Neuheit: KI-basierte Lichtsteuerung mit Standalone-DMX-Controller
In der Veranstaltungstechnik sind KI-basierte, autonom arbeitende Produkte noch neu, aber auf dem Vormarsch. Die Firma Limbic Media hat vor rund vier Monaten den MaestroDMX auf den Markt gebracht, einen Standalone-DMX-Controller, der mithilfe hochentwickelter Algorithmen die Lichtshow nahezu vollständig autonom steuert. Dies geschieht in Echtzeit durch die Analyse der abgespielten Musik. Herkömmliches „Sound-to-Light“ gehört damit der Vergangenheit an.
Der Controller bietet außerdem über eine webbasierte App die Möglichkeit, neben dem autonomen Modus auch manuell Lichtshows zu gestalten. In einem Gespräch mit dem Unternehmen erhielt ich spannende Einblicke in die Entwicklung, Produktion und die Software. Der MaestroDMX Lichtdesigner bietet eine innovative Lösung, um Lichtshows für Clubs, DJs, kleinere Bands und Entertainer auf ein neues Niveau zu heben.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Entwicklung
Das kanadische Startup Limbic Media konnte dank einer Idee auf Kickstarter großen Erfolg erzielen. Sie setzten sich zum Ziel, einen Standalone-DMX-Controller zu entwickeln, der durch spezielle Algorithmen autonom Lichtshows steuert. Unterstützung erhielten sie von der deutschen Firma Eventtechnik Oberland. Gemeinsam entwickelten sie das Produkt bis zur Marktreife und Eventtechnik Oberland übernahm den Generalvertrieb in Europa.
Seit etwas mehr als vier Monaten ist das fertige Produkt nun auf dem europäischen Markt und die Nachfrage ist enorm. Allerdings ist „fertig“ nicht ganz zutreffend, da Limbic Media den MaestroDMX kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. Dabei legen sie besonderen Wert darauf, dass Updates und Erweiterungen für bestehende Kunden kostenlos zur Verfügung stehen.
Wie in vielen anderen Branchen rücken auch in der Veranstaltungsbranche KI und autonome Steuerungssysteme zunehmend in den Fokus – jedoch nicht ohne Kritik. Auch Limbic Media und Eventtechnik Oberland sahen sich immer wieder kritischen Stimmen ausgesetzt. Beide Unternehmen betonen jedoch, dass es nicht darum gehe, den Lichttechniker zu ersetzen. Die Zielgruppe des Produkts sind primär DJs und Clubs, die in der Regel keinen eigenen Lichttechniker haben.
DJs können mit dem MaestroDMX ihr Setup voll ausnutzen und statt „Sound-to-Light“ eine auf ihre Musik abgestimmte Lichtshow erzeugen. Auch Clubs und kleinere Bands, die sich keinen eigenen Lichttechniker leisten können, profitieren davon. Darüber hinaus kann der MaestroDMX auch Lichttechniker und Rental-Unternehmen unterstützen. Durch die einfache Einrichtung und die Möglichkeit, externe Steuerungsmodule über MIDI anzuschließen, lässt sich die Lichtshow auch live anpassen.
Keine KI im technischen Sinne
Wer beim Wort „autonom“ an KI denkt, wird beim Limbic Media MaestroDMX Lichtdesigner enttäuscht. Auch wenn das Ergebnis beeindruckend ist und das Wort Künstliche Intelligenz durchaus an einer Stelle im Benutzerhandbuch erwähnt wird, arbeitet MaestroDMX mit Algorithmen: „MaestroDMX’s algorithms and AI use the Activity Level to determine how exciting the lighting output should be.“ Die Algorithmen lassen aber durchaus den Eindruck entstehen, dass wir es mit einer KI zu tun hätten.
Der MaestroDMX Controller
Limbic Media MaestroDMX ist ein Standalone-DMX-Controller, der durch spezielle Algorithmen in der Lage ist, die Lichtshow eigenständig zu steuern. Das Gerät ist nicht größer als eine handelsübliche Powerbank und verfügt über Anschlüsse für Strom, Ethernet und USB. Außerdem bietet es einen 3-poligen DMX-Ausgang sowie einen Line-Eingang für Musik. Der Controller unterstützt aktuell ein DMX-Universum, allerdings hat das Unternehmen angekündigt, bald ein zweites kostenloses DMX-Universum hinzuzufügen und die Anbindung über ArtNet zu ermöglichen.
Sobald das Gerät eingerichtet ist, kann es sofort losgehen. Der Controller analysiert die eingespeiste Musik und erkennt verschiedene Songteile wie Drop, Bridge, Strophe, Refrain, die Stimmung und das Tempo. Die Lichtshow wird passend dazu in Echtzeit gesteuert und das mit einer kaum wahrnehmbaren Latenz. Über die USB-Schnittstelle lassen sich MIDI-Controller anschließen und individuell konfigurieren, sodass auch live in die Lichtshow eingegriffen werden kann, was eine Art hybrides Lichtpult ermöglicht.
Um das Gerät einzurichten und die Lichtshow anzupassen, gibt es für die Kunden eine kostenlose webbasierte Software. Diese kann entweder über das eingebaute WLAN des MaestroDMX oder über den Ethernet-Port mit dem Gerät verbunden werden.
Die Software des MaestroDMX
In der Software lassen sich zunächst die Fixtures erstellen, bearbeiten und DMX-Adressen zuordnen. Der MaestroDMX bietet eine umfangreiche Fixture-Bibliothek, die größtenteils von Algorithmen erstellt wurde. Diese haben das Internet nach vorhandenen Bedienungsanleitungen durchsucht und daraus fertige Fixtures erstellt. Das hat den großen Vorteil, dass fast alle Geräte in der Bibliothek zu finden sind.
Neben gängigem professionellem Equipment sind auch preisgünstige Geräte aus anderen Ländern verfügbar. Sollte dennoch kein passendes Fixture vorhanden sein, können eigene Fixtures einfach erstellt werden. Die Fixtures werden zudem Lampengruppen zugeordnet, die später als Einheit agieren sollen. So können beispielsweise Moving-Heads, Bars, PAR-LEDs und Blinder jeweils einer Gruppe zugewiesen werden. Mehr dazu später!
Sobald eine Bühne mit den Fixtures erstellt ist, lassen sich später ganz einfach Lampentypen aus dem Setup entfernen oder hinzufügen. Dies ist besonders praktisch für DJs, wenn sie statt des großen Setups doch nur das kleine Licht-Setup mitnehmen. So weiß der Algorithmus, welche Lampen verwendet werden, ohne dass man sie komplett löschen muss.
In den Einstellungen findet man schnell das „Activity-Level“. Mit diesem lässt sich die Musik einpegeln und so anpassen, dass der Algorithmus die Musik optimal analysieren kann. Je undeutlicher das Signal des Line-Eingangs durch Rauschen und Nebengeräusche ist, desto höher muss das Activity-Level eingestellt werden.
Grundsätzlich bietet die Software viele Möglichkeiten, die man von einem handelsüblichen DMX-Controller kennt. Es können viele gewünschte Parameter vorgegeben und die Lichtshow so individuell wie möglich angepasst werden. Hier kommen auch professionelle Lichttechniker auf ihre Kosten. So können eigene Presets oder Cue-Listen erstellt werden. Bei den Fixtures lassen sich Pan- und Tilt-Bereiche an verschiedene Locations anpassen, Farben und Gobos festlegen sowie Bewegungen der Lampen einstellen.
Die Liste der Einstellungsmöglichkeiten ist groß und bietet große Flexibilität für den Nutzer. Bald wird es auch die Möglichkeit geben, Snapshots und komplette Szenen anzulegen. Für Einsteiger und Laien reicht es jedoch aus, die Fixtures anzulegen. Anschließend können verschiedene vorhandene Programme und Farbschemata ausgewählt werden. Den Rest übernimmt dann der Algorithmus.
Im Show-Bereich gibt es die Möglichkeit, vorgefertigte Effekt-Buttons wie z. B. FOG, Strobe, Blackout, Blinder einem MIDI-Controller zuzuordnen.
Der MaestroDMX im Praxistest
Erster Überblick und Einrichtung
Der DMX-Controller wird sicher verpackt geliefert. Besonders praktisch ist das optionale Hardcase, um den MaestroDMX sicher zu transportieren. Mitgeliefert wird dabei direkt eine Schnellanleitung, um den Controller startbereit zu machen.
Der Limbic Media MaestroDMX lässt sich einfach per USB mit dem Computer verbinden. Ich habe zum Testen meinen Computer mit dem internen Netzwerk des Geräts verbunden, was stabil funktionierte. Zunächst rief ich die webbasierte Software auf und arbeitete mich ein wenig ein. Die mitgelieferte Anleitung erklärt diese Schritte ausführlich. Es dauert eine gewisse Zeit, bis man einen guten Überblick über die Software hat und beginnen kann, eine eigene Bühne zu erstellen und Fixtures zu importieren.
In meinem Fall habe ich ein paar LEDs, zwei Moving-Heads von Varytec und eine Nebelmaschine angeschlossen. Die Fixtures waren, bis auf die Nebelmaschine, alle in der Bibliothek vorhanden. Ich konnte jedoch schnell ein eigenes Fixture-Profil für meine Nebelmaschine erstellen. Dann habe ich die LED Lampen als primary group und die Moving-Heads als secondary group gekennzeichnet.
Der MaestroDMX im Showmodus
Im Live-Control-Bereich findet man neben den vorgefertigten Effekten die Möglichkeit, Cue-Listen zu erstellen und Rahmen für die Live-Show zu setzen. Ich nutzte eine bereits vorhandene Test-Cue-Liste und spielte über den Line-Input einige Songs ab. Die vorgefertigten Effekt-Buttons oben in der Software funktionierten sofort, ohne dass weitere Einstellungen notwendig waren.
Im Live-Control-Bereich können für die jeweiligen Lampengruppen (Primary, Secondary usw.) Patterns ausgewählt und eine Farbpalette bestimmt werden. Darunter lassen sich weitere Einstellungen für die Lampengruppen vornehmen, sodass auch eigene Cues erstellt werden können. Rechts werden dann die Cue-Listen angezeigt. In meinem Test habe ich eine vorgefertigte Cue-Liste verwendet.
Der Übergang zwischen verschiedenen Cues ist flüssig und das Tempo der Songs wurde sofort erkannt. Auch bei Song-Wechseln wurden die Lampen nicht im Black gelassen, sondern haben den Cue gehalten, so dass auch die Song-Wechsel flüssig und unauffällig waren. Ich habe verschiedene Patterns und Farbpaletten durchgetestet.
Die Lampen haben sofort reagiert und die Patterns waren sehr vielfältig, so dass auch alle Funktionen der Lampen (Gobos, Farben, Pan-Tilt, Strobe etc.) genutzt wurden. Dabei ist es sehr praktisch, dass jeweils für eine Lampengruppe auch ein eigenes Pattern ausgewählt werden kann. Bei den Moving-Heads habe ich vorher den Pan- und Tilt-Bereich eingegrenzt.
Hinweis: Wer gerne mehr praktische Anwendungsbeispiele sehen möchte, kann auf YouTube viele Beispiele von DJs und von MaestroDMX selbst sehen.
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Alternativen
Wolfmix W1 Mk2
Der Wolfmix W1 Mk2 ist ein kleiner Standalone-DMX-Contoller, der eine leistungsstarke Software bietet. Er ist sehr einfach in der Bedienung und der Einrichtung. Durch einen Line-Eingang kann hier ebenfalls Musik eingespeist werden, um das Tempo zu analysieren. Außerdem verfügt er über vorgefertigte Effekte, die verwendet werden können. Der Wolfmix wurde bei AMAZONA.de von mir bereits getestet.
Obsidian NX Touch und Software
Obsidian bietet eine flexible Software und eine Vielzahl an Konsolen und innovativen Bedienoberflächen. Diese sind gerade für DJs und Clubs eine gute Live-Lösung und können individuell angepasst werden.
Soundswitch Control One
Ein bekannter und sehr ähnlicher DMX-Controller ist der Soundswitch Control One. Dieser ist primär für Clubs und DJs gebaut worden und lässt sich mit vielen DJ Programmen und Ableton Live direkt verbinden. Mit der eigenen Software lässt sich eine Lichtshow programmieren, die automatisiert im Live-Betrieb passend zum Beat vom Gerät selbst gesteuert wird. Durch die vielen Pad-Buttons haben DJs die Möglichkeit, dabei selber in die Lichtshow einzugreifen.