Genau wie damals - Wiederauflage des legendären Marshall Shredmasters
Der Marshall Shredmaster ist ein legendäres Distortion-Pedal aus den 90ern, das von Marshall neu aufgelegt wurde. Wir haben den Test gemacht!
Inhaltsverzeichnis
Vintage Distortion-Pedal von Marshall neu aufgelegt
Die Vintage-Marshall-Verzerrer-Pedale aus den 90ern (bzw. „End-80ern“) sind mittlerweile fast nicht mehr erhältlich und müssten, soweit dann doch verfügbar, teuer bezahlt werden. Nicht zuletzt aus diesem Grunde wurden sie wieder neu aufgelegt, obwohl dies Marshall vermutlich aus ökonomischen Interesse und nicht unbedingt aus Wohltätigkeit auf den Weg gebracht hat.


Kürzlich wurde bei uns auch das wieder aufgelegte Marshall Blues Breaker-Pedal getestet, heute widmen wir uns dem Shredmaster, der deutlich mehr zerrt und auch eine komfortable Mittenregelung (hier als Contour bezeichnet) besitzt. Das Design blieb unverändert, so würde auch dieser Bolide den hoffentlich nicht bevorstehenden 3. Weltkrieg schadlos überstehen.
Marshall Shredmaster – Facts & Features
Der Shredmaster Distortion ist eine authentische Neuauflage des legendären Originalpedals aus den 90ern, übrigens damals das erste High-Gain-Pedal aus dem Hause Marshall. Das Gehäuse ist außerordentlich stabil und das Design spricht für sich. Die Wiederauflagen der legendären Klassiker wurden in England gefertigt, in derselben Fabrik, wo auch die legendären Amps produziert werden.
Die Klinkenbuchsen für den Eingang bzw. Ausgang und die Hohlsteckerbuchse für die Stromversorgung (5,5 x 2,1 mm, Minuspol innen) wurden stirnseitig angebracht. Ein Netzteil wird nicht mitgeliefert. Das Pedal könnte auch länger per 9-Volt-Block betrieben werden, da der Stromverbrauch mit lediglich einigen Milliampere verschwindend gering ist.
Rein äußerlich macht der Shredmaster bereits einen beeindruckenden Eindruck, allein der Anblick des Schriftzugs des „Father of loud“ lässt jedem Gitarren-Rocker das Herz höher schlagen. Über Road-Tauglichkeit muss man sich bei Produkten aus dem Hause Marshall keine Gedanken machen, hier wird seither alles getan, die Produkte langlebig und äußerst robust zu fertigen.
Die Potiknöpfe fühlen sich gut an, sind griffig und leisten beim Drehen den gewünschten leichten Widerstand. Ein unbeabsichtigtes Verdrehen ist quasi unmöglich. Die Potis wurden versenkt (in einer Nische) positioniert, sodass deren Beeinflussen mit dem Fuß unmöglich gemacht wurde.
Regler des Vintage Distortion Pedals
Die Funktionen der Regler sollten weitgehend bekannt sein: Gain bestimmt den Grad der Verzerrung, die hier durchaus beträchtlich sein kann. Volume stellt die Ausgangslautstärke ein, Bass und Treble wirken sich auf die korrespondierenden Frequenzbereiche aus, während Contour eine sehr gut abgestimmte und praktikable Verlagerung des Schwerpunkts der Mittenfrequenzen bewirkt. Contour ist also entscheidend mehr als ein schlichter Mittenregler, sondern ermöglicht in Zusammenarbeit mit dem Bass- und Treble-Regler eine breite Klangpalette.
Eine kleine rote LED signalisiert, wenn der Effekt aktiviert ist. Die Umschaltung erfolgt absolut knackfrei.
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In diesem Video kommt vermutlich der im Hintergrund zu sehende Marshall-Amp zum Einsatz, der den Klang der Pedale in „marshallesquer Weise“ beeinflusst. Vor einem Fender-Verstärker oder auch Modeling-Amps wird dies vermutlich andere klangliche Ergebnisse liefern.
Sound des neu aufgelegten Shredmaster
Zu Beginn hören wir das Pedal zunächst (möglicherweise untypisch) in einer Clean-Boost-Einstellung, d. h., der Sound wird lediglich etwas „angefettet“, der Gain-Regler befindet sich auf der 8 Uhr Position. Auch den Job eines Clean-Boosts kann das Pedal überzeugend erledigen, obwohl wir letztlich dann doch denn typischen „Marshall-Zerr-Sound“ hören wollen.
Wir drehen nun den Gain-Regler etwas weiter (auf 10 Uhr) auf und erhalten einen moderat zerrenden Crunch-Ton, der sich u. a. für Blues, Pop oder Country eignet:
Mit Gain-Einstellung um 12 Uhr erhalten wir einen bluesig singenden Lead-Sound. Wir hören den Hals-Pickup meiner Suhr Classic Stratocaster:
„Mehr Gain, mehr Rock“, der Gain-Regler auf 2 Uhr, der Contour-Regler etwas weiter aufgedreht.
Erwartungsgemäß bzw. erfreulich ist festzuhalten, dass der Shredmaster tatsächlich nach Marshall klingt. Der typische Frequenzgang mit dem charakteristischen „Marshall Growl“ und den aggressiven Mitten ist schnell zu hören bzw. einzustellen. Das Pedal reagiert sehr dynamisch, wenn man den Volume-Regler an der Gitarre zurücknimmt.
Testen wir die Grenzen der verfügbaren Verzerrung aus und reißen den Gain-Regler bis zum Anschlag auf:
Bei voll aufgerissenem Gain-Regler macht der Shredmaster seinem Namen dann alle Ehre, da die dann erreichte Zerrung für satten Schub sorgt, wobei die Bissigkeit niemals verloren geht. Gerade bei hohen Zerrgraden erweist sich der Contour-Regler als wahre Wunderwaffe.
Angenehm ist auch, dass das Pedal keine wirklich unbrauchbaren Sounds hervorbringt, also niemals wirklich unangenehm scharf oder zu basslastig bzw. „wummerig“ klingt. Bereits eine kleine Veränderung des Contour-Reglers kann die entscheidende Nuance aus dem Pedal herauskitzeln. Schade, dass nicht sehr viele Zerr-Pedale mit einer so einfachen und doch so effektiven Mittenregelung ausgestattet wurden.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Suhr Classic Stratocaster – Marshall Shredmaster – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Sennheiser e 609 – MOTU M4 – Mac Studio mit Logic.
Hier wäre, wie auch beim kürzlichen Bluesbreaker-Test, der Hinweis nett gewesen, dass Marshall leider nicht die Chance ergriffen hat, die nicht mehr zeitgemäße Bypass-Schaltung durch einen True Bypass zu ersetzen.