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Test: Marcus Miller V3 4TS, E-Bass

(ID: 224663)

Marcus Miller V3 – In der Praxis

Also mal umgeschnallt den Hobel. Genau wie der V7, der in der getesteten Version mit seinem Eschekorpus kein Leichtgewicht war, zerren beim Marcus Miller V3 auch einige Kilos am Gurt. Der Bass ist kein Mühlstein, aber auch kein Leichtgewicht, dafür aber sehr gut ausgewogen. Klassische Konstruktion halt. Ähnliches gilt für den Hals – die seidenmatte Lackierung fühlt sich sehr angenehm an, und ansonsten sollte genau das Profil wirklich jeder schon mal in der Hand gehalten haben. Die Bünde sind gut abgerichtet und die Werkseinstellung ist ebenfalls gut und lässt sich direkt ordentlich spielen.

Trocken angespielt macht sich ein sehr gutes Schwingverhalten mit ordentlich Sustain, aber deutlich weniger knalligen Höhen als beim Esche-V3 bemerkbar. Klar, mit Mahagonikorpus und Palisander- statt Ahorngriffbrett war das zu erwarten und wohl auch beabsichtigt. An den Amp gehängt und passiv geschaltet dringt ein ausgewogener, sehr zivilisierter Ton ans Ohr, der am ehesten in Richtung 60s Jazz Bass aus Erle geht, aber wohl auch durch das Mahagoni noch eine Spur wärmer und zurückhaltender klingt. Das macht sich vor allem im Einzelbetrieb des Stegtonabnehmers deutlich bemerkbar, der nicht knatternd-aggressiv, sondern eher filigran und fast schon mit einer leichten Edelbassnote klingt.

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In den andern Pickup-Kombinationen sind hier natürlich die klassischen Jazzbass-Sounds drin, auch die etwas weniger knallig und dafür wärmer als gewohnt, ohne dabei aber pappig oder belegt zu tönen. Der Halstonabnehmer ist weit entfernt von Preci-mäßiger Brachialität und zusammen klingen die Pickups schön ausgewogen. Schon ohne die Aktivelektronik lässt sich konstatieren, dass der Marcus Miller V3 ein rundum gut klingendes Instrument ist, für den Liebhaber präsenter 70s Jazz Bass Sounds aber allerdings nicht das Instrument der Wahl sein könnte. Aber vielleicht soll er das auch gar nicht … und zu dem Preis, Verzeihung, aber da kann sich die Konkurrenz sehr warm anziehen!

Nun kommt die Aktivelektronik ins Spiel – und das hörbar. Anders als beim V7, wo das Einschalten der Elektronik im Neutralzustand fast nicht hörbar war, bekommt der Marcus Miller V3 auch mit allen Reglern auf Mitte direkt einen leichten Boost in Lautstärke und Fundament. Das soll die gleiche Elektronik sein? Dann muss es eine Wechselwirkung mit den Pickups sein – vielleicht hat man das ganze Aggregat aber in den letzten zwei Jahren auch noch mal modifiziert. Dieselbe Linie von eben mal in aktiv neutral – man hört den Unterschied und bei der Aufnahme war das Ganze auch lockere 3 dB lauter.

Schlecht klingt das nicht, verstärkt aber die warme, eher weiche Charakteristik des passiven Grundklangs. Jetzt hat man hier aber eine 18-Volt-Elektronik mit jeder Menge Leistungsreserven an der Hand, möchte man aggressiver klingen, sollte das eigentlich problemlos möglich sein. Marcus Miller ist für einen perkussiven Slapsound mit stark geboosteten Höhen und Bässen bekannt und der lässt sich mit dem EQ auch locker realisieren – aber Achtung, das Ding hat ordentlich Hub, gerade bei den Bässen ist das schnell zu viel des Guten, während man die Höhen auch recht weit aufreißen kann, ohne ätzende Klänge zu erzeugen.

Bei den Slaps auf der E-Saite kann der Marcus Miller V3 aber auch seine Grundauslegung nicht verleugnen – selbst mit geboosteten Höhen und Bässen klingt die eher warm und growlig, als „in your face.“ Das ist allerdings kein Kritikpunkt, lediglich eine Beobachtung – wer eine kompromisslose Slap-Waffe sucht, sollte tatsächlich eher zum V7 greifen, der V3 kann so was, hat seine Stärken aber anderswo. So bekommt man mit leichtem Featuren der Tiefmitten und Bässe dann plötzlich dicke, aber auch bei hartem Anschlag nicht zu aufdringliche Rocksounds, die man eher bei einem Thunderbird oder Ähnlichem verorten würde – das Mahagoni lässt grüßen. Ein Riff im Stil eines Jim Schumacher:

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Generell bin ich eigentlich nicht überzeugt von aktiven Mittenreglern, in der Regel reichen Bass und Höhen – die Semiparametrik der Marcus Miller-Elektronik sorgt aber dafür, dass man allein mit der gezielten Bearbeitung des Mittenbandes eine riesige Bandbreite von Sounds aus dem Instrument zaubern kann. Wenn wir schon bei absurdem 80er Heavy Metal sind, warum nicht mal die Tiefmitten rausdrehen und mit 75 % Steg- und 25 % Halstonabnehmer mit dem Plektrum Joey DeMaio-inspiriert in ausgehöhlten, gitarristisch anmutenden Rickenbacker-Gefilden wildern?

Ganz in die andere Richtung geht es mit dem Halstonabnehmer, geboosteten Tiefmitten und Bässen und der passiven Höhenblende, die übrigens auch noch mal eine andere, breiter dämpfende Charakteristik als der aktive Höhenregler aufweist. Der EB3-Mudbucker lässt sich so halbwegs emulieren, Achtung, es wird fett und dumpf:

Macht man das Gleiche mit dem Stegtonabnehmer solo, zeigt sich ein völlig anderer, im Rockkontext auch sehr brauchbarer Sound.

Mit beiden Tonabnehmern und Bässen und Höhen voll auf kann man sogar die Metal-Post voll abgehen lassen, ohne dass es übertrieben „klackerig“ wird – der eher zurückhaltenden Grundauslegung sei Dank. Nicht umsonst ist Mahagoni auch ein beliebtes Holz für Metal-Bässe.

Das könnte man nun ewig so weitertreiben, durch die gut abgestimmte und luxuriös ausgestattete Aktivelektronik ist der Marcus Miller V3 extrem wandelbar. Insgesamt fühlt sich der Bass dort am wohlsten, wo warme, fette oder aber schöngeistig-filigrane Sounds gefragt sind. Pop, Rock, Jazz, alles kein Ding, sogar Metal ist im Bereich des Möglichen und auch die Miller Slap-Keule kann man mal auspacken. Wer Letztere allerdings regelmäßig benötigt und sich für den nächsten Les Claypool oder Victor Wooten hält, sollte sich eher den V7 mal ansehen, der kann das besser – dafür fehlt ihm die Wärme des V3 konstruktionsbedingt etwas. Damit hat der Marcus Miller V3 bei aller Allroundfähigkeit sogar etwas, was man Bässen in diesem Preisrahmen meistens absprechen kann: Einen eigenen Charakter …

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Fazit

Was soll man sagen, fast schon erwartungsgemäß legen Marcus Miller und Sire hier ein Referenzinstrument im Billigsektor vor. Der Marcus Miller V3 ist durch die opulente Elektronikausstattung extrem wandelbarer Allrounder, der aber holzseitig durch das Mahagoni noch eine eigene, wärmere Note mitbringt. Sowohl als Arbeitstier für den Fortgeschrittenen als auch als exzellentes Einsteigerinstrument mit wirklich sämtlichen Einstellmöglichkeiten, die einem später Mal über den Weg laufen könnten, ist der V3 nur zu empfehlen. Lediglich den eigentlichen Marcus Miller Slapsound bringt der fast doppelt so teure Marcus Miller V7 noch besser rüber. Für 275,- Euro muss hier aber trotzdem nicht über die Bestwertung diskutiert werden!

Plus

  • Preis
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Flexibilität

Minus

  • hässliche Kopfplatte

Preis

  • Ladenpreis: 275,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
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    Für den Preis doch ein wirklich gutes Holz.

    Andere Sache – spielt mir hier das Audiointerface einen Streich oder liegen die Aufnahmen alle auf der linken Seite?

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        @Luis Miehlich Komisch….der virtuelle Mixer zeigt mir das aber auch so an und der aktuelle Gitarrentest, den ich gerade höre, wie auch anderes Zeugs zwischendurch, liegt normal im Stereobild.

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            @Stephan Güte Komisch pupomisch, das alles…. vor allem, weil parallel, vertikal, horizontal alles andere derzeit komplett richtig wiedergegeben wird…. Also lt. virtuellem Mischer und real.

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              Ja, gut…. Monofile… Problem lag hier bei mir.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Toller Testbericht mit vielen ausführlich beschriebenen Klangbeispielen! Nur was soll ich von dieser nahezu unendlichen Euphorie halten welche diese Schreibweise rüber bringt? Muss ich dann jetzt in Session Walldorf kutschieren um zu schauen ob auch ich in diese Euphorie verfallen? Ich denke ok beim nächsten Besuch steh ich in der Bass Abteilung und hänge mir das Ding vom Ständer und auch den V7 noch. Bässe haben es nicht mehr einfach, denn ich habe bereits eine sehr gute Auswahl.

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