Zugegebenermaßen war ich schon recht gespannt, als ich die Ankündigung las, dass sich der traditionsreiche Studio-Mischpult-Spezialist Mackie dem Thema DJ-Mixer annimmt. Dieses Phänomen konnte man schon bei Allen & Heath beobachten, die sich mit ihrer Xone-Serie ein weiteres Betätigungsfeld erschlossen haben und weltweit in Clubs und Diskotheken etablieren konnten. Schauen wir also mal, ob den US-Amerikanern dieses Debüt ebenfalls gelungen ist.
Marktsituation
Der d.2 von Mackie ist ein zweikanaliger Mixer und zählt aufgrund seiner Ausstattung zu den klassischen Battlemixern. Dieses Feld ist seit vielen Jahren von Herstellern wie Vestax (PMC-Serie), Rane (TTM-Serie) oder Ecler (HAK-Serie) besetzt. Durch ständige Weiterentwicklungen wird es Neueinsteigern wie Mackie nicht gerade leicht gemacht, in diesem Bereich Fuß zu fassen – da gilt es durch Innovationen zu glänzen, wenn man um die Gunst der Käufer buhlt.
Ein- und Ausgänge & Sonstiges
Der d.2 kann unterschiedliche Audio-Quellen verarbeiten. In der Standard-Ausstattung dürfen dies bis zu je zwei CD-Phono oder Line-Quellen sein. Bei den Phono- und Line-Eingängen muss man sich per Knopfdruck auf der Rückseite des Geräts für eine der beiden Arten entscheiden. Hat man nach dem Erwerb des Mixers noch etwas Geld übrig und möchte digitale Quellen in den Mix mit einbinden, so empfiehlt sich die Anschaffung der optionalen FireWire-Erweiterungskarte. Diese arbeitet wie eine „gewöhnliche“ Audio-Karte und kann bis zu vier Mono- oder zwei Stereo-Signale aus einem Rechner empfangen. Der umgekehrte Weg in den Computer ist aber auch möglich. In diesem Fall steht ein Stereo-Signal zur Verfügung.
Die Ausstattung der beiden Kanäle setzt sich zusammen aus einem 3-bandigen Equalizer, einem Panoramaregler und einem Effekt-Send-Button. Der Equalizer kommt als Total-Kill-Ausführung, was kein Anschlag auf den benutzenden DJ ist, sondern lediglich bedeutet, dass bei einer Linksstellung aller drei Bänder kein Pegel mehr zu hören ist. Das Drücken des Effekt-Send-Knopfes bewirkt eine Umleitung des kompletten Signals zum Effekt-Ausgang. Es ist somit möglich, diesen Knopf auch als Mute-Button zu benutzen, nämlich dann, wenn keine Rückführung des Signals geschieht. Denkbar ist die Nutzung dieser Funktion auch, wenn ein DJ-Team mehrere Mixer untereinander verlinken möchte. Der Eingangspegel jedes Signals wird anhand einer blauen LED-Kette sichtbar gemacht.
Wie es sich für einen ausgewachsenen Battlemixer gehört, lassen sich seine Kanal-Fader in ihrem Ansprechverhalten stufenlos von schnell bis langsam einstellen. Ebenso lässt sich der Regelweg umkehren. Damit man jederzeit die Kontrolle über den aktuellen Status hat, wird letzteres an zwei Stellen auf dem Mixer auch optisch angezeigt.
Zur Erzielung von sogenannten „Stotter“-Effekten gibt es für jeden der beiden Kanäle des d.2 einen Kippschalter. Dieser trägt jeweils die Bezeichnung Transform und ermöglicht eine Stummschaltung des Kanals oder ein schnelles Öffnen.
Ein ebenfalls sehr wichtiges Ausstattungsmerkmal ist die Anschlussmöglichkeit eines Mikrofons. Hierbei kann man zwischen einer XLR-Stecker- oder Mono-Klinke-Verbindung auswählen. Des weiteren stehen auch ein 3-bandiger Equalizer zur Bearbeitung und eine 48V Phantomspeisung zur Verfügung.
Das weitaus wichtigste Bedienelement eines Battlemixers ist und bleibt aber der Crossfader. Dieser ist bei diesem Modell eine regelrechte Offenbarung. Hier wurde nicht gespart sondern ein kompromissloser „Infinium“-Crossfader verbaut, der optisch digital abgetastet wird. Mit diesem ist ein sagenhaft schnelles und präzises Handling möglich und das bei absoluter Verschleißfreiheit. Weiterhin ist es auch möglich, den Fader-Widerstand manuell einzustellen und auch ein Hamster Switch (Vertauschen der rechten und linken Seite) kann via Knopf-Druck vorgenommen werden. Ebenso wie die Kanal-Fader lässt sich auch die Crossfaderkurve stufenlos einstellen.
Die Anschlussvarianten auf der Ausgangsseite können sich bei Mackies d.2 ebenfalls sehen lassen. Zum Anschluss an eine PA kann man zwischen symmetrischen XLR- oder unsymmetrischen Cinch-Anschlüssen wählen. Unterschiedliche Pegel stehen dabei ebenfalls zur Auswahl – so kann man z.B. für den unsymmetrischen Ausgang den Record-Modus auswählen, um analoge Live-Mitschnitte zu realisieren.
Beim Design des Mixers hat man bei Mackie auch an Details gedacht. So findet man beispielsweise für den Booth-Ausgang, der zum Anschluss eines Monitoring-Systems dient, einen Mono-Schalter. Dieser ist dann sinnvoll, wenn, wie oftmals anzutreffen, in einem Club nur eine Monitorbox zur Verfügung steht.
Für den Vorhörbereich hat man dem d.2 einen weiteren Crossfader spendiert. Mit diesem kann man zwischen den beiden Kanälen überblenden. Des weiteren findet man dort einen Lautstärkeregler und einen Schalter, der ein Umschalten zwischen Kanal- und Main-Mix-Vorhören erlaubt.
Praxis
Der erste haptische Eindruck des Geräts manifestiert seine Herkunft. Der d.2 ist ein wahres Schwergewicht und weiss durch ein robustes Auftreten zu gefallen. Fader und Potis sitzen fest und geben keinen Anlass zur Sorge, dass sich dieses auch nach diversen „Battle“-Einsätzen ändern wird.
Schaut man sich die weiteren Details des Mixers einmal genauer an, so wird auch dort deutlich, dass der Hersteller gründlich geplant hat, bevor er das erste Produkt in der ihm bis dahin „fremden“ Umgebung platziert hat. So wurden beispielsweise die Kanal-Fader so konstruiert, dass sie kein Audiosignal transportieren, sondern lediglich ein Steuerspannungssignal liefern. Dadurch bekommen sie eine quasi Long-Live-Garantie mit auf den Weg, da ein altersbedingtes „Kratzen“ somit nicht auftritt.
Das Layout des Mixers birgt keine unangenehmen Überraschungen und die Positionierung der Fader und Potis ist wohl überlegt, so dass man alles dort vorfindet, wo man es erwartet. Die „Battle-Area“ ist großzügig dimensioniert und wird nicht durch störende Bauteile wie Kopfhöreranschlüsse o.ä. beeinträchtigt. Die ersten Bedienschritte gehen somit leicht von der Hand und besonders das elegant sanfte Gleiten des Crossfaders weiss zu gefallen.
Bedauerlich ist nur die Tatsache, dass man die Equalizer-Potis sehr eng aneinander positioniert hat. Somit kann es durchaus vorkommen, dass man bei extatischen Poti-Schraubereien an einem benachbarten Regler hängen bleibt.
Eine ebenfalls sehr wichtige Komponente ist, neben der Verarbeitung, der Klang eines DJ-Mixers. Aber auch hier lässt sich die Firmentradition des Herstellers ablesen. Der d.2 hat einen überzeugenden Klang und vor allem die Equalizer tragen zu dem gelungenen Gesamtbild bei. Hier merkt man sehr deutlich, wer hinter diesem Produkt steckt – Mackie kann hier seine Kompetenz, die man von den Studio-Pulten her gewohnt ist, voll und ganz einbringen.
Wer als digital-DJ durch die Lande tingelt, sollte sich die Anschaffung der optionalen FireWire-Schnittstelle auf den nächsten Wunschzettel schreiben. Diese Karte erlaubt es, auf ein zusätzliches Audio-Interface zu verzichten und so analoge und digitale Quellen zu kombinieren. Aus Anwendungen wie Traktor DJ Studio kann man dann via eines speziellen Audio-Treibers (ASIO, CoreAudio) auf direktem Weg mit dem Mischpult kommunizieren.
Fazit
Mackies erster Schritt in die DJ-Mixer-Welt kann durchaus als gelungen bezeichnet werden. So darf man gespannt sein, wie die Resonanz der DJs sein wird und ob sich der d.2 auf dem Markt etablieren kann. Da viele Turntablists aber auch regelmäßig in Tonstudios anzutreffen sind, sollte allein die Erwähnung, dass sich Mackie mit dem Thema DJ-Mixer befasst, bei dieser Personengruppe für ein Aufhorchen sorgen. Gespannt sein darf man aber sicherlich, ob und wann sich Mackie dem Thema Club-Installations-Mixer annimmt. Leider gibt es dazu noch keine absehbare Tendenz – aber man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Rein finanziell muss man sich bei der Anschaffung dieses Geräts leider etwas aus dem Fenster lehnen – aber Mackie-Produkte waren noch nie günstig zu bekommen, sind aber auf jeden Fall ihr Geld wert.
PLUS
++++ Vorbildliche Verarbeitung
++++ exzellenter Klang
+++ außergewöhnlich leichtgängiger und exakter Crossfader
MINUS
— EQ-Potis haben einen geringen Abstand zueinander
(-) hoher aber angemessener Preis
Preis:
769,- €, optionale FireWire-Karte: ca. 345,- €
Weil demnächst der Nachfolger "D.2 Pro" erscheint, gibt es den "alten" D.2 im Ausverkauf für weniger als 350€ neu. Zugreifen!