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Test: Mooer GE300 Lite, Multieffektgerät

Die Mooer Allzweckwaffe für unter 500,- Euro

16. März 2021

Test: Mooer GE300 Lite, Multieffektgerät

Mooer dominieren wie kaum eine andere Firma den Low-Budget-Bereich in Sachen Effektpedale. In Sachen Multieffekt-Boards haben wir vor geraumer Zeit das kleine Mooer GE150 sowie das Schlachtschiff Mooer GE300 getestet – beide haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, funktionieren über weite Strecken ziemlich gut und haben vor allem in der Effektsparte einiges zu bieten. Dazwischen anzusiedeln ist das Mooer GE300 Lite, das eine abgespeckte Version des GE300 darstellt.

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Der Hype ist ein bisschen verflogen, doch die Stellung von Mooer im Multieffektbereich ist nach wie vor nicht von der Hand zu weisen. Wir werden demnächst auf breiterer Ebene Multieffektgeräte aus dem Low-Budget-Bereich testen – unter anderem die neuesten Nux-Produkte, da kann es nicht schaden, im Vorfeld einen Blick auf die abgespeckte Version des recht erfolgreichen GE300 zu werfen. Sind die Unterschiede zum großen Bruder verkraftbar? Für knapp 450,- Euro präsentiert Mooer hier zumindest auf dem Papier einen echten Rundumschlag. Schauen wir uns das mal in aller Ruhe an.

Mooer GE300 Lite – Features des Multieffektpedals

Von außen halten sich die Überraschungen in Grenzen – das Lite sieht dem GE300 sehr ähnlich und ist quasi identisch – bis auf das fehlende Expressionpedal. In der Hinsicht zum Beispiel ließ sich das GE150 gar nicht erst bitten – extrem abgespeckt, aber mit Expression-Pedal. Dafür ist das GE300 Lite auch ein bisschen größer: 287 x 208 x 64 mm, das sind etwas größere Maße als beim Kleinsten. Metallgehäuse und gewohnt stabil verarbeitet, wie bei den meisten Mooer-Geräten. Keine schlechten Neuigkeiten an der Front also.

Test: Mooer GE300 Lite, Multieffektgerät

Eine der Stärken der GE-Reihe ist die klare Strukturierung der Boards.  Acht Fußschalter für Navigations-, CC- und Preset-Funktionen, die mithilfe der LED-Kränze Statusangaben machen und euch verdeutlichen, was im aktuellen Betrieb jeweils zugewiesen ist. Mit der Lichter-Legende muss man sich ein bisschen vertraut machen, aber das geht flott. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem GE300: Die fünf Potis für das Ändern der Parameter oder der Auswahl im Navigationsmenü sind quasi identisch. Ziemlich praktisch ist die separate Volume-Reglung für den normalen Ausgang sowie den XLR-Ausgang. Eine weitere Sache, die man wirklich schätzen lernt: die handfeste Abbildung der Signalkette mit den Tasten – von Kompressor bis Reverb. Die Elemente der gesamten Signalkette, die der Mooer GE300 Lite abbildet, lassen sich hier ein- und ausschalten per Kontrolltaste. Außerdem hilft das, die Übersicht zu behalten, ohne gleich am Display rumzutippen. Feine Angelegenheit. Die Tasten erlauben Systemnavigation und die Aktivierung der Expression-Sparte. Kompakt, praktisch, übersichtlich: In Sachen Design ist das GE300 Lite eine beeindruckende Angelegenheit.

Mooer GE300 Lite – MIDI, XLR und Anschlüsse

Keine Seitenanschluss-Katastrophe, sondern alles Stirnseite: So muss das sein. Und siehe da – Mooer hat nicht gespart, zumindest nicht an der Front. Eine Standardklinke für Gitarre, eine Miniklinke für einen MP3 Player und ein Kippschalter, der es erlaubt, den Eingangspegel entsprechend anzupassen, falls man den Mooer GE300 Lite mit einem Keyboard oder Synthesizer benutzen wollt. Ich habe Miniklinken lange belächelt, aber speziell für das Üben mit Backing-Tracks eignet sich das ziemlich gut.

Test: Mooer GE300 Lite, Multieffektgerät

Expression-Pedale kann man ganze zwei Stück anschließen. Das heißt konkret: Mehrere Parameter können hier gleichzeitig angesteuert werden. FX-Loop gibt’s auch, aber dafür in Mono. Für die Vier-Kabel-Methode reicht’s. Flexibel ist es auch: Egal, wie voll die externen Effektketten sind, man kann sie frei in der Signalkette positionieren. Ach so – einen Anschluss für Kopfhörer gibt es auch. Sollte man das GE300 Lite direkt in ein Audiointerface oder die PA speisen wollen, kommen die XLR-Anschlüssen zum Einsatz. Mithilfe des Ground-Lift Schalters kann man jegliches Signalbrummen eliminieren, sollte man den Sound über längere Distanzen transportieren müssen. MIDI gibt’s auch, wenn auch nur ein einziger In/Out-Anschluss. Wer Mooer kennt, weiß von der Studio App. Da muss man durchaus die Kirche im Dorf lassen: praktische Angelegenheit, aber bei Weitem kein wirksam vertiefendes Tool. Per USB kann man jedenfalls das Mooer GE300Lite mit einem Laptop verbinden und die Studio-App nutzen. Die Verbindung mit dem Rechner verläuft dabei wiederum recht problemlos. Im Gegensatz zu manch anderen Editoren oder Apps verläuft die Geräterkennung bei der Studio-App recht problemlos.

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Mooer GE300 Lite – Sounds, Cabs, Amps & Effekte

Die größte Stärke beim Mooer: zweifelsohne die Quantität. Über die Klangqualität mancher Aspekte wird immer noch gern gestritten – wir verschaffen uns diesbezüglich im Praxisteil ein frisches Bild des Ganzen. Aber de facto kommt der Mooer GE300 Lite auch wieder mit einer gigantischen Menge an Amps, Cabs, Impulse Responses und Effekten aus. Das heißt konkret: 108 Amps, 43 Cabs, 164 Effekte. Gleichzeitig genutzt werden können davon 13 Stück, die sich in einer festgelegten Signalkette integrieren lassen. Wie sieht diese Signalkette aus?

  • Comp: klassischer Kompressor für Soundshaping
  • Wah: Wah-Effekt, was per Expression-Pedal oder Fußschalter aktiviert
  • FXA: Füllposition für alle möglichen Effekte, von Tremolo, Phaser bis zu Pitch
  • DS/OD: Verzerrerpedal
  • Amp: die Amp-Simulation, die man nutzt
  • Cab: Cabinet auf IR-Basis
  • NS: Noisegate für Geräuschreduktion
  • EQ: Equalizer am Ende der Signalkette
  • FX B: nochmalige Möglichkeit, am Ende der Signalkette mit Modulation was zu reißen
  • FX Loop: hier kann ein integrierter Loop zum Einsatz kommen.
  • Delay: Delay-Effekte
  • Reverb: Reverb-Effekte

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Wie bei allen anderen Pedalen und Effektgeräten von Mooer gilt auch hier wieder: Die Auswahl ist bunt, man hat Fuzz, Vintage Phaser, modulierte Delays, inspirierte Halleffekte. Organisiert ist das Ganze in 85 dreiteiligen Banks – A, B oder C können eigene Presets dann beinhalten. Die Schalter links außen sind für die Navigation gedacht, CTRL 1 bis CTRL 3 sind quasi flexiblenSchalter. Man kann völlig frei entscheiden, was hier passieren soll: Weitere Effekte können hier hinzugeschaltet werden und per Latching- und Momentary-Funktion weiter auf eine Performance ausgemünzt werden. Die Bedienung ist wirklich kinderleicht: Wenn man einen Effektblock verändern möchte, einfach die Kontrolltaste tätigen und die angezeigten Parameter per Potis ändern. Die Tone-Capture-Funktion ist auch beim Mooer GE300 Lite wieder am Start, doch ich persönlich halte von der Nutzbarkeit dieser Technologie nur bedingt etwas. Übersichtlich, einfach und sehr praktisch. Also – gehen wir mal unvoreingenommen an die Klangwelt des Mooer ran.

So klingt das Mooer GE300 Lite in der Praxis

Wir probieren den naheliegenden Weg aus, um die Klangqualität des Mooer GE300 Lite zu überprüfen: Wir speisen das Gerät einmal in das Audiointerface und überprüfen den Reinklang der Engine. Es ist ein bisschen Zeit vergangen seit dem Mooer GE300 Test – hat sich der Eindruck bezüglich der Engines gehalten?

Test: Mooer GE300 Lite, Multieffektgerät

Tatsächlich ist der Höreindruck in Stereo in vielerlei Hinsicht annehmbar. Aktuell ist die Proberaum- und Live-Situation außen vor, also lag der Schwerpunkt in diesem Test darauf auszuloten, wie weit der Mooer GE300 Lite im Heimstudio zur Waffe werden kann und ob er ohne Hilfen, nur mit Audiointerface, seinen Preis wert ist. Meiner Meinung nach ja. Tatsächlich funktionieren beispielsweise Plexi und der JCM800 von Marshall für den Preis ausgesprochen gut, sie röhren, sind bissig und der Mid-Range ist ausreichend dynamisch. Das Starre, Undynamische der Amp-Zerren kommt bei anderen High-Gain-Kandidaten wie den Boogie-Emulationen zum Tragen und kann auch durch das Stereo-Klangbild nicht aufgeweicht werden. Dafür ist die Stereo-Flexibilität der Modulationen für den Gebrauch daheim tatsächlich tauglich. Auch über die PA dürfte das eine oder andere funktionieren. Beim EVH aber beispielsweise müsste sich der Charakter live und auf breiter Fläche bewähren – funktioniert das leicht starre und holzige Klangverhalten im offenen Raum ausreichend, um den Live-Gebrauch zu rechtfertigen? Tatsächlich variiert die Qualität der einzelnen Amp-Modelle meines Erachtens deutlich: Während Plexi, JCM und EVH vergleichsweise gut dastehen, mutet der Peavey beispielsweise allzu synthetisch an. Man bleibt also dabei: Crunch und Clean hui, High-Gain pfui. Der Eindruck hält sich nach wie vor: Der Klang kommt hier einfach nicht zu Leben: Die Emulation warmer Röhrensättigung ist quasi nicht vorhanden.

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Fazit

Für Zuhause eine unwahrscheinlich starke Kiste: Der Mooer GE300 Lite ist als Ergänzung für das Heimstudio aktuell wahrlich keine schlechte Idee: Wer die Amp-Sounds als Grundlage für umfangreich EQ-Maßnahmen durch Plug-ins nutzen möchte, kann das guten Gewissens tun. Die Modulation-, Reverb- und Delay-Schienen sind über alle Zweifel erhaben, dafür bleibt der Sound in seiner Urform wie demonstriert starrer, je verzerrter man seinen Sound braucht – mit expliziter Ausnahme die Marshall Plexi und JCM Emulationen. Für den gleichen Preis gibt es jedoch auch das Line6 Pod Go – und das steht im unmittelbaren Vergleich schlichtweg besser da.

Plus

  • moderate bis gute Amp-Zerren
  • lückenlos in Sachen Features
  • starkes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • High Gain undynamisch

Preis

  • 459,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    janschneider

    Ich bin jetzt kein ausgewiesener E-Gitarrist, aber mir stellt sich die Frage, was man mit 108 Amps, 43 Cabs etc soll? Wäre nix für mich, lieber zwei, drei wirklich gute Sounds anstatt eine Masse an untermittelprächtigen.

    • Profilbild
      mort76

      @janschneider Ich würde vermuten, daß das als direkter Konkurrent für Helix gedacht ist, und da muß man dann natürlich liefern.
      Schon das Design sieht verdächtig ähnlich aus.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @janschneider Hey Jan

      Ganz ehrlich? Die wenigsten schöpfen das aus, denke ich. Einer der Gründe beispielsweise, weshalb wir die Neural DSP Plugins so feiern, ist die starke reduzierte Anzahl von Amps, die allesamt trotzdem qualitativ passen. Man kann nur hoffen, dass die Tendenz in diese Richtung geht: weniger ist mehr, weil du hast Recht: Hunderte von Amps und Cabs bringen niemandem was, wenn alles durchschnittliche oder unterdurchschnittliche Qualität hat. Vor diesem Hintergrund ist das Preis-Leistungs-Verhältnis trotzdem als solches zu bewerten, und das stimmt hier.

      LG

      • Profilbild
        chardt

        @Dimitri Das ist wie mit den Funktionen von z.B. Word: Keiner braucht 100% und den allermeisten reichen approximativ 10% – aber jeder braucht andere 10% !
        Vorschlag: Liste doch mal die 10 Amp-Sounds, die Dir am wichtigsten sind, und dann frage mal Axel Ritt und Stephan Güte …

      • Profilbild
        Aljen AHU

        @Dimitri „Ganz ehrlich? Die wenigsten schöpfen das aus […]. Einer der Gründe beispielsweise, weshalb wir die Neural DSP Plugins so feiern, ist die starke reduzierte Anzahl von Amps, die allesamt trotzdem qualitativ passen. Man kann nur hoffen, dass die Tendenz in diese Richtung geht […]“

        Das tut sie anscheinend. Wenn ich mir so manche neuere (und auch nicht so neue) Errungenschaft in diesem Marktsegment anschaue, da ist schon einiges passiert. Delay? Statt der ganzen Schubladen-Geschichte mit Digital-Dual-Tape-Vintage etc. (dazu Hunderte von Presets) ein paar Drehknöpfe, zwei Taster, zwei Schalter, fertig ist das kreative Delay. Ähnliches mit Reverb: die ganzen Foldings, Raumsimulationen, Spring-Room-Haumichtot eine Reihe an Knöpfen, die man eher aus Synthesizern kennt, fertig ist ein Nightsky.

        Die ganzen ausgefeilten Studio-Effekte sorgen bei mir – sage ich als ebenfalls kein ausgewiesener Gitarrist und Studio-Amateur – teils wirklich immer wieder für Beulen im Fußboden wegen herunterknallender Kinnlade. Allerdings sind die ja im DAW-Rechner genauso gut aufgehoben. Als Kreativ-Werkzeuge stehen sie sich durch ihre eigene Vielfalt m.E. selbst oft im Wege – für mich der berühmte DX-7-Effekt. Der DX-7 konnte für seine Zeit „alles“, am Ende nutzen ihn aber die meisten doch als Presets-Abspieler, so aufwendig war das „Programmieren“.

  2. Profilbild
    Cool Hand T

    Hallo Gitarristen,
    ich besitze das GE300 Floor seit es rauskam und bin wieder auf Firmware 2.06 zurück.
    Seid Ihr auch so begeistert von den Sounds der Preamp Samples aller möglichen Amps hauptsächlich von Mooer selbst und auch ‚Avrucci‘?
    Ich höre und spüre keinen signifikanten Unterschied mehr beim Spiel zu einem Echten Boliden mit guter Box.
    Habe aktuell den Marshall 2525 Combo zuhause und den Laney IRTX 15 Studio, die beide gute A/B-Vergleiche zulassen bzw. im Mooer selbst gestatten.
    Bin Marshall-Fan und im Hard und Heavy-Rock der 70er,80er, 80er zuhause und war immer auf der Suche…
    Nun nicht mehr!
    LG Tom

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