Altbewährtes neu erfunden?
Controllerkeyboards gibt es viele, aber es gibt nur eine Keystation. Nicht, dass die Keystation jetzt der ultimative Controller wäre, aber blickt man ein wenig zurück, ist es schon erstaunlich, wie lange sich die Keystation bereits am Markt hält. Der zum InMusic Konzern gehörende Hersteller M-Audio hat sich der Keystation nun ein weiteres Mal gewidmet und die dritte Generation ins Leben gerufen. M-Audio Keystation 61 MK3 und 49 MK3 sind seit Kurzem erhältlich und wir haben einen Blick auf eines der leichtesten und kompaktesten Controllerkeyboards geworfen.
Ausgepackt und angeschaut – M-Audio Keystation 61 MK3
Während wir in den letzten Monaten vor allem die Controllerkeyboards vorgestellt haben, die eine große Anzahl an Funktionen und Extras wie Drumpads, Arpeggiator, Step-Sequencer, Fader etc. besitzen, hier seien beispielsweise die Keyboards Novation 49SL MK3, Komplete S-Kontrol, Arturia Keylab MK2 genannt, geht die M-Audio Keystation einen gänzlich anderen Weg und reduziert das Thema Controllerkeyboard auf das Wesentliche. Wobei „das Wesentliche“ auch schon fast zu viel verspricht. Dies ist ausdrücklich nicht als Kritik zu verstehen, denn scrollt man sich durch die (Facebook) Bilder von Amateur-, Semiprofi- und Profi-Tonstudios fällt auf, dass erstaunlich viele Nutzer eine Keystation als Controllerkeyboard nutzen. Entspricht der Funktionsumfang der Keystation also dem gängigen Anforderungsprofil, zumindest für einen großen Teil der Nutzer gesprochen?
Die M-Audio Keystation der dritten Generation gibt es in drei Varianten: 49 und 61 Tasten sowie eine 32-tastige Mini-Version. M-Audio hat zwar auch die Keystation 88 im Programm, diese basiert allerdings noch auf der Vorgängerversion MK2. Es ist anzunehmen, dass M-Audio diese zeitnah ebenfalls überholen wird, genaues wollte man uns aber noch nicht verraten.
Die Ausstattung der Keystation ist schnell abgehandelt: Pitchbend- und Modulationsrad sind vorhanden, ebenso wie zwei Oktavierungstasten, eine mit „Advanced“ betitelte Taste. Ein Lautstärke-Fader gehört ebenso zur Ausstattung wie eine dreiteilige Transportsektion mit Play, Stop und Record. Zu guter Letzt bietet die Keystation noch vier Cursor- samt einem mittig platziertem fünften Button.
Die mit diversen Funktionen beschrifteten Tasten der „Klaviatur“ weisen bereits darauf hin, dass eine Vielzahl der Funktionen durch Kombinationstasten gelöst ist, dazu später mehr.
Die Maße der Keystation sind äußerst kompakt, die 61 Tasten Version bringt es auf eine Länge von 99,5 cm, Breite und Höhe belaufen sich auf 18,9 cm und 6,6 cm. Das Gewicht liegt bei 4,1 kg, die 49er Version wiegt 2,1 kg, die Mini-Version mit 32 Tasten gerade einmal 450 Gramm.
Während die Versionen mit 49 und 61 Tasten bis auf die MIDI-DIN Buchse technisch identisch sind, hat M-Audio die 32er Version deutlich abgespeckt, aufgrund der Größe wäre es auch gar nicht anders möglich gewesen. Anstatt eines Lautstärke-Faders verfügt die Mini-Version über einen Drehknopf zur Anpassung der Lautstärke. Ein Sustain-Pedal lässt sich nicht anschließen, dafür bietet die Keystation Mini MK3 einen Sustain-Button. Auch Pitchbend und Modulation werden über Buttons gelöst.
Tastatur und Anschlüsse der M-Audio Keystation 61 MK3
Eins vorweg: Ich war bisher kein Freund der Keystation, irgendwie kam ich mit der Tastatur der Controllerkeyboards nicht zurecht, es wollte sich kein angenehmes Spielgefühl einstellen. Offensichtlich hat M-Audio aber etwas an der Tastatur geändert, denn die aktuelle Version spielt sich für mich deutlich besser und angenehmer. Geblieben sind die relativ lauten Tastaturgeräusche, die bei vollem Anschlag „erklingen“. Dass das bei einem solch kompakten und leichtgewichtigen Keyboard jedoch zum großen Teil konstruktionsbedingt ist, liegt in der Natur der Sache, ändert aber nichts daran, dass die Geräusche unangenehm zu Tage treten. Dafür ist das Spielgefühl gut. Die Tasten sind leichtgewichtet, bieten entsprechend nur einen leichten Widerstand beim Herunterdrücken, dennoch lässt sich damit dynamisch und akzentuiert spielen.
Die Rückseite offenbart die Anschlüsse der Keystation. Hierzu gehören ein USB-Port zur Verbindung mit dem Computer, ein Pedalanschluss, MIDI-Ausgang (gibt es nicht bei der 49er Variante), Kensington Lock und Netzteilanschluss. Dieses wird allerdings nur benötigt, wenn man die Keystation ohne Computer betreibt, ansonsten reicht die USB-Power für den Betrieb aus. Ohnehin gehört ein Netzteil nicht zum Lieferumfang, dies müsste separat erworben werden. Dass M-Audio auch bei der dritten Generation der Keystation 61 einen fünfpoligen MIDI-Anschluss verbaut, kann man hinsichtlich vieler anderer Hersteller nur lobend erwähnen. Auch wenn die Verbindung mit dem Computer zu 99 % per USB hergestellt wird, erlaubt es der MIDI-Ausgang doch, andere MIDI-Geräte über die Keystation anzusteuern. Schade dagegen dass dieser bei der 49er Version eingespart wurde. Auch die Tatsache, dass das Controllerkeyboard einen Power-On/Off besitzt ist ein gern gesehener Punkt.
Neben dem Keyboard selbst befindet sich in der Verpackung der Keystation ein USB-Kabel, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung sowie zwei Download-Karten. Eine für Ableton Live 9 Lite, die Zweite für ein bei M-Audio Produkten übliches Software-Paket. Dieses umfasst Pro Tools First, das Software Piano AIR Music Technlogy Mini Grand, das Software E-Piano Velvet sowie die multitimbrale all-in-one Software-Workstation Xpand!2. Ebenso gehören 2 GB Samples/Loops vom Hersteller Touch Loops zum kostenlosen Software-Paket dazu.
Praxiseinsatz des M-Audio Keystation Mk3
Keystation per USB anschließen, anschalten, OSX erkennt das Controllerkeyboard – los geht es. Sowohl auf dem Mac als auch unter Windows wird das Keyboard laut Hersteller sofort erkannt, es ist keine zusätzliche Treiberinstallation notwendig. Über das Camera-Connection-Kit ist die Keystation auch unter iOS einsetzbar.
Möchte man mit der Keystation einfach nur Noten in die DAW einspielen, könnten wir das Kapitel „Praxiseinsatz“ hiermit bereits beenden, doch das Controllerkeyboard kann noch mehr. Einen Software-Editor für die Programmierung gibt es leider nicht, so dass alle Einstellungen direkt am Keyboard vorgenommen werden müssen. Da sich die Funktionsvielfalt aber in Grenzen hält, ist das alles überschaubar und machbar.
Alle Einstellungen nimmt man im Edit-Modus vor, in den man durch Drücken der „Advanced“-Taste gelangt. Danach sucht man sich die gewünschte Funktion/Einstellung auf der Tastatur heraus und drückt diese. Das Wechseln des MIDI-Kanals auf Kanal 10 erfordert somit beispielsweise das Drücken der Advanced-Taste, gefolgt vom kleinen f. Möchte man den Kanal daraufhin stufenweise erhöhen, reicht auch das Drücken der Oktavierungstasten (+/-) aus, dann schaltet die Keystation die Kanäle Stück für Stück durch.
Etwas komplizierter wird es, wenn man Control-Change-Daten senden möchte. Auch hier steht zunächst das Drücken der Advanced-Taste an, danach muss die schwarze Tasten mit der Beschriftung CC folgen, um daraufhin die Tasten G4-H5 (die mit Zahlen beschriftet sind) zu drücken, um den Wert numerisch einzugeben. Auch in Zeiten von hochauflösenden Touchscreens wünscht man sich an dieser Stelle einfach nur ein 3-Zeichen-Display, das würde die Einstellungsarbeit deutlich komfortabler gestalten. Ein ähnliches Vorgehen steht auch beim Einstellen von MIDI-Program- und Bank-Befehlen an.
Hinsichtlich der MIDI-Steuerung lassen sich an der Keystation Mk3 der Lautstärkeregler, das Modulationsrad und die Oktavierungstasten mit MIDI-CC-Befehlen belegen, wobei die Oktavierungstasten nur auf sieben vorgefertigte MIDI-Kommandos zurückgreifen können, die anderen lassen sich frei mit einer beliebigen Control-Change-Nummer belegen.
Die Cursor- und Transporttasten sind zwar nicht frei mit MIDI-CCs zu belegen, lassen sich aber zwischen den Protokollen MIDI, Mackie Control und HUI umschalten.
Ohne DIN-Midi… Wie kann man nur?
@Atarikid halb richtig… ;) die 61er version hat nen midi-ausgang (wie im test beschrieben). die 49er nicht (nicht so im test geschrieben).
@dflt Ist nun besser im Test beschrieben, danke
@Atarikid Leider, ich brauche keine fetten keyboards mit Pads und potis.
Ich steuere synths damit, die haben eh die Regler auf dem Gerät.
Habe deshalb schon 2 gebrauchte midikeyboards gekauft.
@Atarikid Genau das dachte auch ich eben ;)
Aber egal , wollte eh 5 Oktaven und beim 61 ist midi din ja dabei.
Ich musste mich wundern wie viele midi keyboards heute nur noch usb haben !
Kein Aftertouch
@Tai Leider wird das auch immer seltener
Bei den derzeit angebotenen Masterkeyboards kann man nicht einmal mehr die Nadel im Heuhaufen suchen, weil einfach keine Nadel mehr da ist.
@ukm Da hast Du leider vollkommen recht.. Und das ist schon seit vielen Jahren so….