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Test: MusicLab RealGuitar V1.01, Gitarrensimulation VST

Gitarrenspieler aus dem Rechner

5. Juli 2004

Ein Problem existiert in vielen Heim- und Projektstudios: Man kann einfach nicht problemlos akustische Instrumente aufnehmen. Da fehlt es an geeigneten Aufnahmeräumen, Instrumenten, Instrumentalisten- und vor allem an passenden Mikrofonen und Vorverstärkern, die ja ein Heidengeld kosten können. Diesen Missstand versucht die Firma MusicLab nun mit einem samplebasierten PlugIn aus der Welt zu räumen: RealGuitar

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Die „richtige“ Gitarre

Das PlugIn basiert auf der Sampling-Technologie. Es wurden Nylon-, Steel- sowie eine 12-String Gitarre in verschiedenen Spieltechniken aufgenommen. Alle Samples klingen dabei von vorn herein natürlich und absolut brillant. Das alleine macht den Reiz dieses Programms aber nicht aus. Es wurde ein Front-End entwickelt, mit dem es ermöglicht wurde, durch einfaches Spiel auf dem Keyboard sehr natürlich klingende Gitarrenläufe sowie Gitarrenakkorde zu erstellen.

Es stehen sechs verschiedene Spielmodi zur Verfügung: Solo, Harmony, Chords, Bass&Chord, Bass&Pick. Der Spielmodus „Solo“ spielt immer einen Ton, so wie er auf dem Keyboard gespielt wurde. Dabei geben grüne Punkte an, in welcher Lage die Saiten gespielt werden.

Man hört sofort, wie viel Mühe man sich hier bei der Aufnahme der Instrumente gemacht hat. Zusätzlich lassen sich in der Sektion ‚Noises’ die gitarrentypischen Geräusche in ihrem Anteil bestimmen. Soundbeispiel 2 zeigt den gleichen Lauf, jedoch mit maximalen ‚Noises’-Einstellungen

Dadurch klingt die Gitarre noch echter, sind dies doch gerade die typischen Erkennungsmerkmale einer Gitarre: Bundgeräusch, Plektrum- und Rückzuggeräusch. Das PlugIn variiert dabei selbständig ganz subtil die Spielweise, sodass typische Sample-Dopplungen nicht auftreten, die eine gesamplete Gitarre sonst verraten würden. In der unteren Sektion kann man andere, spielmodusspezifische Einstellungen vornehmen: so z.B. Velocity-Curve oder Controllerzuweisung. Ein Velocity-Switch bestimmt, ab welcher Note der entsprechende Ton akzentuiert gespielt wird. Dadurch erreicht man ein zusätzliches Maß an Natürlichkeit.

Teuflisch geschickt

Aber erst die Modi „Harmony“ und „Chords“ machen RealGuitar zu einem echten Spaßfaktor. Im Soundbeispiel 4 wurden die gleichen MIDI-Noten gespielt wie in den Beispielen zuvor, dieses mal jedoch im „Harmony“-Mode. Hier lassen sich den Läufen einfache Harmonien, wie Oktave, Quinten und Quarten hinzufügen.

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So hat man aus einfachen Melodien oder Ideen zu Läufen schnell eine ansprechende Begleitung erstellt.

Akkorde nach Maß

Der Interessanteste Modus stellt jedoch der „Chords“-Modus dar.

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In dieser Betriebsart errechnet das Programm aus einzelnen Noten ganze Akkorde in bestimmbaren Lagen. Dabei generiert man z.B. Sept- oder Sus-Akkorde durch zusätzliches Drücken einer andere Keyboardtaste. Die dabei entstehenden Akkorde werden dann auch angezeigt; aus dem Lauf von eben wird somit eine ganze Akkordfolge.

Und weil’s so schön war, gleich noch eine Version der 12-String Gitarre mit den gleichen Chords.

Diesen Gitarrensound kann man wirklich genießen!

Wie auf Bild 3 zu sehen ist, kann noch zusätzlich ein Velocity-Switch-FX eingestellt werden. Im vorliegenden Fall wird bei einer Velocity, die niedriger ist als die eingestellte (67), die RealGuitar langsam angeschlagen. Wie langsam, das bestimmt die Einstellung „Time“. Damit hat man nahezu absolute Kontrolle über das Instrument, und es macht einfach Freude solange herumzuschrauben, bis man einen perfekten natürlichen Gitarrensound hat (was nicht sehr lange dauert).
Die Modi „Bass&Chord“ und „Bass&Pick“ hören sich nicht ganz so spektakulär an, sind aber als sparsame Begleitungen auch gut einzusetzen, die die tiefe E Saite benötigen. Interessant ist noch der „Direct Mode“ .

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Bei dieser Betriebsart unterstützt das PlugIn den Benutzer nun nicht mehr durch selbständige Spielartvariationen, sondern man hat – mittels verschiedener MIDI-Kanäle – auf der Audio-PlugIn-Spur die Möglichkeit, alle Samples manuell anzusteuern. Das bietet die größtmögliche Kontrolle über die Spielweise, bedingt jedoch gleichzeitig die längste Editierzeit.
Zum Schluss noch einmal der Lauf, der mit der Nylon-Gitarre „gespielt“ wurde.

Und ein anderer Lauf im Solo-Mode, der noch einmal eindrucksvoll die Natürlichkeit der RealGuitar demonstriert:

Technik

Die Installation funktioniert problemlos und nimmt aufgrund der Sample-Basis ca. 540 MB Festplattenplatz in Anspruch. Das Laden der einzelnen Gitarrenmodelle benötigt etwas Zeit, dafür entschädigt aber das Ergebnis voll und ganz. Für einen Sample-Player ist das PlugIn schon ein wenig CPU-hungrig, leistet jedoch mehr als eine reine Sample-Bank. Man kann innerhalb des PlugIns alle Grundeinstellungen vornehmen und diese, sowie andere spezifische Einstellungen, im Host als VST PlugIn Programm abspeichern. Da die Gitarrensounds modular geladen werden können, ist in Zukunft sicherlich noch mit weiteren Gitarrentypen zu rechnen (ein Strat-Set soll wohl angedacht sein).

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Fazit

Dieses PlugIn ist wirklich sehr gelungen. Durch seine einfache Bedienung lädt es zum Experimentieren ein und fördert dadurch den kreativen Prozess. Die Gitarre, die in der „elektronischen Musik“ eher eine Schattendasein führt, wird dadurch wieder aktuell – und das vor allem durch den bestechenden Klang. Wenn viele Musiker, Komponisten und Arrangeure, die über eine lange Zeit keine Gitarre mehr genutzt haben – sei es aus Geld-, Personal- oder Zeitgründen – sich dieses PlugIn zu Herzen nehmen, könnte der Sound sogar eine Art Revival erleben. Auf der Website der Firma MusicLab gibt es zum Stückpreis von 24$ zusätzlich noch MIDI-Patterns die authentische Spielweisen verschiedener Musikstile enthalten.

Plus

  • Klang
  • Bedienung
  • Automatische Variation der Klänge
  • Viele Manuelle Variationen Einstellbar
  • Erweiterbar

Minus

  • Lange Ladezeiten
  • CPU Belastung

Preis

  • 149$ Internet Download
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