Multifunktionales Tool für die perfekte Bühnenshow
Das M-Live B.Beat ist ein multifunktionales Tool, das Playbacks, Videos und Texte über Teleprompter verwalten und Audios auf mehreren Kanälen abspielen kann. Also ein sehr spannendes Gerät, das mir die Redaktion hier zum Test zur Verfügung gestellt hat. Es kann Backing-Tracks in Playlists organisieren und Texte oder Noten dazu verwalten, was es zunächst mal als luxuriöse Karaoke-Maschine erscheinen lässt. Doch das M-Live B.Beat kann noch viel mehr. Es ist in der Lage, Multitrack-Audios zu importieren, zu mischen, Videos und Bilder zur Musik zu synchronisieren und Clicks oder Regieanweisungen auf die Headsets der Musiker zu schicken.
Da ich selbst mit einer Show unterwegs war, bei der wir nicht nur den Click auf den In-Ear Monitoren hatten, sondern auch Sprachhinweise und Einzähler bei Takt- und Tempowechseln, während noch diverse MIDI-Spuren mitliefen und teilweise Backing-Vocals zugefügt wurden, kann ich die Notwendigkeit solch eines Gerätes definitiv bestätigen. Für all das haben wir Cubase benutzt, eine andere, noch geeignetere Anwendung für solche Zwecke, ist Ableton. Für beide benötigt man aber einen Rechner auf der Bühne und die sind anfällig.
Inhaltsverzeichnis
- M-Live B.Beat – Facts & Features
- Welche Anschlüsse bietet das M-Live B.Beat?
- Vom M-Live B.Beat unterstützte Audio- und Videoformate
- Szenen und Shows – die M-Live B.Beat Manager App
- Karaoke-Party? Mit dem M-Live B.Beat kein Problem.
- Click-Track und Metronom mit dem M-Live B.Beat
- Die Praxis und die Konnektivität des M-Live B.Beat
M-Live B.Beat – Facts & Features
Nur 600 g wiegt das Gerät, dessen Form irgendwie entfernt an einen der klobigen Fahrkartenscanner erinnert, die von den Zugbegleitern immer umständlich auf die zerknitterten Fahrkartenausdrucke gehalten werden. Ich möchte aber behaupten, dass das M-Live B.Beat einen deutlich anderen Schwerpunkt hat als ein Fahrkartenscanner der Deutschen Bahn und uns das Leben eher erleichtert.
Die Abmessungen von ca. 125 × 220 × 55 mm machen das Gerät kompakt genug, um es auf oder an einem Mikroständer zu befestigen, auf der Unterseite des Kunststoffgehäuses befindet sich zur sicheren Montage eine Gewindehülse. Dank der vier Gummifüße steht das M-Live B.Beat auch auf glatten Oberflächen rutschsicher.
Die Oberfläche ist gegliedert in ein monochromes, 2,4″ großes OLED-Display, das zwar nicht modern wirkt, aber auch unter schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesbar bleibt und bei dunkler Bühne nicht gleich das komplette Umfeld illuminiert, eine Bedieneinheit mit Jog-Dial, Start/Stop-Tasten, Up/Down-Buttons, dem Zugang zu den Settings und der sehr hilfreichen Zurück-Taste sowie vier Zugriffstasten für die Betriebsmodi und einer kleinen Mixereinheit.
Unterhalb des Displays finden wir drei Funktionstasten, die direkt mit jeweils drei auf dem Display ersichtlichen, veränderlichen Funktionen betraut sind. An der linken Gehäuseseite befindet sich der Power-Button und ein Kensington-Lock. Die Rückseite gehört insgesamt sechs Mono-Audio-Ausgangsbuchsen im Klinkenformat, die separate Tracks, Klicks, Stereo- oder Mono-Tracks ausgeben können, sowie der USB-C Buchse, die ausschließlich der Netzversorgung dient.
Hierzu ist ein Netzteil im Lieferumfang enthalten. Die Versorgung über einen Rechner ist theoretisch möglich, in der Praxis liefern die Ausgänge dort aber nicht genügend Spannung für einen sicheren Betrieb. Benötigt werden 5,1 V – 3A, möglich wäre hier, für den mobilen Betrieb, eine entsprechend leistungsfähige Powerbank.
Welche Anschlüsse bietet das M-Live B.Beat?
Richtig spannend ist die rechte Seite des Gehäuses, denn hier befinden sich alle relevanten Anschlüsse, beginnend vorne unten mit einem Pedalanschluss. Ein einfacher Taster kann hier weitreichende Dienste leisten. Ein einfacher Druck startet das geladene File, ein weiterer Druck stoppt es wieder. Zwei kurze Taps skippen zum nächsten File, ein längerer Druck von mehr als einer Sekunde lädt im Playlist-Mode die neue Playlist, kann aber auch im Wiedergabemodus in der Liste der Files scrollen.
Ein Ethernet-Anschluss ermöglicht die Verbindung mit einem Rechner über das Netzwerk. Die mir zum Test zur Verfügung stehende LE-Version des M-Live B.Beat hat integriertes Wi-Fi. In der Standardversion kann an die folgende USB-Buchse ein optionaler M-Pen angeschlossen werden, der die Datenübertragung per Wi-Fi an Smartphones und Tablets ermöglicht. Hat man dort die kostenfreie Prompter-App installiert, werden Texte oder Sheets wiedergegeben.
Der Video-Out gibt per HDMI Video- und Bilddateien aus. Hier ist jegliches Szenario denkbar, von der privaten Diashow per Beamer oder LED-TV zur Hochzeit bis zur Videowall im Pink Floyd-Style. Die Phones-Buchse kann ein speziell konfiguriertes Signal ausgeben, interessant zum Beispiel für Drummer, die zum Backing einen zusätzlichen Click oder die folgenden Line-Ins auf dem Kopfhörer brauchen.
Die Line-In-Buchsen nehmen ein externes Mono- oder Stereosignal in den Mix mit auf, die MIDI-Buchse im Miniklinkenformat ermöglicht die Kommunikation mit externen MIDI-Devices. Im Lieferumfang des M-Live B.Beat ist das Netzteil, ein Netzwerkkabel und eine mehrsprachige Kurzanleitung enthalten.
Vom M-Live B.Beat unterstützte Audio- und Videoformate
Wichtig ist es ja nun zu wissen, welche Dateiformate vom M-Live B.Beat unterstützt werden. Hier gibt die Website Auskunft, von der man auch im Vorfeld schon mal das umfangreiche Handbuch herunterladen und studieren sollte, wenn man unsicher ist, ob das Gerät den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen entspricht.
Beginnen wir mit den Audiodateien. Hier kann das Gerät WAV-Dateien mit 44,1 kHz, 48 kHz oder 96 kHz verarbeiten, die jeweils über eine Bittiefe von 14 oder 16 Bit verfügen sollten. An MP3-Dateien erkennt das B.Beat feste Bitraten von 64 bis 320 kbps sowie variable Bitraten im gleichen Umfang, OGG-Dateien mit fester Bitrate von 64 bis 320 kbps, AAC, Stems und die speziellen MTA Dateien von M-Live, auf die ich später noch zu sprechen komme. Alle Dateiformate werden beim Import in das interne Format des M-Live B.Beat umgewandelt.
An Video- und Bildformaten werden MP3, MOV, AVI, JPG und PNG-Dateien unterstützt. Die Videoauflösung verträgt Full HD (1280 × 720 / 1920 × 1080), die Videoauflösung für reinen Text beträgt 1920 × 1080. Leadsheets können als JPG oder PDF geladen werden. Wer automatisch scrollende Texte bevorzugt, kann diese selbst eingeben und sowohl Geschwindigkeit als auch einzelne Abschnitte definieren.
Szenen und Shows – die M-Live B.Beat Manager App
Mit Hilfe der M-Live B.Beat Manager App lassen sich die diversen Medien verwalten und Playlists, einzelne Szenen oder sogar ganze Shows erstellen. Playlists sind dabei die einfachste Form der Sortierung und kann auch als Datenpool verwendet werden. In Shows können einzelne Szenen zusammengestellt werden, die dann natürlich auch Pausen oder Moderationen enthalten können. Die Dateien, die hierfür via App auf das Gerät übertragen werden können, kann man extern in einer DAW oder einem Videoprogramm erstellen und als eine der oben genannten, für das Gerät lesbaren Dateien exportieren.
Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind vielfältig. So ist es möglich, ein Backing laufen zu lassen, zu dem ich als Gitarrist die Solostimme live spiele und singe, während auf meinem iPad der Text abläuft und im Hintergrund ein stimmungsvolles Video auf dem Screen abläuft, das sogar zur Musik synchronisiert ist, sofern ich das vorher so produziert habe. Auch das Umschalten von Sounds via MIDI ist möglich.
Also kurz noch mal zum Verständnis: Das M-Live B.Beat synchronisiert euch nicht automatisch Audio, Text, MIDI und Video, sondern spielt euch eine fertig produzierte Show ab, die ihr euch aus vorproduzierten Szenen selbst zusammensetzt.
Karaoke-Party? Mit dem M-Live B.Beat kein Problem.
Es gibt die Möglichkeit, fertige Multitracks zu importieren, falls man zum Beispiel eine Karaoke-Show erstellen will. Diese Tracks bestehen aus maximal acht Stereo- oder 16 Monospuren, die getrennt gemischt werden können. Über das kostenpflichtige Portal Song Service können fertige Multitracks erworben werden.
Die Auswahl der Songs dort ist recht gemischt, aufgrund der italienischstämmigen Hardware sind hier natürlich viele italienische Gassenhauer zu finden, aber auch aktuelle Songs wie Chöre von Mark Forster, Klassiker wie Non Je Ne Regrette Rien von Édith Piaf, Must-haves wie Beautiful Life von Ace Of Base bis hin zu Klassikern wie Limelight oder Tom Sawyer von Rush. Insgesamt stehen dort derzeit rund 15.000 Songs zur Auswahl, die Preise sind mit ca. 1,90 bis 3,90 Euro, je nach Ausführung, recht moderat. Ein Abo gibt es auch, allerdings bislang nicht für Besitzer des B.Beat.
Click-Track und Metronom mit dem M-Live B.Beat
Für Bands interessant sein dürfte ein Feature, das es ermöglicht, einen Click getrennt vom sonstigen Audiomaterial auszugeben. Enthält ein importierter Track einen Click, kann dieser vom B.Beat eigenständig erkannt und ausgegeben werden. Ein intelligentes Metronom erkennt das Metrum von importierten Songs und erzeugt bei Bedarf einen separaten Clicktrack. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut, auch wenn während des Tests bei einem Song im 6/8-Takt offenbar ein 3/4 erkannt und dann noch im Offbeat geklickt wurde, halte ich dieses Feature für sehr sinnvoll und brauchbar.
Generell ist die separate Ausgabe eines Clicks ein Segen für eine Band und auch, wenn der Drummer tight ist, ist ein Click-Track ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsnetz bei komplexeren Songs, vor allem bei Intros, in denen der Drummer gar nicht mitspielt. Glaubt mir, ich habe schon Übles erlebt … Übrigens verügt das B.Beat auch über ganz normales Metronom mit Tap-Funktion, den üblichen Taktarten, verschiedenen Sounds und optischer Kontrolle.
Die Praxis und die Konnektivität des M-Live B.Beat
Die Verbindung des M-Live B.Beat an den Rechner erfolgt per mitgeliefertem LAN-Kabel oder, wie oben beschrieben, in der LE-Version per Wi-Fi. Wer die Standardversion nutzt, benötigt ein M-Pen USB-Wi-Fi Dongle-Dings, wobei das B.Beat einen Hotspot zur Verfügung stellt. In der Praxis während des Tests hat sich die Verbindung per Kabel bewährt, weil ich gleichzeitig die Funktionalität des Teleprompters testen musste und hier die anzusteuernden Geräte ebenfalls auf das WLAN des B.Beat zugreifen müssen.
Beides gleichzeitig ist leider nicht möglich, die Nutzung des B.Beat Managers und ein gleichzeitiger Live-Check funktionieren nur über die Verbindungsvariante LAN-Kabel zum Rechner und WLAN zum Tablet. Die Verbindung zu etwaigen Video-Devices wie Beamer oder TV-Gerät funktionieren problemlos. Eine Testdatei (Edith Piaf) erzeugt ein Playback, dessen Click separat ausschließlich auf dem Kopfhörer regelbar ist, während der Fernseher den Karaoke-Text wiedergibt. Ein weiterer Test mit einem eigenen Video ergab ebenfalls keine Probleme, hier wurde das Leadsheet auf dem iPad angezeigt, während auf dem TV das Video lief und ein Backing mit Click auf meinen InEars zu hören war. Perfekt!
Auch selbst eingetippte Texte für den Teleprompter stellen kein Problem dar, wenn man das mit der Formatierung einmal verstanden hat. Beim ersten Versuch war der Text auf meinem iPad nur in Teilen lesbar, aber beim zweiten Versuch hat alles geklappt und der Fehler lag (mal wieder) beim User, nicht beim Gerät.
Der Datentransfer auf das M-Live B.Beat ist übrigens auch ganz konventionell per USB-Stick möglich, die Speicherkapazität des Gerätes liegt im Fall des Testgerätes bei 128 GB, hier sind aber auch kleinere Speicher mit 32 oder 64 GB verfügbar. Während des Tests ist immer wieder mal der Lüfter des Gerätes angesprungen, der allerdings keine übermäßig störenden Geräusche produziert und sich nach getaner Arbeit auch wieder zuverlässig aus dem Bewusstsein des Nutzers zurückzieht.
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Hallo Jan,
besten Dank für den aufschlussreichen Test!
Insgesamt ist das B.Beat ein Gerät, das für eine Band mit einem strukturierten Bühnenprogramm extrem nützlich sein kann.
Was Du noch unterschlagen hast, ist, dass sogar ein kleiner Webserver eingebaut ist, der beispielsweise PDF-Stimmauszüge an unterschiedliche Geräte auf der Bühne schicken kann. Man kann sich also als Bandmitglied seine jeweilige Stimme auf einem Tablet ansehen, die dann auch automatisch weitergeblättert wird.
Generell finde ich die Konfiguration des System für solche Anwendungssituationen etwas aufwändig, aber man kann damit gute Resultate erzielen.
Hast Du Erfahrungen mit der Softwarestabilität des Systems? Man könnte erwarten, dass derart umfangreiche Funktionen auf einem relativ kompakten Gerät nicht immer reibungslos laufen: das ist aber für einen Live-Einsatz wesentlich, da kann man Abstürze nicht gebrauchen…
Und wie schlägt sich das B.Beat im Vergleich mit seinem größeren Bruder B.Beat PRO: gibt es da Unterschiede in der Leistung oder Stabilität?
Gruß
Fredi
Ich habe mit dem b.beat im August 2024 ein Open Air-Konzert bestritten. Vorausgegangen war ein Jahr intensive Vorbereitung, bei dem ich mich etwa ein halbes Jahr vor Konzertbeginn dazu entschlossen habe, die Backing Tracks nicht mit dem Laptop einzubinden, sondern per b.beat. Ich habe es nicht bereut: Der Workflow der Software und des Geräts ist 100% intuitiv erfassbar und schnell erlernt. Alles klappt „wie geschmiert“. Das Gerät lief die ganze Zeit über komplett stabil, es kam zu keinen Abstürzen, „Hängern“ oder sonst irgendwelchen Problemen.
Die größten Vorteile beim b.beat sehe ich in dem frei belegbaren Multi-Audio-Output, der vielfältige Routing-Optionen bietet, der intuitiven Nutzeroberfläche und der großen Optionsvielfalt, die sich hier bietet. Wer z.B. Videostreams mit Backing Tracks gesynct wiedergeben will, und das mit einem Gerät von denkbar kompakten Ausmaßen, ist mit dem b.beat bestens beraten.
Ich persönlich würde allerdings die Tatsache, dass die Datenübertragung zwischen Rechner und b.beat lediglich per Ethernet-Kabel möglich ist als Minus bezeichnen. Mein Laptop z.B. hatte gar keinen Netzwerkanschluss, sodass es mal wieder nicht ohne Adapter geht. Man kann zwar auch Daten kabellos übertragen, aber auch dafür benötigt man Zubehör (da war der Netzwerkadapter für’s Laptop billiger 😅). Warum nicht einfach Datenübertragung via USB?