Mackie DL 1608
Es gibt Sachen, die sieht man kommen. Oder zumindest glaubt man, es könnte ein wie auch immer geartetes Produkt in einer bestimmten Bauweise zeitnah erscheinen. Bei meiner letzten Europatournee wurde ich erstmals auf einen Monitor-Soundmann aufmerksam, der während des Soundchecks plötzlich mit einem iPad in der Hand neben mir auftauchte und nach dem Mischverhältnis in den Wedges fragte. Nach erteilter Antwort tippte er kurz auf dem Tablet herum, überprüfte das Ergebnis und wendete sich dem nächsten Akteur zu. Ich gebe zu, ich war beeindruckt.
Nachdem sich vor einigen Jahren der heimische PC, respektive Mac als festes Bestandteil, ja sogar als Schaltzentrale in jedem Tonstudio fest etabliert hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein ambitionierter Hersteller die nächste Stufe der CPU-verwalteten Regeltechnik anstrebt. Jetzt ist es passiert, die Ingenieure aus dem Hause Mackie haben IOS und damit einhergehend Apples Tablet Technik als Steuereinheit entdeckt und einen entsprechenden Mischer konzipiert. Auf zu neuen Ufern, der ortsungebundene FOH ist nur ein paar Swipes entfernt.
Konstruktion
Genau genommen handelt es sich beim Mackie DL 1608 nicht mehr um ein Mischpult, sondern um ein Dock, welches das zuvor genannte iPad aufnimmt. Selbiges steuert mit Ausnahme der Hardware-Gainregler sämtliche Parameter innerhalb des Mixes, seien es Volumes, Filter, Effekte oder Dynamics. Der Soundmann hat nun die Möglichkeit, mit dem iPad in der Hand seinen Platz zu verlassen und an jeder Stelle des Raums den Klang via WLAN Verbindung zum Mischpultdock zu optimieren. Endlich ist man von der Mischpult-Hardware entkoppelt, was zugleich bedeutet, dass man das Mischpultdock irgendwo im Raum parkt, wo es am wenigsten stört, um nur mit iPad bewaffnet am optimalen Ausgangspunkt für den Mix zu arbeiten. Wenn sich also demnächst neben euch ein Typ mit iPad bewaffnet befindet, nicht gleich dem Saalordner melden, dass ein Besucher illegale Konzertmitschnitte fertigt, es könnte auch der Saalmischer sein.
Das in Mexiko gefertigte Produkt hinterlässt in Sachen Verarbeitung einen guten Eindruck. Die Bauweise ist massiv, das Gewicht mit knapp 3,2 Kilogramm in Anbetracht seiner technischen Fähigkeiten als sehr moderat zu bezeichnen. Das Gerät verfügt bezüglich seiner Anschluss-Peripherie über 16 Neutrik XLR-Eingänge, welche mit Mikrofonvorverstärkern aus der Onyx Serie ausgestattet sind, wobei die Kanäle 13-16 als Kombibuchsen für zusätzliche Line-Signale ausgeführt wurden. Einmal Main Output, Phantompower, ein On/Off Schalter, der Anschluss für das mitgelieferte Netzteil, RJ45 Ethernet Anschlussbuchse und ein Kensigton Diebstahlschutz, das war es schon, wenn da nicht noch 6 individuelle Aux Sends wären, einem der Highlights des Produktes. In Anbetracht der Tatsache, dass sich bis zu 10 iPads über WLAN andocken lassen, eröffnen sich neue Wege des Monitorings. Vorausgesetzt, man verfügt über genügend separate Signalstrecken, kann sich jeder Künstler über eben jene Sends auf der Bühne seinen eigenen Monitorsound mittels iPad einstellen. Ein Traum wird wahr.
Die Dockstation (ich will immer Pult sagen, aber es ist nun mal keins ohne das iPad …) stellt eine intelligente Verbindung zwischen einem Digitalpult und dem iPad da, eben das Missing-Link, auf das viele User sehnsüchtig warten. Das iPad übernimmt dabei die gesamte Signalbearbeitung, lediglich der Aufholverstärker wird noch über die Dock-Hardware verwaltet. Dabei generiert die interne iPad DSP Power je Kanal einen vierbandigen Filter, eine komplette Gate- und Kompressor-Sektion und als Raumeffekte ein Delay, respektive einen Reverb Algorithmus. Für die Aux Sends bzw. den Master Out spendiert Mackie nochmals einen 31-bandigen Grafik-EQ zuzüglich einer Dynamik Sektion, bestehend aus Kompressor und Limiter.
… bei aller Begeisterung – was passiert aber wenn uns der Apfelmann ein neues Design angedeiht, welches natürlich mechanisch inkompatibel ist?
Dann haben wir einen nett anzuschauenden, ziemlich großen Briefbeschwerer:-)
@harrymudd Bleibt leider auch im Test unerwähnt, aber es gibt für jede Generation des iPad einen eigenen, modularen Einschub. Somit ist die Kompatibilität gewährleistet.
Einen Moment, lese ich das richtig ? Das iPad übernimmt die Rechenleistung und dann noch über WLAN ?
Wenn das so wäre… völlig praxisfremd aus meiner Sicht…
Unverhofft plötzlich leerer Akku, irgendwas funkt beim Gig im WLAN zwischen, ein Gast funkt (auf welche Art auch immer) zwischen und die App schmiert ab…
…und die Musik ist plötzlich weg, weil der Mackie „das Hirn“ fehlt…
Das Konzept selbst ist schon ziemlich cool, das aber auch nur aufgeht, wenn die Headunit notfalls auch ohne iPad erstmal weiterläuft.
Ein Blick in die FAQ´s des Herstellers brachte für mich eine „Erleichterung“…
Ganz klar steht da geschrieben…
„…
It is the control surface, controlling
the DSP and mixer parameters but no audio processing
occurs in the iPad at all. All the magic happens in the
mixer itself which is powerful and able to produce
undeniably professional sound quality …“
Dahingehend erwecken manche Passagen des Artikels einen völlig falschen Eindruck.
Schade finde ich in diesem Zusammenhang leider (mal wieder), das man an Apple gebunden wird und Alternativen wie Android oder Windows außen vorstehen.
So tut er-mischpult! Arbeiten seit 2 Jahren—Empfehlenswert !!!! Sogar wenn Vorort bessere Mischpulten standen-haben trotzdem unsere eigene angeschlossen und gearbeitet mit Band.
Das neue neue iPad (4te Generation) hat jetzt eine Lightning Anschluss, statt dem Dock Connector. Und nu? Alles nur noch per wLan? Dann könnte man doch eigentlich das ganze gleich in ein nettes 19″ Gehäuse verpacken und auf das Physikalische einstöpseln des iPads verzichten?
@f.daniels mich würde mal das latenzverhalten interessieren
die gainregler des mixers sind leider total unsinnig leichtgängig und stellen eine echte gefahr dar. habe einige auftritte hinter mir, alles ist ok, aber diese spielzeug-regler verderben einem den spass. Man muss höllisch aufpassen, daß man nicht mit dem handrücken oder beim verkabeln den regler berührt. eine rasterung wäre sinnvoll gewesen, denn so muß man nach gefühl wieder einstellen, oder sich ein foto machen.
für mich ein absolutes nogo und der grund, das gerät NICHT zu kaufen, sondern auf eine korrigierte 2. Auflage zu warten. schade, das hätte man in der Entwicklung doch merken müssen!!!!!
Habe über das Pult einiges gelesen und mir die App. auf’s ipad geladen um mal im „dummie“ – Mod zu üben, wie die Bedienung des Pultes funktioniert. Ich muss gestehen, ich bin fasziniert wie einfach und wie intuitiv das Handling der Software ist. Schön wäre noch, wenn man Kanäle wie zum Beispiel stereokeyboard verlinken könnte. Ein vermoutstropfen ist auch die inkompatilität beim docken eines ipad4. Als größter Fehler erscheint mir jedoch das fehlen eines eingebauten routers, was ja total dem Konzept widerspricht. Da ich bis jetzt nur mit der software zu tun hatte, interessiert mich das wichtigste besonders: wie klingt das Pult eigentlich?