Arpeggiator war gestern
MNR Development Harmony Bloom ist ein generativer MIDI-Noten-Sequencer ohne eigene Klangerzeugung für iPadOS, macOS und Windows.
Inhaltsverzeichnis
MNR Development Harmony Bloom
MIDI-Sequencer für iPadOS, macOS, Windows
Wer sich schon einmal mit euklidischen Sequencern, sequentieller Musik, bzw.Apps wie Alexandernaut Fugue Machine, Ryan Robinson ZOA (Game of Life) oder Kymatica Sector befasst hat, wird sich hier schnell heimisch fühlen. Der Clou hier ist die zirkulare Darstellung, die selbst komplexeste Notensequenzen verständlich und ansprechend darstellt.
Für MNR Harmony Bloom wird ein iPad ab iPadOS 12, macOS 10.14 (Intel/Apple Silicon) oder Windows 10 benötigt. Als Plug-in-Formate werden für die spezifischen Plattformen AUv3, AU und VST3 angeboten. Standalone gibt es ihn nur für iPadOS. Das iPhone geht bisher leer aus.
Desktop-Versionen haben eine Seriennummer-Autorisation mit einem Aktivierungslimit von drei gleichzeitigen Installationen. Werden mehr benötigt, kann der Entwickler Mario Nieto direkt kontaktiert werden.
Außerdem gibt es ein recht umfassendens englischsprachiges PDF-Handbuch auf der Homepage.
Harmony Bloom – Parameter
Die zentrale Anlaufstelle von MNR Harmony Bloom ist der Notenkreis. Im Kreis können bis zu acht Trigger-Bars wie „Radspeichen“ aktiviert werden, die die durchlaufenden Noten dann aktivieren. Es können bis zur 82 Noten (N.Notes) gleichzeitig erklingen. Das wären ein bisschen viel auf einmal, aber die zeitlichen Verschiebungen zwischen einzelnen Noten macht die Musik. Dazu gibt es fünf grundlegende Parameter:
S.Offset – Speed Offset
Der Geschwindigkeitsfaktor zwischn -1,000 und +1,000 legt fest, um wie viel schneller sich eine Note im Verhältnis zur vorhergehenden im Kreis bewegt. Bei 0,000 haben alle Noten die gleiche Umlaufzeit. bei +1 ist die innerste Note die schnellte und bei -1 die äußerste Note.
Q.Offset – Quantisierter Offset
Hier wird der Taktabstand der Noten zueinander festgelegt. Dabei wird die Anzahl der Noten auf eingestellte Taktmaß zwischen 1/1 und 1/1024 eingepasst. So kann es bei bei hohen Werten für die Notenanzahl auch zu Akkorden und Vielklängen kommen. Also z. B. bei einem Taktmaß von 1/4 und 12 Noten haben wir vier Dreiklänge.
F.Offset – Freier Offset
Dieser Offset ist frei from Taktmaß als Faktor zwischen 0 und 1,000, jeweils relativ zu vorhergehenden Note ausgeführt. Bei 1 ist die geometrische Form identisch mit 0, also eine volle 360 Grad Drehung, bei 0,500 ist es ein 180 Grad Drehung usw. Aber schon Änderungen von 0,001 führen so deutlichen Veränderungen in der zeitlichen Notenabfolge. Für F.Offset und die zwei nachfolgenden Parameter E.Offest und G.Offset gibt auch eine Gruppenquantisierungsoption.
E.Offset – Even Offset
Hier werden die geradzahlingen Noten um den Faktor 0,000 bis 1,000 verzögert, wie immer gezählt vom Kreismittelpunkt zum Kreisumfang. 1,000 ergibt auch hier eine Drehung um 360 Grad der geometrischen Figur. Damit lassen sich z. B swingende Muster erzeugen.
G.Offset – Globaler Offset
Der Globale Offset dient zur Gesamtverschiebung im Takt um den Faktor 0,000 bis 1,000, wobei auch hier +1 eine 360 Grad Rotation erzuegt. Damit wird der gesamte Takt graduell nach hinten geschoben, bis er wieder auf seiner Ausgangposition landet.
Da MNR Harmony Bloom ein Plug-in ist, können ja auch mehrere Instanzen aufgerufen werden und die jeweiligen Patterns lassen sich so gegeneinander verschieben.
F, E, G-Offest-Quantisierung
Auf die Offest-Quantisierung mit dem Rauten-Symbol wurde ja schon aufmerksam gemacht. Mit ihr werden die jeweiligen Parameterschrittweiten in gleichgroße Abstände geteilt. So ergibt z. B. eine Quantisierung von „4“ eine Parameterschrittgröße von 1,000 / 4 = 0,250. Der kleinste Quantisierungsschritt liegt bei 128 bzw. bei 0,008 Schrittgröße.
N.Duration – Notenlänge
Hier wir ein die Länge in Sekunden, von 0 bis 10,00 angegeben.
Loop Length
Die Länge des Loops wird in Takten angegeben und kann in bis zu 128 Takte lang sein, um die gesamte geometrische Form einmal um sich selbst zu drehen.
Probability
Hier wird die Auslösewahrscheinlichkeit in Prozent für alle Noten angegeben.
Tempo
Die BPM-Geschwindigkeit kann zwischen 000 und 999 eingestellt werden, kann aber auch zum DAWHost synchronisiert werden.
Harmony Bloom – Bedienung
Alles soweit gut, aber wie sieht es mit den Harmonien bei MNR Development Harmony Bloom aus.
Das gibt es unter dem Pop-up-Reiter Note Collection eine Sammlung von kapp 60 Noten Presets, die eigenhändig zusammengestellt wurden, damit auch 82 Noten auf einmal nicht (zu) kakophonisch klingen. Die Sammlung kann aber auch ausgeschaltet werden, was aber auch die Notenbegrenzung auschaltet.
Die andere „Sicherung“ ist die frei wählbare Basisnote und eine Sammlung von ebenfalls knapp 60 Tonarten. Es können über da Stiftsymbol aber auch eigene Tonarten per Miniklaviatur erstellt werden.
Damit fängt der Spaß aber erst an, denn MNR Development Harmony Bloom besitzt noch die Fähigkeit der Lasso- und der Einzelauswahl der Noten, um diese zu deaktivieren, aktivieren, deren aktuellen Zustand zu invertieren (toggeln) oder den Stand per Zufall auswürfeln zu lassen.
Das Auswürfeln genießt sowieso ein großen Fokus und jeder der Parameter kann einzeln oder im Gesamtset per Zufall verändert werden. Außerdem können die Parameter noch MIDI-fiziert werden, vom globalen Zufall ausgenommen und mit Parameter-Lock versehen werden. Alles da!
Es wäre noch sehr schön, wenn der Probability-Parameter hier auch eine Rolle spielen würde. Tut er aber leider nicht.
Die unterste Menüleiste widmet sich den Rahmbedingungen. Synchronisation zur DAW, Laufrichtung der Sequenz, Aktivierung des eingebauten On-Screen MIDI-Keyboards oder ob die Sequenz vom Keyboard (per Note-on-Event) oder Play-Status der DAW zurücksesetzt wird (Retrigger). Besonders schön ist hier auch, wie die Notenbegrenzung N.MIN und N.MAX, die auch extern, z.B. per MIDI-Keyboard, gesetzt werden kann. Zulest ist hier noch die Begrenzung für die Anschlagsdynamik zu finden. Das Icon, das normalerweise „Sample & Hold“ meint, steht hier für die Zufälligkeit der MIDI-Velocity in dem vorgegeben Bereich.
In den Presets können bis zu 8 MIDI-Port aktiviert werden und auf welchem MIDI-Kanal sie senden und bei ob die Noten bis +/- 2 Oktaven transponiert werden sollen. Für die Desktop-Version weist der Autor darauf hin, dass eventuell nicht alle DAWs Plug-ins mit Multi-Port-MIDI untestützen.
Neben dem Preset-Browser gibt es noch ein Möglichkeit zur Farbanpassung der Oberfläche wie auch einen „Spectator-Mode“, der die Oberfläche ausblendet, um das geometrische Spiel in voller Pracht zu genießen.
Zu den Klangbeispielen:
Peak bei -3 dBFS.
Als Klangerzeuger kamen Beepstreet Zeeon und Bam Bros Ripplemaker zum Einsatz. Es wurde nur eine Instanz von Harmony Bloom verwendet.
und hier noch ein weiterführendes Demovideo
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Ich benutze es seit ca. 2 Wochen und finde es einfach nur Großartig .
Das Plugin ist wunderbar und der Developer entwickelt es ständig weiter – ich glaube die Parameternamen sind schon in Arbeit.
Auch seine regelmäßigen Live-Sessions auf YouTube sind sehr inspirierend.
Das Plugin hat zwar Ähnlichkeiten zum Reaktor-Ensemble „Spiral“, aber entwickelt sich inzwischen doch deutlich darüber hinaus.
Spaß :-)
Zusammen mit Devicemeister „Stepic“ und dem Sequencer in Arturia „Pigments“ gerade meine Top-3
Schließe mich an, nutze es jetzt auch schon seit ein paar Wochen. Sehr inspirierend und überraschend. Checkt bei der Gelegenheit mal das Plugin „droplets“ vom Entwickler Finn Mitchell-Anyon. Das bereitet auch eine Menge Spaß. Ist ein bisschen wie Pong, nur mit Noten.
Hammer, seit Nutzung bleibt meine Krakensoftware eher im Hontergrund…🤯
Das Expansion Pack ist super gemacht!!🤩
Der Artikel macht durchaus Lust auf mehr, die Klangbeispiele ernüchtern dann aber doch. Keine Ahnung wozu man sowas braucht, wenn dann sowas dabei rauskommt.
Hat vielleicht jemand unter den hier anwesenden Lesern irgendwas damit zusammengekocht, was den Mehrwert zeigt, dass man damit schneller zu tollen/außergewöhnlichen musikalischen Ergebnissen kommt, als mit irgendeinem anderen Arpeggiator?
@chalaco Hallo chalaco,
ich habe mich mit den Beispielen absichtlich zurückgehalten um die Funktionsweise zu zeigen.
Viellicht möchtest Du Dir das Harmony Bloom Demo Cuts 1 auf YT ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=OMm-zSkC3yI
greets,
M. :)
ich muss chalaco leider recht geben. im artikel klingt es noch sehr spannend und ich hab auch schon an anderer stelle einiges darüber gelesen, war also sehr interessiert.
die klangbeispiele klingen aber ehrlich gesagt etwas unmusikalisch. vielleicht liegt’s auch an den verwendeten sounds mit viel release, aber ich hab nicht mehr das gefühl, dass mir das plugin irgendeinen mehrwert bieten könnte. vielleicht probiere ich erstmal droplets. die beispiele, die ich da kenne machen deutlich mehr spaß. 😀