Macmull S-Classic – Sound & Praxis
Fein klingt sie schon, die Macmull S-Classic! Bereits der Grundsound ist sehr resonant, warm und reich an Sustain, am Verstärker angeschlossen setzt sich dieses Klangbild fast nahtlos fort. Die drei Macmull Singlecoils liefern ein eher warmes Klangbild, das sich vom klassischen Sound einer Strat spürbar abhebt, allerdings mit den gleichen Problemen bezüglich der Nebengeräusche zu kämpfen hat. Es brummt und rauscht genauso, wie man es von einer klassischen Strat eben kennt und mehr oder minder gewohnt ist. Dafür aber besitzt der Klang mehr Volumen und Fülle, kann aber mit dem typisch „glockigen“ und höhenreichen Strat-Sound nicht ganz dienen. Das muss ja nicht verkehrt sein, denn wer eine solche Gitarre in den Fokus legt, der kennt den Klang der Fender Strat sicher schon ein- und auswendig und sucht vielleicht sogar nach der „gewissen Alternative“.
Ein großes Manko für mich persönlich ist ja das lackierte Griffbrett, das habe ich ja weiter oben (und auch schon in anderen Testberichten) erwähnt. Zusammen mit einer Saitenlage von rund 3 mm in der Oktavlage bei unserem Testinstrument stellt die Bespielbarkeit von daher eine echte Herausforderung dar, wenn es an die Bünde im oberen Bereich des Halses geht. Zumindest erhalten die Töne eine gute Unterstützung durch die insgesamt gute Resonanz der Konstruktion, das gilt natürlich auch für den Rest des Griffbretts. Spaß macht es trotzdem keinen, zumindest nicht mit diesem Setting.
Hören wir rein in den Sound der Macmull S-Classic, dafür habe ich die Gitarre zusammen mit meinem Orange Micro Dark, einer angeschlossenen Celestion 1×12″ V-30-Box und einem AKG C3000 Mikrofon aufgenommen.
Beginnen wir im ersten Beispiel mit einem Cleansound des Hals-Pickups. Klingt schon recht ordentlich nach Vintage und etwas wärmer und runder, wie man es von einer guten Strat in aller Regel kennt.
In Klangbeispiel 2 ein weiterer Cleansound, ausgewählt wurden hierfür der Hals- und der mittlere Pickup. Schalterstellung 2 sozusagen, einer der wohl beliebtesten Konfigurationen beim Sound der Strat. Und auch hier werden Fans der Stratocaster nicht enttäuscht!
Im dritten Beispiel nun der (unverzerrte) Sound des Macmull Singlecoil am Steg. Durchdringend und schneidend geht es zur Sache. Aber keineswegs schrill, wie es beim Original ja gerne mal der Fall ist.
Jetzt rüber zu den verzerrten Sounds – und die Ohren angelegt, denn hier herrscht „echtes Strat-Feeling“ in Sachen Brummen und Nebengeräuschen! Also gilt es, mit dem Gain-Regler des angeschlossenen Amps sachte umzugehen. Erstaunlich ist aber, dass trotz des hohen Nebengeräuschpegels der Ton selbst fast unberührt davon bleibt. Wir hören zunächst wieder den Sound des Singlecoils am Steg bzw. Vibratoblock mit relativ viel Verzerrung.
Zum Abschluss der Sound des Front-Singlecoils mit hohem Gain. Hier gilt das Gleiche wie beim Kollegen am Steg: Trotz der Nebengeräusche (und der hohen Verzerrung) bleibt der Klang stets definiert, Kompliment!
Was zur Hölle soll diesen Preis für ’ne Stratkopie, die nicht mal wie ihr Vorbild klingt, rechtfertigen? Ist das Dingen im See Genezareth getauft und im Jesusgrab kryonisch getunt worden? Wurde für den Transport in die Shops das Rote Meer geteilt? Fragen über Fragen….
Ich weiß es doch auch nicht …
@Stephan Güte Hattest du denn wenigstens beim Antesten eine Erleuchtung gehabt, spirituelle Reinigung – ist dir ein Heiligenschein gewachsen, hat sich eine gerissene Saite zu einem Jesusbild gekräuselt, oder so?
Es schien so, als wolle sich mein seit Jahren umgedrehtes Kreuz wieder in die andere Richtung bewegen. Aber wirklich Himmlisch war das nicht!
Hi Stephan,
schön, dass du nicht vor Ehrfurcht anhand des Preisschildes erstarrst sondern unvoreingenommen urteilst.
Abgesehen davon, dass die Kopfplatte wirklich an Billig Korea Instrumente aus den 80ern erinnert und ich diesem ganzen Aging Quatsch nichts abgewinnen kann, kann es sein, dass man mit etwas Marktanalyse ein gleichwertiges Instrument im Bereich 500 – 800 Euro finden kann?
Grüße
Armin
@Armin Bauer Hi Armin, ich habe hier parallel zwei Fender Strats „auf Lager“, eine mexikanische und eine aus den USA (American Original Serie). Das US-Modell fand ich persönlich um Längen besser, als die Macmull und die kostet um die 1300,- … ich habe echt keinen blassen Schimmer, welche Zielgruppe die Macmull ansprechen soll. Wie immer, wenn ich etwas unschlüssig bin, lasse ich erfahrene Kollegen mal drüber schauen und antesten, deren Fazit viel eher noch drastischer aus, als meins.
Auch, wenn der Sound schon sehr gut daherkommt, würde ich hier (selbst zum halben Preis) eher nicht zuschlagen wollen.
Eine Gitarre sollte spätestens bei 4stelliger Preisvorstellung so gefertigt sein, daß ich da nicht noch Defizite ausmerzen muss. Wenn ich da noch Bünde polieren und vielleicht sogar noch Mechaniken tauschen soll, ist der Spaß für mich vorbei. Das mache ich bei ’ner Squier oder HB liebend gerne, aber die sehe ich auch eher als Grundlage für’s Tuning und nicht als High-End-Produkt.
Davon abgesehen finde ich das Design auch nicht wirklich wertig:
Über die Kopfplatte kann man geteilter Meinung sein, es gibt durchaus Leute, denen der klassische Strat-Head schon zu groß erscheint. Ansichtssache.
Aber ich finde auch die Sunburst-Lackierung nicht so gelungen, ist mir persönlich zu „scharfkantig“, nicht fließend genug.
Erle für den Body ist natürlich bewährt, aber bei 5 Kilo Euronen darf es m.M.n. gerne ein Holz sein, welches optisch ’ne Ecke spektakulärer wirkt, wenn’s nicht deckend lackiert wird…
Ist alles nur mein persönlicher Eindruck von weit, weit weg, und vielleicht sieht das anders aus, wenn man das Teil mal selbst in den Händen hält und auf sich wirken lässt.
Aber hätte ich jetzt 5 Mille für ein Paddel hier ‚rumliegen, würde ich mir doch lieber wieder Einzelteile holen und mir meine Gitarre „auf den Leib schneidern“…
Und Danke an Stephan für den Testbericht…! :-)
Und der Herstellername ist wirklich so korrekt geschrieben? Habe ein bissken den Eindruck, dass der zweite Vokal eher ein Umlaut sein sollte.
Ja, ist er … kann deine Bedenken aber komplett nachvollziehen und höre/sehe das Augenbrauenhochziehen bis hier her!
Ich bin neben einer echten Vintage Fender Stratocaster von 1962 seit letztem Sommer auch Besitzer einer MacMull Stratocaster. Ich bin seit 40 Jahren Musiker und spielte in diesen Jahren auch einige sehr teuere Fender Custom Shop Strats von sehr namhaften Rebuildern. Diese Exemplare klangen zweifellos alle gut bis sehr gut. Darunter war aber nicht eine, die den beiden Erstgenannten das Wasser hätte reichen können. Beide Instrumente entwickeln einen Sound und ein Spielgefühl, wie es eben nur wirklich alten Instrumenten vorbehalten ist. Das Holz, daß bei meiner MacMull verwendet wurde, stammt nachweislich aus dem Jahr 1959. Der Hals wurde in einem speziellen Verfahren klanglich als auch vom Schwingungsverhalten auf den Korpus abgestimmt, die meisten Teile incl. der Pickups sind handgearbeitet und klanglich derart detailgetreu nachgebildet, daß man hier wahrhaft von einer alten Strat sprechen kann. Soundtechnisch ist sie, wie ich schon sagte, mit meiner 62‘er absolut vergleicbar. Das solche Unikate ihren Preis haben, sollte jedem klar sein. Die MacMull ist im Vergleich zu einer Vintage Strat also vergleichsweise geradezu ein Schnäppchen. Diese mit einer Strat von der Stange zu vergleichen ist in allen Belangen völlig absurd und für mich nicht nachvollziehbar.