ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Mooer GE 300, Gitarren Multieffektgerät

Multieffekt und Synthesizer-Pedal - Das Mooer GE 300 greift an!

18. Juni 2019
Mooer GE 300

Mooer GE 300

Mooer, Mooer, Mooer – immer wieder Mooer. Diesmal gibt’s das Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedal. Die Firma weiß durchaus zu begeistern, hat in der Vergangenheit mit dem Micro Preamp Live ein saftiges, gut klingendes Gitarren-Pedal für die Vorstufe abgeliefert und sich auf kompakte, multifunktionale Stationen genauso spezialisiert wie auf die kleinen Micro-Pedale. Manchmal wurde sich auch überhoben und manche Stationen wie der Black Truck kamen ein bisschen zu steril und undynamisch herüber – aber sei es drum. Mit dem GE 300 soll nun so etwas wie ein absolutes Flaggschiff vorgestellt werden. Amp-Modeling, Synth und Multieffekt-Prozessor – das klingt zwar wieder nach Mooer-typischem Größenwahn, aber eine preiswerte Multieffekt-Station ist immer gern gesehen. Auf der diesjährigen NAMM wurde der Prototyp vorgestellt, jetzt ist das Gerät bereits auf dem Markt. Ging das zu schnell? Fest steht: Im unmittelbaren Vergleich mit Fractal Audio oder Boss ist das GE 300 um einiges preiswerter. Dual-DSP-Technologie ist wie bei den meisten anderen Workstations von Mooer genauso an Bord sowie unzählige Features, die insgesamt den Eindruck erwecken, dass Mooer hier sowohl die Studio- als auch die Live-Situation abdecken will.  Also, ran an den Speck!

Mooer GE 300 Multieffekt Pedal – Facts and Features

Ganz typisch für Mooer besitzt das Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedal eine fast unverschämte Menge an Features, die sich treffend mit dem englischen Wort wholesome beschreiben lässt – es wurde quasi an alles gedacht. Quantität und Qualität stehen bei der Firma immer in einem gewissen Verhältnis zueinander und man darf gespannt sein, ob Mooer ein paar ihrer Engines überarbeitet haben oder ob der dann doch arg klinische, undynamische Klang anderer Workstations beibehalten wurde. Für Gitarre sind dynamische Engines jedenfalls ein Muss. Und gewiefte Gitarristen können nachvollziehen, inwiefern der emulierte Klang berühmter Amps dem Original nahekommt.

ANZEIGE

Mooer GE 300

Aber fangen wir mal an. Von außen macht das gute Stück eine vernünftige Figur: Die Maße von  410 x 210 x 62 mm und das Gewicht von 3 kg sind angemessen für solch ein Multieffekt-Pedal. Zehn Fußschalter gibt es insgesamt, gleichmäßig verteilt über zwei Ebenen, neben einem kleinen Expression-Pedal, das wir uns später im Praxisteil genauer ansehen werden. Ein- und Ausgänge gibt es eine ganze Menge: Neben zwei XLR-Ausgängen für ein Mischpult (für dessen Volume-Output es einen eigenen Regler gibt) gibt es, wie erwartet, einen 6,3 mm Monoeingang, einen 3,5 mm Stereo-Aux-In, zwei Monoklinken für Send, zwei für Return, die Möglichkeit, zwischen Guitar und Line-In zu wechseln, um das Eingangs-Volume zu berücksichtigen, 2x 5-Pin DIN MIDI In/Out/Through sowie einen 6,3 mm Stereo-Klinken-Kopfhörerausgang. Eine weitere 6,3 mm TRS-Klinke für ein zweites Expression-Pedal sind ebenfalls dabei sowie ein USB-Anschluss, mithilfe dessen man sich die GE 300 Studio App zunutze machen kann. Runtergeladen werden kann die Software hoffentlich bald hier, wo es bislang in erster Linie Dateien für das Vorgängermodell gibt. Editieren von Sounds und das Einstellen anderer Parameter sollen über die Studio-App ermöglicht werden.

Kommen wir zum Display des Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedals und dem Drumherum. Gleich zu Beginn stellt man ein erfreuliches Feature fest: Die Signalkette, die man mit dem Mooer GE 300 quasi aufbaut, leuchtet in seinen Bestandteilen anhand schmaler LED-Kästchen unter dem Display auf. Das verschafft einem eine sofortige Übersicht über die aktiven Parts im Sound und spart einem das nervige Scrollen. Sofort fällt des Weiteren auf: Das LED-Display ist hervorragend lesbar, übersichtlich aufgebaut und überhaupt ist der Zugang zum Mooer GE 300 intuitiv – und das trotz der vielen Features. 256 Presets hat das gute Stück – verteilt auf 64 Bänken. Diese können mit den Up/Down-Schaltern links angewählt werden. Entscheidend sind die vier CTRL-Schalter: Diese können pro Preset einen beliebigen Sounds zugewiesen bekommen, den man ein- und ausschalten kann – vier Sounds pro Bank also. Eingestellt werden können die einzelnen Sounds im Detail über die kleinen Potis rechts neben dem Display.

Die MIDI-Kapazitäten des Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedals decken wie erwartet das Grobe ab: MIDI In/MIDI Out/Thru. Darüber hinaus soll mit einer möglichst niedrigen Latenz über den USB-Anschluss der Mooer GE 300 auch als Digital-Audiointerface in Frage kommen. Eine all-inclusive Lösung also für das Aufnehmen von Gitarren, gedacht als preisgünstige Alternative zu den mit VSTis überfüllten Bibliotheken – mehr als attraktiv für Gitarristen. Wie gesagt: Mooer wollen wenn schon, dann auch wirklich an alles gedacht haben. Auch integriert: Eine Loop-Station, die mit über 30 Minuten an Klangbeispielen gefüllt werden kann, direktes Dubbing ermöglicht und eine Reverse- sowie Stretch-Funktion besitzt.

Mooer GE 300 Front

Mooer GE 300 Front

Kommen wir zu einem frustrierendem Moment mit dem Mooer GE 300: Die Tone-Capture-Funktion. Diese basiert auf dem bereits etablierten Prinzip des Preamp Micro Live. Beim Versuch, eine Stompbox einzufangen (den „Brothers“ von Chase Bliss Audio) stellte sich heraus, dass sich die jeweilige Option, namentlich die „Learning: Amp & Stomp“-Funktion, seltsamerweise nicht anwählen ließ. Prinzipiell verläuft es so, dass Eingang und Ausgang des Pedals an den Send und Return des integrierten Loops des Mooer GE300 Gitarren-Multieffekt-Pedals angeschlossen werden. Mithilfe des Target A Schalters wird das Sampling im Loop aktiviert, während man mit Source die digitale Referenz auswählt. Da sich auch nach mehreren Anläufen das Problem nicht beheben ließ, sich User und Source jeweils anwählen, die Learning-Funktion jedoch nicht, wird der Test unter dem Vorbehalt weitergeführt, dass die Tone-Capture-Funktion nicht untersucht werden konnte.

Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedal – in der Praxis

Grundsätzlich erweckten Mooer im Vorfeld den Eindruck, dass das Mooer GE 300 Multieffekt-Pedal bei Gitarristen vor allem mit seinen Synthesizer-Kapazitäten begeistern soll. Klar, die Amps und Boxen sind für die Gitarre entscheidend und in so einem Gitarre-Pedal-Format immer gern gesehen – sofern sie die nötige Qualität mit sich bringen. Aber Mooer scheint hier besonders stolz auf das integrierte Synth-Modul des Mooer GE 300 zu sein.

ANZEIGE

Dieses beinhaltet drei Oszillatoren, die unabhängig voneinander mit einem Arpeggiator, mit Level, Filter, Pitch, Attack und Schwingungsform daherkommen. Die Firma aus China lesen also die Zeichen der Zeit: Für viele Gitarristen ist eine flexible Synth-Engine in ihrem Multieffekt-Pedal inzwischen unabdingbar. Der Eingang des Pedals, ob Line-In oder Instrument, wird in drei von einander unabhängige Signalpfade aufgeteilt, die allesamt zum trockenen Signal beigemischt werden können.

Mooer GE 300

Natürlich ist also von Interesse, diese Synth-Engine umfassend zu untersuchen. Anhand der hier folgenden Beispiele sollte ein einigermaßen deutliches Bild der Synthesizer-Kapazitäten des Mooer GE 300 geliefert werden.

Der wichtigste Faktor, wenn Gitarre und Synthesizer zusammenfinden, ist das Tracking. Das ist hier alles andere als hölzern oder steif, aber besonders feine Anschlagsdynamiken, wie sie beispielsweise der Enzo erfassen kann, gehen hier zum Teil verloren. Tatsache ist: Die drei Voices kommen schön zusammen, lassen sich hervorragend zu einem Polysynthesizer zusammenlegen oder können FM-artige Klänge erzeugen. Darüber hinaus muss zu den Klangbeispielen gesagt werden, dass sie ausnahmslos mit dem Direct-In des Audiointerfaces aufgenommen wurden und dabei einen zum Teil etwas dumpfen Charakter offenbaren. Da schneidet die Klangqualität eines Helix über den Direct-In grundsätzlich besser ab. Die Modulationen, Delay- und Reverb-Fähigkeiten des Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedal sind wiederum ausnahmslos im oberen Drittel anzusiedeln und haben auch schon beim Vorgänger überzeugen können.

Mooer GE 300

Was geben die Amp-Modelle her? Grundsätzlich wird hier eine breite und umfangreiche Palette angeboten – genaugenommen können hier 108 digitale Amp-Modelle angesteuert werden, allesamt basierend auf Mooers hauseigener Amp-Modeling-Technologie.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Charakter großer Namen erfolgreich erfasst wird. Der starke Low-End des Marshall JCM800 wird beispielsweise adäquat und authentisch abgebildet. Mooer musste für seine Engines in der Vergangenheit immer wieder Kritik einstecken und das gilt vor allem für High-Gain-Bereiche. Die sind nicht ohne Grund in den vorliegenden Klangbeispielen außen vor. Das Gleiche gilt für klangliche Boosts und Effekte – es soll hier grundsätzlich gezeigt werden, ob die Engine den typischen Charakter bestimmter Amps und Boxen entsprechend abbildet.

ANZEIGE
Fazit

Das Mooer GE 300 Gitarren-Multieffekt-Pedal hält das, was er verspricht, kann aber in Sachen Klangqualität mit den Riesen der Industrie nicht wirklich mithalten. Dafür überwältigt die Multieffekt-Station fast schon mit seiner Fülle an Features und ist für diesen Preis ein vollkommen ausgewogenes Produkt. Speziell die Synth-Engine scheint rundum gelungen und die Amp-Modelle klingen besser als beim Vorgängermodell.

Plus

  • Features über Features
  • großartige Synth-Möglichkeiten

Minus

  • klanglich bisweilen etwas dumpf

Preis

  • Ladenpreis: 749 ,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Naja, ich finde das Teil jetzt nicht so überwältigend. Mit dem Synth-Kram kann ich nicht so viel anfangen und Helix Lite oder oder GT-1000 kosten gerade mal 100 Euro mehr, verfügen über vermutlich bessere High-Gain-Sounds und zum Teil wirlich überzeugend klingenden Amp-Emulationen.

    Was mir allerdings schon etwas Sorge macht, ist der Trend zu Farbdisplays in Effektgeräten. Die sind zwar schön um die Effektketten anzuzeigen, aber sie altern öfter schlecht – auf eine Lebenserwartung von 30 oder 40 Jahren darf man sich (im Gegensatz zum konventionellen Bodentreter) wohl nicht einstellen. Was dann?

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo, leider finde ich den Test völlig unschlüssig.Der Sinn von einem Modeler ist es, Amps zu modeln und da sollte man doch auch eine Palette von clean bis High Gain testen.Die Synthsounds sehe ich als Effekt an und ein wenig ( praxisbezogen) überbewertet.Du schreibst das Mooer bei High Gain Sounds in der der Vergangenheit schwächelte, aber nach dem Test wissen wir leider nicht wie es beim Ge 300 aussieht.Ansonsten weiter so, lieben Gruß Captain

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X