Klein, schwarz, flach
Make Noise 0-Ctrl ist ein rein analoger Sequenzer, der, wie zahlreiche andere Geräte der Firma aus Asheville in North Carolina, aus der Masse heraussticht. Und das zum einen durch sein Design und die Wahl von Touch-Plates als Eingabemedium und zum anderen durch die Konzeption, die auf den ersten Blick meist konfus wirkt, sich jedoch im Nachhinein oft als wohl durchdacht präsentiert. Ob das auch beim Make Noise 0-Ctrl so ist, der die Geldbörse immerhin mit 427,- Euro belastet und dafür lediglich acht Steps in drei Reihen bietet, bleibt abzuwarten.
Hoch vom Berge
Der Gründer von Make Noise, Tony Rolando, stieg nach einer 3-jährigen Kontemplation von einem Berg herab und baute ab dann unter dem Namen Make Noise verschiedene modulare und halbmodulare Geräte (das habe ich mir übrigens nicht ausgedacht).
Der kleine Synth 0-Coast dürfte wohl vielen Lesern bekannt sein. Wie diesen zeichnet auch den Make Noise 0-Ctrl eine etwas andere Herangehensweise aus. Aber schön der Reihe nach.
Der Make Noise 0-Ctrl wird mit einem kleinem Schaltnetzteil und einem Satz Patchkabel geliefert (4 normale, zwei mit passiven Multiples). Interessant fand ich den Hinweis, das Gerät besser nur an einer Steckerleiste mit Sicherung zu betreiben – mag wohl daran liegen, dass beim Berühren der Touch-Plates immer ein kleiner Strom fließen muss, um den Kontakt zu schließen.
Harte Fakten über den Make Noise 0-Ctrl
Der Make Noise 0-Ctrl misst 23 x 2 x 14 cm, hat durch sein Metallgehäuse aber trotzdem ein angenehmes Gewicht. Zwar sind die Buchsen verschraubt, die Potis hängen jedoch ohne Verschraubung direkt auf der Platine.
Er bietet, wie gesagt, acht Steps in drei Reihen: Pitch, Strength und Time, die jeweils ihren eigenen Ausgang besitzen. Außerdem bietet jeder Step einen Gate-Ausgang. Weiterhin bleiben noch die üblichen Verdächtigen: Clock-Ein- und Ausgang sowie Trigger-Eingänge für Reset und Stop.
Interessanter ist da schon der Direction-Eingang, der die Richtung der Sequenz wechselt, wenn er einen Trigger-Impuls von mindesten 2 V erhält. Diese Funktion kann auch manuell ausgelöst werden über eines der Touch-Plates. Das gilt ebenso für die Start-Stop-Funktion.
Bleiben wir bei den Touch-Plates. Auffällig sind die acht, direkt unter den Steps angeordneten Touch-Plates. Diese sind drucksensitiv und geben eine dem Druck proportionale CV aus. Gleichzeitig wird ein Gate-Signal ausgegeben. Verbleibt noch die Interrupt-Touch-Plate; wird diese aktiviert, so unterbricht die laufende Sequenz, sobald man eines der acht Step-Touch-Plates berührt.
Und so bleiben noch die letzten beiden Ausgänge Dynamic-Gate- und Dynamic-Envelope-Output, die den Strength-Steps zugeordnet sind. In Abhängigkeit der Poti-Stellung der Strength-Steps und des Strength-CV-Attenuator liegt dort ein mehr oder weniger starkes Gate bzw. ASR-Envelope-Signal an. Möchte man das lieber extern steuern, so muss die CV in den Strength-Input, wobei die Steps dann keinen Einfluss mehr haben.
Und exakt das Gleiche gilt für die darunter liegende Time-Reihe; hier wird jedoch festgelegt, wie lange ein Step dauern soll. D.h., alle acht Steps können eine eigene Länge haben.
Mehr als auf den ersten Blick?
So weit, so unspektakulär. Die eigentliche Finesse erschließt sich erst in der Verbindung verschiedener Ein- und Ausgänge des 0-Ctrl. An dieser Stelle sei das englischsprachige PDF-Handbuch erwähnt, das mit grell gelben und neon pinken Abbildungen zwar ein wenig Augenzucken hervorruft, aber vorbildlich in Inhalt und Ausführlichkeit ist. Vor allem schafft es mit wenigen Patch-Beispielen sehr gut, das Potential des kleinen Gerätes zu verdeutlichen.
Zum Beispiel ist es sehr einfach möglich, über die Step-Touch-Plates Melodien zu spielen. Aber das nicht nur bei einer ruhenden Sequenz. Über die Aktivierung des Interrupts ist es eben auch möglich, in die laufende Sequenz einzugreifen; kombiniert man das mit einer Verbindung des Gate-Ausgangs der Step-Plates zum Sequence-Reset, kann man die Sequenz jederzeit von einem beliebigem Step neu starten.
Sehr interessant ist die Kombination des Direction-Eingangs mit einem LFO/Oszillator. Diese müssen ja nur die 2 V von unten her überschreiten (also bei ansteigender Flanke), damit sich die Richtung der Sequenz ändert. Geht jetzt noch der Strength-Gate-Ausgang auf den Reset, erhält man mit wenigen Eingriffen eine enorme Vielfalt an Sequenzabläufen, die sich mitunter auch von allein über die Zeit verändern.
Drei Dinge, die mir negativ am Make Noise 0-Ctrl aufgefallen sind: Erstens ist die Erzeugung der CV über die Step-Touch-Plates immer mit einer gewissen Verzögerung behaftet, und zweitens muss man schon sehr feinfühlig vorgehen, um den gesamten CV-Bereich zu überstreichen. Und drittens liegt der Speed-Regler zwar etwas abseits, da er aber recht leichtgängig ist, kann es schnell passieren, dass man daran stößt und so das laufende Tempo ändert – Live jetzt nicht so klasse.
Zum Glück lautete die Überschrift des Beitrags nicht „Groß, Schwarz und Dick“
;-)
@vssmnn Ich fühle mich diskriminiert!
@[P]-HEAD Contenance, meine Herren. :D
Nur so interessenshalber:
Sind die Pads tatsächlich echt drucksensitiv oder messen sie über das Metallgeflecht nur die Auflagefläche der Fingerkuppe, was dann weniger gut aufgelöst wäre?
Beim Lesen dieses Tests hatte ich mir überlegt, zu welchem Preis ich bereit wäre, einen Kauf in Erwägung zu ziehen. Dieser Betrag liegt deutlich unter dem geforderten.
Ich finde den Preis recht …sagen wir …sportlich.
Also, da die ja „offen“ liegen, hast Du das schon richtig beschrieben.
Je mehr Bahnen des Pads Du mit deiner Haut verbindest, desto Leitfähiger – also irgendwie indirekt drucksensitiv.