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Test: MKI Erica Synths EDU, DIY Drum-Module

Drums selbstgestrickt

3. Januar 2025
MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module 6

MKI Erica Synths EDU, DIY Drum-Module

Die MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module wurden bereits vor einiger Zeit angekündigt, aber erst seit kurzem sind die drei Drum-Module Kick Drum, Snare Drum und Hi-Hat erhältlich. Moritz Klein, Gründer der EDU DIY Modul-Serie, deren Hardware von Erica Synths hergestellt und vertrieben wird, bringt es in der Einführung zum Kick Drum Modul auf den Punkt.

Sinngemäß beschreibt er, dass im Gegensatz zu den Oszillator- oder Filter-Modulen der EDU-Serie hier viel mehr Komponenten ineinandergreifen. Deswegen wurden diese zunächst nach hinten verschoben. Der Test soll dabei erkunden, wie gut der doch recht komplexe Stoff vermittelt wird, aber auch, wie die Aufbauanleitung gestaltet ist und die fertigen Module dann am Ende klingen. Denn nicht nur der Weg ist das Ziel – wichtig ist, was hinten rauskommt!

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MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module – Lieferumfang

Die MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module kommen in einer schlichten Pappschachtel mit Aufkleber und getrennten Beuteln für die mechanischen und elektrischen Bauteile. Auch das PCB und die Frontplatte, die im Prinzip auch ein bedrucktes PCB ist, sind extra verpackt. Eine Anleitung liegt nicht dabei, diese sind für jedes Modul einzeln auf der Website von Erica Synths zu beziehen und ausschließlich in englischer Sprache zu erhalten. Ein wenig schade, stammt der Entwickler Moritz Klein doch aus deutschen Landen.

Die Anleitung ist zentraler Teil der MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module

Die Anleitung ist dabei nicht nur zum Aufbau der Schaltung gedacht. Vielmehr handelt es sich um Lehrmaterial für die einzelnen Bestandteile der verschiedenen Schaltungen sowie Erklärungen zur Wirkungsweise einzelner elektronischer Komponenten wie Transistoren oder Opamps. Darüber hinaus werden auch ganz praktische Tipps zum Umgang mit Lötkolben und Co gegeben – ein Rundum-sorglos-Paket also?

MKI Erica Synths EDU DIY Snare Drum 1

Alle Bauteile werden mitgeliefert, ein Bread-Board nicht

Nicht ganz, denn in der Anleitung wird der jeweilige Schaltkreis zunächst Stück für Stück auf einem Bread-Board aufgebaut. Das ist ein mechanisches Steckbrett, auf dem testweise Schaltungen aufgebaut werden können, ohne diese löten zu müssen. Dieses ist nicht enthalten, es wird jedoch auf das Erica Synths Labor hingewiesen, das eigens für diesen Zweck entwickelt wurde.

Der Sinn ist dabei, dass jeder Funktionsblock der verschiedenen Schaltungen der MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module einzeln aufgebaut wird und durch Veränderung einzelner Bauteile auch experimentiert werden kann. So wird einem von vornherein das Gefühl vermittelt, dass eben auch der Spaß an der Entdeckung eine große Rolle bei den Modulen spielt. Unter jedem Abschnitt des Schaltkreises findet sich zudem ein Link zur Website CircuitJS, einer Schaltkreissimulation für den Browser. Die Teilbereiche sind dabei bereits aufgebaut und so kann auch in der Simulation mit den Werten der Bauteile oder dem Aufbau experimentiert werden.

So ein Bread-Board kann für wenig Geld erworben werden und für die vorgestellten Drum-Module reichen auch zwei Batterien zur Stromversorgung. Um die einzelnen Bauteile miteinander zu verbinden sind zudem einige Drahtbrücken erforderlich, die es auch als Set im Elektronikfachhandel zu kaufen gibt.

Dabei muss ich deutlich machen, dass es auf keinen Fall Pflicht ist, die Schaltung zunächst so aufzubauen. Es spricht nichts dagegen, gleich in das Kapitel zum Zusammenbau zu springen und mit dem Löten loszulegen.

Aufbau auf einem Bread-Board

Ich persönlich habe schon einige Prototypen auf einem Bread-Board realisiert und was spätestens bei der vollständigen aufgebauten Schaltung klar werden sollte, musste auch ich lernen. Der Aufbau auf einem Bread-Board erfordert Übung und Geduld.

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MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module - breadboard base drum fertig

Kick Drum

 

Hi-Hat

 

MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module - breadboard snare fertig

Snare-Drum

Die MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module gehen aber zum Glück nicht davon aus, dass das EDU DIY Labor auch vorhanden ist, denn die Aufbauten setzen lediglich ein Bread-Board voraus, das groß genug ist alle Komponenten aufzunehmen. Aus eigener Erfahrung mit dem Labor muss ich allerdings sagen, der Aufbau ist damit wesentlich angenehmer, vor allem, weil mechanische Komponenten wie Buchsen und Potentiometer nicht direkt auf das Steckbrett aufgebracht werden müssen. Auch in der jeweiligen Anleitung gibt es einen Abschnitt, wie das EDU DIY Labor am besten für den Testaufbau zu nutzen ist.

MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module – Vermittlung von Elektronikwissen

In meinem Test zum Erica Synths Labor habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die dort verwendete Wasseranalogie mit Vorsicht zu genießen ist. Solang allerdings keine Hochfrequenzphänomene oder Spulen in der Schaltung auftreten, kann damit durchaus ein Lernerfolg erzielt werden, da der Vergleich mit einem intuitiv erfassbaren Phänomen zum leichteren Verständnis beitragen kann. Das sollte aber auch so kommuniziert werden – was ich den MKI Erica Synths EDU DIY Drum Modulen ein wenig anlaste, da diese Tatsache keine Erwähnung findet.

In den Anleitungen der EDU DIY Drum Module selber findet sich diese analoge Erklärung aber nur im Anhang, und die einzelnen Funktionsblöcke des jeweiligen Drum-Moduls werden in ihrer Wirkungsweise rein elektrisch und ohne Rückgriff auf die Wasseranalogie nahegebracht.

Abbildung eines Teilblocks aus der Anleitung

Dabei wird an einigen Stellen auch das Wissen aus den simpleren Modulen vorausgesetzt, so z.B. bei der Erklärung, wie der Kick-Drum-Distortion die kratzigen Obertöne genommen werden können. In der Anleitung steht dann einfach

„Dies lässt sich jedoch leicht anpassen – wir fügen einfach einen kleinen 3,3nF Kondensator parallel zu den Dioden und dem Potentiometer hinzu. Dieser Kondensator rundet dann die scharfen Kanten ab, die durch die Verzerrung entstehen.“

Warum der Kondensator diese Wirkung hat, muss schon aus der Anleitung aus dem EDU Filtermodul bekannt sein. Und so würde ich auch alle Drum Module, entgegen der Aussage aus den Anleitungen, als fortgeschrittene Module bezeichnen, sowohl in Funktionsweise als auch Aufbau. Wir reden bei dem EDU DIY Snare Drum Modul immerhin schon von ca. 90 Bauteilen. Das ist an sich nicht überkomplex, aber dennoch würde ich es nicht im Anfängerlager verorten. Es gibt immerhin 90 Möglichkeiten, Bauteile falsch einzubauen.

Der DIY-Teil der MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module

Damit möchte ich mich dem eigentlichen Teil zum Aufbau widmen. Gleich zu Anfang werden alle Komponenten aufgelistet, so dass ein Check stattfinden kann, ob auch alles geliefert wurde. Bei meinen drei Drum-Modulen der MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module war alles vorhanden und alles ging sich genau aus.

MKI Erica Synths EDU DIY Kick Drum 3

Die Widerstände vorher zu messen erspart viel Arbeit nachher

Als kleinen Tip würde ich alle Widerstände, die auf Banderolen kommen, mit einem Widerstandsmesser messen oder die Farbringe ablesen und die Banderolen entsprechend beschriften. Das erspart nachher ein Menge Arbeit beim Suchen der richtigen Widerstandswerte. Gerade die Keramikkondensatoren sollten auch genau begutachtet werden, das sie in Form und Aufbau identisch erscheinen, jedoch andere Werte haben, je nachdem, was das Kleingedruckte auf dem Gehäuse sagt. In der Anleitung wird zum Dekodieren der Aufdrucke allerdings auf Google verwiesen, anstatt diese zu erklären; das hätte man ruhig machen können.

Es ist auch unerlässlich, vor dem Aufbau die komplette Aufbauanleitung durchzulesen und sich zu vergewissern, dass auch alles genau verstanden wurde. Zweimal lesen, einmal löten ist hier die Devise. Denn das Entlöten von Bauteilen ist um ein vielfaches aufwändiger als das Verlöten – zumal dazu noch spezielles Werkzeug und Hilfsmittel nötig sind (ich spreche da aus leidvoller Erfahrung).

Beim Aufbau der drei Drum-Module der MKI Erica Synths EDU Devices sind mir kleine Unstimmigkeiten zwischen Anleitung und PCB aufgefallen. Z.B. stimmten einige Aufdrucke für Potentiometerwerte nicht überein. In einem Fall (der EDU DIY Hi-Hat) wird in der Anleitung explizit darauf hingewiesen. Im anderen Falle (der EDU DIY Snare Drum) muss dieser Umstand selber erkannt werden.

MKI Erica Synths EDU DIY Kick Drum 11

So ein Mikroskop ist zur Kontrolle nicht erforderlich, aber sehr praktisch – eine Lupe reicht dafür auch

Des Weiteren ist in der Anleitung zum Snare-Drum-Modul der Bestückungsplan beide Male mit den Bauteilwerten abgebildet. Richtig wäre, wie bei den anderen Modulen, zum einen der Bestückungsplan mit den Bauteilbezeichnungen (also R1, R2, C1 etc.) und zum anderen die eigentlichen Werte (z.B. 100 kOhm, 10 kOhm, 10 nF, etc).

Das sind für sich genommen keine großen Sachen, aber in Summe macht es das Unterfangen gerade für Anfänger schwieriger. Denn diese sind meistens mit sich widersprechenden Angaben überfordert, da ihnen noch einfach die Erfahrung fehlt. Deswegen ist ein genaues Durcharbeiten vor dem Löten auch so wichtig.

Alle drei Module fertig aufgebaut

Die aufgebauten Module

Zum Schluss bleibt natürlich noch die Frage: lohnt sich der ganze Aufwand, abgesehen vom Lerneffekt, eigentlich? Sind die fertig aufgebauten Module der MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module auch tatsächlich brauchbar – will ich sowas also im Rack haben?

Die kurze Antwort ist – Ja. Denn nicht nur empfinde ich den Grundcharakter aller drei EDU DIY Module Kick Drum, Snare Drum und Hi-Hat als angenehm roh und charaktervoll. Unter Einsatz der Patch-Punkte vor allem bei Hi-Hat und Snare Drum gelingen vielseitige Pattern, die weitaus mehr können als Boing-Bumm-Tschack. In den Klangbeispielen kommt das auch zur Geltung.

Hier habe ich die Hi Hat und die Snare Drum über eigene Spuren angesteuert, bei denen die Parameter Accent und Snappy, respektive Attack und Decay in der Sequenz angesteuert wurden. Das Ergebnis sind lebendige Pattern. Der Klangumfang der EDU DIY Drum-Module wird auch dargestellt, in dem ich heftig an den Reglern drehe.

Was mir auffällt ist, dass die einzelnen Parameter ein wenig voneinander abhängen; gerade bei den Tuning-Einstellungen fällt das auf – das ist aber auch einfach eine Eigenschaft der gewählten Schaltung. Was mich angenehm überrascht hat ist, dass der Accent-CV graduell funktioniert, also nicht bloß „an“ und „aus“ kennt, sondern auch ein „dazwischen“.

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Fazit

Das Fazit muss sich nun auf die drei Bereiche beziehen: Lernerfahrung, Aufbau und fertiggestellte Module. Bei Lernerfahrung, Klang und Handhabung der Module finde ich keine nennenswerten Mängel. Die kleinen Probleme bei der Dokumentation des Aufbaus habe ich jedoch angesprochen – und gerade die können für Anfänger ein erheblicher Stolperstein sein.

Und so würde ich die MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module auch definitiv dem fortgeschrittenen Lager zuordnen. Es sollte zumindest eines der einfacheren EDU DIY Module wie der Oszillator schon am Gürtel hängen, bevor sich an die MKI Erica Synths EDU DIY Drum Module herangewagt wird.

Plus

  • Schritt für Schritt Erklärungen aller Funktionsblöcke
  • gut geschriebene Anleitung und Erklärungen
  • guter Klang der EDU DIY Drum Module

Minus

  • kleine Unstimmigkeiten zwischen Aufbau und Anleitung

Preis

  • Erica Synths - EDU DIY Kick Drum - 77,35 EUR
  • Erica Synths - EDU DIY Snare Drum - 77,35 EUR
  • Erica Synths - EDU DIY Hi-Hat - 77,35 EUR
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Danke für diesen interessanten Artikel!

    Beim Lesen erinnerte ich mich an meine noch nicht beendeten DIY-Module von ERICA-SYNTH!

    Es bringt mir einfach Freude mit dem (richtigen, also Einmal Weller, immer Weller) Lötkolben ohne Zeitdruck die eigene Ausdauer, Konzentration und Feinarbeit auf die Probe zu stellen… 😅

    Die Lab-Module sind vom Aufbau und Qualität völlig gut gemacht, wie es mir scheint!!

    Jetzt geht es gleich in den Werkraum: Elektotröten löten!🤣👍

  2. Profilbild
    Bave the Dutcher

    Danke für den Artikel! Scheinen gute Bausätze zu sein. Ich persönlich habe sehr viel beim Bau der Bausätze von North Coast Synthesis gelernt, super Qualität und super Dokumentation. Und natürlich bei YUSYNTH, der mich dann auf electro-music gebracht hat, wo fonik und andere Extremisten unglaubliches anbieten, da isman dann echt im Kaninchenbau der DIY Entwickler. Super ist auch der Mail Newsletter von S-DIY, da sind alle Größen der Eurorackszene dabei, und damit meine ich keine Influenza sondern echte Könner, dort trau ich mich allerdings nicht mitschreiben sondern bleibe ehrfürchtig und brav im „lurking-mode“.

  3. Profilbild
    masterBlasterFX

    Interessanter und detailreicher Test, danke.

    Finde diese EDU DIY Modul-Serie wie auch das Erica Synths EDU DIY Labor eine gute Sache.

  4. Mehr anzeigen
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