Debut mit einem Plattenspieler, wie wir ihn schon kennen
Mixars hat sich angekündigt wie der Internetanbieter mit diesem Frauennamen damals, wir nennen mal keinen Namen. Wer erinnert sich? Plakataktionen mit einer jungen, hübschen Dame und der aufkommenden Frage: Wer ist eigentlich Alice? Alle waren aufgeregt.
Inkognito kam dann Mixars, ein wenig geheimnisvoll, nur angekündigt als Brand von dB Technologies und RCF und der Info, dass ein neuer Mitspieler den Markt der DJ-Brands betritt.
Seit der Musikmesse weiß man mehr und hat die Produkte auch schon gesehen. Kopfhörer, Mixer und Plattenspieler gibt es, Controller werden sicher nicht lange auf sich warten lassen.
Passend zu den beiden Workshops der vergangenen Woche oder vom heutigen Tage, die ein wenig betrachten, wie man einen guten gebrauchten Technics kauft oder welche alternativen Plattenspieler es im Moment auf dem Markt gibt, lohnt es sich, einmal den Blick auf den Mixars STA zu werfen.
Die Konkurrenzsituation auf dem Markt der Plattenspieler ist in jedem Fall erkennbar. In den letzen Jahren ist das Angebot stark gewachsen und viele gute Modelle existieren neben dem Technics 1210, seien es die Reloop RP-Modelle, der Audio Technica LP1240USB oder ein Pioneer PLX-1000. Fast ironisch, alle Modelle, auch die Mixars-Plattenspieler stammen vom selben Hersteller, der die Geräte auf Wunsch der Kunden baut und mit verschiedenen Funktionen versieht. Der Großteil der Teile jedoch sind identisch.
Schauen wir einmal auf das Modell von Mixars bzw. auf die Modelle von Mixars. Es gibt einen STA und einen LTA. Der Unterschied der beiden Modelle findet sich im Tonarm – der eine ist S-förmig, der andere „straight“, also die gerade Version.
Schlicht, nahezu einheitlich schwarz, klassisches Design , mattschwarze Oberfläche und blaue LEDs, so könnte man das Aussehen kurz zusammenfassen. Auf den ersten Blick ganz schick. Auf den zweiten Blick?
Einige Bauteile dürften einem bekannt vorkommen, so z. B. der Tonarm, der Plattenteller im klassischen Technics-Look sowie die steckbare Nadelbeleuchtung. Diese passend zu den blauen Strobe-LEDs sowie den kleinen Funktions-LEDs ebenso in Blau.
Für Start wie auch Stopp gibt es eine runde Kunststofftaste mit, soweit bereits einmal erwähnt, einem wirklich schicken Druckpunkt. Ziemlich leicht und irgendwie fluffig, hörbar wie spürbar klickend. Mit einem Kollegen zusammensitzend beim ersten Griff an den Plattenspieler waren wir uns gemeinschaftlich nicht einmal einig, ob wir jetzt eigentlich die Start/Stopp-Taste oder die des Technics bevorzugen würden. Sexy Tasten-Drücken.
Die weiteren Tasten für die Funktionen sind schwarz-matt, klein, rund und ein wenig eingelassen – dazu noch gummiert.
Ein Blick auf die Funktionen des DJ-Plattenspielers
Direktangetrieben und nicht untermotorisiert, so präsentiert sich der Mixars STA. 4,5 kg/cm ist das Drehmoment, mit dem der Motor den Plattenteller antreibt. Mehr als drei mal so stark wie ein Technics 1210. Kein Wunder also, dass der Plattenteller in Bruchteilen nach dem Drücken des Start-Knopfes auf die gewünschten Geschwindigkeit beschleunigt wird.
Geschwindigkeit ist kein schlechtes Stichwort: 33 1/3 und 45 Umdrehungen/Minute sind wählbar, alles Feinere übernimmt der Pitchfader. Dieser 10 cm Fader läuft sanft gleitend und wird auch mittig nicht von einem mechanischem Nullpunkt gestoppt. Per Knopfdruck ist die Pitch-Range wählbar zwischen 8%, 16% und 50%. Braucht man 50%? Egal – ich jedenfalls würde mir derweil aber, nun wo man wählen kann, eher Schritte von 6%, 10% und mehr wünschen, Mixars aber beginnt bei den klassischen 8%, mit denen man mit jedem Technics ja schon seit Ewigkeiten auch gut fährt.
Dass man den absolut richtigen Nullpunkt jedoch trifft (man möchte mal nicht „auflegen“, sondern ein Album genießen ohne Abweichungen von der exakten Geschwindigkeit), auch dafür wurde gesorgt. Lösung: ein Quartz-Lock-Button. Gedrückt läuft der Motor auf exakt 0% Pitch, egal an welcher Position der Pitch-Fader zurückgelassen wurde.
Einstellbar über kleine Drehpotis ist die Start- wie auch die Stopp-Zeit des Motors / des Plattentellers, stufenlos wohlgemerkt. In Zeiten, in denen kräftige Motoren den Plattenteller innerhalb eines Bruchteils einer Umdrehung beschleunigen oder stoppen die Lösung für den Vinyl-Start- wie Brake-Effekt, abgesehen vom guten alten „Gerät ausschalten und auslaufen lassen“. Funktioniert – etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.
Ein Blick auf die Rückseite offenbart ein wenig mehr als zu erwarten war. Kaltgeräte-Stecker-Kabel für den Strom, keine Erdung, zwei Stereoausgänge in Form von Cinch-Buchsen. Mixars hat nicht nur mit dem Mixer „Duo“ seine Produktlinie auf DVS-DJs ausgerichtet, sondern denkt auch hier an DJs, die mit digitalen Vinyl-Systemen mal b2b spielen wollen.
So gibt es einen Ausgang auf Line-Pegel sowie einen weiteren mit wählbarem Ausgangspegel: Phono- oder Line. So kann ein Plattenspieler direkt an zwei Mixer oder Interfaces angeschlossen werden – ein Thru am Interfaces oder Y-Kabel sind damit nicht mehr notwendig. Ein Kabel befindet sich selbstverständlich im Lieferumfang, Stromkabel ebenso und wo wir schon dabei sind, ein Head-Shell ebenfalls, kein Tonabnehmer jedoch.
Genug über Funktionen geredet, Zeit für Funktionalität. Angeschlossen, Platte drauf, System dran, Auflagegewicht und Anti-Skating eingestellt und los.
Klar kann man mit dem Gerät sofort umgehen – Plattenspieler ist Plattenspieler. Unterscheiden tun sie sich in meinen Augen ab dem ersten Moment darin, ob man selbst, seit Jahren auf einen 1210er getrimmt, damit spielen kann oder nicht. Beim Mixars STA klappt dies auf Anhieb und somit kann man den Punkt Funktionalität eigentlich schon mit einer Wertung „Gut“ beenden.
In der Tat verhält sich der Plattenspieler wie zu erwarten und erlaubt sich keine Schwächen. Mein Tipp vorab ist, die Füße ein wenig herauszudrehen und den Plattenspieler dann waagerecht auszutarieren. So hat das Gerät ein wenig Federweg, was sich beim groberen Anfassen oder einem schweren Arm beim Scratchen schon bemerkbar machen kann.
Hat man diese ein wenig gelockert, das Auflagegewicht und das Anti-Skating korrekt eingestellt, kann man die Nadel sogar mit dreckigem und sinnlos-hartem Scratching penetrieren, ohne dass sie anfängt zu springen – und ich habe es ein wenig drauf angelegt.
Qualität des Mixars LTA / STA
Auch qualitativ bietet der Mixars LTA, was zu erwarten ist, schließlich hat man von diesem Grund-Hersteller schon so einige Modelle gesehen – es gibt bis auf eine Ausnahme nichts zu meckern.
Optisch schlicht und insgesamt schlank gebaut präsentiert sich der Plattenspieler – auffällig, er scheint aufgrund der matten, etwas rauen Oberfläche mehr Staub zu sammeln als andere Geräte. Gut, da muss die Putzfee häufiger ran.
Die gummierten Button haben wie schon erwähnt einen schönen Druckpunkt – ebenso der Start/Stopp-Knopf und auch der Pitch-Fader wirkt soweit solide.
Zugegeben, von den Nadelbeleuchtungen bin ich kein großer Freund, sie wirken immer ein wenig billig – rein optisch und haptisch wohlgemerkt. Qualitativ scheinen sie keinen Nachtteil zu haben, zugleich bringen sie den großen Vorteil mit sich, dass man sie einfach herausziehen und wechseln kann. Ein weiterer Vorteil: Je nach System, Ortofon Concorde oder Headshell, kann man den Sweetspot des Lichts direkt auf die Nadel ausrichten indem man die Nadelbeleuchtung dreht.
Eine unangenehme Sache fiel im Test auf, die im normalen Betrieb kein Problem darstellt, bei vielem Scratchen aber zu Instabilität der Nadel führen kann: Der Tonarm wackelt in der Halterung. Auch wenn es nur um Millimeter geht, es ist deutlich spürbar wie auch hörbar. Das Problem könnte man lösen, indem man die obere Schraube, die den Tonarm zentriert, anzieht. Diese sollte allerdings mit einem bestimmten Drehmoment angezogen sein und somit kann und darf das nicht die Lösung sein. Das gibt Abzüge in der B-Note.
Es ist schon spannend das diese Spieler alle aus der selben Fabrik kommen.
Wenn es einer von dort sein soll, dann der Synq Xtrm 1. Der ist vom Preis Leistung Verhältnis unschlagbar und eigentlich ein Audio Technica LP1240 nur ohne USB.
Schade das der auf dem deutschen Markt etwas ignoriert wird, weder hat das große T einen im Angebot noch wird er von einschlägigen Fachblättern getestet, dabei ist er eine Starke alternative. Gerade als Anfänger bekommt man zum fairen Preis was gutes geboten.
@FLTRHND Die Frage ist, nachdem nun aktuell 01/2021 der STA bei 360€ und der LTA bei 260€ (warum auch immer die „S“ Variante noch 100€ teurer ist?) angekommen sind wie es sich nun mit den zwei Mixars im Vergleich zu den anderen Super OEM verhält im Bezug auf das Qualitäts-Preis-Leistungsverhältnis? Liebe Grüße ein Amazona und Turntable Fan!
Das ist eine gute Frage, die ich dir auch nicht beantworten kann. Ich vermute jedoch, dass die Mixars DJ-Produkte mehr oder weniger Ausläufer sind, da sie sich am Markt nicht durchsetzen.
Im Vergleich: In der Preisregion tun die sich alle nicht viel – wie auch, kommen ja alle vom gleichen Hersteller, mit gleichem Tonarm, gleichem Motor etc. Schick sind die Mixars, Audio Technica hat da eher in Silber ein paar HiFi-ähnlichere Modelle und Reloop mit dem RP-2000 wie auch Pioneer mit dem PLX-500 spielen da auch mit. Am Ende ist es nicht egal, welchen man nimmt, aber nun ja, die Bauteile sind alle die selben :)
@Bolle / Johann Boll Hi, der netteste von AT ist ja eher der LP1240USB, der ordentlich sein soll, zusammen mit dem RP 7000/8000MK2, dem St150xx und dem Xtreme-1…den Mixars würde ich mit denen vergleichen wollen, nicht mit dem RP 2000/4000 oder PLX500…
Na den 1240 gibt es ja nicht mehr, den Sync gibt es noch – aber das sind die „alten“ OEM, wie die Stanton früher. Von den neuen Stanton würde ich für Nutzer mit Anspruch auch nur den STR8 empfehlen, T.62 und T.92 sind in meinen Augen reine Einsteiger-Modelle.
Für zuhause kann man die RP-7000 / RP8000 ohne Frage empfehlen, die ich sehr solide finde, aber auch über den günstigen OEM liegen preislich. Was auch fair ist.