Re-Issue eines Klassikers
Mit der Music Man Sabre E-Gitarre widmet sich der kalifornische Edelhersteller der Wiederauflage eines Gitarrenmodells, das es vor mehr als 40 Jahren schon einmal gab und die damals in den Köpfen und aus den Händen von keinem geringeren als Leo Fender und seinem ewigen kongenialen Weggefährten George Fullerton entstand. Nun bereichert also die neue Sabre das Programm von Music Man und glänzt mit den besten Zutaten, wie handselektierten, massiven Hölzern, bester Hardware und natürlich einem Roasted Maple Neck, der einen Großteil der Oberklasse des Herstellers schmückt und abgesehen von seiner perfekten Bespielbarkeit eine wahre Augenweide ist.
Mit einem Preis nahe der 4000-Euro-Schallmauer muss man allerdings auch die Brieftasche weit öffnen, um das neueste Modell von Music Man sein Eigen nennen zu dürfen. Das ist schon ein echtes Brett, ob sie die hohen Erwartungen erfüllen kann, werden wir nun versuchen herauszufinden.
Music Man Sabre – Facts & Features
Die Form des aus afrikanischen Mahagoni („Okoume“) hergestellten Korpus entspricht nahezu dem Originalmodell aus den späten Siebzigern und kann schon der Stratocaster-Klasse zugeordnet werden. Leo Fender konnte eben nicht anders und wer will es ihm verdenken? Solch ein Meisterstück, wie die Strat es zweifellos ist, erschafft an eben nur einmal im Leben und am schlanken Design mit der konturierten Decke und den weit ausgesägten Cutaways wurde ja auch bis heute nicht wirklich etwas Grundlegendes geändert. Es ist nun mal die perfekte Form für eine Rockgitarre, die sich seit Jahrzehnten bewährt und in viele Herzen gespielt hat.
Welches Finish darf es sein?
Das Finish unseres in Dunkelblau strahlenden Testinstruments bezeichnet der Hersteller als „Deep Blue Burst“, darüber hinaus ist die Music Man Sabre E-Gitarre noch in drei weiteren Farben erhältlich. Obwohl die Lackierung zweifellos zum besten gehört, was man auf einer Gitarre finden kann, gefallen mir persönlich die übrigen Lackierungen einen Tick besser, lassen sie doch die wunderschön geflammte Riegelahorndecke noch ein Stück besser zur Geltung kommen. Besonders das Modell in „Honey Suckle“ sticht da hervor, wie ich finde. Aber letzten Endes ist es, wie so oft im Leben, reine Geschmackssache.
Die Ränder der Decke wurden nicht im blauen Farbton gebeizt, sodass ein natürliches Binding entstanden ist, das an den Innenseiten der Cutaways etwas größer ausfällt als an den Außenseiten des Korpus.
Die Rückseite hingegen fällt komplett schwarz aus, der dort aufgebrachte Lack entsprich ohne Zweifel der Premiumklasse, zudem sorgt die allseits beliebte „Bierbauchfräsung“ dafür, dass sich das Instrument angenehm an den Körper des Spielers anschmiegt. Etwas haken könnte es jedoch bei den Abdeckungen für die Elektronik und das Vibratofach, denn beide Deckel wurden leider nicht versenkt eingesetzt.
Roasted Maple Neck – eine wahre Augenweide!
Auch die Sabre besitzt, wie ein Großteil der Premium-Instrumente von Music Man, einen eingeschraubten Hals aus wärmebehandeltem und extrem geflammten Riegelahorn. Einfach wunderschön anzuschauen – und ganz bestimmt eines der Highlights dieser E-Gitarre. Einen „Matched Headstock“ gibt es nicht, wäre auch wirklich schade, dieses edle Stück Holz mit auch nur einem Farbklecks zu bedecken. Somit lässt sich beim Betrachten der Kopfplatte schon erahnen, welches optische Spektakel man an der Halsrückseite erwarten kann. Die Flammung mit dem dunklen Farbton besitzt fast schon einen 3-D-Effekt und wirkt so, als würden die fein abgestuften Jahresringe des Ahorns regelrecht ein Stück weit über der Oberfläche schweben.
Das Halsprofil ist typisch Music Man: kräftig abgerundet und zudem recht schmal ausgefallen, Kenner wissen dieses Format zu schätzen, da bin ich mir absolut sicher. Selbstverständlich wurde auch hier wieder die Halsrückseite von der Lackierpistole verschont, die mit Gunstock-Oil und einer Wachsmischung per Hand aufgebrachte Versiegelung bietet somit ein extrem natürliches Spielgefühl vom ersten bis zum letzten Bund. Aufgeleimt wurde ein Griffbrett aus tiefschwarzem Ebenholz, das mit 22 Bünden allererster Güte bestückt wurde.
Music Man Sabre, E-Gitarre – Die Hardware
Das Music Man Modern Tremolo arbeitet wunderbar weich und bietet zusammen mit den Schaller M6 Locking-Mechaniken an der Kopfplatte eine nahezu verstimmungsfreien Betrieb. Schade ist nur, dass das System nicht freischwebend ist, was in der Praxis bedeutet, dass erst mal nur Down-Tunings möglich sind. Als Spieler einer Music Man Silhouette mit einem ähnlichen System kann ich aber sagen, dass es mit etwas Geschick durchaus möglich ist, den Vibratoblock so einzustellen, dass er mit dem eingesteckten Hebel zumindest um ca. einen Halbton nach hinten gezogen werden kann. Im momentanen Zustand ist das Vibratosystem daher leider nur die Hälfte wert, auch wenn es mit seiner satten Chromschicht auf der Abdeckkappe und den sechs Stahlreitern schon verdammt wertig aussieht.
Weiterhin gehören zur Hardware der Schalter und die Potis, auch dort erwartet uns eine Qualität, die man in dieser Preisklasse einfach erwartet. Besonders gut gefallen mir die sehr leichtgängigen Regler für Volume und die Tonblende, die mit ihren griffigen Metallknöpfen jederzeit einen sicheren Zugriff bieten. Doch auch der satt einrastende und völlig frei von Spiel agierende Fünfwegeschalter wird dem neuen Besitzer über viele Jahre garantiert keinen Kummer bereiten!
Pickups
Maßgeschneidert für die Sabre wurden die beiden Humbucker-Pickups, die sich auch als Einzelspuler betreiben lassen. Durch den Fünfwegeschalter ergeben sich somit eine maximale Ausbeute an möglichen Sounds: Humbucker am Hals solo, beide Pickups im SC-Modus, beide Humbucker parallel, beide Humbucker im SC-Modus sowie der Steg-Pickup solo.
Music Man Sabre in der Praxis
Akustischer Grundsound/Handling
Die Kombination aus Mahagonikorpus, der aufgeleimten Riegelahorndecke und dem eingeschraubten Ahornhals bietet bereits im unverstärkten Zustand ein beeindruckend strahlendes und sehr resonantes Klangbild mit einer gehörigen Portion Attack oben drauf. Die Bespielbarkeit ist an sich hervorragend, obwohl man auch ehrlicherweise sagen muss, dass man sich bei einem Instrument dieser Preisklasse durchaus eine angenehmere Saitenlage wünschen dürfte. Vielleicht betrifft dieser Fakt aber auch nur unser Testinstrument, das durchaus ein besseres Setting verdient gehabt hätte. Aufgrund der perfekten Verarbeitung von Hals und der Bundierung wären hier nämlich ganz sicher Traumwerte möglich, was die Performance vor allem für Spieler mit anspruchsvoller Technik doch ein gutes Stück weit verbessern würde. Ergonomie und Handling aber sind perfekt ausgefallen, das Instrument ist relativ leichtgewichtig und pendelt sich sehr ausgewogen am Gurt ein bzw. sitzt fast schon unbemerkt im Schoß des Spielers.
Elektrischer Sound / am Amp
Die beiden eigens für die Sabre entwickelten Humbucker liefern den luftigen und strahlenden Grundsound perfekt an den angeschlossenen Verstärker. Sie behalten auch bei hohem Gain ihr durchsichtiges und klares Klangbild mit reichlich Headroom bei und überzeugen zudem mit extrem niedrigen Nebengeräuschen, selbst die Singlecoil-Einstellungen dürfen gerne etwas mehr Overdrive abbekommen, ohne dabei durch nerviges Brummen aufzufallen. Vom Blues bis zum Shred-Gewitter ist hier alles drin, besonders gut hat mir jedoch der Sound des Pickups am Hals gefallen, klingt er doch überdurchschnittlich fett und schmatzig bei Cleansounds. Darüber hinaus ist das Lautstärkeverhältnis der unterschiedlichen Kombinationen sehr ausgewogen, beim Durchschalten der fünf Positionen ist kaum mit einem „Druckabfall“ zu rechnen. Das kennt man von E-Gitarren mit solch einer Schaltung auch ganz anders.
Klangbeispiele
Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die Music Man Sabre an einen Mesa/Boogie Studio 22+ Combo angeschlossen, der sich zurzeit bei mir als Gast befindet. Vor dem Boogie wurde ein AKG C3000 platziert, ehe das Signal in Logic Audio aufgenommen und mit einem leichten Limiter auf der Summe eingepegelt wurde.
„Minus – leider ETWAS zu teuer“
Stimmt! Würde sie 20 Euro günstiger sein, dann wäre sie glatt noch in mein Beuteschema gefallen. ;-)
Nennt mich farbenblind, aber das Teil ist doch grün!?
An den Rändern lass ich blau gelten.
Auf der Herstellerseite gibt es eine Werksführung. Für den Preis ist da schon ne Menge Robotik im Spiel.
Hallo farbenblind, Du hast zum Teil Recht.
Das ist „blau-grün“, auch „türkis“ genannt.
Ein nicht einheitlich definierter Farbton ; )
@Coin Dann nenn mich gefälligst halbfarbenblind!
Für „deep blue“ ist das zuviel „green“. So.
war doch nur nen spass.
die farbe ist so definiert, google mal nach türkis.
und ja, der farbverlauf geht am body von
innen nach aussen ins blau.
@Coin Ei bubb, natürlisch war des e spässche. ;-)