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Test: Marcus Miller V7 Swamp Ash 4 BMR, E-Bass

(ID: 162548)

In derPraxis mit dem Marcus Miller V7 Swamp Ash 4

Das Instrument auf den Schoß und fix mal ohne Gurt und Amp angespielt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Der 70s-mäßige dickere Hals mit dem etwas runderen Griffbrettprofil liegt gut in der Hand und fühlt sich an, wie er soll. Mit lackierten Hälsen habe ich auch kein Problem, das ist aber Geschmackssache. Etwas kleinere Bundstäbchen habe auf meinen eigenen Instrumenten auch drauf. Eigentlich kann man sagen, dass der Marcus Miller V7 Swamp Ash 4 und ich uns sofort sympathisch waren. Bezogen ist das gute Stück mit D’Addario EXL170 Nickelsaiten in der Stärke .045 – .100, also etwas stärkere höhere Saiten und etwas dünnere E- und A-Saite als bei den üblichen .040 – .100- oder .045 – .105 Sätzen. Klingt etwas absurd, ist aber zum Slappen gut geeignet, da straffere hohe Saiten den Kraftaufwand bei String Pops reduzieren, vorausgesetzt die Saitenlage ist flach genug eingestellt.

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— Lackierte Halsrückseite, Hochglanz, Batteriefächer und Vierpunktverschraubung: Der V7 Swamp Ash von hinten —

Das ist sie von Werk aus, zusammen mit den flachen Bünden und dem Halsprofil hat man hier einen Rennhals, ganz wie ich ihn mag, etwas stabiler, aber flach eingestellt. Und der lädt zum Slappen ein, keine Ahnung, ob’s einfach am Namen des Meisters auf der Kopfplatte liegt, ob es der schon leicht darauf angepasste Hals ist oder der drahtige, aber nicht zu aggressive Klang der Nickelsaiten, der obendrein auch unverstärkt zusätzlich noch ordentlich Bauch und Lautstärke hat. Leichte Esche im Korpus halt … mit leicht meine ich natürlich nicht die ultraleichte Version wie bei meiner Esche-Strat, deren Korpus leichter ist als der Hals. Der Marcus Miller V7 Swamp Ash 4 ist gut ausgewogen und nicht zu schwer. Einige ältere Esche-Exemplare von Fender neigten ja zu deutlichem Übergewicht, das ist hier nicht der Fall. 

Passiver Betrieb

Am Amp macht der Marcus Miller V7 Swamp Ash 4, zunächst passiv und mit neutralen Einstellungen, eine gute Figur. So komisch das klingen mag, der Sound ist überraschend wenig überraschend. Man könnte hier irgendein Wortspiel mit “päpstlicher als der Papst” und “Leo Fender” basteln, aber das erspare ich dem Leser, die Andeutung schmerzt ja schon genug. Jedenfalls klingt der Hobel, zur allgemein geringen Überraschung, wie ein Jazz Bass. Ahorngriffbrett und Esche sorgen dafür, dass der V7 etwas knalliger daher kommt als die üblichen Erle-Palisander-Vertreter der Gattung. Allerdings fehlt aufgrund des “normalen” Abstands der Tonabnehmer das aggressive Knattern des Stegtonabnehmers, das man von 70er Jazzbässen kennt. Der V7 geht da etwas zivilisierter zu Werke, allerdings ist bei allen Tonabnehmerkombinationen deutlich zu hören, dass tendenziell Bässe und Höhen besonders betont werden, während die Mitten etwas zurückgenommen sind. Sehr klar, sehr angenehm, nie übertrieben aggressiv oder übertrieben dumpf, weiß zu gefallen.

Besonders beim Aufnehmen fiel allerdings auf, dass die Tonabnehmer ab Werk schon arg nah an die Saiten geschraubt waren. Der ohnehin schon massive Output der beiden Pickups wurde so schon fast unkontrollierbar und ein Berühren der Polepieces mit Fingern oder gar Saiten war kaum zu vermeiden – und es klingt logischerweise furchtbar. Ein Schraubenzieher sorgte für Abhilfe, es dauerte allerdings etwas, bis ein halbwegs gleichmäßiger Sound für alle Saiten eingestellt war. Das dürfte nicht zuletzt an den komplett versenkten Polepieces liegen, die nicht an den Halsradius angepasst sind. Aber es funktioniert auch so.

Danach: Rockig-punchige, fast Preci-mäßige Sounds vom Halstonabnehmer, leicht nasaler Mittenpunch vom Steg oder etwas ausgehöhlte, aber stets fette Slap- und Picksounds aus der Kombi beider Tonabnehmer – was braucht es mehr? Den Marcus Miller V7 Swamp Ash 4 hätte man komplett ohne Aktivelektronik zum gleichen Preis verkaufen können und damit bereits den Mex-Fender böse Konkurrenz bereiten können! Ganz ehrlich, ich habe länger keinen so guten Jazz Bass mehr in der Hand gehabt, geschweige denn zu dem Preis. Und zu den Einsatzmöglichkeiten eines solchen Instruments muss nicht viel gesagt werden. Auch als Liebhaber von P-Bässen und tiefmittig hupenden Shortscale-Monstern muss ich gestehen, dass man mit einem Jazz Bass, oder einer guten Kopie wie der hier, unabhängig vom musikalischen Kontext stets adäquat gerüstet ist.

Hörbeispiel 1: Halstonabnehmer passiv

Hörbeispiel 2: Halstonabnehmer passiv, zugedrehte Höhenblende. Hier macht sich bemerkbar, dass die verbaute Blende nicht ganz so tief hinunterreicht wie üblich – ergo klingt es auch ganz zugedreht nicht nach “unter Wasser,” sondern noch schön „knorzig“.

Hörbeispiel 3: Beide Tonabnehmer passiv, geslappt

Hörbeispiel 4: Beide Tonabnehmer mit Pick

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Hörbeispiel 5: Bridge-Tonabnehmer mit ganz leicht zugedrehten Höhen

Aktiver Betrieb

Aktiv geht die Sonne auf? Nö, nicht sofort. Mit allen Reglern auf neutral passiert bei Aktivierung der 18-Volt-Elektronik am Marcus Miller V7 Swamp Ash 4 erstmal überhaupt nichts. Und das ist gut so! Ohne Lautstärkesprung und fast völlig neutral geht der Preamp zu Werke, lediglich eine ganz leichte Aufklarung durch Entkopplung der Pickup- und Kabelimpedanzen ist zu hören. Wenn man aber mit der Elektronik boosten oder cutten will – holla die Waldfee, mit “subtil” ist hier mal überhaupt nichts!

Ein kurzer Griff zum Bassregler tritt am Amp alle Hölle los. Beim Aufnehmen der Hörbeispiele musste ich mächtig nachpegeln, um Übersteuern zu vermeiden, was aber für Aktivelektroniken bei Boost völlig normal ist. Überrascht hat tatsächlich vor allem der massive Hub des Bassreglers. Die Urgewalt, die in der Elektronik des V7 steckt, kommt in den Hörbeispielen definitiv nicht ganz rüber, dazu muss man den Bass mal am Amp gehabt haben.

Mit beiden Tonabnehmern zusammen und dem Slapdaumen kommt dann wirklich Marcus Miller höchst selbst zum Vorschein – Hörbeispiel 8: jawoll, so muss so was klingen!

Noch härter geht es natürlich auch – das vorige Beispiel zeigte noch einen eher moderaten Eingriff. Der Höhenboost bleibt trotzdem noch fast geschmackvoll, ohne zu sehr zu beißen. Aber hier sind auch Nickelsaiten drauf, mit dünnen Stahlsaiten dürfte es dann auf jeden Fall weh tun. Bass und Höhen voll auf, Hörbeispiel 9, aber bloß Vorsicht jetzt mit der E-Saite …

Wenn man jetzt noch anfängt, mit dem semi-parametrischen Mittenregler (200 Hz – 1 kHz) herumzuspielen, kann man eigentlich den ganzen Tag mit dem Basteln am Sound verbringen. Mit einem Bass für 450,- Euro, wohlgemerkt! Zwei Beispiele dazu – das Erste bringt mit aufgedrehten Hochmitten den berühmten Fender-Klack nach vorne und zwingt einem quasi schon den Stil von Iron Maiden auf, trotz Marcus Miller und orange-metallic und Jazz Bass und dergleichen. Hörbeispiel 10:

Von einem Boost der Tiefmitten profitiert vor allem der Stegtonabnehmer. Dazu noch etwas Bass und die Geschichte erinnert mich fast schon an meinen geliebten Bastel-Flying-V. Der ist wohlgemerkt Shortscale, hat einen Delano-Humbucker am Steg und eine Glockenklang-Dreiband, um die miserable Holzbasis auszubügeln … Hörbeispiel 11:

Bei beiden Beispielen handelt es sich übrigens jeweils um einen Regler-Vollausschlag. Die Elektronik ist zwar nicht wirklich gleichmäßig, aber sehr praktikabel abgestimmt: Der Bassregler ist im wahrsten Sinne des Wortes asozial, hier kann man wirklich alles wegdrücken, wenn man mag. Die Regler für Höhen und Mitten agieren durchaus moderater (aber immer noch sehr deutlich), sind dafür sehr gut an die Charakteristik des Basses angepasst. Absicht oder Unfall, darüber mag man bei dem Preis spekulieren, aber jedenfalls funktioniert es.

Für den interessierten Leser noch kurz ein Vergleich des aktiven und des passiven Höhenreglers – die Funktion des Letzteren bleibt bei Aktivbetrieb natürlich erhalten. Hörbeispiele 12 und 13:

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