirft: Wann genau hat diese „neue Generation“ die alte abgelöst? Was macht die „neue Generation“ der Creators denn anders als die alte? Hören die anders? Wobei dann gleich im nächsten Absatz die „Today’s Music Makers“ anvisiert werden, gleichgültig ob im Home-Studio oder in einem „Professional Environment“. So hat man dann am Ende so ziemlich alles abgedeckt. Da bin ich mal gespannt, ob der Sound diese Bandbreite ebenfalls abdecken kann.
Bluetooth-Verbindung
Die M-Audio Forty Sixty können per Bluetooth 5.3 sowohl mit ihrer BT-bestückten Umwelt als auch untereinander verlinken. Was a) ganz einfach funktioniert und b) schon ziemlich praktisch ist. Denn während bei Monitorpaaren nach dem Master/Slave-Prinzip eine Bluetooth-Stereo-Verbindung kein Problem ist, stellt sich bei zwei unabhängigen Monitoren die Frage, ob und wie ich denn nun beide Speaker gleichzeitig an mein Smartphone bekomme. Zumindest hatte ich mir anfangs diese Frage gestellt.
Die Antwort: Erst kopple ich einen Forty Sixty mit (beispielsweise) meinem Smartphone. Ein längerer Druck auf den BT-Button an der Box bringt diese in den Kopplungsmodus, wovon dann eine blinkende (und anschließend durchgehend leuchtende LED kündet. Ist das geschehen, drücke ich auf beiden Monitoren zwei Mal auf den BT-Button. Worauf eine andere LED erst blinkt, die beiden Monitore sich suchen und finden und die zweite LED dann permanent strahlen lassen. Der per Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelte Speaker ist standardmäßig dann der Stereo-Left, der andere der Stereo-Right. Diese Zuordnung lässt sich durch einen weiteren Druck auf den BT-Button umdrehen, ohne dass ich die beiden Sixty Forty neu aufstellen muss. Sehr praktisch. Die Einstellungen werden übrigens gespeichert und beim erneuten Einschalten wieder übernommen – das muss man also nicht jedes Mal neu starten. Sind die beiden Monitore gekoppelt, zieht der zweite beim Umschalten des Speaker-Modes automatisch mit.
Die M-Audio Forty Series Control App
Die M-Audio Forty Series Control App gibt es kostenlos für Android und iOS. Die ist, wie der Name schon vermuten lässt, speziell für die beiden Forty-Modelle gedacht. Nach einem kurzen Scan findet sie die Monitore automatisch. Die App beinhaltet einen 5-Band-Equalizer mit Filter, bei dem ich bei jedem Frequenzband die Parameter für Frequenzbereich, Gain und Q-Faktor (der beeinflusst die Bandbreite der Anhebung oder Absenkung und ist definiert als die Mittenfrequenz geteilt durch die Bandbreite in Hertz) mit Drehreglern einstellen kann. Neun ganz unterschiedliche Presets werden mitgeliefert, die sich bearbeiten lassen, selber von Grund auf ein neues Preset zu erstellen, scheint jedoch nicht möglich zu sein. Eine Anleitung würde da weiterhelfen, doch die fehlt. Die App lässt sich zwar „nur“ einsetzen, wenn der Speakermode auf „Custom“ eingestellt ist, doch beinhalten die Presets wiederum auch die beiden anderen Speakermodi „Hype“ und „Flat“. Leider kann man mit der App aber nur den Klang und nicht die Lautstärke insgesamt steuern, da bleibt es dann beim (umständlichen) Griff hinter die Monitore.
Wie klingen die M-Audio Forty Sixty Lautsprecher?
Die Einstellung „Flat“ klingt gar nicht mal so flach, wie der Name vermuten lässt. Zwar hält sich der Bassbereich da noch zurück und greift nicht übermäßig hörbar ins Spielgeschehen ein und die Höhen sind da zwar ebenfalls etwas dezenter, schaffen es aber trotzdem, Akzente bei den Details zu setzen. Die Mitte geht bei all dem nicht unter, sondern kann sich gut behaupten, klingt aber hier und da noch ein wenig indifferent. Was alles in allem aber für ein recht schönes Stereobild sorgt, bei dem sich einzelne Stimmen gut verorten lassen. All das ist aber ziemlich eng an die richtige Hörposition gekoppelt, wie so oft bei Nahfeld-Monitoren. Aus etwas größerer Entfernung oder bei einer Hörposition einen Meter oberhalb oder unterhalb der Boxen rutscht das Klangbild ein wenig ins Mittige ab. Da sollte man (wie immer eigentlich) für die Aufstellung am richtigen Platz sorgen. Auch dürfen die Forty Sixty wegen des rückseitigen Bassports nicht zu nah an einer Wand stehen.
Im Hype-Modus werden (laut App) die Bässe um etwa 5 dB, die Höhen um 3 dB angehoben, während die Mitte unverändert bleibt. Der Höreindruck ändert sich nach dem Umschalten zwar nicht schlagartig, die Unterschiede sind aber deutlich hörbar. So klingen die Bässe um einiges druckvoller, die Höhen noch etwas klarer. Was dann auch den im Flat-Modus hier und da vorhandenen weichen Belag aus der Mitte zieht, die nun ebenfalls präsenter ist. Den klanglichen Monitor-Härtetest mit Vangelis‘ Opening aus Blade Runner, mit dumpf grollenden Bässen und hoch zirpenden Bells, bestehen die M-Audio Forty Sixty jedenfalls befriedigend und auch die „Music for 18 Musicians“ von Steve Reich gehen nicht im Marimba-Gewitter unter.
Im direkten Vergleich mit meinen JBL 308P MKII – die ich beim Test für einen A/B-Vergleich per Umschalttaste am ALT-Out desselben Mackie-Mixers hatte – klingen die M-Audio Forty Sixty nicht ganz so feinporig und detailliert, insgesamt etwas weicher und zuweilen auch undurchsichtiger. Was mir besonders beim „Opening“ aus den Glassworks von Philip Glass aufgefallen, einem sehr dichten, engmaschigen Klavier-Solowerk. Da hatten die Forty Sixty dann doch leichte Probleme, die Eigenheit der einzelnen Stimmen und das Gegeneinander von Triolen rechts und Achtelnoten links sauber abzubilden. Wobei die JBLs aber nun auch größer und fast doppelt so teuer sind, insofern ist das schon ok.
Die Konkurrenz
Bei einem Stückpreis von aktuell 146,- Euro spielen die M-Audio Forty Sixty in derselben Liga wie die ADAM Audio T5V (159,- Euro, 70 Watt, Testnote „sehr gut“), KRK Rokit RP5 G5 (158,- Euro, 55 Watt, Testnote „gut“), den JBL 305P MKII (145,- Euro, 82 Watt) oder den älteren Presonus Eris Studio 5 (136,- Euro, 80 Watt, Testnote „sehr gut“). Allesamt mit einem kleineren Tieftöner (5 Zoll) und etwas weniger Leistung. Im Bereich „6,5 Zoll Tieftöner“ fallen mir ad hoc nur die ebenfalls recht alten Monkey Banana Turbo 6 (349,- Euro, 90 Watt, Testnote „gut“) und die Neumann KH 150 (1.369,- Euro, 145/100 Watt)
Die selbstklebende Matte ist bei den BX-Modellen auch dabei. Ich glaube allerdings das meine etwas stärker als 1mm war. Könnte dennoch hinkommen. Aber wie schon erwähnt: Zum sanften Stand gut, für mehr vermutlich eher nicht. Ansonsten ist meine Erfahrung mit M-Audio Monitoren so „ohlala“. Sie erfüllen Ihren Zweck. Aber wer sauber abmischen möchte, muß eher tiefer in die Börse greifen. Fehlende Transparenz, Tiefenstaffelung. Ebenso hält sich der „Bumms“ in Grenzen. Wer das liest kann sich zum Vergleich mal die iLoud anschauen. Die kleinen Teile haben echt verhältnismäßig dampf.
@Filterpad ja, heute anscheinend Standard.
meine Presonus eris 3.5 bt und auch die Teufel Regalboxen hatten sowas im Lieferumfang. noch gar nicht aufgeklebt. gute Idee 👍😎
@Numitron Schaden tut’s auf keinen Fall, ganz im Gegenteil. Schont Regal bzw. Ständer und absorbiert Erschütterungen. Gibt aber auch so Absorbermatten beim Thomann. Kostet nicht viel und sind noch wirkungsvoller. Musst nur schauen ob die von der Größe einigermaßen passen. Ich persönlich habe simple Korkmatten (Preskork) in Verwendung. Wird auch beim Eisenbahnmodellbau unter die Schienen gelegt um Geräusche und Erschütterungen zu minimieren. Dazu noch Filzfüße darunter und fertig. Kostet auch nicht die Welt und erfüllt zumindest dezent seinen Zweck. Also oft kann man sich mit einfachen Mitteln selber aushelfen. Bei mir sind alle Dinge im Homestudio worauf irgendetwas Hardware ist vom Baumarkt. Selbst der PC-Tisch und die Ablage für’s Midikeyboard. Auch mein Moog steht auf einem Holzbrett, dieser wiederum auf einem Keyboardständer. Schwarz lackiert weil der Synthesizer auch schwarz ist. Kostete fast nichts und steht extrem stabil! Optisch so olala aber es funzt.
@Filterpad heißer Tipp auch diese antiviibrationsmatten für Waschmaschinen! hab die auch für die Bassdrum meines e drum Sets gekauft.
@Numitron Oder die Vibrationsdämpfer für Waschmaschinen von Rossmann. Vier Pucks für 4,99 €. Die hatte ich hier ja auch in meinem Artikel „Audio-Akustik-Entkoppler für Studiomonitore“ getestet – hatten nicht schlecht abgeschnitten im Vergleich zu den Profi-Lösungen.
@m.steinwachs Ahja danke!
in Österreich kein Rossmann aber vielleicht online erhältlich.
@Numitron Die gibt es auch bei Amazon, Stichwort „Schwingungsdämpfer“ bzw. „Vibrationsdämpfer“ für Waschmaschinen. Kosten da auch nicht viel mehr.