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Test: Music Man 112 RD 50, Gitarrenverstärker

Almost 40 years later

10. März 2015

Ich muss ja eingestehen, auf dieses Gerät als Testobjekt war ich ja besonders scharf. Der Grund? Nun ja, vor mehr als dreißig Jahren besaß ich kurz einen Music Man 112 RD 50 und ärgere mich eigentlich bis heute noch, den Amp abgegeben zu haben! Damals war der Sound des kleinen, etwas unförmig wirkenden Verstärkers mehr als eine Alternative zu den Boliden von Fender. Zumindest dann, wenn man eher auf glockig-klare und druckvolle Cleansounds als auf rotzigen Overdrive stand. Die Ähnlichkeit zu den Verstärkern von Fender war überdeutlich, kein Wunder, stammen sie doch aus derselben Schmiede.

Etwas seltsam wirkte damals allerdings die Schaltung des RD 50, wurden doch in der Vorstufe neben einer ECC83 Röhre überwiegend Transistoren eingesetzt, die von einer röhrenbetriebenen Endstufe verstärkt wurden. Eigentlich kennt man das, wenn es denn überhaupt hybrid sein muss, umgekehrt – Röhren in der Vorstufe zur maßgeblichen Soundformung und bestenfalls auch eine Röhrenendstufe zur Verstärkung des Ganzen.

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Aber wer die Geschichte und das Genie von Leo Fender kennt, der weiß, dass Mr. Fender immer mit Branchen prägenden Innovationen hervorpreschte. Hinzu kam, dass Halbleiter in Instrumentalverstärkern Anfang der 70er Jahre eine äußerst seltene Geschichte waren und sich die Amps der RD-Serie daher auch marketingtechnisch gut an den Mann bzw. die Frau bringen ließen, Stichwort „Zukunft“.

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RD Front

— Wieder da: Music Man 112 RD 50 —

Vielleicht war Leo Fender aber auch ganz froh, dass sich seine neuen Verstärker nun nur noch sehr schwer ohne fremde Hilfe in den Overdrive jagen ließen, Transistoren reagieren nun mal nicht so zerrfreudig. Leo war es nämlich ein Dorn im Auge, seine Verstärker so „leiden“ zu sehen bzw. zu hören – so munkelte man zumindest in der Szene. Doch genug der Geschichten und Anekdoten, drehen wir das Rad auf heute und betrachten uns mal das Reissue-Modell des Music Man 112 RD 50.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    harrymudd AHU

    soviele Minuspunkte und dann noch 3 Sterne – seltsame Dinge geschehen hier.

    Zur Röhrenendstufe
    Endstufentransistoren waren damals(tm) sehr teuer und nicht besonders robust gegen über Misshandlung. Deshalb die Röhrenendstufe – Röhren waren billig und die Schaltungen robust und bewährt.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @harrymudd Man muss den Amp gehört haben, dann versteht man es, dass trotzdem 3 Sterne gegeben wurden (zumindest wenn er so ähnlich klingt wie das Original, das ich besitze). Der Sound ist wirklich klasse und Kritikpunkte wie Metallfüßchen, mangelnde LEDs für Umschaltung, mangelnder Standby ja auch kein so schreckliches Problem (bloß der Lüfter würde mich nerven). Übrigens ist die Haltbarkeit der Röhren in dem Amp erheblich höher als in meinen Fenders mit Standby-Schalter. Ich habe mal gehört, dass die Schaltung selbst sehr „röhrenschonend“ sein soll, keine Ahnung, ob das stimmt.
      Deiner Erklärung zum Thema Röhren möchte ich ein wenig widersprechen. Auch in den 70-er Jahren war es schon wesentlich günstiger, einen 50- oder 100-Watt-Amp mit Transistoren aufzubauen statt mit Röhren und Ausgangsübertrager. Es gab genügend Hersteller, die reine Solid States mit hoher Zuverlässigkeit am Markt hatten, zum Beispiel H/H, Yamaha, Acoustic, Fender oder Music Man selbst. Der Einsatz von Röhren beim RD hatte eindeutig klangliche Gründe: Die Röhrenendstufe gibt dem eher kühlen Sound der Vorstufe (hier sind übrigens bereits recht gute Operationsverstärker der TL-Serie im Einsatz) den richtigen Schuss Wärme und Kompression mit. So ganz aus der Mode ist das ja auch heute nicht, wenn Leute ihre PODs oder gar Kempers an eine Röhrenendstufe klemmen.

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        harrymudd AHU

        Eine röhrenschonende Endstufe ist eine ausgeschaltete:) Nein, Spaß beiseite.
        Endstufentransistoren z.B. waren teuer und unter Roadbedingungen Röhren unterlegen – ein Kurzschluss und ein Satz neuer Transistoren war fällig. Röhren überstehen Kurzschlüsse meist unbeschadet.
        Ich hab mir grad noch mal das Schaltbild angeschaut – die haben beim Music Man 112 RD 50 ziemlich viel experimentiert: Vorstufe und Endstufe weichen ziemlich von anderen Konzepten ab, was sich auch im Klang manifestiert.
        Ich selber fand den Amp immer ein bisschen zu matschig bei hohen Gain-Settings.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Noch einige kurze Anmerkungen: Ich spiele selbst einen RD112 von 1979, und das Teil bildet mit meiner 63-er Telecaster die perfekte Twangmachine für Blues, Funk, Country und ähnliche Genres. Mit einem OCD davor auch durchaus für die härtere Gangart geeignet.
    Auch das Original hatte übrigens keinen Standby-Schalter und die im Test kritisierten Metallfüße. Einziger relevanter Unterschied scheinen der nervige Lüfter sowie der Klinkenanschluss für den Fußschalter Anstelle der früher verwendeten zwei fummeligen Cinch-Stecker zu sein. Leider habe ich die Reissue noch nicht testen können. Das Original (Made in USA) wird aktuell gebraucht etwa für die Hälfte des Neupreises gehandelt und ist zumindest für Cleansounds mehr als eine Alternative zu Fender-Amps.

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