Auflegen mit einer Open-Source DJ-Software
Heute wollen wir einen Blick auf die kostenlose DJ-Software Mixxx werfen. Das letzte Mal haben wir diese Open-Source-Anwendung vor fast neun Jahren getestet und wir wollen sehen, was sich seitdem getan hat und für wen die Anwendung geeignet ist. Wie ihr wisst, haben wir gerade im letzten Jahr alle bekannten Anwendungen für DJs getestet und sind selbst gespannt, wie diese komplett kostenlose Software in unserem Test abschneidet. Immerhin gibt es Mixxx schon seit 2002. Nach 23 Jahren im DJ-Kosmos sollte hier doch einiges stimmen, oder?
Inhaltsverzeichnis
- Ein Überblick der DJ-Software
- Die Mixer-Sektion in Mixxx
- Weitere, optional zuschaltbare Ansichten in Mixxx
- Wie macht sich Mixxx in der Praxis?
- Anpassungsmöglichkeiten in der DJ-Software
- Auflegen mit externen Geräten mit Mixxx
- Mixxx-User müssen noch auf Stems warten
- Unterschiede zur Vorgängerversion der DJ-Software
- Zielgruppe von Mixxx
Ein Überblick der DJ-Software
Natürlich haben wir hier, wie bei jeder Anwendung für DJs, zwei Track-Decks und eine zentrale Mixer-Sektion. Darunter gibt es dann noch weitere Fenster, die man einblenden kann, oder generell natürlich einen Browser, mit dem man seine Musikbibliothek nach dem passenden nächsten Song durchsuchen kann.
Mit einem Blick auf den Testbericht vom Juli 2016 können wir feststellen, dass der Designstil ähnlich geblieben ist, aber durch einige Anpassungen etwas aufgeräumter wirkt. An dieser Stelle muss man natürlich anmerken, dass bei einer kostenlosen Open-Source-App das Design wahrscheinlich nicht die höchste Priorität hat.
Die Track-Decks selbst bieten uns umfangreiche Möglichkeiten. Neben den Grundfunktionen wie Cue, Play/Pause und acht Hot-Cues können in Mixxx natürlich auch Loops in verschiedenen Längen ausgewählt werden. Dabei besteht immer die Möglichkeit, Loops frei entlang der Waveform zu setzen oder auf vorgefertigte Längen zurückzugreifen. Neben der Loop-Sektion gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, mit der Beat-Jump-Sektion gezielt durch den Track zu springen. Ist an einem solchen Beat-Jump ein Loop aktiv, wird die neue Abspielposition ebenfalls geloopt.
Natürlich haben wir neben einem Pitchfader, Sync-Buttons und einer BPM-Anzeige alles, was man zum Synchronisieren von Songs braucht, vor allem gibt es extra zwei Nudge-Buttons, mit denen der Beat angepasst werden kann. Wer sich also die Mühe mit der Maus machen möchte, kann eine komplette Transition manuell synchronisiert auf die Bühne bringen. Im Rahmen der Track-Decks bietet Mixxx auch alles, um eventuell falsch analysierte Beatgrids zu korrigieren. Zur allgemeinen Thematik haben wir einen Artikel geschrieben, den ihr hier findet.
Zu guter Letzt gibt es oben rechts noch die Möglichkeit, das jeweilige Track-Deck so zu routen, dass das Signal entweder von der ersten FX-Chain, der zweiten FX-Chain oder von beiden bedingt wird.
Die Mixer-Sektion in Mixxx
In der Mixer-Sektion haben wir natürlich einen 3-Band-Equalizer, bei dem wir durch Klicken auf die benachbarten Buttons die jeweiligen Bänder direkt stummschalten können. Gain, Volume-Fader, Crossfader und digitale Pegelanzeigen sind natürlich auch hier vertreten. Schließlich gibt es noch einen weiteren Regler unterhalb des 3-Band-Equalizers, der standardmäßig als Filter fungiert. Die eigentliche Bezeichnung lautet jedoch „Quick-Effect Super-Regler“ – was für ein Name! Mit diesem Poti kann der Mixxx jeden beliebigen Effekt der Software in die Signalkette einbinden.
Weitere, optional zuschaltbare Ansichten in Mixxx
Neben den Track-Decks, dem Browser und der Mixer-Sektion, die auf Wunsch ausgeblendet werden kann, gibt es dann noch weitere Fenster, die über die oben angezeigten Reiter eingeblendet werden können. So verfügt Mixxx auch über einen Sample-Player. In die acht Slots können Songs direkt per Drag & Drop gezogen und abgespielt werden.
Über den Mic/Aux-Tab können bis zu vier AUX- oder Mikrofonsignale verwaltet werden.
Beim Betätigen des Waveform-Tabs werden uns die Wellenformen der laufenden Songs großflächig eingeblendet, so kann man auch Beatgrids im Detail anpassen, praktisch!
Natürlich bietet Mixxx auch die Möglichkeit, mit vier Decks aufzulegen, auch dies wird einfach per Mausklick ausgewählt.
Zu guter Letzt gibt es noch den Effects-Tab. Hier können pro Effekteinheit bis zu drei verschiedene Effekte parallel angewählt und eingestellt werden. Im Vergleich zur Vorgänger-Software gibt es hier einige Erweiterungen, so dass man als Anwender die Wahl zwischen White Noise, Distortion, Tremolo, Pitch Shift, Phaser, Param EQ, Moog Filter, Metronom (?), LR8ISO, Volume, Hall, Graphic EQ, Glitch, Flanger, Filter, Echo, Compressor, BQ EQ/ISO, BQ EQ, Bitcrusher, Bessel8 ISO, Bessel4 ISO, Balance und Autopan hat. Diese können dann natürlich auch im FX-Fenster eingestellt werden. Eine Sache, die für uns am Anfang wirklich etwas verwirrend war, ist die sogenannte Meta-Regler-Verknüpfung. Damit kann man festlegen, wie sich einzelne Parameter eines Effekts verhalten sollen, wenn man den Hauptregler verändert.
So kann man z. B. bei einem Filter einstellen, dass die Resonanz und LPF gleichmäßig steigen, wenn man den Regler nach oben dreht, während HPF entsprechend sinkt. Zugegeben, das ist etwas, das man am besten selbst ausprobiert. Die Idee dahinter ist cool, aber ein bisschen verrückt. Man muss dieses Feature aber nicht benutzen, sondern kann auch direkt die Hauptregler oder Parameter einstellen. Das Metronom kann hilfreich sein, wenn man das BPM-Raster anpassen möchte und der „Volume“-Effekt erhöht einfach nur die Lautstärke des Signals.
Das sind keine echten DJ-Effekte. Auch die EQ-Varianten ergeben für uns an der Stelle der Effekteinheit nur bedingt Sinn. Wenn man hier z. B. nach einem Hall die Bässe herausnehmen möchte, ist das zwar möglich, aber auch hier etwas zu umständlich.
Wie macht sich Mixxx in der Praxis?
Der Download und die Installation sind sehr schnell erledigt. Nur wer direkt seinen Hardware-DJ-Controller verwenden möchte, benötigt das passende Mapping, das dann noch in der Library hinterlegt werden muss und auch bei ein paar Anpassungen im Design kann das der Fall sein, wer sich aber direkt ins Mixen stürzen möchte, der kann das problemlos tun. Nach einem kurzen Durchklicken der genannten Reiter blenden wir erst einmal alles aus, was wir im Moment nicht brauchen.
Aufgrund der Größe der einzelnen Bildelemente haben wir aber ab und zu gerne die Waveform-Ansicht hinzugeschaltet. Ansonsten ist bei uns nach dem Ausprobieren der einzelnen Möglichkeiten nur der Effekt-Tab neben dem Mixer-Tab ständig aktiv geblieben. Natürlich kann man den Mixer-Tab auch ausblenden, wenn man Mixxx mit einem DVS verwendet und somit über einen externen Hardware-Mixer auflegt.
Wir beschränken uns hier aber auf die Software und lassen ihn eingeblendet. Das Auflegen geht flüssig von der Hand. Die Erkennung von BPM und Tonart sowie die Erstellung der Wellenform sind schnell erledigt. Generell läuft bei unserem Test auf dem Intel Macbook Pro alles erstaunlich flüssig und es kommt zu keinem Zeitpunkt zu Rucklern oder Tonaussetzern. Mit der Beat-Nudging-Funktion in den Track-Decks haben wir einige Übergänge vom Takt her synchronisiert. Das ist erstaunlich gut möglich.
Wem das Nudging zu stark ist, kann dies in den Einstellungen anpassen. Was das bisher etwas kritisch beäugte Timestretching betrifft, freuen wir uns, dass es deutlich verbessert wurde und es keine bösen Überraschungen gab. Allerdings müssen wir anführen, dass in unserem Test bei der Betätigung des Sync-Buttons zwar das Tempo angeglichen wurde, jedoch nicht immer der Beat.
Gerade wenn mal also mit vier Kanälen auflegen möchte, wird das schnell etwas unübersichtlich, was das Synchronisieren angeht. Die Effekte sind in Reihe geschaltet, sodass man zum Beispiel schön ein Echo mit einem Hall und einem Filter miteinander verbinden kann. Die Effekte hören sich vom Klang her in Ordnung an, aber hier liegt die Konkurrenz doch deutlich vorne, jedoch muss dafür eben auch bezahlt werden. Trotzdem kann man mit Mixxx problemlos auflegen und selbstverständlich lassen sich seine Mixversuche auch direkt intern aufnehmen.
Anpassungsmöglichkeiten in der DJ-Software
Was wir an Mixxx absolut loben können, sind die vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten. Es lohnt sich, einen Blick in die Einstellungen zu werfen und es ist eine dankbare Hilfe, dass eine kleine Erklärung aufpoppt, wenn man mit der Maus kurz über die Bedienelemente der Software fährt.
In der Mixer-Sektion haben wir zum Beispiel eine Reihe von EQ-Typen zur Auswahl und auch die Crossover-Frequenzen zwischen den Bändern sind auf Wunsch komplett einstellbar. Braucht man das wirklich? Wahrscheinlich in den seltensten Fällen, aber es ist eine coole Sache, dass wir das alles so einfach über die Software einstellen können.
Tut uns nur den Gefallen und verliert euch nicht in den Einstellungen, denn eine Software, bei der man die Schriftart und Pixelgröße der Musikbibliothek oder die FPS der Waveform einstellen kann, lädt definitiv dazu ein.
Auflegen mit externen Geräten mit Mixxx
Das Auflegen mit externen Geräten ist auch mit Mixxx möglich. Zum einen können hier DJ-Controller entweder manuell gemappt werden oder ihr könnt Mappings für euren jeweiligen DJ-Controller herunterladen. Diese müssen dann in bestimmten Ordnern innerhalb eurer Library abgelegt werden. Hier merkt man eben, dass wir es mit einer Open-Source-Software zu tun haben, die zwar funktioniert, in die man sich aber hier und da ein wenig einlesen muss. Neben der Nutzung von Mixxx mit DJ-Controllern über MIDI oder HID, kann man die Anwendung auch für ein Digital-Vinyl-System nutzen.
Dass dies möglich ist, finden wir prinzipiell super, denken aber, dass, wenn man bereits entsprechende Timecode-Vinyls und eine Soundkarte für eine Anwendung wie z. B. Native Instruments Traktor Audio 10 oder eine Reloop Flux zur Verfügung hat, man höchstwahrscheinlich eher auf Traktor oder Serato DJ setzen wird.
Mixxx-User müssen noch auf Stems warten
Stems sind natürlich eines der wichtigsten und beliebtesten Themen im DJ-Bereich. Leider kann Mixxx zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stems erzeugen. Allerdings befindet sich die Version 2.6 von Mixxx in der Alpha-Phase und unterstützt hier die Verwendung von Stem-Dateien, die auf dem Native Instruments Protokoll basieren. Hier heißt es also noch abwarten.
Unterschiede zur Vorgängerversion der DJ-Software
Seit unserem letzten Test hier auf AMAZONA.de hat sich einiges in der Anwendung getan. Vieles, was man der Oberfläche natürlich nicht ansieht. Durch ein neueres Anwendungs-Framework wurde die Hardware-Unterstützung verbessert und die Kompatibilität mit aktuellen Betriebssystemversionen ermöglicht. Außerdem können Controller-Mappings nun direkt in den Einstellungen angepasst werden. Hinzukommen, wie bereits erwähnt, einige neue Effekte und die Möglichkeit, AU-Plug-ins in die Effekt-Units einzubinden. Standardmäßig werden die Apple AUs angezeigt. Um jedoch auf andere auf dem System installierte AUs zugreifen zu können, muss man sich über GitHub zusätzliche Ressourcen installieren.
Zielgruppe von Mixxx
Da die DJ-Software kostenlos ist, kann sich natürlich jeder schnell die Anwendung herunterladen und ausprobieren. Solche kostenlosen Ressourcen finden wir natürlich super, da man so in die wunderbare Welt des Auflegens einsteigen kann, ohne direkt den Geldbeutel zu plündern. Dass Mixxx Open-Source ist, macht es uns noch sympathischer, denn so kann man gemeinsam an einer zugänglichen Software arbeiten. Allerdings müssen wir auch sagen, dass Mixxx sehr viele Optionen bietet. Das ist auf der einen Seite natürlich gut, kann aber gerade für Einsteiger etwas überfordernd wirken. Dennoch können wir jedem empfehlen, die DJ-Software einmal selbst auszuprobieren.
danke schön für den Artikel/ Test. Eine Software für kostenlos geht erst mal sehr gut. Ich habe sie vor ein paar Jahren getestet aber bei mir gab es immer mal Abstürze . Wahrscheinlich ist es mehr etwas für Leute die sich auch mit Programmierung auskennen, ich leider nicht. die Software ist schon sehr weit entwickelt und das mit den stems wird auch irgendwann kommen bloß da ist die Anwendung und Programmierung sicherlich sehr umfangreich damit es auch qualitätsmäßig mithalten kann. Ich wünsche der Community weiterhin viel Erfolg.