M-Audio Studiophile
Alles klar untenrum?
Wer kennt das nicht: Nach jahrelanger Arbeit mit Papas Hifi-Boxen wagt man nun endlich den Schritt und investiert das nötige Kleingeld in „echte“ Studiolautsprecher, um endlich eine Abmischung hinzubekommen, die mit kommerziellen CDs mithalten kann.
Und was passiert dann: die Mischung, die zuhause noch gut klang hat schon im Auto keinen Rumms mehr und erst recht nicht auf den zwei mal zwei Meter-Boxen im Partykeller des besten Freundes. Was ist denn jetzt schon wieder falsch gelaufen? Meist liegt es an der mangelnden Basswiedergabe der Lautsprecher. Aufgrund ihrer Bauart kann kaum eine Box normaler Größe Frequenzen unterhalb von 50 Hz wiedergeben. Soll man jetzt noch größere und teurere Lautsprecher anzuschaffen, um dieses Manko auszugleichen?
Es kommt nicht auf die Größe an
Die Lösung für das Problem fehlender Basswiedergabe kann ein Subwoofer bringen. Für all diejenigen, welche die genaue Funktion eines Subwoofers (noch) nicht kennen:
Der Subwoofer ist ein speziell für die Wiedergabe des unteren Frequenzspektrums zuständiger Basslautsprecher. Im Idealfall soll der Subwoofer lediglich die Frequenzen wiedergeben, die so tief sind, dass sie vom menschlichen Ohr nicht mehr exakt im Hörraum geortet werden können. Dies hat den Vorteil, dass der Subwoofer theoretisch überall im Raum positioniert werden kann. Der gesamte Raum wird dann mit einem Bassteppich überzogen, dessen Ursprung vom menschlichen Ohr nicht exakt lokalisiert werden kann. Da Bass Volumen braucht, steigt das Vermögen des Woofers, auch tiefste Frequenzen wiederzugeben, mit dem Volumen des Gehäuses und der Größe der Lautsprechermembran. Meist kann direkt am Subwoofer die Übernahmefrequenz eingestellt werden, diese umschreibt den Wert, ab dem der Subwoofer die Darstellung der tiefen Frequenzen übernimmt. Die Übernahmefrequenz muss so justiert werden, dass kein „Klangloch“ entsteht, in dem der Hauptlautsprecher schon nicht mehr für die Übertragung der jeweiligen Frequenz zuständig ist, der Subwoofer aber noch nicht arbeitet. Es gibt verschiedene Bauarten bei Subwoofern: Den Direktstrahler oder den Downfire-Subwoofer, bei dem der Basslautsprecher auf der Geräteunterseite nach unten abstrahlt. Meist besitzt der Subwoofer eine eingebaute Endstufe zur Verstärkung.
Gib´s mir!
Während es im Heimkinobereich zahlreiche Subwoofer in diversen Preiskategorien gibt, ist der Studiomarkt hier eher überschaubar. M-Audio bringt mit dem Studiophile SP-8S einen Direktstrahl-Subwoofer ins Rennen, der mit seinen 699 Euro UVP aufhorchen lässt.
Im Rahmen des folgenden Testberichtes wollen wir mal schauen, ob „günstig“ gleich „gut“ ist. Zusätzlich zu seinen Studiofähigkeiten habe ich den SP-8S auch gleich auch noch im heimischen Surround-Setup getestet.
Innere Werte
Der SP-8S ist ein aktiver Subwoofer mit einer integrierten 120 Watt Endstufe. Das MDF-Holzhehäuse mit schwarzer Vinyl-Lackierung und der Größe eines Sprudelkastens beinhaltet den durch eine abnehmbare Stoffabdeckung verborgenen 8,25″-Lautsprecher, der einen Frequenzbereich von 33-180 Hz wiedergeben kann. Eine Bassreflex-Öffnung an der Vorderseite verbessert die Basswiedergabe. Das Design ist klassisch unaufdringlich. Wie es sich für eine Studiobox gehört, ist auch der M-Audio Subwoofer magnetisch abgeschirmt.
Interessant wird es auf der Rückseite des SP8S:
Hier befinden sich sowohl symmetrische XLR wie auch 6.25mm Klinkeneingänge für den linken und rechten Kanal. Warum den zwei Kanäle, ein Subwoofer kann doch nur ein Monosignal wiedergeben? Ganz einfach: der SP-8S kann ein Stereosignal zu angeschlossenen Satelliten-Lautsprechern (wie etwa den M-Audio Studiophile SP5B) durchschleifen. Dafür gibt es noch mal symmetrische XLR-Ausgänge. Neben dem Lautstärkeregler gibt es einen Regler zur stufenlosen Einstellung der Phasenlage sowie einen Hochpass-Filter-Bypass-Schalter, um das Audiosignal in voller Bandbreite wiedergeben zu können. Eine der wichtigsten Funktionen ist die Einstellmöglichkeit der Trennfrequenz, also der Frequenz, ab der ein Subwoofer die tiefen Frequenzen erklingen lässt. Diese ist zwischen 50 bis 180 Hz stufenlos regelbar – sehr gut. Zusätzlich gibt es sogar einen Trennfrequenzregler für angeschlossene Satelliten-Boxen, um deren unterste Wiedergabefrequenz einzustellen – selten bei Subwoofern. Neben einem XLR-Ausgang zum Anschluss eines weiteren Subwoofers findet sich natürlich der obligatorische Netzschalter. Dieser beinhaltet eine Auto-Power-Funktion, so dass der Woofer sich erst einschaltet, wenn wirklich ein Audiosignal anliegt. Strom zieht sich der SP-8S über einen Kaltgerätestecker.
Vorspiel
Ein Subwoofer ist r elativ einfach in ein bestehendes Studio-Setup zu integrieren. Der Stereoausgang des Mischpultes oder der Audiokarte des Rechners wird mit den Eingängen des Woofers verbunden und das Signal dann über die Ausgänge des Woofers zu den Aktivlautsprechern oder zu einem Verstärker für Passivlautsprecher weitergeleitet.
Die Trennfrequenz des Woofers sollte so eingestellt werden, dass sie identisch mit der untersten möglichen Frequenz der angeschlossenen Satellitenboxen ist. Hier hilft meist ein Blick in das technische Datenblatt der entsprechenden Boxen. Ist die Trennfrequenz des Subwoofers zu tief angesetzt, entsteht ein Klangloch, da ein bestimmter Frequenzbereich von den Satellitenlautsprechern nicht mehr und vom Subwoofer noch nicht übertragen wird.
Stellungswechsel
Bei der Positionierung des Woofers im Raum gibt es entgegen landläufiger Meinung, dass der Standort egal ist, doch einiges zu beachten: Wird der Woofer nur für die Übertragung von Frequenzen von unter 70 Hz eingesetzt, ist der Aufstellort wirklich nahezu egal, da ja solche tiefe Frequenzen vom menschlichen Ohr räumlich nicht geortet werden können. Sollen aber auch Frequenzen oberhalb 70 Hz wiedergegeben werden, weil die angeschlossenen Lautsprecher beispielsweise nur bis zu dieser Frequenz übertragen können, empfiehlt sich eine Positionierung zwischen den beiden (Front-)Lautsprechern. Ansonsten könnten höhere Bassanteile des Woofers sehr wohl räumlich wahrgenommen werden. Der Regler für die Phasenlage spielt hierbei auch eine wichtige Rolle, da dessen Einstellung räumliche Restriktionen (Laufzeit) ausgleichen kann. Hier sollte man am besten mit verschiedenen Einstellungen experimentieren.
Nicht so laut, Schatz!
Zum Thema Lautstärke des Woofers gibt es einen schönen Merksatz: Laien stellen diese 10 dB zu laut, Profis 5 dB zu laut ein. Das menschliche Gehör lässt sich gerade im Bassbereich durch hohen Schalldruck relative leicht aufgrund des Gewöhnungseffekts betrügen, so dass viele Subwoofer einfach zu laut gepegelt werden. Die zuverlässigste Methode zur optimalen Lautstärkeeinstellung ist und bleibt eine Messung des Schallpegels. Hier lohnt es sich, bei einem Fachhändler ein entsprechendes Gerät auszuleihen, um die Lautstärke des Woofers optimal anzupassen. Im allergrößten Notfall tut es auch die (hoffentlich frequenzmäßig auswendig gelernte J) Lieblings-CD zur Beurteilung der Basslautstärke.
Der Höhepunkt
Den ersten Test musste der SP-8S in Verbindung mit zwei EMES Black tv active Monitorlautsprechern über sich ergehen lassen. Zum Einsatz kam ein etwas älterer Track der englischen Band LFO, die ihrem Namen gerecht werden wollten – es hagelt Subbässe bis zum Abwinken. Der SP-8S macht dabei eine gute Figur, obwohl ich ab und zu das Gefühl hatte, dass er etwas schwachbrüstig war. Das mag sicherlich an der Größe des Lautsprechers liegen, gilt doch für Subwoofer, dass Membranfläche und Volumen durch nichts zu ersetzen sind. Der direkte Vergleichskandidat, ein Alesis S1 active, kam hierbei etwas besser weg, obwohl er die gleiche Membrangröße, jedoch einen fast doppelt so starken Verstärker und etwas mehr Volumen besitzt. Sehr gut fand ich die stufenlose Einstellmöglichkeit der Trennfrequenz, so dass der Woofer sich nahezu optimal auf die angeschlossenen Satellitenboxen abstimmen lässt. Ein weiterer Test deckte eine kleine Schwäche des SP-8S auf: bei der Wiedergabe eines Sinustones im Bereich von etwa 40 Hz gab es leichte Verzerrungen. Auch hatte ich den Eindruck, dass neben auffällig starkem Schwingen der Membran das Gehäuse hierbei etwas resonierte. Ein Tipp an dieser Stelle: den Woofer auf jeden Fall auf spezielle spitze Kegelfüße stellen (gibt´s in jedem HiFi-Fachgeschäft), so lassen sich störende Resonanzen eindämmen und man erhält obendrein auch noch eine etwas trockenere Basswiedergabe. Alles in allem kann ich dem SP-8S aber trotzdem eine Studiotauglichkeit zumindest für kleinere Studioräume bescheinigen.
Das Nachspiel
Gerade im Heimkinobereich erfreuen sich Subwoofer großer Beliebtheit. Was wäre auch ein Kinofilm ohne das akustische Erlebnis von Explosionen, Gewittern oder Flugzeugstarts. Aufgrund des Siegeszugs der DVD haben sich auch Mehrkanaltonverfahren wie Dolby Digital oder dts durchgesetzt. Meist wird ein Subwoofer in ein sogenanntes 5.1-System eingebunden. Der Terminus „5.1“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass gleichzeitig 6 verschiedene Kanäle über einen entsprechenden AV-Vertsärker angesteuert werden können; 2 Front Speaker, 2 Rear Speaker und ein Center-Kanal ergeben die 5 Tonkanäle (5.x), die auf die meist kreisförmig um den Zuhörer aufgestellten Lautsprecher verteilt werden, während der sechste Kanal das tieffrequente LFE (Low Frequency Effects)-Signal für den Subwoofer enthält (x.1). Hierbei wird der Woofer direkt mono vom AV-Verstärker mit einem separaten Signal angesteuert. Die Trennfrequenz sollte hier zwischen 80 bis 100 Hz eingestellt werden, meist enthält die LFE Tonspur sowieso keine Frequenzen oberhalb von 100 Hz.
Der SP-8S musste hierbei meinen Standard-Woofer-Test über sich ergehen lassen: das Podrace bei Star Wars Episode I. Bereits beim Starten der Motoren fällt auf, dass der SP-8S sehr leicht zum Flattern neigt, sprich bei hohem und lautem Bassanteil schnell verzerrt. Ansonsten arbeitet er doch relativ ausgeglichen, obwohl er manchmal etwas aufdringlich wirkt. Der Alesis S1 active machte seine Sache hier besser (was auch meine Freundin direkt bestätigen konnte ;-)
Das nächste Mal?
Ich würde den SP-8S definitiv für kleinere Projektstudios und kleine Heimkinos (in Mietwohnungen) empfehlen. Beim moderaten Einsatz macht der M-Audio-Subwoofer seine Sache wirklich gut, er hat allerdings etwas Probleme beim Erreichen seiner Leistungsspitzen. Aber in Anbetracht des wirklich guten Preis-Leistungsverhältnisses lohnt es sich schon, den SP-8S im Auge zu behalten.
Plus:
+ gutes Preis-Leistungsverhältnis
+ solide Verarbeitung
+ sehr gute Ausstattung
+ Einsatzmöglichkeit sowohl im Studio als auch Heimkino
Minus:
– keine zufriedenstellende Leistung bei hoher Belastung
– keine Standfüße im Lieferumfang
UVP: 699,00 Euro
Straßenpreis: ca. 650,00 Euro