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Test: Marshall MG100HFX Gold, Gitarrenverstärker

Ist es Gold, nur weil es glänzt?

4. Dezember 2018
Marshall MG100HFX Gold

Der Marshall MG100HFX Gold

Die Marshall MG Gold Serie gibt es seit Ende letzten Jahres in der kleinen Serie auf dem Markt. Im Sommer 2018 kamen noch drei große 100-Watt-Modelle dazu: Der Marshall MG100HFX Gold, heute hier im Test, sowie seine beiden Geschwister Marshall MG101FX Gold und der Marshall MG102FX Gold. Beides Comboverstärker mit einem bzw. zwei 12-Zoll-Lautsprechern.

Nicht ganz einfach nachzuvollziehen handelt es sich bei der Gold-Serie wohl um ein Update der schon länger auf dem Markt befindlichen MG-Serie. Einsteigermodelle zu moderaten Preisen mit DSP (Digital Signal Processing). Eine vielseitige Soundpalette ist im Angebot, von Clean über Blues, Crunch zu High-Gain ist eigentlich alles vertreten. Dazu mit an Bord alle gängigen Effekte.

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Marshall bietet in dieser Preisklasse einiges an, z. B. auch den CODE. Die Gold-Serie ist Oldschool orientiert, dennoch auch programmierbar. Also eher interessant für den Gitarristen, der lieber an Köpfen dreht, anstatt mit Displays und endlosen Menüs zu arbeiten. Mal schauen, ob das Marshall glänzende Gold hält, was es verspricht!

Marshall MG100HFX front

Marshall MG100HFX Gold – Facts & Features

Angeliefert wird das Topteil in einem Pappkarton, nahezu ohne Kunststoffverpackung, wenn man mal von einer Kunststoffhülle absieht, die den Verstärker vor Feuchtigkeit schützt. Der Amp ist etwas kleiner als die üblichen Marshall Heads wie Plexi oder JCM 800. Mit den Maßen 591 x 249 x 275 mm und einem Gewicht von 11,4 kg ist er noch kompakt und relativ leicht zu transportieren. Die Verarbeitung bei dem in Vietnam gefertigten Model ist makellos. Im typischen Marshall Look präsentiert sich der Amp von seiner besten Seite. Dass hier viel Erfahrung in der Entwicklung steckt, ist klar. Vier Kunststoff-Eckschoner schützen den Amp vor Transportschäden, auch die Regler sind im Gehäuse nach hinten versetzt. Somit verringert sich dir Gefahr, dass ein Poti abbricht immens. Handgriff und Kunststofffüße sind stabil und vermitteln einen langlebigen und praxistauglichen Eindruck. So wie es sein soll – ein Verstärker für Zuhause und „on the Road“.

Der Marshall MG100HFX Gold benötigt eine zusätzliche Gitarrenbox, um in Betrieb genommen zu werden. Hier empfiehlt Marshall natürlich eine Box aus dem eigenen Hause, im Grunde ist es aber dem Verbraucher selbst überlassen. An den Lautsprecherausgang kann man quasi jegliche Gitarrenbox anschließen, einzige Voraussetzung ist eine Mindestimpedanz von 4 Ohm. Hier sollte man natürlich beachten, Lautsprecherkabel zu verwenden und keine üblichen Gitarrenklinkenkabel. 

Marshall MG100HFX Gold – das Bedienpanel

Auf den ersten Eindruck gibt es jetzt keine besonderen Überraschungen. Ganz links auf der Blende befindet sich eine Eingangsbuchse, typisch, aber leider immer noch aus Kunststoff. Hier bleibt das Traditionsunternehmen einer stetigen aber auch etwas fragilen Anwendung treu. Daraufhin folgt ein Gain-Regler, hiermit regelt man die Verzerrung im Vorverstärker des jeweiligen Kanals.  

Mit dem Clean/Crunch-Taster schaltet man zwischen den beiden Hauptkanälen um. Bei Clean leuchtet die Diode grün, bei Crunch (verzerrt) hingegen rot.

Der Dreiband-EQ steuert wie üblich die Bässe (Bass), die Mitten (Middle) und die Höhen (Treble) an. Der OD-1/OD-2Umschalter steuert die Overdrive-Kanäle 3 und 4 an. Im Grunde baut sich der Verzerrungsgrad von Clean über Crunch, OD-1 zu OD-2 kontinuierlich auf. Wobei die Bandbreite pro Kanal sehr facettenreich ist.

Marshall MG100HFX Gold-Auf 1x12er

Marshall MG100HFX Gold auf 1×12″ Box und dem mitgelieferten Fußschalter

Die Effektsektion baut sich ähnlich rudimentär auf und hat trotzdem die wichtigsten FX an Bord. Hier findet man eine digitale Hall (Reverb) Einheit mit eine zwei verschiedenen Hallarten (Studio und Spring), eine digitale Modulationseffekt-Maschine, die Chorus, Phaser, Flanger, Vibrato und einen Oktaver anbietet. Dazu kommt die Delay-Abteilung mit vier verschiedenen Delay-Typen (Hi-Fi, Tape, Multi und Reverse). Die Geschwindigkeit des Echos wird über einen Tap-Taster reguliert. Drei Effekte können gleichzeitig benutzt und in verschiedenen Settings abgespeichert werden. Wem das noch nicht genug ist, der kann über einen externen Einschleifweg noch weitere Effekte hinzufügen. Mit dem Volume-Regler wird die jeweilige Lautstärke der vier Kanäle geregelt. Der Master macht quasi alles laut und ist als einziger Regler nicht programmierbar. 

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Was ist Damping?

Im wörtlichen Sinne bedeutet es Dämpfung. Beim Marshall MG100HFX Gold ist es ein Zusatz, der dem Verstärker ein „klassisches Amp-Feeling“ oder ein modernes Ansprechverhalten verleihen soll. Bei deaktiviertem Mode ähnelt das Ansprechverhalten einer klassischen Endstufe mit angehobenen Mitten, begrenzten Bässen und Höhen. Die eingeschaltete Dämpfung erhöht die Lautsprecherresonanzen sowohl im Bass- als auch im Höhenbereich. Der Damping-Schalter dient auch dazu, um zwischen dem manuellen Modus zum programmierten Modus zu schalten. 

Die vier Presets sind über den mit gelieferten Fußschalter abrufbar. Im manuellen Modus dient der Fußschalter lediglich der Kanalumschaltung ohne gespeicherte Effekte oder Vorstufenlautstärken. Leider besitzt der im Lieferumfang enthaltene Schalter keine LED-Anzeige, somit muss man immer zum Amp schauen, um sicherzugehen, welcher Kanal gerade aktiv ist.  Optional ist ein erweiterter Fußschalter verfügbar, mit diesem kann man auch die eingebaute Stimmfunktion nutzen.

Die Rückseite des Marshall MG100HFX Gold

Marshall MG100HFX Gold rear

Marshall MG100HFX Gold – Rückseite mit Anschlüssen

Hier ist alles sehr aufgeräumt und reduziert, es gibt einen Kaltgerätestecker-Eingang. Eingänge für den Fußschalter und der Boxenanschluss (minimum 4 Ohm). Dann noch einen Miniklinke-Line-In, um zum Beispiel einen MP3-Player anzuschließen. Dann noch die Buchsen des Einschleifwegs, das war’s.

Der Marshall MG100HFX Gold in der Praxis

Für diesen Preis ein Marshall Head mit nahezu allen wichtigen Möglichkeiten, das klingt doch mal mehr als vielversprechend! Aufgebaut ist das Setup schnell: Top auf eine 1×12“ Box, Lautsprecherkabel eingesteckt und alle Regler auf 11, ach nein, diese gehen leider nur bis 10. Das sollte aber auch genügen. Generell werden die Bühnensounds ja ohnehin immer leiser, dank der modernen Technik und auch In-Ear-Monitoring. Um so sinnvoller könnte es sein, gut klingende Gitarrenverstärker mit DSP einzusetzen. Hören wir mal, ob der Marshall MG100HFX Gold was taugt.

Marshall MG100HFX Gold-record

Marshall MG100HFX Gold Recording

Ich für meine Person bevorzuge ja immer noch Röhrenamps, auch wenn ich stetig am Ausprobieren bin, was die Digitalen zu bieten haben. Unter 1000,- Euro ist es da verständlicherweise immer noch sehr dünn, was das Angebot betrifft. Mit 265,- Euro greift der Marshall in der unteren Preisklasse an. Das Handling ist auf den ersten Blick sehr einfach und alles wirkt solide und roadtauglich, mal von den Standard-Eingangsbuchsen abgesehen, die aber schon immer aus Kunststoff waren. An der allgemeinen Verarbeitung gibt es sonst nichts zu bemängeln. 

Learning by doing lautet meine Devise, aber hier werde ich schnell vor Probleme gestellt. Man muss auf jeden Fall die Bedienungsanleitung lesen, zumindest mal um herauszufinden, wie man vom manuellen Modus in den Preset-Modus umschaltet. Wenn das mal verstanden ist, erklärt sich das Meiste dann von selbst.

Der Sound des Marshall MG100HFX Gold

Die Klangbeispiele wurden mit einer Fender Custom-Shop Stratocaster ’57 aufgenommen. Über den Amp, durch einen 12″ Warehouse Guitar Speaker (angelehnt an einem Celestion Greenback), über ein Sennheiser MD 421 auf Festplatte gebannt. Als DAW diente Pro Tools mit einem UAD Apollo Twin Interface.

Der Cleansound ist oft die Basis und nicht immer die Stärke von Marshall. Dieser hier, finde ich, kann in den meisten Disziplinen überzeugen. Facettenreich deckt auch der Dreiband-EQ alle Klangmöglichkeiten ab. Mir fehlt es etwas an Druck und Dynamik, dennoch im Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut.

Der Crunch-Sound ist wie erwartet TOP. Röhrenähnlich reagiert der DSP, auch bei Zurücknehmen des Volume-Reglers der Gitarre. Typisch englisch zerrt er hier vor sich hin. Aber auch hier vermisse ich etwas das Spektrum in Druck und Auflösung.

Das Konzept setzt sich auch im höheren Gain-Bereich fort. Alles mehr als brauchbar und qualitativ weit über dem Anschaffungspreis.

Die Effekteinheit bietet praxisorientiert drei Möglichkeiten der Kombination. Die Erste ist der Hall, nahtlos geht es weiter mit zwei schönen Optionen „Studio“ und einem „Federhall“. Beide in einer für Livesituationen sehr guten Qualität.

Von High-End-Wiederholungen bis Tape Delay und Reverse hat der Marshall MG100HFX Gold alles im Programm, was man in der Regel benötigt.

Zu guter Letzt fügt sich auch die Modulationssektion gut in das Gesamtkonzept ein. Auch hier ist alles weit über dem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Damping stellt keine immense Klangveränderung dar. Wie beschrieben verändert sich der Bassanteil etwas, für mich jetzt keine revolutionäre Einstellung, aber durchaus zu gebrauchen. Hier dargestellt am Cleansound.

Einen Wermutstropfen fügt das stetige, leise Netzbrummen bei, was oft auf qualitativ mindere Bauteile hinweist. Na gut, irgendwo muss der Preis auch herkommen, mal vom Herstellungsland (Vietnam) abgesehen.

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Fazit

Das Marshall MG100HFX Gold Top-Teil entpuppt sich als ein sehr guter Einsteiger-Amp mit Oldschool-Attitüde bei gleichzeitig modernem Handling und Sound. In dieser Preisregion stehen die Features des Amps, wie Klang, Onboard-Effekte und eine Programmiermöglichkeit weit über dem Preis-Leitungs-Verhältnis.

Unterm Strich besteht der Verstärker alle Disziplinen mit Auszeichnung. Natürlich muss man das im Verhältnis betrachten, somit gibt es doch auch leichte Punktabzüge aufgrund von Durchsetzungsvermögen, Auflösung und leisem, aber konstanten Netzbrummen.

Plus

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • Onboard-Effekte

Minus

  • Fußschalter keine Aktivierungsleuchte/passender FS nur optional
  • leises, aber stetiges Netzbrummen

Preis

  • Ladenpreis: 265,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    KRYPTYK

    Ich habe den Amp in der Carbon Ausführung als MG100 HCFX. Der Amp ist in der Bedienung völlig identisch mit dem Gold. Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann sind folgende Dinge. Wieso Anfänger AMP? Ich nutze den AMP im Bandkontext meiner Folk-Metal-Band. Vom Preis her sicherlich als erster AMP auch interessant….Dann die Sound: Bei mir kommen die Sounds mit einer Humbucker Gitarre voll raus. Der Clean Channel ist Glocken klar und man kann ihn sehr schön mit dem Hall (Studio-Hall) garnieren. Dann der Crunch-Channel Cruncht bei mir wesentlich crunchiger als in dem Test, ist wohl der Humbucker-Gitarre geschuldet. Genauso wie der OD1 & OD2. Der OD1 ist je nach Einstellung des Gainreglers vergleichbar mit einem guten Overdrive Pedal, Und der OD kommt für Metal richtig gut daher. Zusätzliche Pedale über den FX im Clean-Channel kommen voluminös zur Geltung. Alle 4 Kanäle haben bei mir, den vom Tester vermisten Druck im ersten Soundbeispiel. Auch kann ich keine Netzbrummen feststellen, weder bei meiner MG100HCFX Version, noch bei meinem MG15 CFX & auch nicht bei meinem MG30CFX. Kann natürlich sein, dass dies alles meinen Humbucker-Gitarren geschuldet ist. Die bemängelde Fußtasterbeleuchtung kann man am AMP sehen da leuchtet das jeweilige Lämpchen am Kanal entweder in Grün oder Rot. Ich will die Amps nicht mehr missen.

    • Profilbild
      KRYPTYK

      @KRYPTYK Zudem sollte ich wohl erwähnen, das ich vor dem MG100HCFX einen Röhren-AMP(Bugera 333 XL) hatte, den Marschall Solide State aber wesentlich besser finde. Auf die Dauer sogar sparsamer, da man sich den Röhrenwechsel samt Einmessen gespart hat…..

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