Großartiger Analogsound aus Holland
Der Mejalla Implexus ist ein monophoner analoger Desktop-Synthesizer, der sich als Hybrid zwischen West- und East-Coast-Synthese versteht und Oszillatoren im Stil von Donald Buchla mit der klassischen subtraktiven Synthese kombiniert. Donald Buchla galt in den 1960er-Jahren als einer der Pioniere der Synthesizer, der einen etwas anderen Ansatz verfolgte als Robert Moog. Anstelle fixer Schwingungsformen boten seine Oszillatoren stufenlose Formen von Sinus bis Sägezahn, kombiniert mit einem zugewiesenen Modulationsoszillator und Funktionen wie Wavefolding und linearer Frequenzmodulation, wobei alles spannungssteuerbar war, gelangen komplexe Schwingungsformen, die mit klassischer subtraktiver Synthese nicht möglich gewesen wären.
Inhaltsverzeichnis
- Haptik und Design des Majella Implexus Synthesizers
- Anschlüsse des Majella Implexus
- Oszillatoren des Majella Implexus
- Complex Generator
- Basis Generator
- Suboszillator
- Modulationen
- Das analoge Filter des Synthesizer
- Zwei LFOs
- Envelopes
- Stereo-Delay
- Der Implexus in der Praxis
- Klangbeispiele zum Majella Implexus
- Zweite Meinung aus der Redaktion von Peter Grandl
- Interview mit Majella Mastermind Jasper Andrea
- Der Majella Implexus on YouTube
Dass die West-Coast-Synthese bis heute weniger Beachtung findet, liegt zum einen an ihrer Komplexität, die viele Musiker überforderte, und zum anderen auch an der Tatsache, dass sich die damals günstigen Japaner ausschließlich an East-Coast-Synthesizern, namentlich aus dem Hause Moog und ARP, orientierten. Dadurch blieb der West-Coast-Ansatz einer kleinen und vor allem gut betuchten Klientel vorbehalten. Donald Buchla selbst schielte nie auf den Massenmarkt, sondern entwickelte Instrumente, die ihrer Zeit weit voraus waren. Für mehr Informationen über die Unterschiede zwischen East- und West-Coast, empfehle ich einen Artikel auf Gearnews.de. Die Begriffe „West-“ und „East-Coast“ beziehen sich übrigens auf die damaligen Firmensitze Buchlas (San Francisco) und Moogs (Trumansburg, New York).
Konzeptuell erinnert der Majella Implexus an den Microvolt 3900 von Pittsburgh Modular, der ebenfalls komplexe Oszillatoren mit klassischen Filtern kombiniert. Im damaligen Testberiocht schrieb ich: „Die Leute von Pittsburgh Modular greifen einige Ideen von Donald Buchla auf, kombinieren sie mit bewährten Modulen der subtraktiven Synthese und erschaffen daraus ein eigenständiges Instrument mit Alleinstellungsmerkmal.“ Wie sich der etwas teuerere Implexus verhält, zeige ich im folgenden Testbericht.
Haptik und Design des Majella Implexus Synthesizers
Eigentlich versuche ich, als Tester meinen Fokus auf die inneren Werte zu legen, aber beim Implexus bin ich erstmal beeindruckt vom edlen Design. Dieser Synthesizer besticht mit ausgewogenen Proportionen und einem übersichtlichen, kompakten Aufbau und ist dennoch nicht zu eng mit Potis bestückt. Industrie-Design in Hochkultur, nicht zuletzt dank der edlen Metallfront und schönen Holzseitenteilen. Der Aufbau zieht sich logisch von links nach rechts durch, wobei die beiden Oszillatoren („Generators“) die gesamte linke Hälfte des Panels einnehmen. Rechts befinden sich das Filter, Modulationen und das Delay.
Anschlüsse des Majella Implexus
Die Anschlüsse liegen alle auf der Rückseite: symmetrische Stereo-Ausgänge, Kopfhörer, MIDI In und Thru, USB sowie ein Kaltgeräteanschluss, zusätzlich ein kleines Steckfeld für Mini-Klinken mit acht Ein- und vier Ausgängen: Gate, CV Inputs für beide Oszillatoren getrennt, Velocity, Harm und Fold (Parameter des Complex Generators), Bias und Filter-Cutoff sowie Ausgänge der internen Clock, von LFO 2, dem zweiten Oszillator („Basic Generator“) und dem Modulations-Hüllkurvengenerator. Dass zu Gunsten der Übersichtlichkeit die Eurorack-Buchsen auf die Rückseite gewandert sind, mag zwar konsequent wirken, in der Praxis wird man sich eher daran stören.
Oszillatoren des Majella Implexus
Das Herz und gewissermaßen Alleinstellungsmerkmal des Implexus sind die beiden Oszillatoren, die wie bereits erwähnt, nach West-Coast-Vorbildern gestaltet sind. Im Vergleich zu Donald Buchlas Modulen fällt auf den ersten Blick ein gewichtiger Unterschied auf: Die Oszillatoren verfügen über Oktavwahlschalter mit sechs Stufen, in klassischer Weise in Fußlagen beschriftet. Aus meiner Sicht ein kaum zu unterschätzender Vorteil, da es dadurch einfacher ist, die Oszillatoren in Oktavschritten zu stimmen, was mit stufenlosen Potis nicht nur länger dauern würde, sondern auch ein gewisses Fingerspitzengefühl voraussetzt, nebst einem guten Gehör. Feinstimmung ist natürlich auch möglich: Beide Oszillatoren lassen sich ungefähr eine Quinte in beide Richtungen verstimmen, was beim eher kleinen Poti aus meiner Sicht nicht ideal gewählt ist. Für ganz feine Verstimmungen, die bei linearer FM oft gewünscht sind, hätte ich mir entweder ein größeres Poti oder einen kleineres Intervall gewünscht. Das interne Stimmgerät ist zwischen den Oszillatoren umschaltbar und zeigt mit farbigen LEDs die Abweichung einer gespielten Note von einem A mit 440 Hz. Andere Referenzstimmungen sind nicht vorgesehen.
Complex Generator
Der Complex Generator erzeugt eine Sinus-Schwingungsform, die anschließend im Waveshaper und Wavefolder moduliert wird. Ersterer formt aus dem Sinus die klassischen Schwingungsformen Rechteck und Sägezahn, inklusive aller Zwischenstufen, während der Folder einen metallischen Klang erzeugt. Da all dies spannungssteuerbar ist und zwar parallel durch den LFO, den Modulations-Hüllkurvengenerator und den zweiten Oszillator, sind vielschichtige Klänge schnell und einfach eingestellt. Ein Oszillator, der seinen Namen zu Recht trägt und für sich alleine schon viel hermacht, aber auch mit dem „Basic Generator“ per linearer Frequenz- und Crossmodulation interagieren kann. Diese alleine ist bereits sehr ergiebig, mit allen möglichen typischen und weniger typischen FM-Sounds.
Basis Generator
Der Basic Generator liefert bekannte Standardkost – sechs Fußlagen, drei Schwingungsformen (Rechteck, Sinus und Sägezahn) und Feinstimmung – und klingt für sich alleine voll und warm, wenn auch bestimmt weniger vielschichtig als der Complex Generator, was niemanden verwundern wird.
Suboszillator
Als dritte Klangquelle ist ein Suboszillator mit Rechteckschwingung vorhanden, der vom Complex Generator abgeleitet wird und eine Oktave tiefer als dieser klingt. Persönlich hätte ich mir noch einen Rauschgenerator gewünscht oder wenigstens die Möglichkeit, ein externes Signal einzuschleifen. Als kleine Besonderheit lassen sich die Oszillatoren per CV auch duophon spielen.
Modulationen
Ein eigener Vibrato-LFO moduliert die Frequenz beider Oszillatoren, die auch über den Modulations-Hüllkurvengenerator gesteuert werden kann. Eine Glide-Funktion gibt es auch. Etwas schade ist, dass diese Modulationen stets für beide Oszillatoren gelten. Bei meinen Klangexperimenten wünschte ich mir manchmal, nur den Basic Generator per LFO zu modulieren und mit dieser Spannung den Complex Generator zu bearbeiten.
Das analoge Filter des Synthesizer
Wäre der Implexus ein reiner West-Coast-Synthesizer, würde nach den Oszillatoren das Buchla-typische Low-Pass-Gate folgen. Doch wie gesagt folgt man ab Stufe des Filters der klassischen subtraktiven Synthese mit einem zweipoligen Filter (mit 12 dB Absenkung pro Oktave), das zudem zwischen Hoch- und Tiefpass umschaltbar ist.
Ich halte es für ein eher weicheres Filter, extreme Klangbearbeitungen sind damit weniger möglich, auch weil die Resonanz nicht bis zur Selbstoszillation reicht. In Kombination mit der umfangreichen Oszillatorsektion halte ich es aber für eine sinnvolle Ergänzung des Sounddesigns am Implexus. Ein MS-20 oder Moog Ladder-Filter würde den Klang zu stark färben. Das Filter des Implexus verhält sich vergleichsweise dezent und klingt insgesamt rund und sanft. Auf den ersten Blick etwas enttäuschend sind die eingeschränkten Modulationsmöglichkeiten des Filters, die sich auf die Modulationshüllkurve beschränken, während Keytracking oder Modulation durch die LFOs nicht vorgesehen sind, zumindest nicht direkt am Gerät. Über das Eurorack-Steckfeld ließen sich diese Verbindungen aber realisieren. Ideal ist dies nicht, da keine regelbaren Abschwächer verbaut sind. Um musikalisch sinnvoll damit zu arbeiten, bräuchte es externe Attenuators, was die Sache verkompliziert.
Zwei LFOs
Die beiden LFOs bieten fünf Schwingungsformen – getakteten Zufall, Rechteck, Sinus sowie steigenden und fallenden Sägezahn – in einem Frequenzbereich von 0,1 bis 100 Hz. Eine Besonderheit ist, dass sie zu einer internen oder externen Clock (via MIDI oder CV) synchronisiert werden können, mit musikalisch sinnvollen Unterteilungen: 1, 3/4, 1/2, 1/3 und 1/4. Polyrhythmische Modulationen sind damit ein Kinderspiel. Die verschiedenen Tempi werden dabei durch blinkende LEDs angezeigt, eine globale Tempo-Angabe in BPM gibt es indes nicht. Durch Drücken der gerade aktiven Unterteilungs-LED schaltet man den LFO in einen Free-Run-Modus mit stufenloser Frequenz, die mit einer eigenen, etwas kleineren LED angezeigt wird.
Envelopes
Die beiden Hüllkurvengeneratoren sind vierstufige ADSR, deren Wirkungsgrad unabhängig voneinander von der Anschlagsdynamik gesteuert werden können. Der Modulations-Hüllkurvengenerator kennt zusätzlich einen Loop-Modus, wodurch de facto ein dritter LFO entsteht, der nicht wie die anderen synchronisiert werden kann. Eine Triggerung der Hüllkurvengeneratoren ist per MIDI oder CV möglich, aber nicht am Gerät selbst. Diesen einen kleinen Knopf hätte ich mir gewünscht, um unabhängig von externen Gerätschaften an der Klangsynthese zu arbeiten. Drone-Sounds sind aber auch ohne externe Hardware möglich.
Stereo-Delay
Das digitale Stereo-Delay reicht von ultrakurzen Slap-Delays bis zu einer Sekunde und ist selbstredend auch zur Clock synchronisierbar. Für einen etwas „analogeren“ Klang wird die Delay-Zeit standardmäßig subtil moduliert, mit unterschiedlichen Werten für beide Kanäle. Abschalten oder editieren lässt sich diese Funktion nicht, was mich nicht sonderlich störte, da mir der warme Klang des Delays zusagt.
Der Implexus in der Praxis
Der Implexus (Latein für „Verwicklung und Verknüpfung“) wird seinem Namen mehr als gerecht. Trotz der moderaten Außenmaße bietet dieser Synthesizer eine Vielzahl an möglichen Verschaltungen, Modulationen und verschachtelten Verknüpfungen. Diese betreffen vor allem die Oszillatoren, während das Filter etwas stiefmütterlich behandelt wird.
Eine kleine LED leuchtet bei eingehenden MIDI-Signalen auf. Interessanterweise reagiert der Implexus nur auf Werte zwischen MIDI C2 und C6. Töne, die höher oder tiefer als diese fünf Oktaven liegen, werden ignoriert.
Klangbeispiele zum Majella Implexus
Beginnen wir mit dem Complex Generator in seiner einfachsten Konfiguration: als Sinus-Oszillator, der auf mich etwas hohl klingt mit einem gewissen Rechteck-Charakter, was mir vom Oszilloskop bestätigt wurde. Alles kein Problem, bloß seltsam, dass der Complex-Generator als „accurate voltage-controlled sine wave generator“ angepriesen wird.
Mit etwas Delay kann man damit schon ein paar schöne Dinge anstellen:
Als nächstes kommt die lineare Frequenzmodulation durch den Basic Generator hinzu. Durch unterschiedliche Settings sind zahlreiche Klänge möglich:
Widmen wir uns nun dem Waveshaper, der der Sinusschwingung Obertöne hinzufügt:
Zusammen mit dem zweiten Oszillator sind auch voluminöse Bässe möglich:
Interessant ist der Implexus auch für Drone-Sounds:
Dank LFO Modulation gelingen rhythmische Patterns:
Die Stärken des Implexus sind FX-Sounds, aber auch Lead-Sounds klingen überzeugend:
Das Sounddesign am Implexus macht Spaß, nicht zuletzt dank des klaren Designs.
Und eine Kritik sei mir noch erlaubt: So praktisch die blinkende LEDs der Masterclock und LFOs sein mögen, in eher dunkleren Umgebungen irritierte mich das Blinken so sehr, dass ich die LEDs in den Spielpausen mit einem Tuch abdeckte. Die Helligkeit lässt sich nicht regulieren.
Zweite Meinung aus der Redaktion von Peter Grandl
Der Majela Implexus hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Complex- und Basic-Generator bieten bereits auf Oszilator-Ebene ein Füllhorn an klanglichen Möglichkeiten, die sich noch dazu modulieren lassen. Das Filter hat einen sehr eigenen, aber überzeugenden Klang und mit dem Delay und den Tap-Tempo Funktionen, gelingen im Handumdrehen spannende Sequenzen, die sich zum Beispiel – was meiner Arbeitsweise entspricht – ohne weitere Anpassungen in eine DAW überspielen lassen. Mich hat der Implexus jedenfalls absolut überzeugt.
Interview mit Majella Mastermind Jasper Andrea
Der Implexus ist der erste Desktop-Synthesizer von Majella, einer kleinen Synthesizer-Schmiede aus Utrecht (NL). Gründer Jasper Andrea war bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Martin:
Was ist Majella-Audio und wann habt ihr damit angefangen?
Jasper:
Majella Audio stellt Effektmodule und Instrumente her, die gleichzeitig einfach zu bedienen, hochwertig und sehr langlebig sind. Das Unternehmen wurde 2018 offiziell von Koen Pepping und Jasper Andrea gegründet. Ich lernte Koen während seines Studiums an der HKU (Utrecht School of the Arts) kennen, später spielten wir beide eine große Rolle bei der Entwicklung des GR-1 bei Tasty Chips. Im Jahr 2022 verließ Koen Majella, um eine andere berufliche Laufbahn einzuschlagen.
Martin:
Was sind eure beruflichen und persönlichen Hintergründe?
Jasper:
Ich habe einen Bachelor of Music (Komposition und Musikproduktion). Aber vor diesem Bachelor studierte ich einige Jahre Elektrotechnik. Mein musikalischer Hintergrund ist geprägt vom klassischen Klavierunterricht, gleichzeitig war ich immer von Technik im weitesten Sinne fasziniert. Schon als Kind habe ich Dinge auseinandergenommen, um zu sehen, wie sie funktionieren, und sie dann wieder zusammengesetzt. Ein großes Hobby von mir war es auch, technische Lösungen für Modelleisenbahnanlagen zu entwickeln. Dadurch habe ich viel Wissen über Elektronik und Interesse an der Entwicklung von Produkten für mich selbst erworben. Als ich etwa 15 Jahre alt war, habe ich sogar einen kleinen Webshop gegründet. In der Oberstufe hatte ich auch Musik als Schulfach und habe in einigen Schulbands gespielt. Später entdeckte ich, dass ich auch meine eigene Musik am Computer kreieren konnte, was mich sehr faszinierte. Während meiner Zeit an der HKU hatte ich nicht viel Geld, um Instrumente oder andere Geräte zu kaufen, also war es billiger, sie selbst zu bauen und zu entwickeln. Ich habe schon einige Kompressoren und Equalizer für Freunde gebaut!
Martin:
Was ist die allgemeine Idee hinter dem Implexus?
Jesper:
Wir haben zunächst mit einigen Eurorack-Modulen angefangen, weil uns die Zeit und die finanziellen Mittel fehlten, um ein „großes“ Synthesizer-Projekt zu starten. Es war nur eine Frage der Zeit, denn wir wussten, dass wir in der Lage waren, größere Instrumente zu entwickeln. Gegen Ende 2019 wurden wir von einem langjährigen Freund und Musiker Erwin Tuijl von der Band „Pocket Knife Army“ angesprochen, ob wir nicht eine neue Idee haben wollten (er macht großartige Musik: https://www.pocketknifearmy.com/). Wir hatten ein Buchla-Modul zur Reparatur und er kam mit der Idee, ein hochwertiges Desktop-Instrument zu entwickeln, das die Elemente der East- und Westcoast-Synthese in einem einzigen Formfaktor vereint.
Wir hatten bereits die Idee, den West-Coast-Ansatz einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, weil wir dachten, dass er zu dieser Zeit noch ziemlich unterschätzt wurde. Ich habe mich immer von der Qualität der Instrumente inspirieren lassen, die damals gebaut wurden: Sie sollten ein Leben lang halten. Diese „build to last“-Mentalität wollten wir auch in den IMPLEXUS einbringen. Ich glaube, das ist ganz gut gelungen. Bisher hatten wir keinen einzigen Reparaturfall.
Wir wollten keine Abstriche machen, z. B. bei der internen Stromversorgung, kratzfesten Grafiken, die nicht verblassen usw. Nach dem, was wir vom GR-1 gelernt haben, wollten wir „Menu-Diving“ vermeiden. Das Instrument sollte immer funktionieren, es gibt keine Presets und für jede Funktion einen eigenen Regler. Das zwang uns zu einigen entscheidenden Design-Entscheidungen, aber ich denke, sie haben sich bewährt.
Was den Sound und die Benutzerfreundlichkeit angeht, so war uns klar, dass wir einen Synthesizer mit einem starken eigenen Klang haben wollten. Zu dieser Zeit kamen viele Firmen mit Synthesizern auf den Markt, die gleichzeitig viele verschiedene Stile und Synthesearten beherrschten. Aber wenn man ein Instrument baut, das nur ein Allrounder ist, wie gut wird es dann am Ende in seinen einzelnen Funktionen sein? Wir alle kennen zum Beispiel eine 303 nur sehr begrenzt, aber ein ganzes Genre ist um sie herum aufgebaut! Ein Juno-60 würde auch für bestimmte musikalische Teile verwendet werden. Sie haben einen bestimmten Sound, aber sie „funktionieren“ einfach.
Martin:
Wie lange habt ihr für die Entwicklung gebraucht, von den ersten Ideen bis zur Produktion?
Jasper:
Die erste Idee für den IMPLEXUS entstand etwa Ende 2019. Wir begannen zunächst mit der Entwicklung des Interfaces, später mit der parallelen Entwicklung von Hardware und Software.
Ich hatte meine Lektionen aus der Arbeit am GR-1-Projekt gelernt und wusste, dass eine serielle Entwicklung das Projekt verlangsamen würde. Zuerst haben wir alle notwendigen Bausteine auf separaten Platinen erstellt. Nach vielen Klangexperimenten und der Optimierung von Waveshaper und Wavefolder hatten wir schließlich eine „goldene“ Kombination aus beiden gefunden. Nach diesem Proof of Concept haben wir einen funktionsfähigen Prototyp gebaut. Dieses Gerät wurde in den Video- und Audio-Demos um August 2020 herum verwendet, gerade für die Veröffentlichung der Kickstarter-Kampagne im September 2020. Nachdem die Kampagne erfolgreich finanziert war, mussten wir noch das „Produktionsmodell“ entwickeln. Es gab noch einige Unebenheiten, die aus dem Modell entfernt werden mussten, bevor wir zuversichtlich genug waren, um es in Produktion zu geben. Es dauerte weitere 8 Monate, bis wir die ersten Einheiten ausliefern konnten. Insgesamt dauerte es also 1,5 Jahre von der ersten Idee bis zum Produktionsmodell!
Martin:
Wie waren die Reaktionen?
Jasper:
Die Reaktionen waren überwältigend positiv! Die Leute, die den Weg zum IMPLEXUS gefunden haben, sind begeistert von der hervorragenden Verarbeitungsqualität und dem einzigartigen Klang. Ich würde sagen, dass dies durch großartige Künstler unterstützt wird, die den IMPLEXUS in ihren Produktionen spielen. Es gibt zum Beispiel ein Video, in dem der IMPLEXUS von Depeche Mode bei den Aufnahmen zu ihrem letzten Album eingesetzt wird.
Martin:
Was bedeutet „handgefertigt“ im Falle des Implexus?
Jasper:
Die Produktion des Implexus findet bei uns In-House statt. Wir löten die großen Bauteile (Schalter, Buchsen, Potentiometer usw.) selbst, während die Leiterplatten von einer Firma in den Niederlanden mit SMD-Bauteilen bestückt werden. Von Anfang an haben wir versucht, so viel wie möglich in der EU zu produzieren, was uns in den letzten Jahren während der internationalen Komponentenknappheit sehr half. Auch mit den hölzernen Seitenteilen hatten wir von Anfang an Probleme. Ein Lieferant konnte nicht liefern, so dass wir sie selbst herstellen mussten. Die neue Serie von Holzseitenteilen wird von einer Möbelfirma in meiner Heimatstadt hergestellt, die schon seit über 168 Jahren im Geschäft ist! Es ist großartig, dass ich mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten kann. Das Ölen der Holzseiten mache ich nach wie vor selbst, um die Qualität zu kontrollieren und die Holzmaserungen paarweise aufeinander abzustimmen. Das Zusammensetzen des IMPLEXUS ist eine ziemlich große Aufgabe, auch das Abstimmen und das Sicherstellen, dass alles gut zusammenpasst.
Martin:
Wie geht es weiter mit Majella?
Jasper:
Eine neue Rezension des YouTubers Mylar Melodies ist in Arbeit. Außerdem wird es in naher Zukunft ein Gewinnspiel geben, bei dem man einen IMPLEXUS gewinnen kann. Majella arbeitet auch an neuen Projekten, aber ich kann noch keine Details zu den aktuellen Projekten verraten. Ich empfehle, die Website/Socials im Auge zu behalten oder den Newsletter zu abonnieren.
Der Majella Implexus on YouTube
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Danke für den Test ^_^ Total Recall (Presets speichern und laden) hat das Gerät nicht, oder?
@Jeanne Genau, so ist es.
@Jeanne nein, da hilft nur das leere Presetsheet zu kopieren und ein Patchbook zu basteln.🙂
@Bave the Dutcher Wenn mal ein Desktop Synth mit (bösem :P ) Complex Oscillator auf den Markt käme, würde ich richtig Kohle dafür hinlegen. Macht aber keiner ;) Ich will an meinen Songideen auch ein, zwei Jahre später noch arbeiten können, einfach meinen Patch laden und zack. Für alles andere habe ich keine Zeit.
@Jeanne So ein notiertes Patch nachzubauen dauert eine Minute. Wenn man das Patch nach dem Song benennt, ist das kein Problem.
@Bave the Dutcher Viel Spass dabei ;)
@Jeanne Merci :)
… finde ich auch nicht umbedingt gut, dass die Eurorackanschlüsse auf der Rückseite sind.
„blinkende LEDs machen den Tester nervös ..“ Da musste ich wirklich schmunzeln :)
Der Implexus Bass kommt ganz schön „moogish“ daher. Das ganze Ding erinnert mich ein bißchen an den Minimoog. Gut, man muss am Moog alles händisch machen, Modulation ist dann doch eher eingeschränkt.
Ich kann diesen holländischen Synthesizer eigentlich nur mit einem Wort beschreiben: SCHÖN! Die Optik (die auch eine tolle Haptik vermuten lässt) und auch der Sound.
Und wenn’s dann auch noch blinkt, bekommt man noch eine Portion Star Trek oben drauf, perfekt :). Will sagen, trifft meinen Nerv!
@Atarikid Ja, da kann man gerne drüber schmunzeln. Ich selbst find’s ja auch ein bisschen lustig, doch wer wie ich selbst ein Problem mit tickenden Uhren hat oder sich von laufenden TVs im Restaurant ablenken lassen, wird wahrscheinlich auch durch diese blinkenden LEDs abgelenkt.
Ich würde niemandem eine solche Veranlagung wünschen, da es im Alltag immer wieder Situationen gibt, die eher schwierig sind. Und abtrainieren kann man sich das auch nur bedingt. Der Hinweis war für alle gedacht, die bezüglich blinkender Lichter ähnlich ticken und fühlen wie ich.
@Martin Andersson Sorry Martin!!! Mir war nicht bewusst, dass Du da Schwierigkeiten hast. Eigentlich dämlich, weil mir das nicht fremd ist. Ich hab ähnliches mit Geräuschen (denen ich mich nicht entziehen kann), und einen heftigen Tinnitus. Also kann ich das schon nachvollziehen. Da denkt man so viel drüber nach, dass man am Ende nicht mal mehr merkt, dass auch andere Menschen Schwierigkeiten mit Reizen haben könnten… Jetzt muss ich gar nicht mehr schmunzeln über die blinkenden LEDs…
@Atarikid Alles gut und danke für Dein Verständnis.
Aus meiner Sicht sind die blinkenden LEDs, die sich zumal nicht in ihrer Helligkeit regulieren lassen, ein Designfehler.
@Martin Andersson Stimme voll zu, ich habe erst kürzlich meinen Argon8M komplett auseinandergeschraubt, nur um die LEDs abzudunkeln. Selbst auf der niedrigsten Stufe sind die Modal LEDs ein „blendendes“ Erlebnis …
@Martin Andersson Ich kann das absolut nachvollziehen: als ich meine MODx bekam, war das erste was ich machte den blinkenden/pulsierenden SuperKnob auszuschalten…..
Danke für den Test.
Als ich den Test begonnen habe, dachte ich mir, noch ein monophoner Analog Synth, aber mit klang auch auch Verarbeitungsqualität gar nicht schlecht.
Dann hab‘ ich den Preis gelesen und wollte es erst kaum glauben. Das ist preislich über einem Moog Subsequent, Mother 32 oder auch der alten Großmutter und da war ich dann raus.
@DasIch&DerEr Ich motze ja auch gerne mal über den Preis, aber hier scheint, ich habe das Gerät ja nicht vor mir, konsequent in Richtung solides Handwerk gearbeitet worden zu sein. Das akzeptiere ich immer. Kleine Klitsche, geht ganz sicher nicht günstiger. Und reich wird er damit ganz sicher nicht.
@Tai Ist so.
Das Ding ist Rocksolid verarbeitet und klingt saugt.
Freut mich, dass es wieder verfügbar ist.
👍
@DasIch&DerEr Der Vergleich mit Moog Synths funktioniert nur bedingt, da wir es hier mit viel komplexeren Oszillatoren (sorry: „Generators“) zu tun haben. Wenn schon müsste man mit anderen West-Coast-Synthis, z.B. von Buchla, vergleichen. Und diese sind um ein Vielfaches teurer. West-Coast-Synthese ist (leider) ein teurer Spaß.
Etwas günstiger und ähnlich interessant ist der Microvolt 3900 von Pittsburgh Modular (Link in der Einleitung)
@Martin Andersson Weder noch. Mit serge und Buchla hat er auch wenig zu tun. Abgesehen von shaper und folder ist er ein basic-mono-eastcoast-Synth.
Dass beide Hüllkurven nur mit einem Gate getriggert werden und die erwähnten fehlenden Modulationsmöglichkeiten des Filters, finde ich sehr schade.
Den Preis finde ich in Ordnung. Wenn er auf der Vorderseite eine ausführliche patchbay a la moog hätte, würde ich zuschlagen.
Klingt jedenfalls fett und lässt sich bestimmt auch geil bedienen.
@genderina bei welchem basic mono eastcoast synth kann man denn noch die bias des wavefolders modulieren, und zwar mit lfo und audiorate oscillator?
filter kann man modulieren, über patchbay und velocity.
Teste ihn mal an, der ist wirklich sehr sehr beeindruckend.
@Bave the Dutcher Ich sagte ja, shaper und folder ausgenommen. Dass man diese modulieren kann, in Verbindung mit bias bzw symmetry, gehört dazu. Die Modulationen selbst sind dann schon wieder klassisch westcoastmäßig.
Mir ging es darum, dass er deshalb noch lange kein Buchla oder Serge ist. Die meisten “klassischen” Eastcoastpatches bekommt man damit definitiv nicht hin.
(Will ich persönlich auch gar nicht)
Ich finde die Bezeichnung Hybrid, wie es in der Einleitung steht passend.
Ich habe mich bei beim Erscheinen intensiv mit den Synth beschäftigt und eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. Würde ihn wirklich gerne mal antesten.
@Bave the Dutcher Noch ein kleiner Minuspunkt, der mit aufgefallen ist: Das Delay.
16 Bit und klingt ganz Ordnung.
Die eher dezente Stereobreite lässt sich nicht regeln und ist gleichzeitig der einzige Grund für einen Stereoausgang.
Auf die Modulation des Delays hat man auch keinen Einfluss…..
Noch so ein dreistelliger Kippschalter um zwischen zB analog/bbd, digital und tape umschalten, wäre doch kein Problem gewesen. Die zusätzlichen Algos in den DSP mit aufzunehmen, genauso wenig…
Auch wenn ich diese tapestyle delays mag und häufig nutze, will ich die nicht immer einsetzen und habe gerne die Wahl.
@DasIch&DerEr Subsequent ist teurer soviel ich weiß, so um die 2000. Und der Implexus ist jeden Penny wert, so schillernd vielfältig ist der. Und eine perfekte Ergänzung zu einem Moog.
Danke für den schön geschriebenen Test und und die Einblicke durch das Interview. Ich habe meinen Implexus seit Herbst 2022 und bin sehr glücklich damit! Die Verarbeitung spricht in der Tat sehr für sich; fast wünscht man sich, das es alle Hersteller so machen sollten.
Die etwas magere Filtermodulation habe ich mit einem Koma Elektronik Attenuator Cable und einem kurzen Eurorack-Patchkabel kompensiert, das zwischen LFO2 Out und Cutoff-In steckt. :)
Ein herausragender Synth der mein Studio nicht mehr verlassen wird. Die Qualität der Potis ist ausgesprochen hoch, das haptische Erlebnis ist richtig befriedigend, außerdem find ich ihn ein richtig schönes Stück Hardware. Soundmäßig sowas von gar nicht Moog, weil man mit waveshaper und Wavefolder komplexes Material erzeugt. Der Filter ist nur mehr zum Zähmen zu harscher Obertöne. Delay ist auch cool. Ich liebe dieses Teil.
Leider vom Preis her uninteressant.
Mit den den Soundbeispielen kann ich nicht viele anfangen, ich stehe da mehr auf einem
Song mit diesen Instrumenten unter Einbeziehung von Effekten.
Früher hatte Korg immer eine Promotion CD von ihren neuen Synths…
Auch nicht schlecht, von Frikandel, Fritten Spezial und Kibbeling zum Synthesizer…
@Wenno Was ist vergessen habe: Der Testbeicht ist schon Klasse mit den Bildern im Herstellungsprozess
und den ausführlichen Beschreibungen…