MIDI-Interface mit 8x8 Ports
MIDI-Interfaces gibt es viele am Markt. Und doch hat fast jedes Modell ein Alleinstellungsmerkmal. Das Miditech Midiface 8×8 ist in seiner Preisklasse einmalig. Aber der Reihe nach.
Die Firma Miditech hat ihren Sitz in Köln und ist mit ihren Produkten international vertreten. Das Interface bietet, wie der Name vermuten lässt, 8 MIDI-Eingänge und 8 MIDI-Ausgänge. Es stehen somit 128 MIDI-Kanäle gleichzeitig zur Verfügung. Die Ports sind in einem robusten schwarzen Metallgehäuse untergebracht, es wirkt stabil und solide. Die bauliche Ausführung macht dieses Gerät in erster Linie zu einem Desktop-Interface.
Die MIDI-Eingänge befinden sich auf der Vorderseite, zusammen mit einer USB 3.0 Buchse. Jeder Eingang signalisiert über jeweils eine rote LED ankommenden MIDI-Signale. Die Rückseite sieht ähnlich aus und beherbergt 8 MIDI-Ausgänge, die abgehenden Signale werden jeweils per grüner LED signalisiert.
Laut Hersteller Miditech basiert die verbaute Schaltung auf der GM5-Technologie von Ploytec, was gutes Timing und Sys-Ex-Stabilität gewährleisten soll. Diese Technik sorgt u. a. für die Fähigkeit, Class Compliant, also ohne Treiberinstallation arbeiten zu können. MIDI-Chips von Ploytec finden sich auch in Produkten von z. B. Icon oder ESI. Das Unternehmen ist in Baden-Württemberg ansässig.
Das Interface wird über die USB-Buchse mit Spannung versorgt und ist abwärtskompatibel zu USB 1 und 2.
Das Miditech Midiface 8×8 ist, wie bereits erwähnt, Class Compliant. Das bedeutet: Die Installation und Erkennung des Interface erfolgt durch das Betriebssystem. Das Interface wird per USB-Kabel mit dem Rechner verbunden und schon kann es losgehen. Das ist einfach und gut.
Ich habe das Interface mit einem MacBook Pro und einem iMac, jeweils mit Ableton Live 10 und Logic Pro X getestet. Das Gerät wurde anstandslos erkannt und es ließen sich pro Spur in der DAW die entsprechenden MIDI Ports ansteuern und empfangen. Es tut also, was es soll – nicht mehr und nicht weniger.
Das Interface ist preislich besonders interessant, da Konkurrenzmodelle bei gleicher Anzahl an Ports oft teurer sind. In derselben Preisklasse gibt es alternativ weniger Ports fürs Geld. Allerdings verzichtet das Modell auf Spielereien wie z. B. MIDI-Merging und flexible Ein- und Ausgangskonfigurationen. Aber nicht jedes Studio benötigt diese Sonderausstattungen.
Das Interface funktioniert nicht „standalone“ und eignet sich nur bedingt für den Live-Betrieb (in Verbindung mit einem Rechner auf der Bühne).
Das Gerät läuft unter neuen und alten Windows Systemen (wie z. B. Windows XP mit Service Pack 3 oder Windows Vista) sowie Mac OS X. Die Midiface Interfaces sollen laut Hersteller auch unter Linux (z. B. Ubuntu Linux 9) treiberlos betrieben werden können.
Preislich als direkter Konkurrent kommt das ESI M4U eX Interface in Frage. Dieses bietet insgesamt 8 MIDI Ports, wobei jeder Port als Ein- oder Ausgang verwendet werden kann. Dies geschieht über eine automatische Ein- und Ausgangserkennung.
Konkurrenzmodelle mit 8 Ein- und Ausgängen sind zum Beispiel das MOTU MIDI Express 128 oder das iConnectivity mio10, welches sogar 10 Ein- und Ausgangsports bereit hält. Beide Modelle sind um über 100,- Euro teurer und bieten etwas mehr Funktionsumfang.
Miditech bietet neben dem Midiface 8×8 auch Modelle mit 2×2, 4×4 und 16×16 Ports an. Zum Midiface 16×16 hat mein geschätzter Kollege TobyB hier einen Testbericht geschrieben. Die Unterschiede sind im Wesentlichen in der Bauform und in der doppelten Anzahl an Ports zu finden. Dazu glänzt das Midiface 16×16 mit der Einbaufähigkeit in ein 19″ Rack. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Auf der Vorderseite werden alle 16 Ein- und Ausgangsports mittels einer eigenen LED repräsentiert.
Es lassen sich übrigens keine zwei gleichen Midiface Modelle an einem Rechner betreiben, da die Hardware ID der Geräte absolut identisch ist und der PC oder Mac zwei angeschlossene Midiface 4×4 oder Midiface 8×8 nicht unterscheiden kann. Man kann allerdings z. B. ein Midiface 4×4 mit einem Midiface 8×8 kombinieren.
Gut geschrieben, geschätzter Kollege :-) Meine Kombi im Studio ist Mio10, auch wenn ich die Software Situation bei MIO derzeit unglücklich finde, in Verbindung mit dem ESI M8U eX hinten dran. Ich würde es aber auch gut finden wen MIDITECH sich auch den rechnerlosen Interfaces widmen würde. Die Verarbeitung und Qualität der Interface ist einfach grundsolide.
@TobyB Danke für die Blumen :-)
Wenn das Interface noch ohne Rechner laufen würde, wäre es ein großer Pluspunkt.
Schöner Bericht, aber leider muß ich schon wieder meckern: Es gibt keine „MIDI Chips“ von Ploytec. Die GM5 Technologie ist eine reine Firmwaresache. Quelle: Innenleben der auf usb-midi.com erwähnten ESI Interfaces und ESI selbst auf Nachfrage.
USB3 ist bei MIDI Interfaces übrigens nur dann sinnig, wenn man es wie ESI auch umschaltbar macht, um kompatibilitätsprobleme mit USB2 zu vermeiden. Das sollte eigentlich im Text angemerkt werden. Die Interfaces von ESI haben übrigens einen weiteren Schalter, der die ID ändert und daher den Betrieb von zwei gleichen Interfaces an Windowsrechnern erlaubt.
@microbug Hallo microbug,
danke für die Infos. Ich habe versucht auf der Webseite von Ploytec schlauer zu werden. Dieses Detail konnte ich ohne das entsprechende Fachwissen dort nicht herauslesen. Auf der Webseite werden in erster Linie Chips verkauft.
Die Abwärtskompatibilität der USB3 Schnittstelle ist laut Hersteller gegeben und im Text vermerkt.
Miditech weist selbst auf die ID-Problematik zweier baugleicher Modelle hin. Von einer ID-Umschaltung ist im Handbuch nichts zu finden. Somit scheinbar ein Pluspunkt für die ESI Modelle an WIN PCs. Wieder was gelernt :-)
Viele Grüße, Gerhardt
@microbug also ich lese hier recht deutlich „ploytec midi chip“
https://www.usb-audio.com/gm5/
@dilux Der existiert trotzdem nicht, jedenfalls nicht als ASIC bzw Kundenchip, wie das der Begriff suggeriert. Abgebildet ist dort ein handelsüblicher Atmel Mikroprozessor, der hat halt die Firmware mit der genannten Technologie drin. Das ist alles.
@microbug & g.kusche Ihr redet in Antwort 3 und 4 von Windows PCs. Warum? Geht das dann nur an PCs zwei Interfaces mit wählbarer ID? Kann ich mir nicht vorstellen. Das ging schon in den 80ern z.B. mit 4 Opcodes oder AMT 8. Damals brauchte man das für eine professionelle Produktion aber auch noch, heute nur noch die Säger und Jammler.
@Tai Die von Dir genannten Interfaces hatten Treiber, die auch mutiple Geräte unterstützten, mal ab davon kommte man die Emagics auch kaskadieren.
Hier ist die Rede von Classcompliant Interfaces, und da geht immer nur EINS an einem Windows PC, außer, wie bei den aktuellen ESIs, bei denen man zwei davon nebeneinander betreiben kann, wenn man den Dipschalter auf der Unterseite entsprechend setzt.
@microbug microbug: „Hier ist die Rede von Classcompliant Interfaces, und da geht immer nur EINS an einem Windows PC“
Du schreibst, dass man nur ein CC-Interface an einem Windows-PC betreiben kann. Ich hoffe, Du meinst, dass man keine zwei identischen Interfaces betreiben kann. Denn mehrere Class-Compliant-Interfaces hatte ich durchaus bereits betrieben und tue das auch heute noch, die sind nur nicht baugleich.
Outboard rulez ;-)
Hallo,
Bis zur Aussage, das Standalone Betrieb nicht moeglich ist, fand ich diese Interface interessant.
Frueher hatte ich 2 Kawai MAV 8.
Einfach und Zuverlaessig. Ohne PC Anbindung.
Verstehe nicht, warum Hersteller im Zeitalter guenstiger Synths, Stepsequenzer etc, es nicht schaffen, Solches mit 8 oder mehr In und Outs herzustellen.
Musste mir fuer meine Hardware 2 Kenton Interfaces anschaffen.
Noch mehr Netzteile und Kabelgeschwurbel.
Vielleicht uebersehe ich auch einen Hersteller, oder hat hier jemand eine andere Idee.
Uebersehe ich etwas ?
Danke.
Also das erwähnte ESI MIDI Interface kann Stand Alone Mode, es gibt 3 Modi, „Pass Through“, „MIDI Through“ und „MIDI Merge“. Umschaltbar aber nicht konfigurierbar. Und gibt es auch als 16er
@Soundreverend Hallo Soundreverend,
klingt interessant. Schau ich mir mal an.
Danke
Es gibt von iConnectivity die Modelle MIO2/4/10 und MIDI2+/4+, diese können standalone und auch Routing/Filter/Channelmapping/Controllermapping, fast wie eine der großen MIDITemp Patchbays, leider nur mit 1 Speicherplatz, also festes Routing.
Nachdem alles damals auf Software ging, wurden die MIDI Patchbays alle eingestellt, und aktuell sagen alle darauf angesprochenen Hersteller, sie sähen keinen Markt – Kenton dagegen hat es gesehen und baut so etwas, leider als Rack ohne abgesetzte Bedieneinheit, der Prototyp von 2018 war noch Desktop.
Die erwähnte Kawai MAV-8 ist kein Interface und nichtmal eine Patchbay, sondern ein rein mechanischer Umschalter, zu dem man sich immer Notizen machen muß. Diese Dinger haben sich damals nur verkauft, weil sie billig waren, heute sollte man sowas nicht mehr benutzen, die produzieren gerne Notenhänger oder killen sogar MIDI Ports von neueren Geräten, die keine dicken Pufferchips mehr am Ausgang sitzen haben.
@microbug Hallo microbug,
danke fuer deine Ausfuehrungen.
Hatte mit den MAVs allerdings nie die von dir geschilderten Probleme.
Oder habe sie mittlerweile einfach nur vergessen. ;-))
Mir gehts nur um eine einfache Handhabung.
Die einfache Handhabung ist bei einem Umschalter wie der MAV nicht wirklich gegeben, denn man muß sich immer Notizen machen und immer mehrere Schalter auf einmal betätigen, ählich wie bei alten Stellwerken. Einen Schutz gegen Notenhänger oder versehentliches Zusammenschalten zweier Eingänge gibts ebenfalls nicht. Einfach ist anders.
Schön das es endlich wieder ein größeres Midi Interface gibt. (Es gibt ja gefühlt nur noch das MOTU 128 und das Mio 10.)
Schade das es kein Standallone hat. Damit ist es bei mir raus.
Für jemand der hauptsächlich am Rechner Musik macht, doch n recht preiswerter einstieg.