Modularer Drum-Sequencer mit eingebauter Groove-Trickkiste
Making Sound Machines Stolperbeats ist ein modularer, kompakter und intuitiv zu bedienender Gate-Step-Sequencer für Drums von der Düsseldorfer Modulschmiede Making Sound Machines. Seine Optionen, besondere Timings und Feelings zu realisieren, unterscheiden das Gerät von vergleichbaren Produkten. Sie sind zudem namensgebend für das Modul. Es ist inspiriert von schlurfenden Hip Hop-Beats à la J Dilla, von Shuffle bzw. Swing auf der MPC und von ternären Beats oder Grooves auf der Basis von n-Tupeln (hierzu später mehr). Stolperbeats unterscheidet sich aber auch aufgrund der Möglichkeit einer MIDI-Verbindung und einer besonderen Performance-Tauglichkeit von vielen anderen Eurorack Gate-Sequencern. Musikalische Klangerzeugungspartner können sich gut auch außerhalb des Euroracks befinden. Es ist möglich, während einer Performance die Patterns einzelner Instrumente, Timings, Feelings oder Shuffle-Intensitäten zu wechseln – oder einzelne Kanäle stummzuschalten.
Aufbau des Making Sound Machines Stolperbeats – Spuren und Verbindungen
Sounds können via CV/Gate und MIDI angesteuert werden. Stolperbeats gibt Gate-Signale auf sechs Kanälen aus (Kick, Snare, HiHat1, HiHat2, Perc1, Perc2), für die auch verschiedene MIDI-Mappings genutzt und erstellt werden können. Ferner gibt es noch Subdiv- und Sync-Outs sowie zwei Envelope-Ausgänge, die für rhythmische Modulation sorgen und bei der Nutzung einer entsprechenden Schwingungsform theoretisch auch weitere Drums triggern können. Der Subdiv-Out ist besonders wichtig, weil er die swingenden Grooves punktgenau an andere CV/Gate-Sequencer weitergeben kann. Ein optionaler „Linear“-Mode kann dafür sorgen, dass stets nur eine Note gespielt wird – dabei haben die Snares vor den Kickdrums und dem Rest Priorität. Hierdurch klingen Patterns oft angenehm „luftiger“.
Das Stolperbeats Modul kann also mehrere Drummodule via Gates, aber eben auch dedizierte Grooveboxen wie Elektron Digitakt, Roland TR8, Arturia DrumBrute oder Kits in einer DAW via MIDI ansteuern. Oder Module mit MIDI-Eingängen nutzen – geeignet wären etwa bspw. 1010music bitbox oder Squarp Rample. Geräte, die direkten Zugriff auf die Parameter einzelner Drumsounds bieten, sind hierbei natürlich besonders interessant, um in Echtzeit am Sound zu schrauben.
Dass musikalische (Drum-) Patterns mitgeliefert werden, ist eine positive Besonderheit von Stolperbeats, die sicher nicht mit der Nutzung von Presets in einer DAW gleichzusetzen ist. Denn noch gehört ja keinerlei Sound dazu. Patterns, MIDI-Mappings und mehr können auch über einen microSD-Karten-Slot und die mitgelieferte 8 GB microSD-Karte verwaltet werden, der rückseitig neben einer USB-Micro-Buchse zu finden ist.
Die microSD-Karte ist durch einen Firmenaufdruck übrigens eindeutig von anderen Kärtchen zu unterscheiden – auch nicht schlecht.
Erster Versuch – Stolperbeats
Mein Start mit Stolperbeats begann mit ersten, coolen Beats, verlief danach aber etwas holpriger als erhofft. Doch entstand daraus etwas Gutes. Ein Firmware-Update, das übrigens nicht via microSD-Karte, sondern über USB aufgespielt wird, blieb „hängen“ und als ich die Herstellerfirma Making Sound Machines kontaktierte, weil ich nicht mehr weiterwusste, kam auch noch um 23 Uhr sofort eine Antwort zurück. Ich wusste nicht, dass sie im benachbarten Düsseldorf ihren Sitz haben – und einige Tage später kamen Firmeninhaber und -inhaberin Roland und Enrica sogar gleich persönlich kurzfristig in meinem Studio vorbeigefahren, um das Problem zu lösen. Zuvor gab es angeregte Korrespondenz, innerhalb derer man schnell auf berufliche Parallelen, Musikvorlieben und gemeinsame Bekannte stieß.
Ich erfuhr so auf direktem Weg mehr über die Philosophie hinter Stolperbeats: Roland, der für die Programmierung zuständig ist, ist es wichtig, dass man mit einem Modul „direkt“ loslegen kann. Diese Philosophie hat auch Stolperbeats verinnerlicht und ist dementsprechend ein Pluspunkt des Moduls: Auch wenn man auf Anhieb vielleicht noch nicht direkt so ganz durch die Groove- und Stolper-Optionen durchblickt, kann man schnell mit Hilfe der mitgelieferten Pattern-Bänke loslegen.
Roland hat als Musiker ein Modul gebaut, wie er es sich selbst als Musiker wünscht. Zudem wollte er anscheinend auch eine Art künstlerisches Statement gegen die im Eurorack-Bereich verbreiteten „geraden Rhythmen im Kraftwerk-Stil“ setzen, wie er in einem Interview sinngemäß sagte. Wenn Entwickler gleichzeitig Musiker sind, kommt oft etwas Gutes dabei heraus. Seine Frau Enrica ist studierte Elektroingenieurin und eher für die Hardware, Schaltungen und Chips zuständig, sie entwickelt auch die Platinen. Zusammen sind die beiden „Making Sound Machines“ – und setzen Düsseldorf erneut auf die Landkarte der Innovationen im Bereich elektronischer Musik.
Technische Daten zum Stolperbeats Eurorack-Modul
Stolperbeats ist 26 HP breit, dazu kommen 3 HP für einen Expander, der rückseitig mit dem Hauptmodul verbunden wird und zum Lieferumfang gehört.
Mit diesem ist es möglich, Channel-Mutes sowie die Aktivierung der „Linear“-Funktion (siehe unten) via CV zu steuern, hierfür stehen am Expander 8 CV-Eingänge zur Verfügung. Die Einbautiefe wird mit geringen 35 mm (Skiff friendly) angegeben.
Der Stromverbrauch, in den offiziellen Angaben, beträgt +12 V, 280 mA und -12 V, 13 mA. Es gibt allerdings rückseitig einen Umschalter zwischen 5 V und 12 V für die LEDs. Was der genau bezüglich des Verbrauchs bewirkt, stand nirgendwo, daher habe ich nachgefragt. Roland teilte mir mit:
- Schalter nach oben bedeutet: Matrix ist von 5 V gepowert; Stromverbrauch +12 V 220 mA, -12 V 13 mA, 5 V 100 mA
- Schalter nach unten bedeutet: Matrix von 12 V gepowert; Stromverbrauch +12 V 280 mA, -12 V 13 mA
Es liegen zwei MIDI zu TRS-Kabel bei. Voreingestellt ist Adaptertyp A. Es kann rückseitig aber für den MIDI-Ausgang auch TRS-B mit einem Schalter eingestellt werden. Das mitgelieferte Kabel entspricht der TRS-A Norm. MIDI-In versteht laut Handbuch sowohl Typ A als auch Typ B.
Neben den erwähnten acht Gate-Ausgängen, zwei ENV-Ausgänge und den MIDI-I/Os verfügt Making Sound Machines Stolperbeats über CV-Eingänge für die Umschaltung von Patterns, Shuffles und Banks. Es gibt sieben verschiedene Shuffle-Modi, die mit jeweils vier Timing- und vier weiteren Feeling-Einstellungen kombiniert werden können (siehe unten), woraus sich 4x4x7=104 Möglichkeiten ergeben. Das ist bemerkenswert – was das genau bedeutet, erkläre ich weiter unten.
Stolperbeats kann darüber hinaus 64 Bänke mit je 24 Patterns verwalten. Man schaltet Patterns spurweise um, z. B. um den Rhythmus der Kicks zu ändern, indem man an einem der acht Encoder dreht.
Drückt man einen solchen Encoder, schaltet man den entsprechenden Kanal quasi stumm (das gilt auch für den Subdiv, aber nicht für den Sync-Out). Alternativ schaltet man zwischen Pattern-Bänken mit den beiden Bank-Switches (mit Pfeil nach links/rechts) um (mehr dazu unten).
Patterns: Fertig und programmierbar
Mit fertigen Presets zu musizieren, ist hier sicher keine Schande, man kann die Sounds individuell gestalten und es sind ja zudem noch allerlei „Stolperstyle“- oder Swing-Variationen möglich.
In der ersten Variante wurden vier Pattern-Bänke mit je 24 Patterns für jedes Instrument mitgeliefert, nach Firmware-Updates sind zwei weitere hinzugekommen. Programmierte Patterns lassen sich aber auch (auf verschiedene Weisen) editieren und selbst erstellen. Das ist in Stolperbeats zwar vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so leicht wie bei typischen Lauflicht-Sequencern, weil man nicht direkt an den Step herankommt, sondern sich mit einem Encoder durch die eine LED-Darstellung der Steps navigiert und dann diese durch Drücken setzen kann. Aber es geht – und gar nicht so schlecht. Will man editierte Patterns speichern, drückt man wiederum den jeweiligen Encoder lange. Entscheidend für eine Speicherung ist, wann man ihn loslässt, gespeichert wird nur, wenn es dabei langsam blinkt. Ein Vorteil dieses Konzepts ist es, dass man mit 64 LEDs für Kick und Snare sowie je 16 LEDs für die anderen Instrumente stets alle Pattern-Steps einsehen kann. Allerdings gibt es keine Lauflichtanzeige, die einem die aktuelle Position eines Abspielmarkers im Pattern verrät.
Die Patterns für Kick und Snare sind dementsprechend jeweils 64 Steps lang, für die anderen vier Instrumente bestehen sie aus jeweils 16 Steps – diese Längen sind fix vorgegeben. Die 3 x 64 LEDs dienen ferner auch als nicht immer ganz eindeutig ablesbare, aber in der Praxis sehr sinnvolle Displays, mit deren Hilfe das Tempo in BPM, die MIDI-Notenzuweisung für die Instrument-Kanäle oder die PPQN für Clock-In und Out Synchronisation eingestellt werden können.
Stolperbeats: Timings, Feelings und Shuffles
Trip, Shake, Push und Clave heißen vier Timing-Modi mit jeweils einem eigenen, beschrifteten Taster. Diese besitzen ihrerseits jeweils vier Feeling-Optionen, die umgeschaltet werden können. Vor allem aber gibt es sieben „Shuffle“-Modi, die mit einem Drehencoder gewählt werden und die Darstellung auf dem Shuffle-Display verändern.
Was die gewählte Shuffle-Einstellung bewirkt, hängt insbesondere vom gewählten Timing-Mode ab. Die sieben Shuffle-Modi bewirken starke Veränderungen bzw. erhöhen den „Stolpergrad“, machen aber nicht unbedingt exakt das, was man in einer DAW unter höherem Swing-Faktor versteht. Letzteres ist am ehesten im „Shake“-Modus der Fall, oder auch nicht immer exakt das, was die Shuffle-Anzeige darstellt.
Im Trip-Mode schaltet man mit dem Shuffle-Mode zwischen verschiedenen Tuplet-Modi um, in die das Feeling eingepasst wird. Was bedeutet das? Ein 5er-Tuplet teilt die Schläge eines Taktbereiches in fünf gleich lange Teile ein – statt etwa in vier. Man spricht in der Rhythmuslehre von n-Tupeln, wenn Noten zusammengefasst bzw. rhythmisch gruppiert werden, die nicht der üblichen metrischen Unterteilung von Notenwerten (z. B. in vier gleiche Teile) entsprechen. Das n steht für eine Zahl. Ist n = 5, spricht man von Quintolen, aber auch Triolen, Sextolen oder Septolen kommen vor und sind typische Beispiele. Mit solchen, sogenannten n-Tuplets zu arbeiten, ist im Drumming-Bereich eine gängige Technik, um bestimmte Grooves zu realisieren. Dabei müssen natürlich nicht alle Unterteilungen mit einem Schlag gefüllt werden, sondern es geht um das Timing und es gibt auch Pausen. Die Begriffsverwendung ist nicht einheitlich, mit einem, „Tupel“, „n-tolen“ oder „Tupletts “ ist jeweils dasselbe gemeint.
Stolperbeats Shuffle-Einstellung bestimmt im Trip-Timing-Modus die Verteilung von acht Schlägen – es bleiben immer acht – innerhalb verschiedener Timing- bzw. Tuplet-Raster. Wenn 16 Steps einen Takt ausmachen, dann betrifft die zugehörige LED-Darstellung links Timing-Variationen für einen halben Takt. Es gibt im Trip-Modus sieben verschiedene Tuplet-Raster, die Unterteilungen in 2×4, 2×7, 2×9, 2×5, 2×6, 2×8 und wiederum 2×9 gleiche Teile haben, die anzeigt und mit dem Shuffle-Encoder umgeschaltet werden. Dass hier zweimal eine „neuner“ Unterteilung vorkommt, heißt nicht, dass beides gleich klingt, im letzten Modus werden andere acht Schläge zugelassen bzw. andere Pausen genutzt.
Hier ein Audiobeispiel mit verschiedenen Shuffle-Modi im Trip-Mode:
Schauen wir uns die anderen Timings und Feelings noch einmal etwas genauer an, die gemeinsam mit den Shuffle-Einstellungen den gesamten Groove ausmachen. Im Trip-Modus werden Schläge exakt in N-Tupel aufgeteilt, wie ich es oben schon erklärt habe. In den anderen Modi hingegen gibt die Darstellung nicht exakt die Aufteilung wieder, sondern nur näherungsweise – ansonsten hätte man noch viel mehr weitere LEDs gebraucht. Übrigens: Wo Trip steht, stand bei einer Prototyp-Vorversion von Stolperbeats mal „Dilla“.
Im Shake-Mode klingt es bei Veränderungen des Swing-Modus eher nach oldschooligem Hip Hop 1/8 Swing-Feeling.
Im Push-Mode gilt: Die 4/4 Downbeats bleiben meist fix, Umspielungen betreffen typischerweise den Rest. Dieser Modus ist daher beispielsweise auf House-Beats ausgelegt. Roland beschreibt es in einem Posting so: „Push ist eine Idee, die ich noch nirgendwo anders gesehen habe (außer manuell in einer DAW). Es richtet sich hauptsächlich an 4/4-Musik – Electro, Disco, House, Disco, Techno. Wenn man davon ausgeht, dass die starken Beats auf 1, 2, 3 und 4 liegen, kann man sich das wie einen Kompressor vorstellen, aber im Takt. Je mehr du „Shuffle“ wählst, desto mehr Platz wird nach den 1, 2, 3 und 4 geschaffen und der Rest des Beats wird zusammengequetscht.“ Hier findet ihr weitere Informationen.
Und hier zwei Audiobeispiele:
Im Clave-Mode werden Schläge typischerweise im Stil eines lateinamerikanischen Rhythmus im Abstand 3:3:2 gespielt, der Rest schwingt drumherum. Die Schläge des 3:3:2 Rhythmus bleiben also fix, während der Rest abweichen kann. Hier ein Audiobeispiel im Clave-Timing, bei dem ich nicht nur die Swing Feelings wechsle, sondern auch die Feeling-Optionen:
Die vier Feeling-Optionen heißen Tight (orange), Rolls (rot), Flam (gelb) und Slip (weiß) und fügen weitere Besonderheiten ein. Tight ist der normale Modus, alles schwingt hier einheitlich. Im Rolls-Mode werden für HiHat2 Trigger-Bursts bzw. schnelle Rolls eingefügt, wie man sie etwa bei Trap-Beats oft hört. Im Flam Mode werden Kick und Snare etwas verzögert, im Slip-Mode die HiHats noch dazu.
Es gibt also, neben den Patterns selbst, drei Ebenen, die den Rhythmus prägen: die Timings, die Feelings und die Shuffles. Das ergibt nach meiner Rechnung in der Summe 4 x 4 x 7 = 104 Groove-Optionen. Da fällt es nicht immer leicht, den Durchblick zu behalten. Man braucht Zeit, um das Konzept zu verstehen und die Grooves zu verinnerlichen – es sei denn, man hat solche Feelings als Schlagzeuger schon gelernt.
Hier noch ein paar Grooves:
Weiter unten gibt es auch noch ein selbstgemachtes verlinktes Video mit Beispielen zu den Groove-Optionen.
Envelopes
Zwei Hüllkurven Env 1 und 2 können als rhythmusbezogene Modulationsquellen dienen und sind recht leistungsfähig. Schwingungsform, Clock Division sowie eine Ober- und Untergrenze für Werte lassen sich in einem Menü einstellen. Außerdem kann ein Hüllkurven-Triggering bzw. -Reset nicht nur als Clock-Divider-Wert eingestellt, sondern alternativ an Schläge gekoppelt werden, so dass mit jedem Schlag eine Hüllkurve ausgelöst wird. Die beiden Hüllkurven können dabei jeweils einem der sechs Instrumente zugewiesen werden. Die sich aus dem Timing ergebende Velocity kann optional auch Auswirkungen auf die Auslenkung der Hüllkurve haben. So kann zumindest teilweise kompensiert werden, dass via Gate manche Timing-Nuancen verloren gehen, die via MIDI durch Velocity-Variation realisiert werden können.
MIDI-Maps
Das Modul bietet die Möglichkeit, die MIDI-Belegung der Drumsounds zu ändern. Ähnlich wie bei den Patterns geht dies mit Hilfe einer Textdatei, aber auch durch Programmierung am Gerät selbst.
Ein zwei Sekunden langes Drücken auf Shuffle führt mich in den MIDI-Edit Mode. Hier kann man Zuweisungen ändern, aber auch ausprobieren. Letztlich liegen Drums in verschiedenen Drum-Klangerzeugern auf unterschiedlichen Noten und/oder MIDI-Kanälen. Das Handbuch listet hier einige auf. So ist etwa die erste voreingestellte Bank dem Gerät Elektron Model:Samples gewidmet, und hier haben BD, SN und Co. jeweils unterschiedliche MIDI-Kanäle. Grundsätzlich lässt sich pro Track Kanal, Tonhöhe, Velocity und Länge der Note einstellen. Unterschiedliche Werte per Step zu programmieren ist jedoch grundsätzlich nicht vorgesehen. Drückt man den Button drei Sekunden lang, kann man laut Handbuch auch mit eingehenden Noten Einstellungen des Tracks programmieren – das könnte man für Experimente bei laufendem Sequencer mißbrauchen. Achtung: Gespeichert wird das Ganze nur, wenn man den Bank-Button mit Pfeil nach links so lange drückt, bis das Display aufhört zu blinken. Solche Kleinigkeiten kann ich mir ehrlich gesagt schlecht merken, ein Blick ins Online-Handbuch ist durchaus etwas öfter nötig.
Synchronisation
Die oben rechts mit Sync beschriftete Buchse stellt einen Sync-Ausgang dar, während die linke Sync-Buchse ein Eingang ist. Stolperbeats erlaubt ferner die Ausgabe einer Clock mit Swing über den Subdiv Ausgang an Module, die 1 Tick per Step mit 10 V Triggern annehmen. Durch Drehen des Sync-Reglers lassen sich die Einstellungen ändern. Das hatte ich zuerst nicht ganz begriffen, auf Nachfrage ergänzte Roland das Handbuch: Durch Drehen am Sync-Regler werden die Einstellungen auf den LED-Darstellungen für die Kick und Snare-Patterns sichtbar, ein weiteres Drehen verändert den Wert, Drücken schaltet um. Oben kann man für den Sync In zwischen 1, 2, 3, 4, 6, 8, 12, 16 und 24 ppqn umschalten, unten kann 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 16 oder 24 ppgn oder 1x, 2x oder 4x Takte für den Ausgang eingestellt werden. Der Ausgang kann natürlich auch zur Ausgabe bestimmter Rhythmen (unabhängig von den Shuffle-Einstellungen) und für den Reset eines anderen Sequencers alle 1,2 oder 4 Takte genutzt werden.
Pattern-Programmierung und (weitere) Praxisberichte
So oder so – wie bei anderen Modulen auch geht es darum, die magische Einstellung zu finden – und das geht auch hier wieder vor allem durch Ausprobieren. Im Tonstudio hat mir das viel Spaß gemacht, man kommt leicht irgendwann an den Punkt, an dem es gut klingt. Ein Großteil der Arbeit ist dann ja noch, die Sounds passend zu verändern. In anderen Sequencern lassen sich solche Grooves typischerweise mit Microtiming-Änderungen realisieren, doch sind diese selbst in DAWs meist nur mühsam programmierbar, auch wenn Microtiming-Programmieroptionen zumindest theoretisch detaillierte Möglichkeiten eröffnen. Stolperbeats will hier explizit das Leben und die Beat-Programmierung weniger mühsam ausfallen lassen.
Die Shuffle-Anzeige links von der Anzeige der Patterns mit weiteren 96 LEDs zeigt die Einstellungen des ersten „Trip“-Feelings besonders gut – andere werden wohl nur näherungsweise angezeigt, was ich einer Forumsdiskussion und den Antworten des Entwicklers dort entnehmen konnte. Hier der Link.
Alternativ gibt es dank eines Users (21echoes) die Option, über ein Browser-basiertes Tool MIDI-Files in Patterns umzuwandeln. Hier der Link.
Die dritte Möglichkeit, Patterns zu programmieren, besteht nicht zuletzt darin, eine Textdatei aus Nullen und Einsen entsprechend zu editieren. So klappt das letztlich auch mit dem oben genannten Converter Tool. Das MIDI-File wird in eine solche Textdatei umgewandelt. Man muss sich ein wenig den Syntax-Konventionen anpassen, aber hier ist alles sehr, sehr einfach gehalten. Die Programmierung eines HiHat2 Patterns sieht zum Beispiel (ähnlich wie oben beim MIDI-Mapping) so aus:
HIHAT2 > PTN1: 0000000000100000;
Wichtig ist, in einer weiteren MachineConfig.txt Datei die richtigen Nullen und Einsen zu setzen, die erklären, wieviele Pattern-Bänke es gibt und welche davon aktiv sind.
Pattern-Bänke können außerdem mit einem Bank-Schalter umgeschaltet werden. Das ist momentan die vorgesehene Arbeitsweise, wenn man alle Patterns aller Instrumente gleichzeitig umschalten will. Dabei bleibt allerdings die selektierte Pattern-Nummer für jedes Instrument zunächst bestehen. Das ist insofern problematisch, als dass es keine Anzeige des aktuell gewählten Patterns für jedes Instrument gibt. Man sieht nicht, welche Pattern-Nummer wo gerade aktiv ist und ich finde es quasi unmöglich hier durchzublicken. Was aus meiner Sicht fehlt, ist eine solche Anzeige und/oder die Option, mit einem Knopfdruck für alle Instrumente gleichzeitig ein bestimmtes Pattern zu laden – z. B. alle Patterns Nr.1 einer Pattern-Bank. Das klappt, indem man alle Encoder hierfür ganz nach links dreht.
Mit Patterns gefüllte Bänke lassen sich inaktiv schalten: In einem Bank-Edit-Mode sieht man mit Hilfe der 64 roten LEDs der Kick-Anzeige, welche Bänke gerade aktiv sind. Man kann jederzeit jede beliebige Bank (mit dem Kick-Encoder) selektieren und durch Drücken aktivieren – etwa um mit einer leeren Bank mit der Programmierung loszulegen. Es ist zudem möglich, Bänke die Patterns beinhalten, wieder (durch Drücken) inaktiv zu schalten, diese werden dann im Pattern-Edit-Mode gedimmt angezeigt.
Stolperbeats im Praxiseinsatz
Für einen Live-Act auf der Superbooth ließ sich Stolperbeats gut nutzen, eine Synchronisation mit Ableton Live, Arturia Keystep Pro und Pamela’s New Workout klappte gut (Achtung: Keystep Pro gibt Clock UND Reset gleichzeitig an seinem Clock-Out aus, wofür eine Stereo-Klinkenkabelverbindung vorgesehen ist bzw. die man separat mit Hilfe eines Adapters von 3,5 mm TRS auf 2x 3,5 mm TS herausbekommt). Via Subdiv-Out konnte ich auch andere Geräte wie Squarp Hermod+ und nach etwas Probiererei auch Vermonas Melodicer dazu bringen, zu den „stolpernden“ Grooves aus Stolperbeats synchron mitzulaufen.
In der Praxis hat man bei einer Performance nur einen Kopf und zwei Hände. Wenn Stolperbeats für den Rhythmus sorgt, hat man mehr Kapazität frei, den Sound zu variieren. Ich habe bevorzugt eher analoge Sounds, Samples und Verzerrungen genutzt, um eine rauere Ästhetik mit den Grooves zu kombinieren.
Stolperbeats eignet sich sicher auch gut als Partner zu einem Roland TR-8, der viel Zugriff erlaubt. Die Hauptschwierigkeit war und ist für mich, durch die Pattern-Belegung durchzublicken. Immerhin habe ich es auch mal geschafft, einen Drum & Bass Beat als MIDI-Pattern mit Hilfe der oben genannten App und Edits der microSD Card auf Stolperbeats zu übertragen – und die zugehörigen Sounds als Sample-Kit von Rample oder 1010music bitbox spielen zu lassen! Das war ein echtes Erfolgserlebnis. Hier ein Klangbeispiel davon – allerdings aus meinen Drum & Bass Beats hier eher etwas „stolpriges“ gemacht un dauch etwas mit Effekten gespielt:
Ich schloß Stolperbeats auch an Logic an, hier gibt es grundsätzlich GM-kompatible Kits. Erst bei MIDI Mapping 4 (eigentlich für Arturia DrumBrute) kam etwas Sinnvolles heraus. Roland lieferte mir noch ein MIDI Mapping für 1010music bitbox nach, das dann ebenfalls funktionierte und in die neue Firmware 161 eingearbeitet wurde. Allerdings war dann der Subdiv-Out ebenfalls programmiert und einem Sound in der bitbox zugewiesen, der quasi den Beat mit Swing-Faktor ausgibt. Den Sound kann man natürlich stummschalten.
Spontan und relativ schnell, cool holpernde Beats erstellen zu können, ist die wichtigste Stärke von Stolperbeats. Ich bin von Haus aus eher Keyboarder und fühle mich hierdurch gewissermaßen mit zusätzlichen Drumming-Fähigkeiten beschenkt. Im Studio kann ich Stolperbeats schnell mal mit anderen Klangerzeugern verbinden. Ich arbeite gerade an ein paar Halftime-Tracks und das „Komponieren“ neuer Beats mit Stolperbeats im Studio macht mir Spaß, natürlich auch, weil ich coole Module damit verbinden kann. Die Step-Live-Programmierung ist etwas schwieriger als in Sequenzen wie WMD Metron, weil die Steps nicht direkt greifbar sind und man sich stattdessen durch die Steps per Drehencoder vorwärts bewegen muss. Dass man nicht selbst Microtimings definieren kann, stört mich weniger, denn es gibt genug Möglichkeiten, schnell an gute Feelings heranzukommen. Dass die microSD-Karte nur rückseitig entnommen werden kann, finde ich nicht ganz optimal, denn in der Praxis fing ich mehr und mehr an, mir meine Patterns auf dem Rechner zu bauen und zu überspielen. Das Schreiben, Kopieren und Einfügen von Nullen und Einsen in zugehörigen Textdokumenten stellt für mich eine ernsthafte Alternative bei der Pattern-Programmierung dar.
Was gegenüber der Konkurrenz fehlt – Kritik
Ein Vergleich mit anderen Gate-Sequencern muß auch Weiteres auflisten, was es anderswo gibt, in Stoleprbeats jedoch nicht. Manuelles Pattern-Recording durch Live-Einspielung ist nicht möglich, auch gibt es keine individuell einstellbaren Track-Längen für die Instrumente. Damit eine Live-Performance weniger statisch ausfällt, sind kleine Ratcheting-Gimmicks, Bursts oder Rolls, die man spontan oder in einem Latch-Mode auslösen kann, nicht schlecht. So etwas kann ich z. B. bei WMD Metron programmieren, in Stolperbeats gibt es die immerhin im Rolls Feeling-Modus. Stolperbeats hat keine Option für temporäre Loops. WMDs Metron kann mit Voltera-Expandern auch eine Art Pattern-bezogenes Knob-Recording bzw. Parameter-Locks realisieren, allerdings ist das Gerät auch deutlich größer und wesentlich teurer.
Das englische Handbuch wirkt für mein Empfinden mitunter etwas unvollständig oder nicht ganz klar in Erklärungen (z. B.: Wo genau sind Accents/Velocities realisiert? Sind inaktive Bänke orange oder gedimmt dargestellt?). Man muss sich zudem selbst per Druckbefehl der Website bei Bedarf ein .pdf erstellen, doch weil sich alles auf einer Seite befindet, geht das immerhin. Doch in den Vormonaten und während dieser Artikel entstand, wurde mehrfach am Handbuch nachgebessert. So werden nun Details zu Verbesserungen bei Firmware-Updates aufgelistet, es gibt auch Infos zu den neuen Pattern-Bänken 5 (für Halftime-Beats) und 6 (von French House inspiriert).
Hier noch ein Link zu einem selbstgemachten Video, das insbesondere die Timings veranschaulicht:
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Hatte es schon mal länger ausprobiert, absolut geniales Modul, aber eine standalone Version und noch mehr ein MPC Plugin wären natürlich bei so einem „DILLA Generator“ nur folgerichtig.
Klingt spannend. Die Anzahl an für mich interessanten Eurorack-Modulen wird stetig größer. Irgend wann ist bei mir dann mal die Hysterese-Schwelle überschritten, und ich werde gnadenlos zuschlagen. Aber noch kann ich das GAS im Zaum halten. 😀
@Flowwater Ein kleiner Tipp. Lege dir bis dahin schon mal ein Extra Sparkonto an.
Der Suchtfaktor steigt exponentiell.
@Ashatur Danke für den Tipp. Genau DAS ist der Grund, warum ich im Moment (noch) mit eiserner Disziplin den Deckel drauf halte. 🙂
@Flowwater Geht mir ähnlich. Ich muss sagen, was Klangerzeuger angeht, bin ich von Eurorack nur wenig beeindruckt, aber solche Sequenzer mit Zufallsspielereien finde ich echt interessant. Der Vermona Melodicer, der im Video in diesem Artikel auch zu sehen ist, ist auch so ein Fall. Ich finds schade, dass man da außerhalb der Modularwelt so wenig Auswahl hat.
@Einfach Toll es kommt, wie immer, auf den Einzelfall an. Melodicer ist ein geniales und auch erfolgreiches Konzept. Sowas kann man bestimmt auch für Software produzieren, aber in der Max4Live oder VCV Welt den Überblick zu behalten, ist nicht so einfach. Bei den Klangerzeugern kannst Du mal nach Plaits oder Morphagene schauen…
Wie viel LEDs sind da verbaut? Um die 300 herum?
Das wichtigste bei Eurorack, lernen zu erkennen was für einen wirklich relevant ist, sonst hat man schnell ein großes Rack voll zweifelhafter Module.
@Kazimoto einerseits stimmt das, andererseits lernt man es auch erst durch Ausprobieren – und ich zumindest habe Phasen, in denen ich jeweils unterschiedlichen Sound machen will…..damit es nicht zu teuer wird, sollte man Module kaufen, die man wirklich unbedingt haben will, ansonsten erst mal mit Software herumprobieren…
nach ein paar Wochen Praxis ergänze ich noch folgendes:
Es ist nicht blöd, in der Textdatei auf der Karte einfach mal viele Pattern-Bänke zu kopieren und zu aktivieren. Von denen kann man dann einige hemmungslos umprogrammieren, und dabei behalten, was schon gut klingt. Damit kommt man schon gut weiter, denn das Programmieren am Gerät klappt eigentlich ganz gut. Natürlich kann man auch mit ganz leeren Bänken starten – insgesamt gibt es ja 64. Es gibt nun noch ein Firmwareupdate mit optionaler Lauflichtanzeige (braucht man nicht unbedingt) und erweitertem Linear Mode, der zuvor wohl manche Instrumente wie Hi Hats ausgeschlossen hat. Was ein wenig fehlt, ist eine Kopierfunktion, oder die Option, Pattems aller Instrumente incl. Stolper-Feeling auf einmal abspeichern und aufrufen zu können.
@Heiner Kruse (TGM) Seit der Superbooth bin ich schon gespannt auf deinen Testbericht und nun (wer hätte es gedacht) steht das Teil ziemlich weit oben auf meiner Liste :)
Sehr sympathisches Team übrigens, die beiden von Making Sound Machines
LG