Preamp Königsklasse - Mooer legt nach!
Man staunte nicht schlecht, als Mooer auf der diesjährigen NAMM den Mooer Micro Preamp Live vorstellte. Leaks machten die Runde, man sprach davon, dass sich Mooer übertroffen und ein regelrechtes Preamp-Flaggschiff geschaffen habe – und die kursierenden Videos bekräftigten diesen Eindruck. Denn bislang hatte Mooer mit seinen kleinen, aber feinen Micro Preamps keine Monsterpedale, aber ein paar Hotseller geschaffen, die rasch die Runde machten. Immerhin konnte man im Grunde den digital emulierten Sound verschiedenster Preamps in Fußtreterform genießen und bekam einen TOP-Sound für einen TOP-Preis – und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist immer gern gesehen.
Und während Mooer die brav durchnummerierten Micro-Preamps auf 12 unterschiedliche Modelle verteilte, wurde im Hintergrund brav an der logischen Weiterführung des Ganzen gearbeitet. Raus kam nun der Mooer Micro Preamp Live – eine Preamp-Battlestation, die sämtliche Micro-Preamps unter Dach und Fach bringt – der Preis dürfte also nicht überraschen. Allmählich hat man aber das Gefühl, dass Fahrt in den Modeling-Markt kommt. Mehr und mehr Firmen wie Kemper oder Mod Devices warten ebenfalls mit erstklassigen Produkten auf und die chinesische Firma Mooer steht dem in nichts nach. Mehr als das: Es drängt sich hier der Verdacht auf, es mit der digitalen Königsklasse der Preamps in Fußtreterform zu tun zu haben.
Mooer Micro Preamp Live – Facts & Features
Was die Micro Preamps grundsätzlich leisten, ist eine digitale Emulation von Preamps mit Rang und Namen. Genau das leistet der Mooer Micro Preamp Live ebenfalls auf gleichem Niveau – und soviel mehr.
Was zunächst auffällt, ist die absolut hochklassige Verarbeitung. Kompakt und leichtfüßig geht anders – hier man es mit einem schweren Metallgehäuse zu tun. Aber die gestuften Drehregler, die Fußtreter und Buchsen sind allesamt von erstklassiger Qualität. Über 1 kg bringt das gute Teil auf die Waage, bei Abmessungen von 230 x 130 x 46 mm. Und mit einem Herkömmlichen 9 Volt Netzteil ist es hier ebenfalls nicht getan – unter 12 Volt geht hier nichts, aber ein entsprechendes Netzteil wird gleich mitgeliefert.
Die Buchsen der hinteren Anschlüsse sind wie bereits erwähnt edel verarbeitet und verraten sofort, wie ungemein vielseitig dieses Flaggschiff ist. Zwischen den üblichen Input- und Output-Buchsen befinden sich die SEND- und RETURN-Buchsen für den Effektweg. Daneben befindet sich der XLR-Out, mit dem der Mooer Micro Preamp Live direkt ins Mischpult gespeist werden kann. Wir werden später sehen, wie mächtig das vor allem in Kombination mit der Cab-Simulation ist. Darüber hinaus wartet der Tausendsassa mit MIDI-In und -Out-Anschlüssen auf, einem USB-Bus sowie einen Direkteingang für Kopfhörer. Man kann also getrost sagen: Der Mooer Micro Preamp Live kann so ziemlich alles, was man von einem Flaggschiff dieser Sorte erwarten würde.
Verteilt sind die Micro-Preamps auf zwölf Kanäle, die über drei Bänke organisiert sind – A, B und C, die jeweils angewählt werden können, wenn man die entsprechenden zwei der vier Schalter gleichzeitig drückt. Während Bank A rot aufleuchtet, erstrahlt Bank B in einem Grün und Bank C in einem Gelb, nichts davon zu grell oder störend. Auf jedem der Banks können nun vier Presets, jeweils pro Kanal auf einem Micro-Preamp basierend, gespeichert werden, indem man den Schalter eine Sekunde lang gedrückt hält. Die Einstellungen, die pro für jeden Kanal separat möglich sind, bieten keine großen Überraschungen, aber das soll es bei einem Preamp ja auch nicht.
- Volume regelt die Lautstärke des angewählten Kanals.
- Bass die allgemeine Tiefenlastigkeit des Signals. Hier gibt es klare Unterschiede zwischen den einzelnen Channels, dazu aber später mehr.
- Mid lässt eine Kalibrierung der Mitten zu und sorgt in den höheren Einstellungen für ein ungemein warmes, saturiertes Signal.
- Treble ermöglicht das Einstellen der Höhen im jeweiligen Kanal
- Gain erlaubt es, die Zerrstufe des Kanals einzustellen.
- Boost besitzt zwei Einstellungen: POST und PRE. Wird der Sound am Ende des Signalweges geboostet, also im POST, handelt es sich mehr oder minder um einen herkömmlichen Volume-Boost, während die PRE-Einstellung zu einer Betonung der Mitten führt.
Wird der Boost durch ein zweites Drücken des Stomps aktiviert, leuchtet die LED drum herum rot auf. Und auch da hört es nicht auf mit den Features: Drückt man das Boost-Poti, schaltet sich das Noise-Gate ein, auch diesmal in PRE- und POST-Variation. In ersterer wird ein mögliches INPUT-Rauschen unterdrückt, die zweite Variation ist vor allem für die Zähmung der High-Gain-Channels nützlich. Die drei Potis in der zweiten Reihe übernehmen folgende Funktionen:
- Master regelt die allgemeine Lautstärke des ausgehenden Signals.
- Presence ermöglicht es, die Einstellungen des Mooer Micro Preamp Live dem Kanal des jeweiligen Amps anzupassen, in dem man sich befindet, ohne die Einstellungen selbst zu verändern.
- FX Blend regelt die Lautstärke und die Präsenz der Effekte, die sich im Effektweg des Pedals befinden.
Ergänzt wird das Ganze durch die Möglichkeit, CAB-Sim dazu zu schalten. Der Eindruck, der hier entstehen soll, ist der, dass das emulierte Tube-Signal nun zusätzlich durch einen emulierten Speaker geht – und der Unterschied ist gewaltig. Die klangliche Einfärbung des CAB-Sim lässt das Signal wärmer und lebendiger erscheinen und ist natürlich für den Fall gedacht, dass der Mooer Micro Preamp Live direkt an eine PA angeschlossen wird. Prinzipiell möglich ist die CAB-Sim aber sowohl für den regulären Output als auch für den XLR-Out – großartig klingt es in beiden Fällen!
M.M.P.L. Gitarren Multieffekt Pedal
Das aber vielleicht spannendste Feature des Mooer Micro Preamp dürfte die Tone Capture Funktion sein – für einen Preamp in Pedalformat ein definitives Alleinstellungsmerkmal. Die Möglichkeit, einen zusätzlichen EQ, basierend auf den Sound eures Lieblingsverstärkers emulieren zu können, dürfte für einige Sound-Puristen den Heiligen Gral darstellen. Wie genau funktioniert das? Der Micro Preamp Live schaltet dafür in den Tone Capture Mode und muss an den „Preamp Out“ oder Effektweg des Amps angeschlossen sein. Stomp Nr.3 ist mit der Inschrift „Capture“ versehen, Stomp Nr.2 mit der Inschrift „Target“, wo man den externen Verstärker, der emuliert werden soll, nun hören kann. Tätigt man nun den „Capture“-Stomp und spielt hohe und tiefe Frequenzen, wird der digitale EQ erstellt, basierend darauf, was im „Target“ Channel eingespeist wird. Selbstredend kann jeder emulierte Kanal nach Belieben gespeichert werden – Technik vom Feinsten!
Mooer Micro Preamp Live – Sound & Praxis
Small, smart, original – dieses Motto von Mooer kann man getrost so stehen lassen, auch wenn hier wirklich nichts klein ist. Dem massiven Gehäuse entwächst hier ein Sound, dass man in Windeseile vergessen könnte, es mit einer digitalen Emulationsmaschine zu tun. Was die Mooer Micro-Preamps vor allem in England und den Staaten so beliebt macht, ist die Tatsache, dass die Sounds aus diesen kleinen Biestern ungemein machtvoll anmuten. Keine Ausnahmen hier – von Bank A bis C sind die kleinen Micros vom UK Gold B bis dem Two Stone CL untergebracht. In der Praxis bedeutet das: ordentlich Rumms, ordentlich Vielfalt, ordentlich viel Charakter.
Beginnen wir mit der Gas Station CL-Emulation auf Bank A. Satter, cleaner Boost, der vor allem mit dem CAB-Sim richtig Laune macht.
Der Gas Station DS wiederum ist ein saturierter Overdrive, der zu den Hot Sellern von Mooers gehört und unheimlich satt und mächtig anmutet.
Die UK Gold DS Emulation auf Bank B eignet sich hervorragend, um den einschlägigen Effekt zu demonstrieren, den die CAB-Sim auch auf die verzerrten Channels hat. Der „Vorher-Nachher-Effekt“ ist spürbar, der Sound spürbar organischer und tiefenlastiger.
Der US Classic OD Sound auf Bank B zeigt wiederum, dass man die CAB Sim nicht jedes Mal anschalten muss, wenn man einen vollen Sound möchte.
Doch ohne Frage profitieren vor allem die Clean-Boost-Modelle vom emulierten Boxensound – der Two Stone CL auf Bank C beispielsweise.
Auch für die verzerrten Signale ist die Cab Simulation kein Muss, wie beispielsweise der Brown Sound 3 DS auf Bank B zeigt.
Hm, ich weiß auch nicht. Das klingt alles kraftvoll und ungeschliffen, aber dass mich die Sounds der Beispiele überzeugen, kann ich nicht sagen. Sehr vielseitig finde ich die Sounds sich nicht. Alles so aus der Ecke rotzig …