Praxis – Klang und Nutzbarkeit des Manley Massive Passive
Eins wird beim Beschicken des „Passivo“ mit Signalen auf Anhieb klar: „This thing lives and breathes“ und das auch schon, wenn die Klangregelung ge“bypassed“ ist. Wer auf der Suche nach einem „surgical“ Equalizer ist, den man nicht hört, ist hier genau genommen fehl am Platz. Was man tatsächlich nicht hört, ist die Klangregelung an sich. Hier kann man auch mal gut und gerne 15-20 dB bei 12 kHz boosten, ohne dass man sich das Signal zerschießt.
Boostet man beispielsweise bei 1 kHz um 20 dB, so wird mit dem passiven Schaltungsweg eigentlich überhaupt nichts geboostet, sondern der Rest des Signals um die jeweilige Frequenz und Amplitude gedämpft sowie mit den verbauten Aufholverstärkern wieder auf den Arbeitspegel gebracht. Diese praktisch unzerstörbare Natürlichkeit und Phasentreue der passiven Signalführung manifestiert sich durch den Eindruck, dass die einzelnen Bänder miteinander interagieren und bei so großen Boosts dann natürlich auch Dynamikbereiche angesprochen werden, die ansonsten wahrscheinlich nicht so präsent wären. Dazu wird dem Nutzer eine subtile Aufwertung des Signalweges sondergleichen geboten. Die röhrentypische leichte Diffusion des Signals, von einer Sättigung kann man hier eigentlich noch nicht sprechen, in Kombination mit dessen verdichtender Wirkung, ohne dem Signal die Spitzen zu nehmen oder es auf irgendeine andere Art und Weise zu reduzieren, sucht auch im Hinblick auf eventuelle Mitbewerber seinesgleichen.
Wenn man den EQ insertiert, merkt man, dass er da ist, aber eben nicht auf die typische Art und Weise à la „Ok, es klingt warm und etwas zusammenhängender, um nicht zu sagen matschiger, hallo Frequenzweichen“, sondern man hört die Weichen kurz gesagt überhaupt nicht. Was man hört, sind sowohl angenehm heiße Röhren und arbeitende Aufholverstärker als auch ein nicht wegzudenkendes leises Rauschen, was aber unter Hinblick der passiven Schaltung in diesem riesigen Ausmaße mehr als nur verzeihlich ist. Bei der Nutzung des EQs entstehen auch in stärkeren Bearbeitungen keinerlei Artefakte, man hat sogar eher das Gefühl, dass er diese, gerade bei digital basiertem Material, verringert.
Stärken und Schwächen des Manley Massive Passive?
Hat er nicht. Diesem Gerät bescheinige ich dieselbe universelle Nutzbarkeit wie etwa einem FabFilter Pro Q, den man ebenfalls auf allen Spuren nutzt. Egal ob auf elektrischen oder akustischen Bässen, als Mitten-Booster für mein Rhodes, dem Airband für Vocals oder auf dem 2-Bus mit leichteren Korrekturen. Egal ob Signal „mangling“ oder dem leichtem Ankitzeln von Höhen und Bässen auf der Summe, der EQ lässt schon verlauten, dass er „da“ ist und bringt oberhalb umschriebenen subtilen Charakter mit ein. Jedoch drückt er den Signalen bei Weitem keinen Stempel auf, sodass man ihn immer verwenden kann und sich die klangliche Attitüde des bearbeiteten Signals nicht als Kontrastierung des Rests abhebt. Hier gibt es also keine Überraschungen, die „Magie“ ist vorhanden, sie erschließt sich einem aber nicht auf Anhieb.
Der Wirkungsweise des EQs lässt sich eine gewisse Dynamik nicht absprechen. Zwar ist die Bandbreite der einzelnen Qs fest und nicht Amplituden-variabel, trotzdem hat man das Gefühl, dass im Bezug darauf etwas passiert. Mit den Qs an sich zu arbeiten, ist sehr interessant. Hat man beispielsweise das Gefühl, dass auch viel weniger geboostet wird, wenn man eine breitere „Bandwitdh“ wählt, als wenn man eine schmale Spitze hervorheben möchte.
Arbeitet man mit den Shelfing-Filtern in schmalen Q-Einstellungen, entsteht bei der jeweiligen Gabelfrequenz neben der angehobenen auch eine Absenkung des nicht bearbeiteten danebenliegenden Bereiches. Bei der Arbeit mit dem EQ wird schnell klar: Auf die aufgeführten dB-Legenden an den Boost- bzw. Cut-Potis sollte man sich nicht verlassen, hier muss man seine Ohren anstrengen und dem Gerät beim Arbeiten zuhören, hier interagiert alles miteinander und „es lebt“.
Zwar habe ich hier die Mixvariante des Manley Massive Passive zum Testen erhalten, jedoch lässt sich auch diese prima auf dem Master verwenden. Die Hi- und Lowcuts sind hier meines Wissens etwas schmalbandiger und aggressiver umgesetzt als in der Mastering-Version, aber gerade die Lowcuts bei 22 oder 39 Hz sind für das Mastering-Unterfangen extrem bereichernd, sie klingen unglaublich stabil und kraftvoll und mit einer Flanke von 18 dB/Okt. sind sie eben auch sehr wirkungsvoll.
Sämtliche Kurven der verschiedenen Frequenzpunkte und -Cuts wurden separat eingemessen, so verläuft die Kurve des 22 Hz Cuts viel steiler als beispielsweise die des 39 Hz Cuts. Auch bei den Bändern ist dies der Fall: Hat das Airband bei 27 kHz beispielsweise ein viel breiteres Ansprechverhalten als das 16 kHz Band. Man merkt. Hier hat man sich viele Gedanken gemacht und das wohl auch sehr lange.
Wie klingt mathematische?
@customstudio etwa wie „chirurgisch“.
in ist das behandelte und out das unbehandelte material?
@dilux Das verstehe ich auch nicht.
Es gibt ja zum Teil nur Out Beispiele, oder nur In Beispiele.
Ein Vergleich ist damit nicht möglich.
@Coin Hey zusammen,
entschuldigt – hier hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen und die Reihenfolge der Audiobeispiele durcheinandergebracht.
Zur Erklärung: Es gibt immer jeweils zwei gleich benannte mit dem Zusatz IN und OUT. IN steht hier für das bearbeitete Signal und bei OUT ist das Gerät nicht in der Signalkette.
Werde versuchen, die Beispiele nochmal neu hochzuladen, sodass sie in die Reihenfolge schlüssig ist.
Gruß,
Vincent
@Vincent Ich würde da zur Unterscheidung eher DRY/WET vorschlagen. Bei IN könnte man auch an das unbearbeitete Signal denken, welches in das Gerät reingeht, und bei OUT entsprechend das bearbeitete, hinter dem Gerät.
MMP – Gearporn vom Feinsten!
https://tinyurl.com/y2cqrym7
Die IN-Beispiele können durch das Gerät unbearbeite Beispiele sein, die OUT-Beispiele hingegen Resultate der Bearbeitung. Aber ich bin mir auch nicht sicher ;-) In den ersten beiden Fällen klingen die Beispiele (techno master, hip-hop 2 master) OUT dumpfer, ich nutze einen linear ausgerichteten Kopfhörer, für Techno und Hip-Hop nicht optimal, im Fall der Stimme (vox) hingegen heller. Dies bringt mir ebenfalls nicht viel, um nicht zu sagen: nichts. Es handelt sich halt um einen passiv arbeitenden EQ, und die Beispiele sind sonderbar.
@MidiDino Ich würde wetten, die IN Beispiele sind die bearbeiteten.
Die klingen nämlich heller, weil Höhen angehoben.
Klingt auch besser, als so dumpf.
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@Coin Hey zusammen,
entschuldigt – hier hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen und die Reihenfolge der Audiobeispiele durcheinandergebracht.
Zur Erklärung: Es gibt immer jeweils zwei gleich benannte mit dem Zusatz IN und OUT. IN steht hier für das bearbeitete Signal und bei OUT ist das Gerät nicht in der Signalkette.
Werde versuchen, die Beispiele nochmal neu hochzuladen, sodass sie in die Reihenfolge schlüssig ist.
Liebe Grüße,
Vince