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Test: Mesa/Boogie Fillmore 50, Gitarrenverstärker

(ID: 253231)

Fillmore 50 – Klang und Praxis

Nach einer kurzen Aufwärmphase kann der Fillmore 50 in Betrieb genommen werden und der erste Klangeindruck soll mit dem Channel-Kippschalter auf der Position ganz links entstehen, alle Potis auf 12 Uhr mit Ausnahme des Halls und des Mastervolumes. Und hier ein erstes Manko: Nicht, dass es den Verstärker schlechter macht, aber wie bei vielen anderen Verstärkern auch, ist das Volume-Poti nicht linear in seinem Verlauf. Im unteren Bereich also ist die Lautstärke dank einer hyperempfindlichen Steuerung kaum richtig einzustellen und wer das richtige Lautstärkeniveau für zu Hause oder den kleinen Proberaum sucht, muss extrem vorsichtig vorgehen. Ab der 12-Uhr-Position passiert dann relativ wenig beim weiteren Aufdrehen.

Dieser „Showroom-Effekt“ soll die Potenz des Verstärkers schon beim ersten Antesten demonstrieren, aber ehrlich: Wer bereit ist, so viel Geld für einen Amp auszugeben, lässt sich erstens nicht von der reinen (suggerierten) Maximallautstärke leiten und hat sicherlich zweitens eine ganz gute Vorstellung davon, wie laut 50 Watt sein können. Aber sei es drum, so läuft es nun mal in der Branche.

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Die Rückseite ist gut bestückt und platzt fast aus allen Nähten

Clean

Der Klang in dieser neutralen Einstellung jedenfalls ist wirklich beachtlich. Die hohen Mitten und Höhen kommen hier besonders zur Geltung, wobei der Gesamtklang aber immer noch ausgeglichen ist und wirklich sehr neutral und nüchtern klingt, womit aber nicht langweilig gemeint ist. Der Cleansound ist sehr perlig und definiert und ja … einfach amerikanisch! Das liegt vor allem an der hohen Transparenz und dem in der 12-Uhr-Position des Gain-Reglers bereits sehr leicht angerauten Sounds, der etwas weniger warm und bauchig, dafür aber ein wenig kehliger ist, als beispielsweise bei einem VOX Amp.

Hier also alle Einstellungen auf 12 Uhr – Reverb und Master etwa ein Viertel aufgedreht.

Von dieser Position aus lässt sich der Sound ein wenig wärmer und zurückhaltender machen oder ein wenig schneidender gestalten, wenn man den Presence-Regler entsprechend einsetzt. Keine Überraschung an sich, aber der Grad der Veränderung und was alles genau mit dem Klang passiert, ist doch sehr fein. Ebenso lässt sich natürlich auch vieles noch einmal mit dem EQ regeln, der sehr effektiv arbeitet und einem einen großen Spielraum einräumt. Hier zu hören sind ein paar verschiedene Stellungen des Presence-Reglers und einige verschiedene EQ-Einstellungen.

Etwas mehr Höhen und Presence, etwas weniger Gain und Humbucker in der Steg- und Halsposition:

Zusätzlich lässt sich mit dem röhrenverstärkten Federhall noch eine ganze Menge Fülle in den Sound bringen und die Länge der Hallfahne ist wirklich beeindruckend lang. Auch der Grundklang des Halls ist sehr natürlich und nicht besonders aufdringlich, wird er entsprechend dosiert.

Ein wenig mehr Wärme und Fülle lässt sich mit mehr Hall und etwas prominenteren Mitten erreichen.

Drive

Über den Dreiwege-Kippschalter gelangt man in den Drive-Modus der von einem angerauten Cleansound über einen satten Crunch Sound bis zum kräftigen Drive. Auch hier sind dank der guten Klangregelung viele verschiedene Sounds einstellbar. Insgesamt klingt der Verstärker aber doch eher Vintage-lastig. Klar lassen sich auch etwas kompaktere und „grungige“ Klänge aus der Kiste holen, lieber geht der Fillmore 50 aber in Richtung offene und hellere Vintage-American-Drive-Sounds.

Der Amp hat einen hellen, aber soliden Sound im Drive, wenn alle Regler auf 12 Uhr stehen:

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Die Dynamik, die der Fillmore 50 in diesem Modus bietet, ist beeindruckend. So kann alleine die Spieldynamik auf der Gitarre den Grad der Verzerrung schon genügend steuern, um ein relativ großes Spektrum abzudecken. Das Gleiche gilt für den Volume-Regler der Gitarre, der sich als sehr effektiv erweist.

Auch die Klangregelung ist sehr effektiv und so lässt sich auch ein wenig mehr „Blues-Muff“ in den Sound bringen, ohne dass allzu viel Klarheit verloren geht:

High Gain

Der High-Gain-Modus, markiert mit HI, bietet dann noch mehr Drive und mit voll aufgedrehtem Gain-Regler bewegt er sich schon beinahe in Richtung Distortion. Wer aber einen Amp mit fetter Distortion und modernem Metal-Gain sucht, ist mit dem Fillmore 50 nicht gut beraten. Der Amp bleibt vergleichsweise zahm, auch wenn Presence und Gain komplett ausgeschöpft werden. Ein wenig mehr Verzerrung lässt sich im Pentodenmodus und heruntergeregeltem Mastervolume erreichen, das Ganze ist aber noch in einem sehr zivilen Rahmen.

So lässt sich ganz einfach ein sehr klassischer Rock-Sound kreieren, der auch ohne große Virtuosität einfach Spaß macht:

Wer mehr Verzerrung benötigt, muss hier auf externe Pedalerie zurückgreifen. Wer einen Fillmore 50 kauft, hat aber sicherlich schon einige entsprechende Geräte zu Hause rumfliegen und weiß, welcher Sound ihm oder ihr vorschwebt.

Der Sound ist laut Mesa/Boogie ein wenig am oberen Ende runder als bei einem reinen Vintage-Amp, was eine bessere Ansprache und ein wenig mehr Sustain bei Einzelnoten, Lead- und Solo-Lines bieten soll. Das lässt sich auch im Test bestätigen: Licks und Lines sind sehr schön saturiert, kräftig und verhungern in der Regel nicht vorzeitig. Also lassen sich auch mit dem „trockenen“ Amp sehr schöne Soli und Leads spielen. Für „Shredder“ und moderne High-Gain-Sounds ist der Fillmore 50 aber nicht gemacht, dazu fehlt ihm ein wenig das Distortion-Fundament.

Wenn man den Drive aber aufreißt und in den Pentodenmodus mit bis zu 60 Watt schaltet, kann man dem Fillmore auch modernere Klänge entlocken. Fast.

Allerdings muss man den Amp selbst unter vollem Gain schon etwas bitten:

Alle Klangbeispiele wurden mit einer PRS SE Custom 24 eingespielt, mit einem Shure SM 57 aufgenommen und nicht weiter bearbeitet.

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Fazit

Der Mesa/Boogie Fillmore 50 ist ganz klar ein Verstärker für Leute, die wissen, was sie wollen: einen Verstärker mit deutlichen Vintage-Anleihen und einem klaren Fokus auf angezerrte Cleansounds und saubere Drivesounds mit einem gelegentlichen Ausflug in die Welt des High-Gains. Wer genau das sucht, findet mit dem Fillmore 50 einen perfekt konstruierten und gut verarbeiteten Amp mit hoher Bandbreite an klassischen (bis teilweise modernen amerikanischen) Sounds aus den letzten fünf Jahrzehnten.

Die Qualität ist angesichts des sehr stolzen Preises angemessen, der Klang insgesamt und in allen Einstellungen hervorragend und die Ausstattung in Ordnung. Die Unterschiede zu Verstärkern für etwas oder auch sehr viel weniger Geld werden, gemäß der Gesetzte des sinkenden Grenzertrages, wahrscheinlich marginal sein, aber wer das Beste möchte, kann es in Gestalt des Fillmore 50 haben.

Plus

  • Verarbeitung
  • Klang
  • Klangregelung
  • Hallsound

Minus

  • Fußschalter nur für Reverb und Kanalwechsel verfügbar
  • ziemlich teuer

Preis

  • Ladenpreis: 2.599,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    uelef

    Danke für deinen Test. Aber kannst du mich mal aufklären, was ein Pentodenmodus ist?
    Viele Grüße, Ulf

    • Profilbild
      tilmann.seifert RED

      @uelef Hey Ulf, da hast Du mich aber erwischt.
      So ganz hab ich es auch noch nicht verstanden, aber es gibt wohl zwei verschiedene Röhrentypen auf dem Markt. Solche mit drei Elementen (Anode, Kathode und dazwischen ein Steuerungsgitter) genannt Trioden und solche mit fünf Elementen (zwei zusätzliche Elemente zwischen Kathode und Anode, ein Schmiergitter und ein Bremsgitter) genannt Pentoden. Letztere sind weniger störungsanfällig und das Steuerungsgitter hat einen größeren Einfluss auf die Spannung, die in der Anode zirkuliert. Im Ergebnis heißt das mehr Verstärkung bei gleicher Wattzahl und dadurch wohl auch späteres Clipping des Signals.
      Hoffe das hat Dir ein wenig geholfen.
      Beste Grüße
      Tilmann

      • Profilbild
        uelef

        @tilmann.seifert Da hast du dich aber gut informiert … Gut, ich kenne mich mit dem Inneren von Röhren nicht aus, verstehe deswegen nur die Hälfte, aber es klingt fachkundig.
        Danke für die Antwort!
        Viele Grüße, Ulf

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