Neuland, ich komme!
So kann es kommen, wenn man mit hochwertigen Kleinkonsolen anfängt und konsequent am Ball bleibt. Kaum ein Beschallungsbereich, den der amerikanische, mittlerweile Marktführer von aktiver Live-Beschallung nicht abdeckt. Was macht man also, wenn der eine Markt erfolgreich gesättigt wurde? Richtig, man geht einen neuen Markt an. In diesem Fall wagt sich der Hersteller in den Bereich der Kopfhörer, die er mit dem Mackie MC-150 und Mackie MC-250 in Angriff nimmt. Dabei hält Mackie den Ladenpreis unter 100,- Euro, was vor allem für den Homerecording-Markt interessant erscheint.
Der Einsatzbereich der Mackie MC-250 und Mackie MC-150
Bereits diese Preise lassen darauf schließen, dass Mackie trotz vollmundiger Beschreibungen auf den Verpackungen nicht vorhat, an den Referenzprodukten der Platzhirsche Beyerdynamic oder AKG zu kratzen. Vielmehr belegen die Produkte mit 79,- Euro (Mackie MC-150) und 99,- Euro (Mackie MC-250) einen Bereich, der bereits mit sehr starker Konkurrenz belegt ist. Insbesondere das 250er Modell muss bei einem Aufschlag von knapp 25 % so erfolgreiche Konkurrenten wie den Beyerdynamic DT-770 Pro oder den AKG K-702 fürchten, ein Unterfangen, das sich als nicht leicht entpuppt.
Das 150er Modell geht preislich deutlich mehr in den Consumer-Bereich und stellt gar nicht den Anspruch, entsprechendes High-End abzuliefern, muss aber dennoch z. B. mit dem Beyerdynamic DT-240 Pro entsprechende Konkurrenz fürchten. Der Einsatzbereich der Kopfhörer geht natürlich deutlich über den Stage-Bereich hinaus und erstreckt sich ebenfalls bis in den Studiobereich hinein. Beide Kopfhörer arbeiten mit 50 mm Treibern und bilden laut Hersteller den Frequenzgang von 8 (15 / MC-150) – 20.000 Hz ab, was deutlich unter und über dem Wahrnehmungsvermögen des menschlichen Gehörs liegt. Ja, ich weiß, ein Säugling hört bis 20.000 Hz, sitzt aber nur selten als Entscheidungsträger auf dem Produzentensessel im Tonstudio.
Der Mackie MC-250 / MC-150 im Aufbau
Um es vorneweg zu schicken, die Modelle 150 bzw. 250 sind baugleich und gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Wäre auf der Innenseite der gepolsterten Bügel nicht die Bezeichnung abgedruckt, man könnte sie nicht auseinanderhalten. Wie auch die letzten Boxen der Thump Serie hat auch das Erscheinungsbild der Mackie Kopfhörer etwas „Zylonenhaftes“. Alles ist vergleichsweise eckig, bisweilen kantig in Mattschwarz ausgeführt. Ein Hauch von „plastikereskem“ Layout muss dem Produkt leider attestiert werden. Nicht billig, aber in einigen Details dann doch auch nicht wirklich begeisternd. So ist die Weite des Bügels in 8 Stufen einstellbar, über die eine nach innen drückende Lasche lediglich drüber schrappt. Nicht wirklich elegant, aber auch nicht weiter schlimm.
Mit 265 Gramm zählen die Mackie MC-250/150 nicht zu den Schwergewichten, fallen aber auch nicht durch ein besonders geringes Gewicht auf. Was hingegen auffällt, ist die geringe Impedanz von nur 32 Ohm, was für eine hohe Lautstärke auch bei Geräten aus dem Smartphone-Bereich spricht, eine Tendenz, die sich bei vielen Herstellern breit macht. Gerade im Budget-Bereich ist man nur selten bereit, einen entsprechenden externen Kopfhörerverstärker sein Eigen zu nennen, der auch Impedanzen um die 600 Ohm bedienen kann. In Kombination mit der geschlossenen Over-Ear-Bauweise kann man so auch in lauter Umgebung wie z. B. dem DJ-Einsatz genügend Schalldruck erzeugen, um sich gegen die Umgebungslautstärke zu behaupten.
Beide Kopfhörertypen können eingeklappt werden und sorgen so für eine angenehm platzsparende Aufbewahrung in dem mitgelieferten Kunststoffsäckchen. Eine mehrsprachige Bedienungsanleitung liegt ebenfalls bei. Die Verarbeitung der Kopfhörer ist gut, zudem wirken die Kopfhörer robust und lassen auf eine lange Haltbarkeit schließen.
Das mitgelieferte Anschlusskabel ist mit einer Länge von 3 m großzügig dimensioniert und erlaubt einen vergleichsweise großen Bewegungsradius jenseits des Kopfhörerverstärkers. Das Kabel wird mittels eines Bajonettverschlusses am Kopfhörer eingerastet, während der Verstärkerstecker standardisiert einen Ministereoklinke mit aufschraubbarem TRS-Klinkenaufsatz bietet. Mit einem einfachen Handgriff kann das Kabel für den Transport auch wieder entfernt werden. Dies hat besonders Vorteile, sollte es einmal aufgrund grobmotorischen Verhaltens zu einem Kabelbruch kommen. In diesem Fall kann das Kabel einfach getauscht werden, ohne dass man den ganzen Kopfhörer demontieren und zum Lötkolben greifen muss.
Der Tragekomfort der MC-250 / MC-150
Zunächst gilt es, den linken und rechten Kanal zu finden, was sich als recht schwierig erweist. Erst nachdem meine Frau und ich mehrere Minuten gesucht haben, fanden wir die dezenten Einkerbungen auf den Gelenken der Knickvorrichtung. Hätte man meines Erachtens etwas offensichtlicher gestalten können, aber sei’s drum, wo Kabel rein, da links.
Die Ohrpolster umschließen die Ohren recht gut, allerdings ist mir persönlich die Fütterung etwas zu straff, was zur Folge hat, dass der latente Druck auf den hinteren Bereich der Wangenknochen nach ca. 15 Minuten anfängt zu stören. Eine durchgehende Studioarbeit von mehreren Stunden ist mit diesem Modell zumindest bei meiner Gesichtsform nicht komfortabel zu absolvieren. Es kann aber sein, dass dies von der jeweiligen Gesichtsform abhängig ist. Nach Justierung des Kopfhörers mittels des Bügels sitzt das Produkt fest auf dem Kopf, wobei sich das Justieren an sich aufgrund der leicht hakeligen und zugleich leicht durchrutschenden Rasterung als vergleichsweise langwierig entpuppt.
Die Bügeleinstellung ist nicht nur hakelig, sie wird nach einer Weile porös und bricht. Zumindest bei mir (nach 8 Monaten). Ansonsten sind die Kopfhörer schon recht gut – es wurde nur am falschen Ende gespart.