Mackies DRM-Serie – Fünf Modelle für jede Beschallungsaufgabe
Wenn Mackie sich die Mühe macht, die gerade auf der NAMM gezeigten Lautsprecher der DRM-Serie auf einem speziellen Event in Europa zu präsentieren, merkt man schon, dass der amerikanischen Hersteller besonders stolz auf diese Neuheiten ist. Auf der Präsentation in Hamburg hatte ich die Chance, mich davon zu überzeugen, dass dieser Stolz gerechtfertigt ist.
Große Familie von Bühnenlautsprechern
Wie es sich für eine Serie gehört, die den Anspruch hat, von kleinen Venues bis zu großen Open-Air Bühnen alles beschallen zu können, ist für (beinahe) jeden Anwendungsfall ein Lautsprecher vorhanden.
- DRM212 12” Tieftöner, 1,4” Kompressionstreiber, 1.600W
- DRM215 15” Tieftöner, 1,4” Kompressionstreiber, 1.600W
- DRM315 15” Tieftöner, 6,5” Mitteltöner, 1,4” Kompressionstreiber, 2.500W
- DRM12A (Array) 12” Tieftöner, 3x 1” Kompressionstreiber, 2.000W
- DRM18S 18” Tieftöner, 2.000W
So kann schon mit einem DRM18S und zwei DRM212 ein Paket geschnürt werden, das mit 134 bzw. 135 dB und insgesamt bis zu 5,2 kW Leistung für kleinere Veranstaltungen durchaus ausreichend Druck aufbaut. Und das ab 35 Hz. Alle Lautsprecher der DRM-Serie vereinen M10-Flugpunkte, eingebaute Class-D Verstärker (auch passive Versionen sind erhältlich), das Advanced Impulse DSP Modul und das DRM Control Dashboard. Was sich dahinter verbirgt, dazu später mehr.
Gehäuse und Zubehör
Bis auf den Subwoofer bestehen alle Gehäuse aus 15 mm Birkensperrholz, das mit einer sehr kratzfest erscheinenden Polyurethan-Beschichtung versehen ist. Der Subwoofer hat wegen des starken Antriebs 18 mm dickes Sperrholz. DRM212 und DRM215 können durch eine Abschrägung im Gehäuse auch als Floor-Monitore benutzt werden und zeigen dann 50° nach oben. Beide Modelle verfügen über zwei Stativaufnahmen in verschiedenen Winkeln. Somit können die Boxen einmal waagerecht und einmal 7° nach unten strahlend aufgestellt werden. Dank acht Flugpunkten sind die Boxen auch uneingeschränkt (vertikal) flugfähig. Die 3-Wege-Box DRM315 kann auf einem Stativ (dann aber nur in einem festen, waagerechten Winkel) wie auch vertikal und horizontal fliegend positioniert werden. Zu dem Zweck sollte dann allerdings der Waveguide des Kompressionstreibers um 90° gedreht werden, um den Abstrahlwinkel anzupassen. Dafür muss das verschraubte Frontgitter erst entfernt werden, ist also eher für die seltene Anpassung vorgesehen. Bei dem 315 gibt es insgesamt zwölf M10 Flugpunkte, sodass neben allen möglichen Arten der Aufhängung auch unter ihm weitere Boxen für ein Array gehängt werden können.
Aber die designierten Line-Array Lautsprecher DRM12A sind dafür noch besser geeignet. Die Metallschienen für die Verbindung mehrerer 12A sind fest montiert, sodass nur die obere Aufhängung dazu gekauft werden muss, um mehrere 12A zu verbinden. Diese sind dann in einem 20° Winkel verbunden, der Winkel kann leider nicht angepasst werden. So sollen auch nicht mehr als vier der Topteile zu einem Array verbunden werden, da sonst die Abstrahlwinkel zu extrem werden. Soll das Array mit weiteren Subwoofern verbunden werden, können zum Beispiel die 18S Subwoofer am oberen Ende mitgeflogen werden. Durch die gleichen Gehäusebreiten sieht das dann auch sehr harmonisch und passend aus. Auch ein Ground-Array, bei dem die 12As auf dem Sub sitzen, ist mittels des Flyware-Kits der Subwoofer möglich. Die Array-Tops verfügen über PowerCon-Anschlüsse, während die Subs mit einem „normalen“ Kaltgeräteanschluss versehen sind.
Dadurch dass die 12As auch über eine Stativaufnahme verfügen, können diese auch (bestenfalls in Verbindung mit einem 18S) als Topteile verwendet werden. Nice!
Neben dem Fluggeschirr runden noch Cover für alle Boxen und Rollen für die Subs das Zubehör ab.
Alles in allem also Floor-Monitorboxen, Fullrange-Boxen mit doppelter Stativaufnahme und flugfähig. Das ist doch schon mal was.
Eingänge und Belastbarkeit
Alle Aktivlautsprecher der DRM-Serie sind mit Class-D Endstufen bestückt, die Stromverbrauch und Wärmeentwicklung stark reduzieren. Dadurch sind auch keine Kühlkörper oder Ventilatoren zu sehen bzw. zu hören. Die Boxen haben für Aktivboxen generell einen sehr cleanen Look. Vorne ist eine grüne LED das auffälligste Merkmal, die allerdings über die Einstellmöglichkeiten an der Box auch ausgeschaltet werden kann. Leider ist keine Limit-Anzeige möglich, wie z. B. bei der EV ETX-Serie. Eine Besonderheit, über die die 212, 215 und 315 verfügen, ist die Möglichkeit, drei verschiedene Quellen gleichzeitig anzuschließen und auch gleichzeitig abzuspielen. Dafür stehen zwei Combo-Buchsen und eine 3,5 mm Klinkenbuchse zur Verfügung. Über jeweils eigene Gain-Regler kann die Lautstärke jedes Kanals getrennt geregelt werden. Der zweite Kanal kann für den Anschluss von Klinkenkabeln in einen “Hi-Z Source”-Modus gesetzt werden, um die DI-Box zu sparen und trotzdem einen sauberen Sound zu haben. Somit hat man quasi einen Aktivmischer an Bord und kann Sound aus der Konserve an Channel 3, ein Mikrofon an Channel 1 und eine E-Gitarre an Channel 2 anschließen. Das, verbunden mit der geringen Stromaufnahme der Class-D Verstärker und der Aussage von Mackie, dass die Verstärker besonders gut gegen Schäden durch schwankende Energieversorgung abgesichert sind, macht das Ganze fast schon zum Komplettpaket für Straßenmusiker. Autobatterie und 220 V-Konverter und los geht’s! Bleibt natürlich das nicht so geringe Gewicht und der Preis …
Channel 1 und 2 können auf XLR-Buchsen komplett durchgeschleift werden, während unter dem Eingang von Channel 3 ein Mixdown-Ausgang zur Verfügung steht. Leider ist es nicht möglich, den Stereoeingang von Channel 3 aufzusplitten und so zum Beispiel den linken Kanal für die eine Box zu nutzen und den rechten Kanal an eine zweite Box weiterzuleiten. Der Mixdown-Ausgang ist ein Monokanal aller Inputs.
Der DRM12A verfügt über einen Eingang/Ausgang und der 18S über zwei Eingänge und jeweils einen Fullrange- und Highpass-Ausgang pro Kanal.
Eine 12”-Zweiwege-Box mit 1.600 W Belastbarkeit? Noch vor ein paar Jahren hätte ich darüber müde gelächelt, wissend, dass damit höchstens die Peak-Musikbelastbarkeit gemeint sein kann. Aber auch bei Lautsprechern hat sich das Rad der Zeit gedreht und dank neuer Materialien, DSPs und digitaler Endstufen können die Komponenten sehr genau an ihre Belastungsgrenzen geführt werden, sodass auch bei kleinen Boxen eine sehr hohe Dauerbelastung möglich ist. Dennoch ist es schon beeindruckend, eine 12”-Box mit einer unteren Grenzfrequenz von 45 Hz zu haben, die so stark belastbar ist (und ja auch noch gut klingt). Ok, die QSC K 12.2 ist mit 2.000W angegeben, liefert dafür aber auch mit 132 dB Maximalpegel 2 dB weniger als die Mackie.
Die DRM215 ist ebenfalls mit 1,6 kW angegeben und verwendet den gleichen Verstärker der kleineren Box. Hier wurde mehr Wert auf die Tonalität als auf die maximale Belastbarkeit gelegt.
Die große 3-Wege-Box wiederum, mit ihren 2.500 W – aus diesen Abmessungen – ist ein echtes Monster. Durch den 6,5”-Mitteltöner kann der Tieftöner früher und der Hochtöner später getrennt werden, was der Belastbarkeit natürlich zugute kommt. Auch wurde hier, aufgrund des anderen Arbeitsbereichs, ein anderer 15” gewählt als in der DRM215. Dadurch ist die Box auch bereits ab 35 Hz einsatzbereit (-10 dB). Durch den drehbaren Waveguide ist die Box damit – horizontal aufgestellt – perfekt geeignet, den Blick auf die Bühne nicht zu verbauen und trotzdem extrem druckvollen Sound zu liefern.
Die Array-Boxen der DRM-Serie sind mit 2 kW belastbar und haben trotz der nominell eher höhenlastigen Auslegung mit gleich drei 1“-Kompressionstreiber eine untere Grenzfrequenz von 47 Hz. Dadurch decken sie ein extrem breites Frequenzspektrum ab.
Ebenfalls mit 2 kW sehr potent ist der 18“-Subwoofer. Als Bassreflex ausgelegt, kann er für große Bühnen und Outdoor im Stack mittels einer Cardiodid-Aufstellung (ein Subwoofer zeigt nach vorne, einer nach hinten) so konfiguriert werden, dass der Bass sehr zielgerichtet zum Publikum und nicht auf die Bühne strahlt. Alles automatisiert über den DSP einstellbar.
Sound
Jetzt aber zum (fast) wichtigsten – dem Sound! Tendenziell fängt man beim Vergleich mit der kleinsten Box an und arbeitet sich nach oben und genauso haben wir uns zunächst der 212 gewidmet. Hört man sie alleine in einem größeren Raum wie dem Testraum, den Mackie zur Verfügung hatte, klingt sie bei “normaler” Lautstärke nicht sehr erwachsen. Da fehlt es, trotz des großen Frequenzumfangs, einfach an Tiefgang. Das ist aber ein konzeptionelles Problem, wie der Vergleich mit dem Wettbewerbsboxen zeigt, die Mackie ebenfalls aufgebaut hat. Im direkten Vergleich fällt dann auf, wie gut der Übergang zwischen dem Tieftöner und dem Kompressionstreiber gelungen ist. Töne, die zwischen den verbauten Lautsprechern jonglieren, werden ungemein präzise wiedergegeben, ohne einen Cut zwischen den beiden Treibern herauszuhören. Dieser Cut wird z. B. beim ART 712-A von RCF viel deutlicher, man merkt förmlich wenn der Tieftöner den Staffelstab an den Hochtöner übergibt.
Wenn ich hier immer nur von Tief- und Hochtönern rede, mache ich das nur der Einfachheit halber, selbstverständlich ist der Tieftöner ein Tief-/Mitteltöner und der Hochtöner mehr oder weniger ein Mitteltöner; die Trennfrequenz ist mit 1,5 kHz angegeben.
Wenn der Pegel etwas lauter wird, kommt auch der Tiefgang. Noch beeindruckender ist aber die Gelassenheit auch bei hohen Pegeln. Für ein Gehäuse dieser Größe herausragend. Hier zeigt meiner Meinung nach auch das stabile Holzgehäuse seine Vorteile.
Wechseln wir mal zum DRM215. Wow! Nur 3“ mehr Membrandurchmesser und doch eine völlig neue Klangfarbe. Plötzlich kommt eine neue Wärme ins Spiel. Der Sound klingt erwachsener, ja fast schon Hi-Fi-mäßig. Die 215 könnte man auch ohne Sub bei niedriger Lautstärke betreiben. Stimmen klingen besser und voluminöser. Vom Klang schon fast englisch.
Da muss die DRM315 doch jetzt noch locker eine Schippe drauflegen können, oder? Aber halt – was ist das? Beim Umschalten auf den 315 gehen plötzlich die Mitten verloren. Dabei hat sie doch als einzige der Serie einen designierten Mitteltöner und mit 6,5“ auch keinen kleinen. Wechselt man wieder zum 215, sind die Mitten wieder da. Ich habe gerade einen Zeck 800 15/3 restauriert, der ein ähnliches Setup fährt (allerdings 30 Jahre mehr auf dem Buckel hat). Da reißen einem die Mitten die Haut vom Gesicht, wenn man aufdreht und zu nah dran steht. Ok – das liest sich jetzt zugegebenermaßen auch nicht positiv, aber da kommen Mitten und werden klar und deutlich wiedergegeben. Auf Rückfrage beim Mackie Soundingenieur heißt es, dass die Mitten bewusst etwas zurückgenommen worden sind. Hmm – schade, ich persönlich nehme lieber Mitten raus als sie über einen EQ hinzuzugeben. Die Box an sich klingt jetzt nicht schlecht und man kann mit etwas Feintuning sicherlich einiges aus ihr herausholen, aber out-of-the-box und ohne Tuning überzeugt sie mich nicht.
Kommen wir zum Line-Array. Die maximale Anzahl von vier DRM12A wurde in einem Stereo-Array präsentiert, wobei die untere Box ausgeblendet war. Diese zeigt mit 70° dann auch schon sehr nach unten und wäre dementsprechend von der Lautstärke deutlich überrepräsentiert. Das ist eben das Problem des starren Winkels von 20°, in dem die Boxen untereinander montiert sind. Da dies aber auch dem Abstrahlwinkel entspricht (horizontal sind es 110°), macht das die Aufstellung natürlich am einfachsten, ohne auf Überschneidungen zu sehr Rücksicht zu nehmen. So sind die Arrays eben auch nicht für riesiege Open-Airs ausgelegt, sondern eher für mittelgroße Events. Aber wie klingen sie denn nun? Gut, wie ich finde. Sie erinnern am ehesten noch an die 212er, mit sehr seidigen Höhen und einem guten Tiefgang. Gerade bei Gesangsstücken fehlte mir allerdings ein bisschen die Tiefe und Verständlichkeit. Mit einer deutlichen Anhebung bei 120 Hz konnte man das aber sehr gut ausgleichen und dann klangen sie wirklich spitze. Die sechs aktiven Boxen, die in Betrieb waren, waren auch bei den lautesten Stücken, die wir gehört haben, nicht im Geringsten angestrengt – da sind extrem hohe Reserven vorhanden. Auch im Nahbereich werden sie nicht schrill oder anstrengend, weshalb ich mir die auch sehr gut auf einem Stativ vorstellen kann.
Und nun zum Bass. Was soll ich da sagen? Ich hätte am liebsten direkt welche mitgenommen. Wahnsinniger Tiefgang, staubtrocken und extrem belastbar. Keinerlei Eigengeräusche, egal bei welchem Pegel. Sie reißen nicht am Hosenbein wie Dancehall-Subs, bieten dafür aber eine Musikalität im Bass UND die entsprechende Wirkung. Die Halle, in der getestet wurde, war nicht gerade klein, aber der Bassdruck bis in die letzte Ecke zu spüren. Sehr beeindruckend! So muss ein Bass klingen.
Besonderheiten
Widmen wir uns noch einmal dem Advanced Impulse DSP Modul und DRM Control Dashboard.
Mit dem Advanced Impulse DSP Modul fasst Mackie alle Maßnahmen zusammen, die getroffen worden sind, um diese hohe Belastbarkeiten zu erreichen. Dank Präzisions-Frequenzweichen, dem Time-Alignment und der sorgfältigen FIR-Filter-Abstimmung klingen die Boxen der DRM-Serie auch bei Höchstbelastung immer noch neutral und unverfälscht. Das Eingangssignal wird auf potentielle Verfälschungen durch die Treiber analysiert und diese Verfälschungen werden herausgefiltert, bevor das Signal an die Lautsprecher geht. Das alles passiert in der eh schon digitalen Signalkette und erzeugt so keine zusätzliche Latenz. Dadurch werden zum einen die Treiber besser geschützt und zum anderen entspricht das Ausgangssignal noch besser der Signalquelle.
Das DRM Control Dashboard wiederum ist die Schaltzentrale aller Boxen. Hier können über einen einzelnen Drehknopf sämtliche Einstellungen der jeweiligen Box getätigt werden. Und das sind einige. So gehört zum Beispiel ein Delay (bis 100 ms) dazu, den netterweise seinen Wert nicht nur in Millisekunden, sondern auch noch in Metern und “feet” anzeigt. Des Weiteren gibt es einen 3-Band Parametric-EQ, voreingestellte Soundprofile wie “Live”, “Club”, “Speech”, verschiedene Array-Modes (nur beim DRM12A), variable Crossover-Einstellungen und bis zu sechs abspeicherbare Konfiguration, damit man die Einstellungen nicht jedes Mal neu tätigen muss. Nach 5 Sekunden Inaktivität gelangt man wieder auf das zentrale Dashboard, an dem alle Einstellungen und der Ein- und Ausgangspegel zu sehen sind. Alles auf einen Blick – sehr schön. Durch das kontrastreiche Farbdisplay haben die Pegel eine klare Anzeige mit Ampelfarben und sind auch aus einiger Entfernung noch gut abzulesen. Und es ist wesentlich einfacher zu sehen, welche Einstellung man gerade verändert, als es bei den manchmal kontrastschwachen schwarz-weiß-Displays der Fall ist. Was mir fehlt, ist ein Limiter. Das muss dann also vorgelagert geschehen.