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Test: Mooer Radar, Effektgerät für Gitarre

Kleiner effektiver Helfer

20. Februar 2018

Mooer Radar title

Der Hersteller Mooer schlägt erneut zu, denn nun ist auch ein sehr kleiner und effektiver „Lautsprechersimulant“ für kleines Geld zu haben. Der Mooer Radar wird der preisintensiveren Konkurrenz sicherlich Angst einflößen. Das Gerät arbeitet digital und ist somit quasi allen analogen Kandidaten überlegen, da es speicherbare Presets bereitstellt und man sich sogar Impulsantworten mittels der USB-Schnittstelle vom Computer in das Pedal laden kann.

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Ein Lautsprechersimulator kann live als auch im Studio eingesetzt werden. Spielt man live mit einem Pedalboard, kann man den Mooer Radar beispielsweise am Ende der Signalkette installieren, um dann ins Pult zu spielen. Das nun frequenzkorrigierte Signal kann dann über eine In-Ear Funkstrecke wieder dem Gehör zugeführt werden. So spart man sich den Transport eines Verstärkers. Oder man nutzt den nicht frequenzkorrigierten Line-Out (oder auch den Send) eines Verstärkers, füttert den Radar damit, dessen Ausgangssignal dann das Mischpult und schließlich die PA versorgt.

Aber auch zu Hause oder im Studio kann man auf einfachste Weise aufnehmen, ohne einen Verstärker bemühen zu müssen. Einfach vom Pedalboard in den Mooer Radar und dann via Interface in den Rechner. Das Ganze ist selbstverständlich nur sinnvoll, wenn die Qualität der Lautsprechersimulation hochwertig ist bzw. die simulierten Lautsprechermodelle authentisch klingen. Ob dies der Fall ist, werden wir in Kürze feststellen.

 

Mooer Radar top

— Der Mooer Radar Lautsprechersimulator —

Sogenannte Impulsantworten (kurz IR genannt) bestimmen heutzutage das Leben, des im Studio arbeitenden Gitarristen. Heute ist es möglich, laute und verzerrte Gitarren aufzunehmen, ohne dabei Luft bewegen zu müssen. In der Praxis bedeutet dies, dass wir keinen Marshall-Stack mehr bis zur Halskrause aufreißen müssen, um dessen Sound zu erhalten. Man kann beispielsweise durch den Line-Out eines Verstärkers, der sich im trauten Heim befindet, das (verzerrte) Vorstufensignal ausgeben. Aber Achtung: Hierfür ist es dringend erforderlich, die Endstufe des Verstärkers einem sogenannten „Reactive Load“ bzw. Lastwiderstand am Boxenausgang der Endstufe zuzuführen. Täte man das nicht, könnte man insbesondere Röhrenverstärkern großen Schaden zufügen (Ausgangsübertrager, Röhren defekt etc.).

Viele Verstärker bieten diese Dummy-Load-Funktion heutzutage serienmäßig an. Hat man das Signal erst auf dem Rechner, könnte man dieses dann wieder in den Mooer Radar schicken und sich erst später den passenden Sound für den entsprechenden Song suchen und wiederum aufnehmen.

Ein interessantes Feature ist die Unterstützung von zusätzlichen (Drittanbieter) Impulse Responses. Diese können mittels des Mikro-USB-Anschlusses über die Mooer Studio Software in den Mooer Radar geladen werden. Sollte man also mit der Auswahl an Boxen wider Erwarten unzufrieden sein, kann man sich mit einer Vielzahl an (z.B. aus dem Netz zu beziehenden) Impulsantworten versorgen. Zahllose IRs sind in toller Qualität, käuflich aber auch kostenlos zu bekommen. Hier sollte man die nötige Geduld aufbringen, diese auch in Ruhe durchzuhören. Eine Impulsantwort ist letztendlich nur ein Audiofile von geringer Größe.

Arbeitet man mit Apple Logic, kann man sich Impulsantworten zum Begutachten in den Spacedesigner laden, das spart evtl. Zeit beim Auswählen, bevor man diese dann anschließend in das Radar Pedal lädt. Dieses Thema sprengt jedoch unseren heutigen Rahmen. Bei Bedarf findet ihr passende Anleitungen hierzu im Netz.

Facts & Features

Der Mooer Radar bietet dreißig verschiedene Lautsprechersimulationen, 11 Mic-Preamp-Modell-Simulationen und vier Endstufen-Simulationen. Auch ein voll konfigurierbarer EQ ist an Bord. Bis zu 36 User-Presets lassen sich abspeichern. Mittels des kleinen Farbdisplays und des roten Drehknopfes fällt das Editieren intuitiv aus.

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Erwartungsgemäß finden wir zwei Klinkenbuchsen (6,3-mm-Mono-Klinken Ein- und Ausgang) vor. Wir können uns das Ausgangssignal auch mit einem Kopfhörer (3,5-mm-Klinke) zu Gehör bringen.

Mooer Radar power adaptor

— 12 V Netzteil im Lieferumfang —

Die Stromversorgung erfolgt über das mitgelieferte 12-Volt-Netzteil. Der Stromverbrauch fällt mit seinen satten 300 mA recht hoch aus. Das kann man auch feststellen, wenn man das Mooer Radar nach einigen Minuten Betrieb berührt, es wird nämlich warm. Heiß bzw. mehr als handwarm wird es glücklicherweise nicht.

Die Maße von 93,5 x 42 x 52 mm entsprechen denen der Größe der meisten Mooer Bodentreter, sie sind also angenehm klein. Das schwarze Metallgehäuse wirkt sehr robust, an der Verarbeitung gibt es absolut nichts auszusetzen.

Praxis mit dem Mooer Radar

Wird das Mooer Radar mit Strom versorgt, gelangen wir nach einem kurzen Startvorgang sofort in das Menü zur Auswahl der bereitgestellten Lautsprecherboxenmodelle. Die Bedienung erinnert etwas an die eines iPhones, welches auch nur ein Knopf für fast alle Funktionen bietet. Durch Drehen des roten Metallknopfs scrollen wir uns nun durch die Lautsprecherboxenmodelle, das Radar merkt sich die letzte Einstellung. Wird es also vom Strom getrennt und erneut eingeschaltet, zeigt der Startbildschirm immer das zuletzt angewählte Boxenmodell. Das ist logisch und natürlich auch sinnvoll.

Die Boxenmodelle sind erwartungsgemäß nach Größe angeordnet. Die kleinste Variante ist eine 1 x 8″ Box, welche im Programm U(ser) 01 gespeichert wurde. Drehen wir nach rechts, gelangen wir über 1 x 10″, 2 x 10″, 2 x 12″ schließlich zu den 4 x 12″ Boxensimulationen. Halten wir den roten Knopf etwas länger (ca. 2 Sekunden) gedrückt, gelangen wir in das Edit-Menü. Hier kann man zunächst die Endstufe einschalten bzw. editieren. Wollen wir das, können wir zunächst die „Röhrenbestückung“ der Endstufe wählen. Auch die Eingangsempfindlichkeit, die Präsenzen und die Ausgangslautstärke sind hier nach Bedarf einstellbar. Über „Next“ gelangen wir in das nächste (CAB) Menü. Hier wird das Boxenmodell, das für die Abnahme fungierende Mikro, dessen seitlicher Abstand vom Zentrum der Kalotte und auch dessen Abstand vom Lautsprecher selbst gewählt.

Mooer Radar left

— iPhone mäßige Bedienung —

Ein gut ausgestattetes EQ-Menü gestattet die umfangreiche klangliche Bearbeitung des Sounds. Natürlich können die editierten Presets dann über das Save-Menü in jeweils eines der 36 User-Presets abgespeichert werden.

Der Sound des Radars …

Interessant wird nun sein, wie das Mooer Radar ein Ausgangsignal, beispielsweise eines Pedalboards, verarbeitet. Hierzu habe ich mein kleinstes Board herangezogen und den Ausgang meines letzten Pedals mit dem Eingang des Mooer Radar verbunden. Der Ausgang ging dann per Klinkenkabel direkt in einen Apogee Duet Wandler und wurde mit Logic X aufgenommen. Gelegentlich kommt das Delay meines Boards zum Einsatz. In Logic wurde später etwas Hall hinzugefügt, um dem Klang etwas Fülle zu geben.

Hören wir nun rein:

Hier kommt eine Strat auf dem Halspickup zum Einsatz. Das gewählte Preset des Mooer Radar ist U9, das eine 1 x 10″ Box eines Fender Verstärkers simuliert. Der Preset-Klang war für mich nicht optimal, deswegen fügte ich in der EQ-Sektion des Pedals noch etwas Höhen und obere Mitten hinzu.

Dass das Handling der klaren Sounds relativ unproblematisch sein würde, war zu erwarten. Von besonderem Interesse ist natürlich, wie das Pedal die verzerrten Klänge verarbeitet. Hier hört ihr das Kabinett mit denselben EQ-Einstellungen und einem Analogman Prince of Tone (Klon) Overdrive.

Hier nun mit Preset U9, einem 2x 12″ Cabinet:

Jetzt mit deutlich mehr Gain. Hier kommt ein Friedman BE-OD zum Einsatz. Das gewählte Preset ist U 23, eine Mesa Boogie 4 x 12″ Rectifier Boxensimulation.

Um einen groben Eindruck der klanglichen Möglichkeiten des Mooer Radar zu verschaffen, habe ich im folgenden Beispiel einfach ein paar verzerrte Akkorde (Friedman BO-OD) gespielt und mich durch einige Presets bewegt. Der Umschaltvorgang ist teilweise hörbar.

Immer wieder erstaunlich festzustellen, wie deutlich die verschiedenen Lautsprechermodelle den Frequenzgang des Klangs verbiegen. Das gelegentlich auftretende leichte Kratzen in den höheren Frequenzen kann bei manchen Presets in Verbindung mit der Verwendung bestimmter Overdrives auftreten und wurde nicht etwa durch ein in der DAW übersteuertes Signal hervorgerufen.

Natürlich werden die Möglichkeiten durch die Manipulation der internen Parameter um ein Vielfaches erweitert. Die Kunst ist, durch Ausprobieren und Experimentieren den gewünschten Klang für die eigenen Bedürfnisse zu finden.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:

Stratocaster (Suhr Pickups, SSH) – Analogman Prince of Tone (Klon), Friedman BE-OD (Klon) – Boss DD3 Delay – Mooer Radar – Apogee Duett – Mac mit  Logic X.

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Fazit

Das Mooer Radar Pedal bietet eine super Ausstattung bei erfreulich kleinem Preis. Klanglich kann das Pedal voll überzeugen und macht damit den weitaus teureren Geräten (Two Note Torpedo etc.) Konkurrenz. Wenn man vom Pedalboard direkt in das Mooer Radar geht, damit quasi die PA beschickt, sollte man in einer Live-Situation besser prüfen, ob der Sound, den man auf den Monitor geschickt bekommt, gleichermaßen zufriedenstellend ist. Hier ist erfahrungsgemäß meist noch etwas Arbeit am EQ (des Monitors) notwendig.

Die Möglichkeiten dieses Lautsprechersimulators sind auch im Vergleich mit anderen konkurrierenden und oft simpler aufgebauten Produkten also relativ atemberaubend. Um das Optimum aus dem Gerät herauszuholen, sollte man sich unbedingt auch mit dem Editieren der internen Parameter und den verschiedenen Mikrofon-, EQ- und Endstufeneinstellungen auseinandersetzen. Auch verschiedene Impulsantworten sollte man ausprobieren. Ob der Klang im Vergleich mit der Verwendung eines Mikrofons vor einer Lautsprecherbox mithält, muss jeder natürlich selbst entscheiden. Große Unterschiede wird man aber höchstwahrscheinlich nicht feststellen können, gerade wenn man die richtige Einstellung bzw. Impulsresponse (IR) erst einmal gefunden hat.

Plus

  • Sound
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • intuitive Bedienung
  • kompaktes Design

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: 129,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    r.biernat RED

    Hallo Johannes,

    danke für den Test. Ich habe mir das Mooer Radar schon vor einer Weile geholt. Das Zerren, das du ansprichst kommt in der Tat nicht von deinen Wandlern, sondern von den Wandlern des Radar. Wenn der Eingangs- oder der interne Pegel zu hoch ist, dann zerrt es. Ich habe mich zu Anfang auch gewundert und dann die roten Pfeile auf dem Disolay entdeckt. Erscheint rechts auf dem Display ein roter Pfeil, ist das Eingangssignal zu hoch und der A/D-Wandler übersteuert. Erscheint der Pfeil auf der linken Seite, dann ist das interne Signal zu laut und übersteuert den D/A-Wandler. Im schlimmsten Fall wird beides übersteuert;) Da hilft es entweder den Pegel vor dem Radar zu senken oder die Master-Lautstärke des Radar.

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