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Test: Marantz PMD661 MKIII, Mobiler Recorder

(ID: 172688)

Die Klangqualität

Der Marantz PMD661 MKIII ist kurz nach dem Einschalten betriebsbereit, ein Druck auf die Aufnahmetaste genügt und der Recorder startet die Aufzeichnung entsprechend des gewählten Profils. Die Taste ist sehr leise, so dass man störende Startgeräusche nicht vordergründig hört, eine Voraufnahme ist zuschaltbar.

An Aufnahmeformaten lässt sich zwischen PCM mit 16 oder 24 Bit Wortbreite bei 44,1, 48 oder 96 kHz Abtastfrequenz und MP3 mit 64, 128, 192, 256 oder 320 kbit/s mit je 44,1 oder 48 kHz wählen. Weiterhin stehen verschiedene Mono-Einstellungen zur Verfügung, so dass beide Kanäle (dual-mono) oder nur ein Kanal (monaural) aufgezeichnet werden kann. Am Digitaleingang wird maximal mit 48 kHz bei 16 oder 24 Bit abgetastet. Bei CD-Qualität macht dieser eine gute Figur, höhere Auflösungen konnte ich mangels Zuspieler nicht testen. Auch der zweite Line-Eingang kann gut zum Digitalisieren von Kassetten oder Bändern verwendet werden. Der verbaute MP3-Codec sorgt allerdings bei 128 kbit/s für deutliche Artefakte und ist nach heutigem Stand unterdurchschnittlich. Mit dieser Eigenschaft ist der Recorder aber nicht alleine, der Olympus LS-P2 teilt dieses Schicksal beispielsweise mit ihm. Daher empfehle ich generell im PCM-Format aufzuzeichnen und das Material anschließend zu komprimieren.

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Die Retake-Funktion qualifiziert den PMD661 MKIII auch als Diktiergerät und ermöglicht es, eine Aufnahme an einer bestimmten Position zu überschreiben. Eine solche Funktion kenne ich nur von professionellen Diktiersystemen. Leider wird die Passage nicht eingefügt, es wird hingegen der gesamte Rest der Aufzeichnung ersetzt.

Die internen Lautsprecher reichen allenfalls für eine Tonkontrolle, sie sind nicht sehr laut und für Musik aufgrund der Mittenlastigkeit weniger geeignet. Bei mittlerer Lautstärke ist stets ein leichtes Brummen des Prozessors zu vernehmen. Sie dienen bei externen Eingangsquellen auch als Aufnahme-Monitor, diese Funktion ist in den Profilen abschaltbar.

Auch der Kopfhörerausgang kann für die Überwachung verwendet werden, für mehr ist er allerdings kaum zu gebrauchen. Er rauscht besonders bei leiseren Signalen merklich. Mit den unsymmetrischen Festpegelausgängen ist es etwas besser, aber auch diese rauschen etwas und können mich an meinem Audiosystem nicht ganz überzeugen. Sie klingen linear, aber ebenfalls etwas undifferenziert und wenig musikalisch. Als hochauflösender Musik-Player wäre er zwar geeignet, die Leistung reicht aber nicht zur Darstellung feinster Details aus. Im Direktvergleich zum PCM-D100 kann er mich in diesem Punkt nicht überzeugen.

Dafür ist der Recorder nicht nur windunempfindlich, auch Griffgeräusche hört man bei vorsichtiger Handhabung kaum. Trotz der guten Stereobreite sind die internen Mikrofone im Frequenzgang nicht sehr ausgewogen und im wahrsten Sinne des Wortes berauschend. Das fällt besonders bei leisen Passagen auf, für Sprache eignen sie sich hingegen wegen des oberen Gitters und der Retake-Funktion sehr gut. Es gibt mit Ausnahme eines nicht näher spezifizierten Low- und Hi-Cut-Filters keine weiteren Mikrofoneinstellungen. Hören Sie die Wirkungsweise der Filter an folgendem Beispiel, das übrigens intern im MP3-Format mit 128 kbit/s bei 48 kHz aufgezeichnet wurde.

Natürlich eignet sich nicht jedes Mikrofon für jeden Sprecher, aber auch klingt jeder Recorder anders. Hören Sie am Beispiel meiner Stimme ein Vergleich zwischen verschiedenen Audiorecordern einschließlich des Marantz bei der Nahbesprechung.

Für Großmembran-Kondensatormikrofone können die Verstärker etwas zu empfindlich sein, wie Sie in folgendem Beispiel hören. Die Eingangsempfindlichkeit lässt sich um drei Stufen bis auf -18 dB absenken.

Diese hohe Empfindlichkeit kommt hingegen unempfindlichen dynamischen Mikrofonen zu Gute. Hören Sie dies an einem Beispiel mit automatischer Aussteuerung.

Als Fieldrecorder kann der Marantz durchaus überzeugen, allerdings sollte man das Hi-Cut-Filter aktiviert lassen. Der Hochtonbereich überspitzt ansonsten und klingt etwas unsauber. Hören Sie in folgendem Beispiel eine kurze Sequenz im Supermarkt, die mit drei Recordern in der Reihenfolge Marantz PMD661 MKIII, Olympus LS-P2 und Sony PCM-D100 aufgezeichnet und im Pegel angeglichen wurde. Die Filter sind beim PMD661 MKIII zu Gunsten der besseren Vergleichbarkeit deaktiviert.

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Glascontainer eignen sich gut zum Testen extremer Pegelunterschiede. Hören Sie den PMD661 MKIII im Vergleich zum PCM-D100.

Die Kettensäge in folgendem Beispiel wurde bei etwas Wind aufgenommen. Beachtlich ist, dass der PMD661 MKIII ohne Windschutz weniger Windgeräusche produziert als der PCM-D100 mit dem beiliegenden Fellwindschutz. Es hat den Anschein, dass Marantz einen Windschutz hinter die Gitter der Mikrofone integriert hat.

Auch wenn sich das Rauschverhalten bei Außenaufnahmen in Grenzen hält, zeigen sich in einer ruhigen Umgebung hörbare Unterschiede bei der Detailwiedergabe. Im folgenden Beispiel habe ich den PMD661 MKIII beginnend bei mittlerer Aussteuerung langsam bis Maximum hochgeregelt und gleiches mit dem PCM-D100 wiederholt. Da der Sony empfindlicher ist, musste ich den Pegel um 20 dB absenken.

 

Tasche und Grenzflächenmikrofon

Marantz liefert zum PMD661 MKIII alles mit, was man zum mobilen Einsatz braucht. Dazu gehört auch eine Kunststofftasche, die sich mittels Klettbändern an allen Seiten öffnen lässt. Auf diese Weise sind alle Anschlüsse und auch das Batteriefach auf der Unterseite zugänglich, leider aber nicht die internen Mikrofone und Lautsprecher. Auf der Vorderseite ist eine dicke Klarsichtfolie eingearbeitet, so dass man auch auf alle Gerätefunktionen zugreifen kann, hier zeichnen sich die großen Tasten besonders aus. Man trägt sie wahlweise mittels Gürtelschlaufe oder am abnehmbaren Tragegurt. Da wirken die Ösen am Gerät fast unnötig. Seitlich befindet sich ein Holster für ein Reportermikrofon, das Sennheiser MD46 passt hier gut hinein. Rückseitig ist noch ein kleines Netz für Zubehör oder auch das beiliegende Mikrofon angebracht. Die Verarbeitung wirkt robust und entsprechend ist auch eine gute Passform gewährleistet. Eine Kunstledertasche würde allerdings etwas mehr Wertigkeit vermitteln.

Das handflächengroße Grenzflächenmikrofon verfügt über eine Mini-XLR-Buchse und ist robust verarbeitet. Es liegt rutschsicher und etwas gedämpft auf einem Gummisockel, der Rahmen ist aus Alu-Druckguss gefertigt. Das Mono-Mikrofon nimmt alles im 180°-Winkel auf und eignet sich besonders für die diskrete Aufzeichnung von Diskussionsrunden, weshalb der Frequenzgang sprachoptimiert ist. Zum Betrieb muss die Phantomspeisung aktiviert sein, da es sich um ein Kondensatormikrofon handelt. Hören Sie im folgenden Beispiel die Klangqualität. Beachten Sie, dass ich die automatische Aussteuerung verwendet habe und es zeitweise zum Clipping kommt. Das ist unschön, stört aber nicht die Verständlichkeit.

Unzureichende Sicherheitsfunktionen

Wie erwähnt lässt sich je Profil eine vierstellige PIN festlegen, die gleichermaßen für die Menüsperre und Dateiverschlüsselung gilt. Ich wollte herausfinden, in wieweit sich das Gerät für sensible Bereiche eignen kann. Eingegeben wird die PIN über die Pfeiltasten. Ist die Dateiverschlüsselung aktiviert, werden die Dateiendungen anders benannt, *.WAS und *.MPS. Zur Wiedergabe einer solchen Datei muss am Gerät jeweils die richtige PIN eingegeben werden, ansonsten wird die Wiedergabe verweigert. Am Computer war es mir mit gängigen Anwendungen nicht möglich, diese Dateien abzuspielen. Laut Handbuch ist dafür die hauseigene Software DMP Mark Editor erforderlich, dies lässt auf ein proprietäres Format schließen. Bei den Vorgängern befand sie sich im Lieferumfang, aktuell ist nicht herauszufinden, ob diese als Download oder Sonderzubehör erhältlich ist.

Weiterhin offenbarte sich mir eine Sicherheitslücke, welche die gesamte Dateiverschlüsselung und Menüsperre mitunter nutzlos macht. Am Gerät kann man ohne Sanktionen mit entsprechend Zeitaufwand alle 10.000 Kombinationen durchprobieren. Falls aber der Zugriff auf das Menü besteht, reicht das Speichern der Profileinstellungen aus, denn die PIN wird im Klartext in der Konfigurationsdatei für jedes Profil hinterlegt. Es wird also der Schlüssel zu den verschlüsselten Dateien direkt mitgeliefert. So kann jeder, der ein Gerät mit ungesichertem Menü in die Hand bekommt, selbständig den PIN-Code auslesen und missbrauchen. Noch einfacher ist es, wenn sich die Profildatei nach dem Einlesen weiterhin auf der SD-Karte befindet. Hier ein kleiner Auszug aus der Konfigurationsdatei:

Menu Lock=On
Passcode=1234
SP Mute=Off
Play Mode=Cont.
Encrypt Rec=Off

Ist das Menü nicht geschützt, kann man die Profileinstellungen selbst anlegen und am Rechner auslesen. Falls man diese frisch importiert und die Datei nur von der Speicherkarte gelöscht hat, ließe sie sich mit einfachen Tools problemlos wiederherstellen. Schwieriger wird es allerdings, wenn auch das Menü geschützt ist und sich auf der genutzten SD-Karte keine Profileinstellungen des Geräts befunden haben.

Abgesehen davon kann mich der Marantz PMD661 MKIII durchaus überzeugen. Er kommt in einem klassischen und fast unverwüstlichen Gehäuse, hat viele Anschlussmöglichkeiten, ein geniales Display, Aussteuerungs-LEDs, große Tasten und ist in den Funktionen unheimlich schnell zu begreifen. Darüber hinaus ist er auch Diktiergerät, Medienspieler, braucht keinen extra Windschutz und man kann über die Profile wichtige Funktionen voreinstellen. Die Tasche ist praxistauglich und das Grenzflächenmikrofon für Interviews und Diskussionsrunden eine unkomplizierte Hilfe. Was mir allerdings weniger gefällt ist das Rauschverhalten der internen und etwas unempfindlichen Mikrofone, die leicht zu überfahrenden Vorverstärker, die Aussteuerungsregler und die Klangqualität am den Ausgängen. Und zu guter Letzt die nicht vorhandene Fernbedienung, die ich eigentlich bei diesem Preis erwartet hätte. Ich mag das Gerät sehr gerne, technisch aber kann er meinen vorhandenen Rekordern leider nichts entgegensetzen.

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Fazit

Der Marantz PMD661 MKIII ist ein solider Digitalrecorder mit einer großen Anschlussvielfalt, Dateiverschlüsselung und einer praxistauglichen Ergonomie. Die beiliegende Tasche prädestiniert ihn für Außeneinsätze, das beiliegende Grenzflächenmikrofon ermöglicht die diskrete und gute Aufzeichnung von Interviews und Konferenzen.

Er hat allerdings auch Schwächen, so könnten die internen Mikrofone rauschärmer und empfindlicher sein, die Aussteuerung weniger fummelig und es fehlt auch an zeitgemäßen Funktionen wie die parallele Nutzung mehrerer Eingänge. Er eignet sich weniger für Musiker, dafür punktet er mit guten Diktierfunktionen und ist ein zuverlässiger Begleiter für alle, die ein alltagstaugliches und robustes Aufzeichnungsgerät mit klassischer Bedienstruktur suchen.

Plus

  • robustes Gehäuse mit übersichtlicher Bedienstruktur
  • Tasche und Grenzflächenmikrofon im Lieferumfang
  • auch als Diktiergerät für spontane Ideen nutzbar
  • unempfindlich gegenüber Wind- und Griffgeräuschen
  • symmetrische Eingänge mit 48V Phantomspeisung
  • koaxialer Digitaleingang

Minus

  • interne Mikrofone rauschen und sind unempfindlich
  • Mikrofonvorverstärker kommen schnell an ihre Grenzen
  • Kopfhörer- und Cinch-Ausgänge nur Mittelmaß
  • Sicherheitsfunktionen zweifelhaft

Preis

  • Ladenpreis: 519,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Chick Sangria

    Sehr kluger Test, eine Freude zu lesen, vielen Dank! Beim ersten Beispiel dachte ich – aha, ein neuer Physical Modeling Synth…

  2. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Marantz hat es wieder getan – und es ist leider wieder nur ein halbgares Gerät für zuviel Geld herausgekommen. Sehr schade!
    Mich hat an dem Gerät, wie seinen Vorgängern Marantz PMD620 mkII & Marantz PMD661 mkII, besonders die Verschlüsselung interessiert.
    Aber auch im dritten Anlauf bekommt die Firma das nicht hin. Bei beiden war die Software nur für Windows und zuletzt nur auf der Denon Web-Seite erhältlich (http://mar.....pmd661mkii), heute findet man dort nur eine Mark-Editor Software (Win only) und das letzte Firmware Update von 2014.
    Damit ist dieses Alleinstellungsmerkmal verspielt und so geraten die anderen Details wie Ausstattung, Bedienbarkeit etc. in den Focus.
    Leider finde ich für mich nichts was mich begeistert. Dafür erscheint mir der Preis doch sehr ambitioniert.

  3. Profilbild
    tubeheat

    Die Verschlüsselung soll doch sicherlich nur verhindern, dass man mal eben schnell kopieren und abspielen kann. Oder sind Deine nicht näher definierten Vorstellungen etwa harte Requirement für solche Field Recorder?
    Gibts denn überhaupt andere Hersteller die bei vergleichbarem Preis etwas bieten, so wie Du es gerne hättest oder erwartest Du möglicherweise etwas zuviel davon?
    Auch ein RME UFX* mit DuRec hat, wenn man es Standalone für Aufnahmen verwendet, keine Verschlüsselungsfunktion. Es ist doch einfaches Recording. Und wie bei einem Handy oder Hausschlüssel muss man halt aufpassen, dass man es nicht unbeobachtet liegenläßt.
    Da finde ich ist der PIN doch ein nettes Feature und anscheinend recht einfach implementiert. Oder möchtest Du noch eine weitere Komplexität wie mit Bitlocker? Das könnte vielleicht Anwender abschrecken, wenn es zu kompliziert wird.

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