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Test: Midas M32 vs Behringer X32, Digitalmixer

Lohnt sich der Aufpreis des Midas M32?

26. Dezember 2014
Midas M32

Midas M32

Ein kurzer Blick auf die Kontrahenten

Unter der Bezeichnung Midas M32 bringt der renommierte Hersteller von Mischpulten, Midas, für Liveanwendungen ein Pult auf den Markt, das auf den ersten Blick Verwandtschaft mit dem Behringer X32 erkennen lässt. Dies ist wenig verwunderlich, da Midas ja bekanntlich von der Music Group übernommen worden und das Behringer X32 eine gemeinsame Entwicklung ist.

Behringer X32

Die X32-Familie dürfte mittlerweile vielen bekannt sein. Auf Amazona.de gibt es reichlich darüber zu lesen. Da Midas M32 und Behringer X32 softwareseitig identisch sind, verzichte ich in diesem Artikel auf eine Beschreibung der Bedienung und betrachte statt dessen die Unterschiede beider Pulte und die Kompatibilität untereinander mit Zubehör wie S16, DL16 sowie den nun verfügbaren Karten für Dante, Madi oder ADAT, die alternativ zur werksseitigen USB-Soundkarte in das Pult gesteckt werden können. Und ich versuche die Frage zu beantworten, ob es sich hier lediglich um ein Behringer Mischpult mit Midas Etikette handelt oder ob der Mehrpreis durch einen Mehrwert gerechtfertigt ist.

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Beim Auspacken fällt zunächst das etwas höhere Gewicht auf. Die Bedienelemente sind sehr ähnlich wie beim X32 angeordnet, sodass der geübte X32-Nutzer keine Zeit zum Umlernen braucht. Das Design des Pults ist todschick. Fader, Schalter und Encoder fühlen sich sehr hochwertig an. Die Schräge macht das Mischpult sehr übersichtlich. Lediglich das Display und die LCD-Streifen über den Fadern sind unverändert vom X32 übernommen worden. Darüber, ob die auswählbaren Farben zum übrigen Design des Pultes passen, lässt sich streiten. Auch die Lesbarkeit aus einem seitlichen Blickwinkel, wie er sich durch die Schräge im Design ergibt, kennt leider Grenzen. Die Beleuchtung der Taster ist recht dezent. Ob ein Kanal selektiert ist, zeigt lediglich der Wechsel von weißem zu blauem Licht.

Midas M32 oder Behringer X32?

Ich hoffe, Midas hat nicht extra mit der Veröffentlichung des M32 bis nach der Festivalsaison gewartet, damit keinem die mangelhafte Tageslichttauglichkeit auffällt. Der Vorteil einer Anordnung der vierpoligen XLR Buchse für die Beleuchtung auf der Rückseite des Gehäuses erschliest sich mir nicht sofort. Die Ablage fürs Handy einzusparen halte ich für richtig, aber an diesem Platz rechts unter die Taster der Mutegruppen unterzubringen, ist recht gefährlich, da man sie dort leicht versehentlich berührt. Die Kopfhörerbuchsen befinden sich beim M32, wie es sich für ein richtiges Mischpult gehört, vorne unten. Man sollte beim Casebau also darauf achten, sie zugänglich zu halten. Aufgrund der Gehäuseform fällt ein Case für ein M32 deutlich höher aus als für ein X32. Wer gewohnt war, sein X32 allein in den Kofferraum zu heben, sollte für ein M32 gerne ein paar Stunden zusätzlich im Fitnesscenter ins Auge fassen.

So neu das Design auch ist, so gleich ist die Software. Die aktuelle Version ist 2.10. Sie ist Voraussetzung für die Kompatibilität aller Komponenten der X32-Familie untereinander. Mit dem gleichen Patch konnte ich meine X32 und meine M32 auf den neusten Stand bringen. Files, die ich mit einem X32 gespeichert hatte, lassen sich problemlos mit dem M32 öffnen und umgekehrt. Behringer S16 Stageboxen werden erkannt und als solche angezeigt. Die Verbindung von X32 und M32 über AES50 funktioniert ebenfalls reibungslos.

Dank der Headamp Remote Funktion lassen sich bei Verbindungen von DL oder S16 mit zwei Midas M32 oder Behringer X32 als FOH und Monitorkonsole mit jeweils einer einzigen Cat 5 Leitung die Preamps der Stagebox oder der Monitorkonsole, die über AES50 zur FOH Konsole weitergeleitet werden, von dort fernsteuern. Zum Zeitpunkt des Tests war die angekündigte Midas Stagebox DL16 gerade in Auslieferung, sodass sie Anfang kommenden Jahres in den Läden stehen sollte. Alternativ könnte man, sofern man nicht ein analoges Multicore legen mag, auf die schon erhältliche Midas DL15x Serie (z.B. DL151 oder DL153) oder auf die Behringer S16 zurückgreifen oder auf die Midas DL 251 Stagebox der Pro Serie. Ich selbst verwende derzeit eine M32 als FOH und eine als Monitorkonsole, deren Eingänge ich auch auf der Bühne nutze.

Die Editorsoftware von Midas und Behringer ist identisch. Lediglich das Firmenlogo unterscheidet sich, je nachdem, von welcher Homepage man die Software heruntergeladen hat. Entscheidend für die Funktion ist alleine die Eingabe der richtigen IP-Adresse.

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Nach den äußerlichen Unterschieden habe ich nun versucht, den Inneren auf den Grund zu gehen. Dazu habe ich verschiedene Klangbeispiele von Musik bis rosa Rauschen über die interne Soundkarte abgespielt und gleichzeitig wieder aufgenommen, um so den Klang der gesamten Kette vom Eingang bis zum Ausgang zu erfassen. Dabei habe ich einen Durchgang mit 0 dB Stellung der Kanalfader und Gain der Vorverstärker aufgenommen und einen 50 dB leiser ausgespielten mit entsprechend hohem Gain der Vorverstärker, um das Rauschverhalten zu prüfen.

Eine gesonderte Beurteilung der Ein- und Ausgänge ist schlecht möglich, da das Pult über keine Digitaleingänge verfügt. Anschließend habe ich Referenz und die verschiedenen Aufnahmen im Wavelab samplegenau angelegt, um sie komfortabel vergleichen zu können. Klangliche Unterschiede sind definitiv hörbar, aber sicher sind MP3-Klangbeispiele nicht geeignet, derartig feine Nuancen abzubilden. Um die Abweichung von der Referenz deutlicher zu machen, habe ich Referenz und Aufnahme jeweils gegenphasig zusammengemischt. Dabei wird deutlich, dass das M32 wesentlich neutraler und rauschärmer als das Behringer Pult ist.

Nach diesem subjektiven Test habe ich nur mit der Messsoftware Right Mark Audio Analyzer beide Pulte verglichen, jeweils wieder mit 0 dB und 50 dB Inputgain. Die Messungen bestätigen eindeutig, was man hört. Midas hat also nicht zu wenig versprochen mit der Verbesserung der AD und DA Wandler sowie der im M32 verbauten Preamps der Pro Serie. Gerade bei hohen Gain-Einstellungen profitiert man deutlich von der gesteigerten Rauscharmut der M32.

Hier nochmals die Auswertungen im Einzelnen:

Verfügbar sind bereits diverse Zusatzkarten, die an Stelle der werksseitig verbauten USB-Karte in das Pult gesteckt werden können, um den Mixer mit unterschiedlichen digitalen Anschlussmöglichkeiten zu versehen.

Der Tausch der Karten ist sehr einfach. Man muss lediglich zwei Schrauben lösen. Karte raus, neue Karte rein, fertig. Im Setup Menü wird nun die neue Karte angezeigt. Zunächst baue ich die Adat-Karte ein.

Im ADAT-Format lassen sich über eine optische Leitung acht Kanäle in einer Richtung bei einer Samplerate von bis zu 48 kHz übertragen. Die Adat-Karte bietet 32 Ein- und 32 Ausgänge und hat dementsprechend acht Toslink Buchsen. Für die Generierung von Word Clock oder Synchronisation durch externe Quellen bietet die Karte einen BNC-Anschluss. Das Routing funktioniert identisch mit dem der USB-Karte. Wie bei allen digitalen Systemen ist der sorgfältige Umgang mit dem Thema Synchronisation elementar für einen störungsfreien Betrieb. Die ADAT-Karte kann als Clock Master und als Slave betrieben werden und die Clock kann wahlweise über die BNC-Buchse oder über die optischen Leitungen übertragen werden. Ist die ADAT-Karte Slave, muss die Synchronisation des Pultes auf ADAT gestellt werden. Ist die Karte Master, muss das Pullt auf local stehen oder falls es über ein zweites Pult oder eine Stagebox getaktet wird, auf AES50.

Bedauerlich ist für mich, dass nicht, wie man es zum Beispiel von RME kennt, eine ADAT-Buchse optional auch als optischer S/PDIF Ein- beziehungsweise Ausgang genutzt werden kann, da das M32 ja leider keine digitalen Eingänge besitzt. Im Betrieb gab es keinerlei Überraschungen.

Madi ist ein Format, womit 56 oder 64 Kanäle optisch oder koaxial übertragen werden können. Verwendet man eine optische Übertragung, können maximale Distanzen von bis zu zwei Kilometern gewährleistet werden. Bei einer Koaxial-Verbindung sind es 100 Meter.
Die Koaxial-Verbindung kann auch als Redundanzführung zur optischen Leitung deklariert werden. Dies geschieht, wenn man im Card Setup Menü beide Typen aktiviert. Hier können Primary und Secondary Port gemeinsam innerhalb eines DANTE‐Netzwerkes (über getrennte Switches) genutzt werden, sodass eine der beiden Leitungen als Redundanzführung dient.

Da die Madi-Karte selbst auf 32 Kanäle limitiert ist, findet man unter Setup, Card, ein zusätzliches Routingmenü, in dem festgelegt wird, welche der 64 möglichen Kanäle des Madi Streams von der Karte verarbeitet werden.

Auch hier ist Sorgfalt mit den richtigen Clock-Einstellungen geboten. Mit der Madi-Karte ist es möglich, das Pult mit einer externen Word Clock über BNC zu takten. In Verbindung mit einem RME Madiface spielte die Karte problemlos.

Dante ist ein recht neues Audionetzwerk, für dessen Übertragung gewöhnliche Netzwerktechnik verwendet wird. Für die Dante-Karte finden keine Einstellungen über das Menü im Pult statt, sondern mittels der Dante-Controller-Software über eine Netzwerkverbindung.

Hier wird neben den Synchronisationseinstellungen auch das Routing gesteuert. Dabei kann ein Ausgang auf mehrere Eingänge verteilt werden. Will man einen Dante Stream mit bis zu 64 Kanälen mit einer DAW aufnehmen, braucht man nichts weiter als die Lizenz für die Dante- Virtual-Soundcard. Zwei M32, die jeweils mit Dante-Karten ausgerüstet waren, ließen sich im Test problemlos über einen gewöhnlichen Gigabit Switch miteinander verbinden, um so 64 Inputs gleichzeitig auf einem Laptop aufzunehmen. Außerdem lassen sich auch mehrere Rechner parallel anschließen, um keine Angst vor einem Absturz bei der Aufnahme mehr haben zu müssen. Dante bietet ein große Vielzahl an Möglichkeiten, unter anderem auch zur Fehlbedienung. Wer nur schnell mal 32 Kanäle aus dem Pult aufnehmen will, sollte lieber einfach die werksseitige USB-Karte nutzen.

Grundsätzlich sind drei Aspekte im Verbund mit den Erweiterungskarten elementar:
– Direkte Kompatibilität zu externem Digital-Equipment
– Pulte können extern „geclockt“ beziehungsweise synchronisiert werden
– Redundanzführung von Signalen erstmals möglich

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Fazit

Das  Midas M32 ist ein hervorragendes Pult, sowohl von der Bedienung als auch von der Klangqualität. Wer ein Behringer X32 kennt, findet sich sofort darauf zurecht. Alle anderen werden wenige Minuten brauchen. Der Preisunterschied gegenüber dem X32 ist absolut gerechtfertigt durch spürbar bessere mechanische Verarbeitung und eine Steigerung der Klangqualität durch hochwertigere Vorverstärker und AD beziehungsweise DA Wandler aus der Midas PRO Serie (PRO1/PRO2). Die verbauten Fader sind im Gegensatz zum X32 original Midas-Fader.

Natürlich darf man über ein Gerät, das erst wenige Wochen auf dem Markt ist, noch kein Urteil zur Betriebssicherheit über eine lange Zeit fällen, aber so, wie es sich anfühlt, bin ich geneigt, es guten Gewissens auf eine mehrwöchige Tour mitzunehmen, auf der ein Ausfall mehr als lästig wäre. So zufrieden ich mit meinem Behringer X32 in den vergangenen zwei Jahren in Bezug auf Klang und Bedienung auch war, kann ich das über das X32 nicht sagen. So musste ich doch schon zweimal den Kundendienst bemühen. Einmal war ein Motorfader defekt, ein anders mal hing ein Taster im Pult fest. Jedesmal wurde das Pult von Behringer gegen ein neues ausgetauscht (Anm. Redaktion: Laut Hersteller wird defektes X32 in der Regel nicht ausgetauscht sondern repariert). Von Kollegen habe ich leider ähnliches gehört. Laut Hersteller sind das jedoch Kinderkrankheiten der ersten Serie, die in den aktuellen Pulten behoben sind.

Wer also ein zuverlässiges Pult sucht, das sich auch dank des guten Rufs der Firma Midas vermieten lässt, liegt mit dem M32 richtig. Ein Hobbymusiker, der nur gelegentlich Konzerte spielt oder das Pult nur im Übungsraum nutzt, sollte überdenken, ob die klanglichen Vorzüge, die das Midas bietet, in dem Rahmen in dem er es nutzt, überhaupt hörbar sind. Die PA-Anlagen der großen Festivals unterscheiden sich ja häufig von denen des Jugendzentrums deines Vertrauens um die Ecke. Außerdem mag es ja für den, der nicht mit 20 Trucks, sondern dem eigenen Kombi auf Reise geht, wichtiger sein, ob man das Pult allein in den Kofferraum heben kann und es auch reinpasst, als ob es 6 dB weniger rauscht und 300 Konzerte am Stück durchhält, wenn man selber nur zwei im Jahr spielt (Anm. Redaktion: Wenngleich das X32 auch in der Profi-Szene mittlerweile recht gut verbreitet ist. Bands wie zum Beispiel Living Color, Fish, F.R.E.I., Kreator (als Monitorpult) und so weiter nutzen das Pult). Sollte man doch Lust auf ein kleines bisschen mehr Klang verspüren, bietet es sich an, das X32 durch DL16 aufzuwerten.

Insgesamt ist die Kompatibilität der Geräte der X32 und M32 Familie untereinander lobenswert. Das ermöglicht, Schritt für Schritt in mehr Klang zu investieren. Dank der Zusatzkarten ist eine Einbindung in unterschiedliche digitale Umgebungen sowie externe Synchronisation möglich.

Die ständige Weiterentwicklung der Software von der ersten bis zur jetzigen Version 2.10 lässt mich auf weitere erfreuliche Überraschungen hoffen. Beide besitzen in ihrer Klasse ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis und haben daher je DREI STERNE erhalten.

Plus

  • hochwertige Verarbeitung
  • hervorragende Audioqualität
  • intuitiv bedienbar

Preis

  • Midas M32: 3.895,-€
  • Behringer X32: 1.599,-€
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    hab sie geauft bin shr zufireden top produkt…thx

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