Kompakter Live-Mischer mit Audio-INterface
Überblick über den Mackie ProFX16
In der professionellen Mixer-Serie mit USB-Anschluss von Mackie ist das ProFX16 neu. Ganz im Sinne seiner Artgenossen, zu denen noch ProFX8, -12 und -22 gehören, besticht das Mischpult mit Premium Mikrofon Preamps, einem 32-Bit RMFX-Effektprozessor und einem grafischen 7-Band-EQ. Außerdem hat das analoge Pult eine USB-Schnittstelle an Bord und, wie auch das ProFX22, eingebaute Kompressoren.
Das ProFX16 wird als Tischmodell geliefert, kann aber mit einem optional erhältlichen Rack-Kit in null Komma nichts für den Einbau ins 19-Zoll Rack umgerüstet werden. Es müssen lediglich die kräftigen Kunststoff-Wangen, die der Konsole einen guten „Seitenaufprallschutz“ bieten, abgeschraubt werden. Auch dieses Pult ist nach gewohnter Mackie-Tradition richtig gut verarbeitet und hat als Basis ein Gehäuse aus stabilem Stahlblech.
16 Line-Eingänge (8 mono, 4 stereo) stehen zur Verfügung, 10 Mikrofoneingänge, 3 Aux-Wege, 4 Subgruppen und 4 Kompressoren. Die eingebaute 2×2 USB-Schnittstelle ermöglicht es, zwei Signale (stereo) gleichzeitig aufzuzeichnen. Im Normalfall wird das der Mastermix sein, es sind aber auch die Subgruppen 1 und 2 möglich. Das Stereosignal der digitalen Quelle wird als Return ins Pult geführt, daher die Bezeichnung 2×2. USB-Signale gehen direkt auf den Master, 2-Track Return-Schalter entsprechend gedrückt, oder werden in den Kanalzug 15/16 gelegt. In diesem Fall steht die gesamte Funktionalität des Kanals mit 3-Band-EQ und Aux-Wegen zur Verfügung, was eine große Bandbreite an Möglichkeiten eröffnet.
Die Mono-Kanalzüge 1 bis 8 sind mit einer 3-Band Klangregelung versehen. Die Mitten (parametrisch) können im Frequenzbereich von 100 Hz bis 8000 Hz frei gewählt und bis zu 15 dB abgesenkt oder angehoben werden. Der Höhenregler greift bei 12000 Hz und der Bassregler bei 80 Hz. Beide haben sogenannte Kuhschwanzcharakteristik (Shelving-Filter). Auch damit ist eine Anhebung oder Absenkung um bis zu 15 dB möglich.
Die Eingangsverstärker decken einen weiten Bereich ab. So reicht die Verstärkung für Mikrofone bis zu 50 dB. In allen Mikrofoneingängen, zu denen bei Bedarf auch noch die Kanäle 9/10 und 11/12 gehören, die aber statt der parametrischen Mittenregelung über ein festes Mittenband (2500 Hz, +/-15 dB) verfügen, sitzt ein 100 Hz Low Cut.
Die Kanalzüge 1 bis 4 bieten einen Einschleifpunkt, wie man ihn für Effekte benötigt. Diese Insert-Buchsen sind in den Kanälen 5 bis 8 nicht vorhanden. An deren Stelle sitzt der Drehregler für die Kompressoren. Damit können Gesang und Bass ordentlich aufpoliert werden. Die Kompressionsrate ist fest eingestellt. Sie liegt mit Soft Knee-Charakteristik bei etwa 6:1. Mit etwas Gefühl eingestellt, erzeugt der Kompressor prima Ergebnisse und bettet vor allem den Gesang besser in den Mix ein. Dank Ein-Knopf-Bedienung kann man an dieser Stelle auch nichts falsch machen.
Die Kanalzüge 9 bis 16 sind stereo ausgelegt. Wie beschrieben gibt es hier auch zwei XLR-Buchsen, falls die 8 monophonen Mikrofonkanäle mal nicht reichen sollten. Aber die hauptsächliche Verwendung der Stereoeingänge dürfte beispielsweise bei Keyboards oder E-Drums liegen. Die Gain-Regler sind einmal für die Mikrofonanpassung ausgelegt (9 bis 12) und einmal für Line-Signale (13 bis 16).
Im Bereich der Aux-Wege sind alle Kanalzüge identisch ausgestattet. Es gibt drei davon. Aux 1 und 2 sind (Pre Fader) fürs Monitoring gedacht, der orange Drehregler (Aux 3) beschickt den eingebauten Effektprozessor.
Jeder Kanalzug verfügt über eine Mute-Taste mit dazugehöriger Kontrollleuchte. Neben den weich laufenden 60 mm Fadern sitzen die Schalter fürs Routing. Dort wird entschieden, ob das Signal auf die Subgruppen oder den Main-Mix gelegt wird. Die PFL-Solo-Taste hilft beim Einpegeln des Vorverstärkers, und damit die gedrückte Taste auf keinen Fall vergessen wird, blinkt im Master-Bereich eine große Rude Solo LED.
Rude Solo
An dieser Stelle mit der „frechen LED“ eine Anmerkung zur Bedienungsanleitung. Es macht immer wieder Spaß, diese „Lektüre“ zu lesen. Mit viel Informationen, tollen Grafiken/Schaubildern und witzigen Sprüchen heben sich die Mackie Bedienungsanleitungen immer positiv ab. Entzückend auch die Geschichte des Running-Man Logos, dem Markenzeichen von des Herstellers. Es wäre schön, wenn so manch anderer Hersteller sich eine Scheibe von diesen toll gemachten Anleitungen abschneiden würde und endlich begreift, dass auch in diesem Bereich positives Marketing betrieben werden kann.
Oberhalb der vier Subgruppen-Fader sitzen die Master-Regler für Aux Send und Aux Return. Die Signale des internen FX-Prozessors können auf den Summen-Mix und auf beide Monitorwege gelegt werden. Letzteres ist eine schöne Sache, denn die meisten Vokalisten freuen sich, wenn ihre Stimme mit etwas Effektanteil im Monitoring zu hören ist. Dennoch ist hier Vorsicht geboten, weil besonders bei Verwendung von Wedges nicht selten Rückkopplungsgefahr droht.
Effektprozessor und Equalizer
Der Effektoprozessor hat genau das im Angebot, was für Gigs oder im Proberaum sinnvoll ist. Zu den 16 gut klingenden Effekten gehören verschiedene Hallräume, Chorus und Delays. Die Effekte lassen sich nicht editieren, machen aber alle einen guten klanglichen Eindruck und sind vor allem auch wirklich einsetzbar. Es gibt keine bizarren Soundeffekte, die man im Leben nicht verwenden wird. Ein kleiner Dreh am einzelnen Regler reicht zu Auswahl aus, im Display wird sofort der ausgewählte Effekt angezeigt. Soll der FX-Prozessor aus dem Signalweg genommen werden, genügt ein Tastendruck. Leider ist bei eingeschalteten Prozessor im Kopfhörer ein leichtes Rauschen wahrnehmbar. Das geht im Live-Betrieb mit angeschlossenen Lautsprecherboxen im Normalfall unter.
Der 7-Band-EQ ist ein schnelles Hilfsmittel, wenn es darum geht, den Grundsound einzustellen. Die Bänder 125 Hz, 250 Hz, 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz, 4 kHz und 8 kHz können jeweils um bis zu 15 dB angehoben oder abgesenkt werden. Der grafische EQ dient entweder zur Verbesserung des Summensignals, sorgt im Monitorweg 1 für besseren Klang oder hilft bei der Unterdrückung von Feedback. Lobenswert ist die Bypass-Schaltung, die einen schnellen Vergleich ermöglicht.
Zwei dreifarbige LED-Ketten im Masterbereich zeigen die Ausgangspegel. Ist die PFL-Taste gedrückt und die Rude-Solo-LED blinkt, wird mit Hilfe der linken LED-Kette eingepegelt. Die bei 0 dB aufgedruckte Markierung gibt einen groben Anhaltspunkt.
Natürlich fehlt die 48 Volt Phantomspeisung nicht. Ist sie eingeschaltet, werden alle XLR-Buchsen mit Strom versorgt, der über das Mikrokabel zu den Kondensatormikrofonen fließt.
Sehr hilfreich beim Livebetrieb ist die Break-Taste. Wird sie gedrückt, sind alle Mikrofon- und Line-Eingänge stumm geschaltet. Trotzdem kann über die USB-Schnittstelle oder die Cinch-Eingänge Musik zugespielt werden. Dieses Feature ist in Spielpausen von Livebands von großem Nutzen, weil nicht alle Kanäle einzeln gemutet werden müssen.
Anschlüsse auf der Oberseite
Sämtliche Ein- und Ausgangsbuchsen sitzen auf der Oberfläche. Damit hat man sie immer im Blick, und sie sind auch jederzeit gut zugängig. Als Main-Ausgänge dienen XLR- und Klinkenbuchsen. Insertpunkte im Main-Mix gibt es leider nicht.
Zwei weitere Ausgänge mit der Bezeichnung CR eignen sich für Kontrollmonitore oder Kopfhörerverstärker. Jede Subgruppe hat ihren Monoausgang, und neben FX- und Monitor-Send dürfen natürlich die Aux-Returns und der Kopfhöreranschluss nicht fehlen. Letzterer ist natürlich in der Lautstärke mit einem Kombi-Poti regelbar, das gleichzeitig auch die CR-Ausgänge einstellt.
Für Zuspieler oder Aufnahmen sind die Stereo-Cinch-Buchsen gedacht. Auch hier wird die Lautstärke mit einem eigenen Poti angepasst, das gleichzeitig die USB-Zuspielung beeinflusst.
USB/Audio-Interface on Board
Immer mehr analoge Pulte kommen mit USB-Schnittstelle, so eben auch das ProFX16. Beim Live-Auftritt oder bei den Proben kann schnell und einfach per Laptop aufgezeichnet werden. Auch das Abspielen von MP3s in Spielpausen bietet sich via USB an. Die Schnittstelle ist im USB 1.1 Format mit Stereo-Ein- und Ausgang, die Wandler arbeiten mit 16 Bit, 44,1 kHz/48 kHz. Ein langes USB-Kabel gehört zum Lieferumfang. Der Anschluss an meinen Rechner mit dem Betriebssystem Windows 7 klappt auf Anhieb. USB-Stecker eingesteckt und los geht’s. Treiber brauchen nicht installiert zu werden, der Rechner erkennt das Mischpult sofort als USB-Device. Als sehr praktisch erweist sich die digitale Zuspielung über den Kanalzug 15/16.