Motu Ethno Instr.
Mit 4 GB, verteilt auf 500 Presets einmal um die Welt – so oder zumindest so ähnlich stelle ich mir das Motu Ethnic Instrument vor. Der Ethnotouch ist gerade bei sommmerlicher Musik angesagt, so interessiert mich im aufkommenden Frühling brennend, was hinter Motus Ethno Monster steckt. Die Installation geht einfach von der Hand. Die 4 GB Library wird in 2 Files von der DVD auf die Festplatte gebannt, was eine kleine Weile dauert. Ist die Library erst einmal auf dem angegebenen Pfad installiert, so Motu, dürfen die beiden Files nicht umbenannt werden. Der Kopierschutz erfolgt über den mitgelieferten iLok. Der User ohne bestehenden iLok Account ist demnach gezwungen, sich kurzerhand einen solchen anzulegen. Unter Windows XP SP2 gab es sowohl unter Cubase Studio 4 als auch unter Ableton Live 7 während des gesamten Tests keinerlei Probleme, so konnte ich gleich loslegen.
Optisch – der erste Eindruck
Optisch ist das Ethno Instrument wenig spektakulär und schnell durchschaut, pro Instanz 16-fach multitimbral. Neben den 16 Stereoausgängen für jeden Part findet sich auch noch ein siebzehnter, der Master Out. Die komplette Library lässt in 2 Kategorien unterteilen: Solo Instrumente und Loops. Sortieren lässt sich das Ganze entweder nach Art des Instrumentes oder geografischer Herkunft. Das erspart einiges an Sucherei und Zeit, vorausgesetzt man weiß, nach was man sucht. Nach Art des Instrumentes sortiert finden sich viele Bekannte wieder: Bell, Metal, String, Percussion, Woodwinds und Keys. Nach geografischer Herkunft sind es ein paar mehr. Neben den Kontinenten finden sich auch einige Kulturen wieder. Spanish-Gipsy, Celtic oder Occidental. Das macht Lust auf mehr. Neben den üblichen Features wie dem LFO oder Mutimode-Filter samt Hüllkurven, findet sich auch ein Reverb im Ethno Instrument wieder. Dieses kann mich klanglich trotz detaillierten Eingriffsmöglichkeiten und einigen Presets nicht wirklich überzeugen. An Effekten war es dann auch schon. Ein Delay oder weitere Effekte sucht man vergeblich. Als kleines Goodie spendiert Motu einen zweibandigen Equalizer. Höhen und Bässe lassen sich jeweils entweder um 15 db anheben oder absenken. Die RAM Auslastung wird sowohl global als auch für den gewählten Part angezeigt. Das ist hilfreich, gerade wenn in einem Projekt mehrere Soundmodule verwendet werden. Ganz nett ist die optische Darstellung des gerade verwendeten Instruments. Wer also schon immer einmal wissen wollte, wie ein Balafon aussieht, bekommt hier seine Antwort.
Im Betrieb
Nach dem ersten Laden eines Presets fällt auf, dass viele der Patches in zweifacher Ausführung zu finden sind. Das wundert, doch das englischsprachige Handbuch erklärt es. Entweder lassen sich die Ethnosounds westlich gestimmt spielen, oder sie liegen in der Originalstimmung auf der Tastatur des MIDI-Keyboards. Gerade in Originalstimmung kommt schnell das Ethno-Feeling auf.
Die verschiedenen Loops und Phrases lassen sich zum Tempo der Host-Anwendung synchronisieren und zwar in drei verschiedenen Modi: Sample, Stretch und Slice. Im Sample-Modus behandelt das Ethno Instrument die Loops wie ein gewöhnlicher Sampler. Im Stretch Modus wird das Audiomaterial tempounabhängig gepitched, d.h. die Tonhöhe das Loops ist variabel. Im Slice-Mode sind sowohl Tonhöhe als auch Tempo des Loops variabel. Durch den Sample Start Fader lässt sich der Startpunkt eines Loops ändern. Die Eingriffsmöglichkeiten in die Loops sind also durchaus kreativ nutzbar. Ein weiteres Kreativ-Feature ist das Keyswitching am Ethno-Instrument. Verschiedene Presets lassen sich auf den selben MIDI-Kanal routen und über die Anschlagsdynamik in 127 Stufen spielen. Das selbe Prinzip wie an jedem Sampler heutzutage, im Verbund mit den Ethnosounds macht das richtig Spaß. Man muss sich jedoch zwei Presets suchen, die auf der selben Keyrange liegen.
Der recht große Drag & Drop Button zieht das Augenmerk des Ethnofans auf sich. Was sich dahinter verbirgt, finde ich klasse: Über diesen Button lassen sich die Loops entweder als Mono/Stereo-Audiofile in eine beliebige Audiospur des Sequenzers ziehen oder im Slice-Modus auch als MIDI-File in eine beliebige MIDI-Spur. Somit sind die Files völlig unabhängig vom Ethno Instrument.
Klang
Bei 4 GB an Sounds und Loops ist eine Menge vorhanden. Abgesehen von dem Manko, dass die Presets nicht über die komplette Keyrange vorliegen, klingen die Sounds gut. Sowohl die Anschlags- als auch die Anblasgeräusche wurden detailliert mit aufgenommen. Das äußert sich im Realismus vieler Sounds wieder. Sehr gut. Hier gibt es nicht nur die Standardexoten wie beispielsweise das Koto, verschiedene Flöten oder afrikanische Trommeln, nein hier gibt es auch die exotischen Exoten. So zum Beispiel die australische Jaw Harp, eines der ältesten Instrumente der Menschheit, so sagt es das Handbuch. Nicht etwas eine Haiharpune, sondern eine Kinnharfe. Interessant! Auch die Loops und Phrases klingen sehr gut. Gerade die aus der Spanish-Gipsy Abteilung gefallen mir persönlich am besten. Geschmackssache! Die Loops klingen allesamt sehr direkt und gut aufgenommen, wenn auch ziemlich trocken.
Konkurrenz
Der größte Mitbewerber ist zweifelsohne Ethno World 4. Der Kontakt-Player ist Motus UVI Engine in Sachen Effekten meiner Meinung nach klanglich überlegen. Auch der Umfang der Library ist bei Ethno World mit knapp 10 GB weitaus üppiger. Die Handhabung ist Geschmackssache, das Ethno Instrument ist schnell durchschaut und verstanden.