That thing boogies seven times!
Mesa Boogie ist wahrscheinlich so gut wie jedem ein Begriff. Die legendäre Amp-Schmiede aus Kalifornien ist mit ihren durchdachten und an Features reichen Amp-Designs weltberühmt geworden. Und mit dem Mesa Boogie Mark VII testen wir heute die siebte Version des Gitarrenverstärkers, von dem Santana einst sagte: „Man, this thing really boogies!“ Schauen wir mal, wieviel Boogie die siebte Inkarnation mit sich bringt. Let’s go!
Inhaltsverzeichnis
Unboxing des Mesa Boogie Amps
Auch wenn wir es mit einem Topteil zu tun haben, muss man doch ganz schön schleppen, wenn man den Karton die Treppe hochträgt. Jedoch staunt man nicht schlecht, wenn man den Amp auspackt, wie kompakt dieser dann doch ist. Das Ding ist wirklich klein! Und sieht sehr edel aus. Mit dabei ist neben dem Fußschalter samt Kabel (der wirklich extrem leicht ist!) ein amtliches Handbuch (was man bei der Komplexität der Mark Amps ja eventuell auch braucht), ein Quick-Start-Guide, eine Schablone mit weiteren vorgeschlagenen Einstellungen, um diese auf den Amp zu legen, die 5 Jahre Garantiekarte sowie ein Amp-Cover. Man bekommt hier neben dem Amp selbst also wirklich einiges dazu! Ist bei dem Preis aber auch ein Muss, finde ich.
Mesa Boogie Mark VII – Facts & Features
Bei diesem Amp weiß man tatsächlich gar nicht so genau, wo man denn nun mit den Features anfangen soll, denn es sind wirklich eine Menge! Der Mark VII ist quasi eine Greatest-Hits- Sammlung der kultigsten Boogie Sounds der Geschichte. Als 3-Kanaler aufgebaut, vereint er sowohl die ikonischen Sounds der Mark Serie, die wir schon in früheren Versionen finden, als auch zwei neue Sounds, den berüchtigten Retro-Sound Mark IIB als auch einen neuen modernen High-Gain-Modus, der dann eben Mark VII genannt wird.
Die Mark Serie ist für ihre Vielseitigkeit und ihre schier unendlichen Einstellmöglichkeiten bekannt und so bekommt man auch hier einen Amp, der wahrscheinlich alles kann, was man braucht. Der Amp verfügt über drei Kanäle mit jeweils unabhängigen Gain-, 3-Band-EQ-, Master- und Presence-Reglern sowie mit drei verschiedenen Modi pro Kanal. Kanal 1 wartet hier mit CLEAN, FAT, CRUNCH auf, Kanal 2 mit FAT, CRUNCH, MKVII, und Kanal 3 mit MKIIB, MKIIC, MKIV. Jeder Kanal kann unabhängig voneinander mit Reverb versorgt werden und hat auch einen eigenen Reverb-Level-Regler. Zudem besitzen alle drei Channels die Möglichkeit, auf jeweils 90 W, 45 W oder 25 W zu laufen. Abgerundet wird das Ganze durch den 5-Band-Graphic-Master-EQ, der genauso jedem der drei Kanäle unabhängig von einander zugeordnet werden kann. Maximale Flexibilität also. Und das war nur die Vorderseite.
Auf der Rückseite geht es genauso weiter! Der Amp ist in der Lage, mit den von Haus aus verbauten 6L6 wie auch mit EL34Röhren betrieben zu werden. Die Endstufenröhren laufen in der sogenannten Simul-Class – sprich: Ein Paar läuft in Class AB und ein Paar in Class A. Somit hat man das Beste aus beiden Welten. Ferner finden wir einen FX-Loop (der per Footswitch schaltbar ist) sowie einen Direct-Out, ausgestattet mit CabClone-IR. Hiermit besitzt man die Möglichkeit, den Amp ohne Box zu betreiben (!) und mittels der von Torpedo stammenden IRs zu spielen. Man kann aber auch eigene IRs in das Gerät laden.
Auch hier gibt es (natürlich) wieder die Möglichkeit, jeden Kanal mit einer eigenen Cab-IR auszustatten. Zu guter Letzt besitzt der Mesa Boogie Mark VII auch noch einen USB-Anschluss zum Managen der IR-Files sowie einen Kopfhörerausgang. Abgerundet wird alles noch von MIDI In- und Out-Buchsen sowie einer MIDI-Buchse für den beiliegenden 6-fachen Footswitch. Das alles bietet der Mesa Boogie Mark VII mit einem 15 cm schmaleren Gehäuse als der Mark V.
Hier noch mal alle wichtigen Features im Überblick:
- Leistung: 25 / 45 / 90 W schaltbar
- Lautsprecherbestückung: 1x 12″ Custom 90
- Endstufenröhren: 4x Mesa 6L6
- Vorstufenröhren: 5x Mesa 12AX7
- Kanal 1: Clean-, Fat- oder Crunch-Modus mit Multi-Watt Power-Switch (25/45/90 W)
- Regler: Gain, Master, Presence, Treble, Middle, Bass, Reverb
- Kanal 2: Fat-, Crunch- oder Mark VII Modus mit Multi-Watt Power-Switch (25/45/90 W)
- Regler: Gain, Master, Presence, Treble, Middle, Bass, Reverb
- Kanal 3: Mark IIB, Mark IIC+ oder Mark IV Modus mit Multi-Watt Power Switch (25/45/90 W)
- Regler: Gain, Master, Presence, Treble, Middle, Bass, Reverb
- 5-Band-Graphic-EQ
- Kanal 1+2+3
- Effekt-Loop separat anwählbar
- fußschaltbar
- Bypass-Möglichkeit
- Reverb – Kanal 1+2+3 separat anwähl- und einstellbar
- FX-Loop
- eingebauter CabClone: Speaker-Simulation mit integriertem Lastwiderstand
- USB-Anschluss und Kopfhörerausgang
- Speaker On/Off und Ground-Lift Schalter
- Abmessungen (H x B x T): 460 x 480 x 295 mm
- Gewicht: 26,31 kg
- inkl. 6-fachem Fußschalter und Cover
- Herstellungsland: USA
Der Mesa Boogie Mark VII in der Praxis
Bei so viel unter der Haube könnte man meinen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, geschweige denn, wie man dieses Raumschiff einstellen soll, um gute Sounds heraus zu zaubern. Ich kann euch beruhigen, es geht ganz leicht. Der Amp ist wirklich sehr übersichtlich aufgebaut und so kommt man im Nu zu wirklich brauchbaren Sounds. Getestet haben wir das Topteil mit der Universal Audio OX Box.
Darin kommt eine geschlossene 2×12 Box mit Alnico 50 W Speakern zum Einsatz, abgenommen mit einem SM75, geblendet mit einem Royer 121 Bändchenmikrofon und einem Hauch Raumanteil von zwei Kondensatormikrofonen. Das Ganze geht dann über ein RME Fireface 802 in ein Macbook Pro und wird mit Ableton Live aufgenommen. Es findet keine Nachbearbeitung statt. Zuerst greife ich zu meiner vertrauten 60s Specs Strat und stelle einfach mal ein, wo es mich hintreibt. Dann spiele ich in jedem Kanal durch die drei verschiedenen Modi. Hierfür habe ich euch die Settings einmal abfotografiert.
Weil ich mit der Strat nur ein Riff spiele, nehme ich danach die Tokai Love Rock in die Hand und spiele mit den gleichen Settings noch mal etwas akkordischer. Mit ihren heißeren Pickups hört man hier auch noch einige andere Nuancen. Ich denke, spätestens hier sollte klar werden, dass man mit diesem Amp wirklich alles abdecken kann, was man möchte. Von kristallklaren Cleans, über Tweed ähnliche fettere Cleansounds, über Vintage Zerre bis hin zu modernstem High-Gain. Und das alles in fantastischer Qualität!
Da Mesa wohl damit rechnet, dass der eine oder andere mit den Möglichkeiten etwas überfordert sein könnte, liefern sie eine Schablone mit klanglichen Starting-Points mit. Wunderbar. Die nehme ich als zweite Einstellung und spiele mich durch die drei Kanäle. Hierfür kommt wieder die Strat zum Einsatz, im Clean-Kanal gebe ich noch etwas Amp-eigenen Spring-Reverb hinzu. Für den Lead-Sound am Ende kicke ich den Master-EQ mit rein, den ich mir so eingestellt habe, dass er mir noch etwas mehr Fatness für den Leadsound gibt. Im unten abgebildeten Foto vom Test-Setup seht ihr diese Einstellungen am Amp.
Und da Mesa Boogie Amps ja bekanntlich auch sehr gut High-Gain können, darf das natürlich auch nicht fehlen. Mit der Strat suche ich einen Blues-Rock-Sound und finde ihn sofort! Und zwar in Kanal 3. Die Les Paul wird dann natürlich auch mal auf Drop D gestimmt, um zu sehen, was man hier noch so alles rausholen kann. Ich muss sagen, ich bin echt geflasht von dieser Flexiblität! Das klingt alles wirklich einfach erste Sahne – so wie man es eben auch erwartet!
Da wir es hier mit dem Mark VII zu tun haben, und mein erstes Heavy-Riff mit dem Mark IV Sound von Channel 3 gespielt ist, vergleiche ich es mit dem neuen Mark VII Sound aus Channel 2. Ich muss sagen, dass für meine Ohren hier nicht arg viel Neues passiert und mit der Mark IV Sound etwas besser gefällt. Dennoch sind sie deutlich unterschiedlich, was zur wahnsinnigen Soundvielfalt des Amps ja dann doch beiträgt. Übrigens habe ich bei den beiden High-Gain-Riffs in der zweiten Hälfte den Master-EQ mit einem Mid-Scoop-Setting hinzugeschalten.
Zu guter Letzt wollen wir noch checken, wie der Amp denn über die eingebauten Cab-IRs klingt. Hierfür nehme ich wieder die Starting-Point-Settings der Pappschablone und wähle für die drei Kanäle jeweils unterschiedliche IRs:
Channel 1: Preset 8 – 1×12 California Tweed 23
Channel 2: Preset 6 – 212 Lone Star
Channel 3: Preset 1 – 4×12 Recto Standard
Klingen tut das meiner Meinung nach ganz in Ordnung, jedoch nicht überragend. Da geht mit der OX Box oder eventuell einem echten Cabinet schon mehr! Aber es zu haben, ist wirklich Gold wert und man kann den Amp ja auch noch mit eigenen IRs befeuern. Übrigens ein wirklich geiles Feature ist: Man kann den Amp ohne Box betreiben, da er einen eingebauten Lastwiderstand hat! Chapeau!
Und hier noch das Test-Setup:
Also zuerst einmal Danke für den sehr ausführlichen Testbericht!
Mein Problem: Es tut mir leid, aber die angezerrten und verzerrten Klangbeispiele klingen für mich alle unangenehm – matschig-undifferenziert und mit krätzigen Höhen. Ist das jetzt die persönliche Klangvorliebe des Testers oder mag der Amp nicht anders? Ändert sich da was, wenn man über einen Lautsprecher spielt?
@chardt Ich hatte leider auch das Gefühl beim Hören der Klangbeispiele.
@chardt Ich bin mir zu 99% sicher, daß der gute Matze Franz da aus Versehen die DI Aufnahmen online gestellt hat, und nicht die abmikrofonierten. Klingt in der Tat nach kratzigem DI….
@chardt Ehrlich gesagt, ich habe mich auch gewundert ob das wirklich Sounds von diesen Amp sind, noch dazu bei der Preisklasse. Da muss was schiefgelaufen sein. Eine Ampaufnahme mit einer Gitarrenbox wäre halt schon ideal. 😜
Zum Amp: bei so vielen Knöpfen würde mir der Spaß am Gitarrenspiel vergehen. Aber ist wie immer, Geschmacksache.
@chardt Hi,
danke für deinen Kommentar! Das ist natürlich alles sehr subjektiv. In der Tat würde ich den Sound des Boogie Mark VII von Haus aus nicht unbedingt als enorm warm bezeichnen, da muss man schon ein wenig drehen – geht aber! Und er ist eben in der Lage auch agressivere Zerr Sounds zu produzieren. Der Amp ist aber so flexibel, dass du mit Sicherheit einen Sound finden würdest, der deinen Soundvorstellungen entspricht! Natürlich ändert die Wahl der Box das Klangbild enorm! Egal ob mit Boxensimulation oder echt mikrofonierter Box!
PS: Nein, was ihr hier hört sind keine DI Signale! 😜
@Matze Franz Hallo Matze, Danke fürs Feedback. Klar sind die Klanggeschmäcker verschieden, aber von einem Boogie in der 4K-€-Klasse erwarte ich mir einfach etwas mehr als den Klang eines 70er-Jahre-Transistorverstärkers und hatte gehofft, das auch in den Klangbeispielen zu hören. Will it chug? Santana-Sound? Nein, nur Rasierapparat :(
Zur „Kompaktheit“ des Mark VII Tops und anderen: Bringt es das wirklich ?
Ich habe mir Ende der 80er ein Mark III Topteil gekauft (wg Metallica) und war froh, die Wide-Body Variante erwischt zu haben, die einen Regler mehr auf der Frontplatte hatte (Reverb, wenn ich mich recht erinnere). Dass das Top etwas schmaler war, als die 4×12 Box, auf der es stand, fand ich vom Design her sehr gut, war optisch ein angenehmer Gegensatz zu den überall gleich breiten Marshall-Stacks. Mit meinem Rectifier ging es optisch ähnlich weiter, auch den fand ich von der Breite genau richtig. Mark IV und V habe ich nur gesehen, dto, passte auch noch.
Erschreckt hat mich dann optisch das John Petrucci-Top, ein Mini-Gehäuse, in das noch ein zweiter EQ reingepfercht wurde, alles ist extrem zusammengerückt (fummelig) und es wirkt sehr verloren auf einer 4×12 Box. Mit dem Mark VII geht es jetzt so weiter.
Etwas mehr Platz auf der Frontplatte macht die Bedienung mMn einfacher und übersichtlicher, andere Meinungen zu Optik und Haptik würden mich aber doch mal interessieren.
Beste Grüße, Quisatz-Haderach
So … jetzt habe ich mich wieder mal registriert …
Zum Test:
Ein Test hat ja immer den Anspruch, eine Kaufberatung zu sein.
Also … bei den Sounds verbietet sich für mich jede weitere Überlegung.
Das klingt – in meinen Ohren – schlechter als jede einigermaßen seriöse Digitalsimulation.
Aber!
Vielleicht sind die Aufnahmen ja auch nur grundehrlich.
Der Black Shadow ist für mich sowieso ne Katastrophe.
Vielleicht liegt es ja auch daran, das Mesa nicht mehr Mesa ist.
Wer weiß wie und wo die Dinger neuerdings zusammengeschraubt werden.
@JTMer Da ja viele Kommentare (inkl. meines) in die gleiche Richtung gehen, sollte man vielleicht eines nicht vergessen: Tonbeispiele eines Gitarrenverstärkers aufzunehmen ist mit Sicherheit nicht das Einfachste. Im Studio wird da auch relativ lange nach Mikropositionen gesucht etc. Wir sollten also hier nicht den Fehler machen und die Tonbeispiele zu „ernst“ nehmen. Im Raum wird der Amp sicherlich live anders klingen. Vor allem aber finde ich sollte man auch gerade deshalb in Bezug auf die Beispiele Nachsicht walten lassen, da wir hier oft von anderen Autoren Tonbeispiele fordern, diese aber nicht bekommen, weil genau dieses Problem dann auftreten könnte und deshalb keine Beispiele angeboten werden.
Ergo: Wer 4k€ für nen Amp ausgeben möchte, sollte ihn natürlich nochmal anspielen und den potentiellen Kauf nicht aufgrund von 4 Tonbeispielen hier kategorisch ausschließen.
@TheTick123 Da habe ich keine andere Meinung.
Ich habe ja auch nicht die Aufnahmen sondern die Sounds ansich kritisiert.
Ich besitze selbst eine OxAmp Top Box und gehe davon aus, dass sämtliche Aufnamen mit dem jeweiligen Mikro „on Axis“ aufgenommen wurden 😉.
Es gibt auch bei Youtube einige Aufnahmen … allerdings wird dort des öfteren aufgehübscht.
Im Übrigen … Santana Sound bekommt man eigentlich nur mit dem originalen Mark I oder dem King Snake.
Diese Amps verfügen über zwei sequentielle Gainregler, die sich ungemein beinflussen.
… jedenfalls meine Meinung.
@JTMer Infos zur Aufnahme und den verwendeten Mikros stehen oben. „On Axis“ aufgenommen klingt aber kein Amp „weich“ oder überhaupt „rund“. Schon gar nicht mit einem SM57.
Der Autor hat sowieso einen Mix verschiedener Mikros verwendet. Hier könnte auch gleich das „Problem“ liegen. Für mich hört sich das sehr nach ungünstig gewählter Mikrofonierung an. Was heißt auch schlecht bei Aufnahmen? Für die Präsentation des Amps solo gespielt schlecht gewählt vielleicht. Gitarrenaufnahmen, die im Mix richtig gut klingen, klingen meistens fürchterlich, wenn man sie sich solo gespielt anhört.
Und hier im Video von Mesa Boogie hört er sich recht vielseitig an:
https://youtu.be/53ztlz6czT0
Und in keinem Fall kratzig. Also vermutlich doch eher Mikrofonierung.
Hallo Matze Franz,
vielleicht magst Du ja die Mikrofonierung nochmal checken und ggf. ein paar weitere Sounds einspielen. Das wäre doch vielleicht mal ein Ansatz.
Es wäre doch schade wenn der Amp (in bester Absicht) doch irgendwie unter Wert verkauft wird.
… nur mal als Vorschlag.
Mesa Boogie muss man mögen. Den Amp einzustellen ( das er gut klingt ) ist fast schon eine Kunst.
Die Features die der Amp bietet sind der Hammer! Leider ist der der Preis auch Oberklasse! 😥
Sehr guter Verstärker, ich liebe diesen Mesa Sound