Gitarristen aufgepasst: Kommt hier ein intelligenter Traumpartner für das Jammen auf dem Sofa??
Das Mooer Prime M2 ist ein Multieffektgerät mit einigen Extras. Mit IRs, einem integrierten Looper samt Drums verspricht es, ein perfektes Pedal zum Üben sein zu wollen. Und das alles gibt es für sehr kleines Geld und in einem schicken Design. Ich bin gespannt, wie sich das handliche Effektgerät behaupten kann.
Kurz & knapp
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- Kompaktes Design: Das Effektgerät passt gut auf Pedalboards und ist sehr handlich.
- Vielfältige Effekte: Viele klassische Effekte, Amp-Modelle und IRs sind verfügbar.
- App-Steuerung: Die App ermöglicht die einfache Bearbeitung und Organisation der Presets.
- Mobiler Betrieb: Akkubetrieb erlaubt flexibles Üben, auch unterwegs.
- Störgeräusche: Das Pedal ist anfällig für Brumm- und Störgeräusche, besonders bei Gain-Sounds.
Inhaltsverzeichnis
Gehäuse, Taster und Display des Mooer M2
Das Mooer M2 ist für ein Multieffektgerät sehr kompakt. Mit den Maßen 12,5 × 7,4 × 4,9 cm (B × T × H) ist es nur ein bisschen breiter als ein herkömmlicher Verzerrer und passt sehr gut auf ein Pedalboard. Das robuste Metallgehäuse ist wahlweise in Silber oder Schwarz erhältlich. Ich finde das Design ansprechend und obwohl das Pedal recht leicht ist, steht es fest auf vier aufgeklebten Gummifüßen.
Die zwei vorhandenen Fußtaster können mit unterschiedlichen Funktionen belegt werden und sind ab Werk für die Preset-Auswahl eingestellt. Ein kleiner Taster unterhalb des Displays schaltet das Gerät ein. Ein sehr heller LED-Streifen, der wahlweise anschlagdynamisch oder statisch leuchtet, kann farblich in der App an die eigenen Wünsche angepasst werden. Insbesondere das Dimmen kann beim abendlichen Üben nützlich sein, da die LEDs anderenfalls wirklich sehr hell leuchten können.
Ein runder 1,3“-Touchscreen bietet den Zugriff auf die Funktionen des Pedals. Hier können Presets gewechselt sowie Drums und Looper editiert und gestartet werden. Zum Editieren der Sounds ist er nicht vorgesehen. Hierfür muss die App genutzt werden.
Die seitliche 6,3 mm Klinkenbuchse für die Gitarre ist fest verschraubt und macht einen robusten Eindruck. Wer das Mooer Prime M2 an weitere Effekte, ein Mischpult oder Audiointerface anschließen möchte, dem stehen dafür zwei 6,3 mm Buchsen zur Verfügung. Es kann dementsprechend wahlweise Mono oder Stereo betrieben werden. Die Buchsen und die weiteren Anschlüsse sind dezent mit kleinen grauen Symbolen gekennzeichnet. Das ist nicht optimal zu sehen, aber aufgrund der überschaubaren Anzahl an Anschlüssen in meinen Augen durchaus in Ordnung.
An der Stirnseite sind noch die Anschlüsse für MIDI im 3,5 mm TRS-Format und Kopfhörer sowie ein USB-C-Anschluss für das Aufladen des internen Akkus vorhanden. Und auch der Anschluss an einen PC ist hier möglich. Fürs OTG-Recording kann das Mooer Prime M2 auch direkt mit einem Tablet verbunden werden, um hierüber aufzunehmen.
Mit der App zum Editieren der Sounds verbindet sich das Effektgerät per Bluetooth. Die Bluetooth-Verbindung ist natürlich sehr akkuintensiv. Aber der hält ein paar Stunden und auch im ausgeschalteten Zustand entlädt er sich nicht so schnell. Und letztlich benötigt man die Verbindung ja nur zum Editieren. Ein USB-Kabel und ein MIDI-Kabel gehören übrigens ebenfalls zum Lieferumfang. Das ist alles schon mal sehr schick und vielversprechend. Schließen wir es also gleich mal an.
Das Mooer Prime M2 in der Praxis
Für das erste Szenario verwende ich das Mooer Prime M2 als Kopfhörer-Übungsverstärker. Da das Pedal per Akku betrieben wird, kann man auf ein Stromkabel verzichten, so dass das Setup sehr kompakt wird. Man kann sich also einfach seine Gitarre samt Gitarrenkabel greifen und das M2 sowie die Kopfhörer anschließen. Fertig ist das perfekte Übungs-Setup, mit dem man auf dem Sofa jammen kann, ohne seine Nachbarn und schlafende Familienmitglieder zu stören. Das finde ich sehr gut, denn man kann sich doch leichter zum Üben aufraffen, wenn man nicht erst eine freie Steckdose suchen und alles verkabeln muss. Hierfür also schon mal ein großes Plus.
Aber auch zum direkten Aufnehmen ist das Pedal gut geeignet. Per USB-Kabel mit dem entsprechenden Device verbunden, kann man direkt loslegen. Leider bietet Mooer aktuell noch keinen ASIO-Treiber an. Das wäre für die Zukunft wünschenswert.
Als weitere Möglichkeit könnte man das Pedal an das Ende der Effektkette, direkt vor einen Amp, platzieren. Da die Amp-Emulationen abschaltbar sind, kann man dann die Effekte nutzen. Und wenn man einmal ohne Verstärker spielen möchte, aktiviert man die Amp-Emulationen. Allerdings hat das Pedal keinen 9 Volt Anschluss. Über USB-C betrieben, müsste man aufpassen, dass sich keine Störgeräusche in das Signal mischen.
Oder man nutzt es als einzelnes All-in-one-Gerät, das man direkt in ein Mischpult stöpselt.
Die App zum Editieren
Das Display ist recht klein, aber es reicht, um die Presets zu schalten. Um den Sound editieren zu können, muss man die App nutzen. Zum Verbinden ist es nötig, das Pedal zu koppeln, um die Daten zu synchronisieren.
Die App selbst ist übersichtlich gestaltet. Die vier Menü-Buttons M2 (hier befindet sich das globale Menü), Effect, Library und Mixer sind oben angeordnet. Der Mixer bietet die Möglichkeit, die Lautstärke des Instruments und das Mastervolume per Bluetooth oder USB einzustellen. Es wäre schön, wenn man hier auch gleich die Drums und den Looper in der Lautstärke regeln könnte. So muss man immer durch die Menüs zappen.
In der Library findet man Presets, die nach Genre sortiert sind. Die Genres sind Pop, Blues, Funk, Jazz und Heavy. Sie unterteilen sich beispielsweise in Lead 1, Lead 2, Clean 1 und so weiter. Ein paar Namen sollen wohl auch auf entsprechende Songs oder Interpreten hinweisen. Diese Library finde ich etwas klein und eher uninteressant. Sicherlich, wenn man mal schnell einen Heavy-Sound à la Angry Eddie braucht, hat man ihn sofort zur Hand. Allerdings kann man ihn auch nicht editieren.
Die Effekte des Multieffektgeräts
Spannender ist es also, eigene Setups in dem Tab Effect einzustellen. Dieser Tab ist ja auch eigentlich das Herzstück dieser App. Hier können die Presets bearbeitet werden. Die virtuellen Pedale lassen sich per drag-and-drop ganz einfach in der Reihenfolge verschieben. Es sind viele Effekte auswählbar, die sich an Klassikern orientieren.
Unter den 29 Verzerrern findet man also 808, Black Rat, Muffy und ähnliche Pedale. Mit 9 Delays und 6 Reverbs ist man allerdings etwas sparsamer unterwegs. Aber es werden auch hier alle relevanten Modelle der Kategorien digital, analog und Tape Delay abgedeckt. Kompressoren, Filter und Modulationspedale sind natürlich auch mit an Bord.
Hat man das Pedal seiner Wahl angeklickt, kann es in seinen Grund-Settings eingestellt werden. Beim Vibrato wäre das zum Beispiel Rate, Mix und Tone. Man geht also nicht in die Tiefe, kann die Sounds aber anpassen.
Die Verstärker des Mooer Prime M2
Die Amp-Sektion ist da schon beeindruckender. 62 Modelle stehen hier zur Auswahl. Vom cleanen 65 US DLX über Boutique-Modelle wie dem Dr Zee 18 Jr bis zum Hi-Gain-Monster ist hier einiges zu finden. Sogar dem Marshall JCM 900 haben sie einen Platz gesichert. 10 Slots sind für eigene IRs vorgesehen, was vielleicht für viele am interessantesten sein könnte.
Die Amps lassen den Charakter ihres jeweiligen Vorbilds erkennen. Natürlich ist die Dynamik nicht so direkt wie ein laut aufgedrehter Röhrenamp, aber mit dem Volume-Poti der Gitarre lässt sich das Gain gut justieren. Die Amps lassen sich alle in Gain, Bass, Mid, Treble, Presence und Master einstellen. Das finde ich recht spannend, da ein 65 Deluxe ja normalerweise nicht über ein Gain-Poti verfügt. Dadurch wird der Sound etwas flexibler, auch wenn er vom Original abweicht. Dies ist also eine willkommene Neuinterpretation.
Diese Amps können nach Belieben mit Lautsprecherboxen kombiniert werden. 65 Cabs stehen hier zur Verfügung und können auch durch 10 IRs ergänzt werden. Sortiert wurden sie nach ihrer Lautsprecheranzahl und -größe. Das ist recht praktisch und übersichtlich. Spannend ist, dass die Boxen auch in Gain, Low-Cut und High-Cut bearbeitet werden können. Dadurch kann man selbst die Lautsprecher noch etwas anpassen.
Die Sounds des Multieffektgeräts
Die Sounds sind alle grundsolide. Vielleicht wird man damit keine CD aufnehmen. Aber um per USB-OTG seine Ideen festzuhalten oder um abends mit Kopfhörern und einem kompakten Setup zu üben – und für kleine Auftritte – ist das Prime M2 sehr gut geeignet.
Die Vorbilder der Emulationen sind recht gut getroffen und man kann sie nach Belieben kombinieren. Wenn man etwas Zeit in seine Presets steckt, muss man im Grunde nicht mehr viel am Sound herumbasteln und kann sich einfach auf das Spielen konzentrieren. Um die Presets zu schalten, reicht das Pedal und man kann auf das Smartphone mit der App verzichten. Dann kann mit dem Looper und den Gitarren-Sounds gejammt werden. Insgesamt lassen sich 80 Presets speichern. Es reicht also auch für eine Tanz- oder Coverband.
In der App lässt sich das Tempo übrigens jederzeit eintappen. Diese Funktion ist in jeder Ansicht am unteren Rand sofort verfügbar. Hier hätte man auch den Looper und die Drums platzieren können. Aber das könnte man ja in einem Update umsetzen.
Am Pedal können die Presets geschaltet werden. Und auch die Navigation zum Looper und den Drums wird mit kleinen Pfeilen gut dargestellt. Man findet sich also immer gut zurecht und ein tiefes Menü-Diving ist nicht nötig.
Das Prime M2 ist leider sehr anfällig für Brumm- und Störgeräusche. Bei aktiviertem Bluetooth ist diese Eigenschaft besonders wahrzunehmen, aber auch ein USB-Anschluss oder der direkte Anschluss an eine Soundkarte kann hier zu Einstreuungen führen. Insbesondere bei Sounds mit mehr Gain ist das interne Noisegate beim Aufnehmen absolut zu empfehlen. Aber wie bei einem lauten Amp mit viel Gain ist eben oft ein verstärktes Brummen im Signal. Das hätte man beim Prime etwas reduzieren können. Bei den cleanen Sounds ist das Pedal schon viel stressfreier.
Der Looper und die Drums
In der App gelangt man, genau wie im Pedal selbst auch, zu den Drums und dem Looper. Etwas versteckt im M2-Menü unter den Tools ist beides gemeinsam mit dem Tuner angeordnet. Wirklich schade ist, dass die App-Ansicht immer mit dem Pedal synchronisiert ist. Man kann also nicht am Pedal den Looper starten, während man in der App einen Blick auf die Sound-Settings hat. Oder es wäre auch praktischer, wenn man in der App den Looper im Blick hat, während man am Pedal die Drums wechselt.
Der Looper hat eine maximale Aufnahmezeit von 80 Sekunden. Die 10 möglichen Loops liefern also insgesamt 8 Minuten Speicherplatz, so dass man einige Ideen sammeln kann. Über eine PC-App können sie auch einfach exportiert werden.
Besonders wenn man bei laufendem Looper den Sound der Gitarre etwas anpassen möchte, muss man sich in der App erst durch das Menü hangeln. Hier wäre ein Update wünschenswert.
Die Drums sind in Form von 60 unterschiedlichen Patterns implementiert – vom schnöden Metronom über die üblichen Rock-, Fusion-, Country-, Reggae-, Latin- und Punk-Patterns. Aber alle klingen ganz ordentlich und sind sehr viel angenehmer als ein reiner Klick. Und sie sind gleich zum Looper synchronisiert.
Den Hörbeispielen nach will mir das M2 leider ähnlich klingen wie das (nur halb so teure) M1, das ich selbst besitze und dessen Schwäche der Klang ist. Besonders grottig bis oft ganz unbrauchbar die Effekte, wobei die Presets eh nicht der Rede wert sind. Ich brauchte Stunden, um der Krachkiste via App eine Handvoll tauglicher Sounds abzuringen. Das Schwierigste: ein klares schönes Clean ohne verwaschende Effekthaschereien. Die Beatbegleitung taugt bestenfalls zum Üben, mehr nicht. Für Bühneneinsätze ist das Menü zu verschachtelt, die Bediening zu umständlich.
Ich sehe den Mehrwert der M2 gegenüber der günstigeren M1 nicht. Beide klingen eher grob, sind dank USB-Akku schön umgebungsunabhängig, im Großklinkenuniversum zuhause und hübsch gestaltet. Einen Hunni mehr für Midi und Tatschskriehn – gäbe ich lieber für Klangqualität aus. Wobei ich nicht verstehe, warum die Fußschalter bei M2 auf der Schmalseite platziert sind. Sonderedition für Zweibein-Dinosaurier, die zum Umschalten gern die blanke Mittelzehe benutzen?
Aber danke für den aufschlussreichen und übersichtlichen Testbericht!
Danke für den Test! Unter den Klangbeispielen ist eher nichts, was ich haben möchte, und für den Preis gibt es ja durchaus Alternativen. Selbst den alten Line6 Pocket Pod würde ich da noch eher empfehlen.