Vorbereitung ist gut - mit dem richtigen Programm noch besser!
Mixed in Key Pro – die wohl beliebteste Software zur Tonartanalyse eurer Songs wurde in der aktuellen Version 6.1 zuletzt vor über 10 Jahren auf AMAZONA.de getestet. Höchste Zeit also, dass wir für euch einen Blick auf die aktuelle Software werfen. Mittlerweile sind wir bei Version 11 angekommen. Wir wollen uns anschauen, was die Software alles kann, für wen sie geeignet ist und welche neuen Features wir nutzen können.
Inhaltsverzeichnis
In der Vergangenheit haben wir euch bereits die Grundlagen des sogenannten „Harmonic Mixing“ vorgestellt. Zur Sicherheit erklären wir euch das Prinzip aber noch einmal: Entlang des Quintenzirkels können wir abschätzen, welche Tonarten besser oder schlechter zueinander passen. Entsprechend können wir beim Auflegen unsere Bibliothek durchforsten, um ein möglichst passendes Stück zu finden, das tonal gut zum aktuellen Song passt. Dazu brauchen wir natürlich eine zuverlässige und schnelle Analyse unserer Musikdateien, um herauszufinden, welcher Song als nächster im Set passen könnte.
Genau hier kommt Mixed in Key Pro ins Spiel. Bitte beachtet, dass unsere Darstellung stark vereinfacht ist, aber wir haben euch natürlich den ausführlichen Artikel hier verlinkt.
Außerdem muss natürlich erwähnt werden, dass auch die gängige DJ-Software über eine Tonartanalyse verfügt, aber die von Mixed in Key war über die Jahre immer präziser als die der anderen Anbieter.
Mixed in Key Pro im Überblick
Natürlich gibt es in Mixed in Key Pro auch weiterhin die klassische Ansicht, die nun den Namen „Meine Sammlung“ trägt und in die ihr Songs, Ordner oder ausgewählte Playlisten aus der „Musik“-App per Drag and Drop ziehen könnt. Sofort startet die Analyse und anschließend könnt ihr eure Sammlung über den eingeblendeten Quintenzirkel nach Tonart sortieren.
Solltet ihr euch bei einem Lied nicht sicher sein, ob die angezeigte Tonart korrekt ist, habt ihr die Möglichkeit, euch über den Piano-Button eine drei Oktaven lange Piano-Roll als Extra-Fenster anzeigen zu lassen. Hier könnt ihr dann entweder den Grundton oder je nach Tonart den entsprechenden Moll- oder Durakkord abspielen und überprüfen, ob die Tonart nun korrekt ist. Bei Bedarf könnt ihr diese natürlich auch ändern und erfreulicherweise lässt sich die Lautstärke der Piano Roll auch selbstständig einstellen. Eine solche Überprüfung der Analyse gibt es unseres Wissens übrigens nur bei Mixed in Key.
Das Energy Level in Mixed in Key Pro
Neben der Tonart analysiert Mixed in Key auch die „Energie“ eines Songs, die über das Tempo hinausgeht und so als zusätzliches Kriterium beim schnellen Scrollen durch die Library genutzt werden kann, um eine noch passendere Auswahl für den nächsten Song zu treffen. Ein Blick auf die Website des Herstellers gibt einen groben Überblick über die verschiedenen Energy-Levels. Ab Level 5 wird es tanzbar. Minimal, Deep House oder Tropical House werden hier genannt. Interessant, aber natürlich kann dieser Level auch auf ganz andere Genres zutreffen.
Wichtig ist uns, dass hier nichts in Stein gemeißelt wird. Wir haben mal unsere Minimal House Playlist analysiert und ja, fast alles hat einen Energy Level von 5 oder 6, ein Track hat sogar Level 4, ist aber trotzdem tanzbar. Der Energy Level ist eine super Hilfe, aber wenn man einen bestimmten Track im Kopf hat, den man für perfekt hält, dann sollte man sich auf sein Gefühl verlassen.
Neben Tonart und Energy Level kann der Algorithmus von Mixed in Key Pro auch Cue-Punkte setzen. Hierbei wird immer auf starke Unterschiede innerhalb eines Songs gesetzt und logischerweise gibt es beim ersten Pegelwechsel den Cue Point 1. Hier kommt es auch sehr auf die Musik an. Bei dynamischeren Songs sind die Cue-Points sinnvoll, bei monotoneren Songs wirken sie sehr willkürlich gesetzt. Das Exportieren der Cue-Points in andere DJ-Software ist etwas trickreicher, so dass wir dazu vielleicht demnächst einen kleinen Workshop erstellen.
Das „Pro“ in Mixed in Key Pro vorgestellt
Neben dem bereits vorgestellten „My Collection“-Reiter gibt es noch den neuen „Pro“-Reiter, der euch bei der Vorbereitung eurer Gigs unter die Arme greifen soll.
Hier finden wir ein Layout vor, das wir eher von DJ-Software kennen, mit der wir auflegen können, da wir zwei Track Decks und mindestens einen Crossfader zur Verfügung haben. In diesem Pro Tab haben wir nun zwei Modi zur Auswahl
Beginnen wir mit dem Mashup-Modus.
Zuerst wählt ihr einen Song aus eurer Library aus und schon schlägt euch die Software eine bestimmte Anzahl passender Songs vor. Diese kann man einfach durchklicken und wenn man dann den „Test Mashup“ Button drückt, werden die Songs parallel abgespielt, und zwar ab etwa einem Drittel beider Songs, so dass man nicht erst zwei Minuten lang Drums übereinander hören muss. So kann man relativ schnell hören, ob ein Mashup passt oder nicht und natürlich können passende Paare direkt gespeichert werden.
Dann gibt es noch den DJ-Mix-Modus. Hier werden die Songs eher traditionell übereinandergelegt, so dass ein Song ab dem letzten Cue-Point gespielt wird und der nächste Song ab dem zweiten. Auf diese Weise erhält man einen besseren Eindruck davon, wie sich die beiden Songs bei einem echten Übergang innerhalb eines DJ-Sets verhalten würden.
Wie macht sich Mixed in Key Pro in der Praxis
Mixed in Key Pro erfüllt seine Grundaufgabe hervorragend und das schon seit Jahren. Wir selbst können aus eigener Erfahrung berichten, dass wir uns 2018, ein gutes Jahr vor unserem Start bei AMAZONA.de, die Version 8 der Software zugelegt haben und sie uns bis heute ein treuer Begleiter ist.
Schnell sind die neu gekauften Songs in eine Playlist gepackt, in Mixed in Key importiert, analysiert und wieder ausgegeben und schnell auf den USB-Stick gepackt. Schon ist man bereit für den Gig.
Die Analyse dauert natürlich je nach Rechenleistung. Wir haben einmal eine Playlist mit 100 Songs auf einem 2019 MacBook Pro Intel 2,4 GHz 8 Core i9 mit 32 GB RAM und einmal auf einem 2024 MacBook Pro mit M4 Pro Chip und 48 GB RAM analysiert. Wir brauchten 2:56 Minuten auf dem älteren Computer und 1:15 Minuten auf dem neueren Computer. Generell sollte es kein Problem sein, die gekauften Songs vor dem Auftritt noch schnell zu analysieren, aber es empfiehlt sich, die gesamte Library vorher in Ruhe vorzubereiten.
Der Pro Tab mit dem Mashup- und dem DJ-Mix-Modus ist ein interessantes Feature und wir können sagen, dass es sehr gut funktioniert. In beiden Modi macht die Software natürlich direkt Vorschläge. Das ist in unseren Augen immer ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wird es dem User sehr einfach gemacht und irgendwann stellt sich die Frage: Brauchen wir überhaupt einen DJ? Auf der anderen Seite basieren die Vorschläge ja nur auf den softwareinternen Filtern wie Tonart, Tempo und Energy Level, nach denen man ja auch eigenständig manuell filtern könnte.
Trotzdem kann man in Mixed in Key Pro natürlich auch freihändig zwei Songs in die Track Decks laden und selbst ausprobieren, wie ein Mashup oder eine Transition klingen würde. Die Vorschläge, die uns präsentiert wurden, waren durchweg gut, lediglich einen Filter pro Track-Deck hätten wir uns noch gewünscht, um die Übergänge etwas besser darstellen zu können. Aber auch bei den Mashups wäre ein solches Feature hilfreich, um zumindest ein wenig Low End herausfiltern zu können, um nicht einen völlig überladenen Mix zu erhalten. Dennoch können wir sagen, dass uns das Feature und die Praktikabilität gefallen.
Da wir hauptsächlich mit CDJs auflegen, haben wir uns übrigens entschieden, bei der Ausgabe der Tags die Tonart und den Energy Level in die Kommentarspalte des jeweiligen Songs zu schreiben. In den rekordbox Einstellungen kann man wählen, welche Spalte auf dem CDJ neben dem Track-Namen angezeigt wird. Natürlich haben wir dort die Kommentarspalte entsprechend eingeblendet. Das Ganze funktioniert bei uns seit Jahren problemlos.
Für wen eignet sich die DJ-Software zur Analyse von Tonarten?
Mixed in Key Pro richtet sich an alle DJs, die sich für das Konzept des harmonischen Mixens interessieren und das sind unserer Meinung nach die meisten DJs, die über die Anfänge hinausgewachsen sind. Wenn die Grundlagen erst einmal stehen und sich Routinen entwickelt haben, kann man mehr Aspekte beim Auflegen berücksichtigen und ein guter ist die Auswahl der passenden Tonarten. Hier glänzt die Software seit jeher und man möchte fast behaupten, dass bei Mixed in Key die auf der Website zitierten Statements von Szenegrößen von David Guetta über Nicole Moudaber bis hin zu Armin van Buuren tatsächlich stimmen und nicht nur Werbeversprechen sind.
Mixed in Key Pro ist für viele zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden, ähnlich wie ein DJ-Kopfhörer. So wird die Software früher oder später jeden DJ ansprechen.
Der Preis der DJ-Anwendung
Mixed in Key Pro kostet 99,- Euro und beinhaltet alle vorgestellten Funktionen. Wer jedoch auf Neuerungen wie die Mashup-Funktionen verzichten kann, kann Mixed in Key auch günstiger bekommen. Ohne diese Neuerungen, aber mit den Grundfunktionen wie Tonart und Energieerkennung liegt der Preis bei 58,- Euro.
Als DJ hab ich bei solchen Programmen ein absolutes Fragezeichen über meinem Kopf. Hä? Wozu? Obs passt oder nicht, ist künstlerisches Können und Entscheidung. Mache ich einen 6 Minuten Übergang, mixe ich hart rein und cutte, scratche ich und dann zack Übergang im Break (evtl sogar noch die moderne Umsetzung mit Delay und/oder Reverb), haue ich Drums über einen Melodiepart oder andersherum, und und und…das sind die Ansätze und Ideen und das kommt meist spontan beim „Jammen“. Es gibt allerhöchstens eine Grundregel und die heisst „keine 2 Vocals übereinander“ aber selbst das kommt echt drauf an (wenn die Vocals Platz lassen für einander und evtl sogar mit einander sprechen).
Noch nie habe ich überlegen müssen ob die Tonart stimmt, das höre ich doch ob es passt oder nicht und selbst „unpassendes“ kann passend sein. Ich verstehe es echt nicht. Und dann muss ich solch ein Programm „pflegen“ und habe Arbeit für, ja für was eigentlich?
@zirkuskind Zustimmung: 100%. Ich hab die Tonart über TRAKTOR bei meinen Tags. Das ist interessant, eher aber so was wie ein Vorschlag für mich. Die aktuellen DJ Tools sind so leistungsstark, voll mit Funktionen die mehr als ausreichend sind für ein gutes DJ Set. Meine Erfahrung ist, die Gäste denken bei einem perfekt gemixten live DJ-Set: ist doch alles ausm Netz runter geladen und vorgefertigt. Schöne Sache oder? Deshalb baue ich manchmal eine kleine „Minimalstörung“ ein, damit die Gäste merken, hier wird live mit den Tracks gemixt… aber was solls noch, die KI wird übernehmen, gleich morgen abend… grüße DJ commander_loop @ Berlin