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Test: MFB Kraftzwerg

(ID: 2690)

VCA

Zum VCA gibt es naturgemäß nicht viel zu sagen. Drei Audioein- und zwei Audioausgänge, von denen jeweils einer regelbar ist, leiten die Signale durch die Endverstärkung, welche mit zwei CV-Spannungen kontrolliert werden kann. Interessant hierbei ist, dass CV 2 nur wirksam wird, wenn auch bei CV 1 eine Steuerspannung anliegt. So kann an CV 1 die Standard-Hüllkurve den Pegel regulieren und zusätzlich eine Amplitudenmodulation durch ein LFO oder VCO stattfinden. Bei herkömmlichen VCAs ist das so nicht möglich, da die CV-Eingänge in der Regel parallel arbeiten. Für AM oder ein Tremolo muss man im Modularsystem daher zwei VCAs hintereinander schalten. Der Kraftzwerg bewältigt das mit einem VCA. Allerdings summiert der VCA die beiden Steuerspannungen, so dass das Ergebnis doch etwas anders wird als mit der herkömmlichen Lösung. Es fällt z.B. bei einem Tremolo und lang ausklingender Hüllkurve auf, dass der Effekt in der Sustainphase anders klingt als beim Release. Trotzdem ist die Kopplung der beiden CV-Eingänge eine schicke Sache.

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Die vier Miniklinken links geben CV, Gate, Pitch- und Mod-Wheel vom MIDI-Eingang aus

Die vier Miniklinken links geben CV, Gate, Pitch- und Mod-Wheel vom MIDI-Eingang aus

 

Dual ADSR

Die beiden fünfstufigen Hüllkurven sind VCF und VCA zugeordnet. Ja, richtig gelesen: FÜNF-stufig. Eigentlich müsste das Modul „Dual AHDSR“ heißen, denn zwischen Attack und Decay gibt es Hold. Wer gern mit knackigen Sequenzer-Sounds arbeitet wird manchmal die Möglichkeit vermissen, dem Sound etwas mehr Punch zu verleihen, ohne das Decay zu verlängern. Genau hier kommt Hold ins Spiel, das dem Verlauf ein wenig mehr Perkussivität verleiht. Der Regelbereich ist entsprechend im unteren Bereich aufgelöst, denn hier geht es ja nur um das Kontrollieren von Sekundenbruchteilen.

Wahlweise kann eine der Hüllkurven auf linearen Verlauf geschaltet werden, was sich u.U. bei langsameren Zeiten positiv auswirkt. Getriggert werden zunächst beide Hüllkurven gemeinsam, erst mit dem Patchen von Gate 2 wird Hüllkurve 2 unabhängig.

 

MIDI/CV

Der integrierte MIDI/CV-Wandler ist ein erster Linie für den Kraftzwerg ausgelegt und nicht als universeller Konverter. Außer der Wahl des MIDI-Kanals kann nichts weiter eingestellt werden. Kennlinie, Triggerspannung und -polarität lassen sich nicht für andere Systeme anpassen.

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Ich habe CV und Gate vom Kraftzwerg trotzdem probehalber an VCOs und Hüllkurven von Doepfer und Analogue Systems angeschlossen, was problemlos funktionierte. Allerdings vermisst man eine Kalibrierungsmöglichkeit für die Oktavspreizung, wie man sie sonst an MIDI/CV-Wandlern vorfindet.

Bei der Key-CV leistet sich MFB eine Eigentümlichkeit. Die MIDI-Daten vom Pitchwheel werden nämlich nicht mit übertragen, sondern nur an einer separaten Buchse ausgegeben. MFB begründet dies mit der zu geringen Auflösung des verwendeten Key-CV Wandlers. Man muss also Pitch extra von der Buchse zum CV6-Eingang (All) patchen, um normal Pitchbend nutzen zu können. Somit ist diese Buchse aber für einen Vibrato-LFO oder eine Autobend-Hüllkurve nicht nutzbar. Es fällt auch auf, dass die Wandlungen von Pitch- und Mod-Wheel deutliche Stufen haben.

 

Im Zusammenspiel mit A-100 (und Laptop ;)

Im Zusammenspiel mit A-100 (und Laptop ;)

 

Da ich die bisherigen MFB Synthesizer auch schon unter den Fingern hatte, wusste ich so halbwegs was mich erwartet. Klanglich gesehen bleibt auch der Kraftzwerg der Familientradition weitestgehend treu. Er liefert einen ordentlichen Bass und ist auch für Leadsounds gut geeignet. Dabei ist das obere Ende des Frequenzspektrums leicht bedeckt. Der Kraftzwerg kann jedoch ziemlich ruppig werden. Ein „Schöngeist“ ist er nicht, aber für aggressivere Sounds stets zu haben.

Eine klare Verbesserung gegenüber dem Synth-II ist vor allem beim VCF zu erkennen, das mit seinem gleich bleibenden Pegel in nahezu jeder Einstellung wilde Filterfahrten erlaubt, ohne dass man am VCA nachregeln muss. Einen ebenso positiven Eindruck hinterlassen die LFOs, die mit ihrem extremen Bereich für ungewöhnliche Effekte eingesetzt werden können. Das Klangbild wird leider vom VCA ein wenig getrübt, da er leicht rauscht, was in manchen Fällen stärker hörbar wird. Allerdings haben wir es hier mit Analogtechnik zu tun, da ist das nicht immer zu vermeiden. Ob das als störend empfunden wird muss man selbst entscheiden. Auch ein MS-404 hatte mit einem deutlichen Noise zu kämpfen, trotzdem ist er für viele Musiker bis heute ein viel genutztes, kaum verzichtbares Tool.

 

Fazit

Der Kraftzwerg löst den MFB Synth-II nicht ab, sondern zeigt vielmehr eine andere Sichtweise des gleichen Konzeptes. Anstelle von Speicherplätzen und voller MIDI-Kontrolle setzt der Kraftzwerg auf die Einbindung in eine modulare Umgebung, wo Elemente wie Slew Limiter, CV-Mixer, Multiples etc. den halbmodularen Synthesizer vervollständigen können. Ist so ein Umfeld nicht vorhanden, ist man mit dem Synth-II möglicherweise besser beraten. Dieser hat nämlich ein paar Features parat, welche der Kraftzwerg entbehren muss: Portamento, 2x Ringmodulation, One-Shot-LFOs, Stepsequenzer. Ist man aber mit einem guten Analogsequenzer und/oder Modularsystem ausgestattet, dann bietet der Kraftzwerg ein (Zusatz)-Potential an analoger Power zu einem überaus moderaten Preis.

 

Listenpreis / Straßenpreis:

580 Euro / ca. 555 Euro

 

Plus

+ halbmodulares Konzept

+ sehr gut klingendes Filter

+ temperaturstabile VCOs

+ sehr weite LFO-Range

+ kompakt

+ günstiger Preis (auch gegenüber den Einzelmodulen)

 

Minus

– VCA rauscht etwas

– keine Glättung der MIDI/CV-Wandlung (Wheels)

– Pitchbend nicht über Bus-CV

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Ein schön ausführlicher Test und tolle Soundbeispiele mit viel Dampf. Der Klang erinnert mich mehr an den guten alten SCI Pro One als an Moog, aber das macht ja nix – das Kistchen scheint mir einen Blick wert zu sein:-D

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Danke für den guten Test! Ich überlege mir, den Kraftzwerg zuzulegen. Ich warte aber noch auf DAVE SMITH INSTRUMENTS „MOPHO“, der wohl innerhalb der nächsten Tage lieferbar sein soll. Dieser hat allerdings nicht soviele Knöpfe zum Spielen, genau wie der Waldorf Pulse, der mich auch immer noch reizt. Wer die Wahl hat…

    • Profilbild
      der jim RED

      Jaja, die Qual der Wahl ;) Mopho wird sicher ein sehr gut klingender, gut ausgestatteter und vor allem preiswerter Synth. Aber konzeptionell ist er ja fast das komplette Gegenteil zum Kraftzwerg. Mopho ist schon eher mit dem Synth-II, aber auch dem Pulse, vergleichbar – wie gesagt konzeptionell, der Klang ist ne ganz andere Angelegenheit. Am besten wäre es, wenn man die Teile nebeneinander vergleicht, um zu sehen was den eigenen Vorstellungen/Ansprüchen/Vorlieben am nächsten kommt.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das die MFB`s wirklich gut klingen ist ja schon bekannt. Auch hier zeigt sich wieder mal, dass es nicht auf Design sondern nur auf den Klang ankommt. Und dieser überzeugt einfach. Schöner Bericht!

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Wenn dieses Teil noch eine eingebaute Tastatur hätte, wäre das der absolute Renner! Der alte MS-20 würde dann kräftige Konkurrenz bekommen…. dann würde ich mir das Teil holen…

    • Profilbild
      der jim RED

      Eine Keyboardversion ist meines Wissens nach voerst nicht zu erwarten, MFB hatte ja bislang noch nie einen Tastensynthie. Bei genügend großer Nachfrage wäre da vielleicht(!) was möglich, aber die One-Man-Show des Herrn Fricke hat natürlich auch nur gegrenzte Kapazitäten. Bis dahin bleibt nur die Kombi mit einem Controllerkeyboard (doppelseitiges Teppichklebeband hält sehr gut ;)

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Es muß ja keine angschlagdynamische, teure Tastatur sein. Zweieinhalb Oktaven reichen mir schon. Nur keine Minitastatur! Live ist das schon ein Vorteil, eine eingebaute Tastatur macht daraus erst ein richtiges Musikinstrument. Wenn ich mir den Kraftzwerg mit eingebauter Tastatur vorstelle – da würde ich schwach werden, ich würd’s sofort kaufen, der Sound und das Konzept stimmen einfach. Aber mit einem Desktop Gerät arbeite ich ungerne. Tastatur mit Klebeband ist keine befriedigende Lösung. Vielleicht läßt sich MFB da was einfallen, eine kleine, einfache Tastatur ist bestimmt nicht allzu teuer…

  6. Profilbild
    Goofy

    Moin, Moin

    Vielen Dank für diesen Test. Schon vorher war ich von den mfb-Synthesizern begeistert. Jetzt hat mir dieser Bericht die letzten Zweifel geraubt und ich habe gerade in der ‚Bucht‘ einen Kraftzwerg erstanden.
    Mit Minimoog Vaoager Old School, Waldorf Pulse, Yamaha CS-10 & CS-15, Novation BassStation Keys & Rack habe ich zwar schon genug monophone Synthesizer – aber einer mehr ist nie verkehrt. Zumal mit dem Sound!
    Ich zumindest freue mich schon auf meinen Zwerg.
    (Jetzt fehlt mir nur noch ein MS-20 zu meiner Sammlung – grins)

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