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Test: Marcus Miller V3 4TS, E-Bass

Neuer Platzhirsch im Billigsektor

19. Juni 2018

Marcus Miller, seines Zeichens Funk-Altmeister und Basslegende, macht sich seit zwei Jahren konsequent daran, mit der (anscheinend) neu gegründeten Company Sire den Markt der günstigen und günstigsten Bässe zu erobern – und das mit einigem Erfolg. Man mag sich erinnern, vor etwa eineinhalb Jahren ließ mir der V7, ein an das alte Fender Signature-Modell des Künstlers angelehnter aktiver Jazz Bass mit 70s Specs, den Mund offen stehen ob der Qualität dieses Instruments für damals unter 500,- Euro. Miller und Sire legen nun, nach einer Reihe weiterer, modernerer Modelle, aber noch einmal einen drauf und präsentieren den Marcus Miller V3 als Einsteigermodell, der hier zum Test vorliegt.

Marcus Miller V3 title

— Der Marcus Miller V3 4TS in seiner ganzen „sunburstenen“ Pracht —

Zu einem Preis von sage und schreibe 275,- Euro bekommt man hier einen ebenfalls in Indonesien gefertigten Bass, der sich auf den ersten Blick vom teureren V7 kaum unterscheiden lässt. Auf den zweiten Blick fallen kleinere Downgrades und eine andere Holzauswahl ins Auge, Letztere aber nicht in die Richtung, die man bei dem Preis erwarten könnte. Nur zur Erinnerung, wir bewegen uns hier in einem Preisrahmen, wo sich in der Regel billige Fender-Kopien großer Musikhäuser finden – und auch der Marcus Miller V3 ist im Prinzip eine solche, aber soviel vorweg, eine die es in sich hat. Anscheinen darf man das von Miller und Sire inzwischen erwarten.

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Marcus Miller V3 4TS – Facts & Features

Das verwunderlichste Feature des Marcus Miller V3 gleich vorweg: Das Ding ist aus Mahagoni! Jazz Bässe aus solchem Holz sind eher ungewöhnlich und in der Vergangenheit eher im Bereich der Edelhersteller oder aber bei Eigenbauten zu finden gewesen. Nun ist Mahagoni nicht gleich Mahagoni, der Begriff bezeichnet eine große Bandbreite von tropischen Hölzern – und irgendwie müssen sie bei Sire an einen Riesenstapel günstiges indonesisches Mahagoni gekommen sein, anders lässt sich der Preis nicht erklären. Bodys von Bässen im vergleichbaren Preisrahmen sind heutzutage meist aus Pappel oder Agathis, einem asiatischen Nadelholz, gebaut oder allenfalls noch aus mehreren Stücken billiger Erle zusammengeleimt. Da auch solche Instrumente inzwischen teilweise überraschend gut klingen, muss die Konstruktion des Marcus Miller V3 nicht unbedingt zu seinem Vorteil sein – auffällig ist der einteilige und über einem schicken Two Tone Sunburst auch noch klar lackierte Korpus aber allemal.

An dem Korpus sitzt, vierfach fest verschraubt, ein seidenmatt lackierter Hals aus kanadischem Ahorn mit einem klassischen Jazz Bass C-Profil, 38 mm am Sattel wie üblich, und einem Palisandergriffbrett. Ja, hier wurde trotz CITES noch Palisander verbaut, kein Pau Ferro oder dergleichen! Anders als den V7 gibt es den V3 nur in dieser Holzkombination, allerdings in verschiedenen Lackierungen. Auf der leider latent hässlichen Marcus Miller Kopfplatte sitzen vier offene Mechaniken, die solide wirken, präzise laufen und die Stimmung gut halten. Generell gibt es an der Verarbeitung wirklich überhaupt nichts auszusetzen, hier stimmt genau wie damals beim V7 alles.

Marcus Miller V3 headstock

— Geschmackssache: Die Kopfplatte —

Die Bridge ist ein ganz normaler Blechwinkel – aus Stahl, nicht aus Zink wie Sire auf der Homepage betont – mit einer zusätzlichen String-through-Body-Option. Und anders als beim (alten) V7 lässt sich diese auch nutzen, die Saitenreiter sind hier nicht im Weg. Der Halsstab ist korpusseitig zugänglich und am anderen Halsende ist laut Werksangabe ein Knochensattel verbaut, was ich aber nicht verifizieren kann – mir sieht das Ding ziemlich weiß aus… Weiterhin findet man auf der Kopfplatte einen Saitenniederhalter für die drei hohen Saiten.

Herzstück des V3 ist aber sicherlich die Elektronik. Millers frühe teure Fender Signature-Modelle zeichneten sich ja durch eine 18-Volt-Dreiband-Aktivelektronik aus und eine solche ist auch hier verbaut. Laut Werksangabe ist die Elektronik auf allen Marcus Miller Bässen die gleiche, also sollte hier dasselbe Gerät, das beim V7 für Begeisterung sorgte, verbaut sein. Gespeist wird die Elektronik auf der Leistungsseite von zwei auf der Korpusrückseite leicht zugänglichen 9-Volt-Blöcken und auf der Signalseite von zwei Marcus Standard Jazz Bass Pickups. Letztere sollen angeblich auf das Tonverhalten des Mahagonikorpus optimiert sein, der Gedanke liegt aber nahe, dass hier einfach eine billigere Variante der V7-Pickups verbaut wurde.

Marcus Miller V3 electrics

— Herz des V3: Pickguard mit Elektronik —

Die Dreibandelektronik selbst geht, wie schon beim V7, recht weit über das Gewohnte hinaus und bietet mit fünf Reglern, von denen zwei Doppelstock-Potis sind, und einem Kippschalter eine etwas fummelige Bedienung, da der Platz auf der Jazz Bass Control Plate begrenzt ist. Der Klinkenausgang ist entsprechend auch in die Zarge gewandert. Im Prinzip hat man die gleichen Optionen wie beim V7, von links nach rechts:

  • Doppelstock mit oben Volume und unten passiver Tonblende

  • Pickup-Blend (Gott sei Dank keine zwei Volumes wie beim klassischen Jazz Bass)

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  • aktiver Höhenregler mit Mittenraste

  • Doppelstock, oben Mittenregler mit Mittenraste, unten semi-parametrische Mittenfrequenz, einstellbar zwischen 200 Hz und 1 kHz

  • aktiver Bassregler mit Mittenraste

  • Schalter aktiv/passiv

Damit bekommt man einen Haufen Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem der Bass sich klanglich potentiell extrem wandelbar zeigen sollte. Beim V7 funktionierte das nach einiger Eingewöhnung sehr gut, also gibt es keinen Grund, hier anderes zu erwarten.

— Absurderweise in allen Veröffentlichungen von Sire spiegelverkehrt: Das Bedienfeld der Marcus Miller Heritage-Elektronik —

Der V3 wird ohne Koffer oder Tasche geliefert, dafür mit Werkzeug und einem Metall-Cover für den Halstonabnehmer. Letzteres ist zwar „oldschool“ und entspricht auch dem Miller-Look – der hat auch immer eins montiert gehabt früher – ist aber auch seltsam, weil keine Schraubenlöcher dafür im schwarzen, dreilagigen Pickguard sind. Man müsste also bohren, um das Teil zu montieren.

Ein Zwischenfazit

Mit dem Marcus Miller V3 bekommt man einen sehr gut verarbeiteten, opulent ausgestatteten aktiven Jazz Bass aus Mahagoni zum Spottpreis – und auf den ersten Blick gibt es da auch keinen Haken. Gegenüber dem doppelt so teuren V7 von 2016 sind sogar Detailverbesserungen (String Through-Option), aber natürlich auch einige Downgrades (Pickups, simplere Bridge) eingeführt worden.

Marcus Miller V3 body rear

— Rückseite mit String Through-Option und zwei Batteriefächern —

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
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    Für den Preis doch ein wirklich gutes Holz.

    Andere Sache – spielt mir hier das Audiointerface einen Streich oder liegen die Aufnahmen alle auf der linken Seite?

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        @Luis Miehlich Komisch….der virtuelle Mixer zeigt mir das aber auch so an und der aktuelle Gitarrentest, den ich gerade höre, wie auch anderes Zeugs zwischendurch, liegt normal im Stereobild.

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            @Stephan Güte Komisch pupomisch, das alles…. vor allem, weil parallel, vertikal, horizontal alles andere derzeit komplett richtig wiedergegeben wird…. Also lt. virtuellem Mischer und real.

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              Ja, gut…. Monofile… Problem lag hier bei mir.

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    Toller Testbericht mit vielen ausführlich beschriebenen Klangbeispielen! Nur was soll ich von dieser nahezu unendlichen Euphorie halten welche diese Schreibweise rüber bringt? Muss ich dann jetzt in Session Walldorf kutschieren um zu schauen ob auch ich in diese Euphorie verfallen? Ich denke ok beim nächsten Besuch steh ich in der Bass Abteilung und hänge mir das Ding vom Ständer und auch den V7 noch. Bässe haben es nicht mehr einfach, denn ich habe bereits eine sehr gute Auswahl.

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