Auf der Rückseite des Amps finden wir eine Netzstecker-Buchse für ein Kaltgerätekabel, zwei Boxenausgänge, an welche man entweder eine 8 Ohm- oder eine 16 Ohm-Box anschließen kann und abschließend einen weiteren Tastschalter, mit dem man die Leistung der Endstufe durch Schalten eines Lastwiderstandes von 1 Watt auf 0,1 Watt reduzieren kann. Somit sollte nachbarfreundliches Üben definitiv gewährleistet sein. Angefeuert wird das Teil mit zwei ECC83 (12AX7) Vorstufenröhren, laut macht das Ganze eine ECC82 (12AU7) Endstufenröhre. Genau wie auch beim JCM800 arbeitet die Endstufe im Gegentakt – was das typische „Knurren“ liefern soll. Transportiert wird der Sound durch einen 10 Zoll G10N Celestion Lautsprecher (16 Ohm). Soviel zu den Specs, schauen wir mal, wie der Kleine sich in der Praxis schlägt.
Praxis
Handgefertigt und direkt aus Milton Keynes steht der kleine Marshall, voller Erwartung seine Röhren zum Singen zu bringen, vor mir. Den Power-Schalter gedrückt und etwas gewartet, entlocke ich im Zuhause die ersten Töne. Dank des Master-Volumes kann man hier auch mit Vor- und Endstufe spielen, sodass sich die Lautstärke erst mal (mit geringer Endstufen-Power) auf Zimmerlautstärke einpendelt. Viele Möglichkeiten was die Einstellungen betrifft gibt es natürlich nicht, auch wenn seine beiden „älteren“ Brüder noch sporadischer in der Bedienung sind. Der Dreiband-EQ reagiert „Marshall-like“ diffizil. Es gibt in allen drei Bändern (Treble/Middle/Bass) genug Raum, um die Gitarre dem Marshall-Sound anzupassen. Genau, hier bekommt man was draufsteht! Selbst wenn man die Mitten rausdreht, bleibt immer noch genug Druck – und der Amp knurrt vor sich hin!
Leider klingt das Ganze etwas steif, wenn man den Master unter 12 Uhr fährt. Doch wen wundert’s, in der 1-Watt-Schaltung kommt man bei Dreiviertel Regelweg des Master-Volumes schon in den „nachbarunfreundlichen“ Bereich, sprich: Es wird ganz schön laut! Doch Abhilfe ist geboten, durch den Taster auf der Rückseite reduziert sich die Leistung auf 0,1 Watt und die Ampel zeigt Grün. Hier zeigt sich dann auch schon mehr der Glanz des kleinen JCM800. Wie zu erwarten gibt es nicht wirklich eine Option auf glasklare Cleansounds, denn der Verstärker fängt recht früh an zu übersteuern. Das Spektrum geht von leicht angezerrten, quasi Clean-Sounds über schöne mittige Overdrive-Varianten bis zur Distortion. Durch den Boost bekommt man noch etwas Schub von unten und die Verzerrung klingt etwas weicher.
Es ist immer wieder klasse, wie es einigen Herstellern gelingt, „Verstärker“ in diesem tollen Wattbereich, an den Mann zu bringen.
Da stellt sich mir immer die Frage, wer kauft diese Dinger? macht man damit wirklich Musik, oder ist das nur Deko fürs Studio etc.? Als Unterrichtsverstärker im Gruppenunterricht, sind diese Dinger wohl zwecklos, wenn nicht jeder Schüler einen hat…… 750 € – 875 € für eine Studio- oder Proberaumdekoration, finde ich doch etwas viel. Es gibt doch bestimmt auch billigere Dekorationsartikel. Aber immerhin, hat man das Studio oder den Proberaum um einen Augenschmaus erweitert, vielen Dank Marshall !!!
Hallo Uwe50,
ich teile da bedingt deine Meinung, ob es sich nur um einen Marketing Gag handelt, oder ob niedrig Watt Amps wirklich Sinn machen?! Ich persönlich habe gerne etwas mehr Leistung respektive Schalldruck. Der Ton formt sich einfach schöner und auf der Bühne soll es sich ja gut anfühlen. Dennoch, wenn man mal das Frequenz Spektrum rausfiltert, welches in einem Mix übrig bleibt, machen diese Verstärker schon auch Sinn. Wenn ich mich recht erinnere hat mich, vor allem dieser kleine Marshall überzeugt. Nicht unbedingt Live aber fürs Studio. Dass das Teil um die 800 Euro kostet spielt natürlich eine andere Rolle, doch da wird ja eher der Sammler/Fan angesprochen.
@Michael Fendt Hallo m.fendt,
Zustimmung für Deinen Kommentar
lg
Uwe