Ein mehr als solides Update für den Game-Changer Phase
Mit der Markteinführung von MWM Phase im Jahr 2018 hat eine mögliche Revolution begonnen. Auf dem Papier klang alles sehr vielversprechend: Ein Wireless Controller für DVS (Digitale Vinyl System), der eine Zusammenarbeit zwischen Time Code Vinyl und Tonabnehmer-System ersetzen soll. Somit sollen diverse Fehlerquellen ausradiert werden. Ganz so gut hat das leider nicht geklappt, zumindest nicht mit den ersten Modellen.
Zum einen hatten viele User Probleme mit aufgeplatzen Akkus in den Remotes und zum anderen beklagten sich einige User über eine fehlerhafte Verbindung zwischen der Hardware und der Software. Die angekündigte Akkuleistung von guten 10 Stunden hat leider auch keine Bestätigung erhalten. Es war eher eine coole Spielerei, die einige Fehlerquellen zwischen Time Code und Nadel überbrückt hat, gleichzeitig aber andere Störfaktoren mit sich gebracht hat. Entsprechend verlief dann auch der erste Test von Phase bei uns im Hause mit dem Feedback, dass MWM Phase zwar faszinierend ist, aber noch nicht bühnenreif.
MWM Phase: Zeit für ein Update
Mit dem groß angekündigtem Phase Update verspricht MWM einige Verbesserungen schon recht und bietet damit zugleich auch ein paar neue Features. Nach dem Update fungiert Phase als offizielle Serato Hardware. Eine Verbindung zwischen dem Mixer und Phase via Cinch-Kabel soll nicht mehr nötig sein. Phase kommuniziert mit der DJ-Software einzig und allein über die USB-Verbindung zwischen dem Receiver und dem Computer. Wir wollen natürlich wissen, was genau dahinter steckt und ob das Update auch hält, was es verspricht. Los geht’s!
Phase Manager
Als erstes muss die aktuellste Phase Software (Phase Manager) auf den Computer heruntergeladen und installiert werden. Die alte Software (MWM Connect) ist nicht mehr von Nöten und kann somit deinstalliert werden. In dem Update-Center der Software finden wir dann das Update für den Receiver und die beiden Remotes. Hier speisen wir die neue Firmware auf den Receiver und die beiden Remotes. Hierzu müssen die Remotes im Receiver sein und der Receiver mit dem Computer verbunden sein.
Nach erfolgreicher Aktualisierung gehen wir in der Software in das Setup-Menü und wählen die gewünschte DVS-Steuerung, in meinem Fall ist das Serato DJ Pro. Das Update beinhaltet auch den DVS-Support für Traktor Pro, Rekordbox, Virtual DJ, Ms Pinky, edjing Mix und Mixvibes.
Viele bunte Farben!
Als nächstes können unter Color Picker diverse Farben für die Remotes ausgewählt werden, von Standardfarben bis Multifarben ist alles dabei, was das Herz begehrt. Es ist jetzt auch möglich, die Farbe für die USB-Verbindungs-LED auf der Rückseite des Receivers einzustellen.
Kalibrieren leicht gemacht!
Jetzt kommen wir zu den Kalibrierungseinstellungen. Da hatte Phase zum Release keine Option einer Kalibrierung in der Software. Dazu gab es bei vielen DJs enorm viel negatives Feedback. Das Problem war, dass die beiden Remotes nicht gleichmäßig liefen. Wenn der linke Plattenspieler mit Remote A drauf auf +/- 0 gepitcht war, hat die Software +0,8 oder sogar mehr angezeigt. Remote B auf dem anderen Plattenspieler hingegen war auf +/- 0 auch tatsächlich auf +/- 0 in der DJ-Software. Die Kalibrierung war schlichtweg nicht korrekt. Nach einigen Updates hat MWM dieses Problem allerdings gelöst, bis es allerdings soweit war, ist einiges an Zeit vergangen.
Mit dem Update gibt es neben der manuellen Kalibrierung auch die Möglichkeit einer „Double Tap“ Kalibrierung. Dieser Modus ist noch in der Beta-Phase, funktioniert aber schon recht gut. Bei aktivierter „Double Tap“-Funktion können wir nun die beiden Remotes durch doppeltes Antippen kalibrieren, ohne in das Menü der Software zu müssen. Klingt eigentlich ganz gut, für mich war das allerdings kontraproduktiv. Ich möchte an dieser Stelle auch sagen, warum: Ich hatte „Double Tab“ an und irgendwann, während ich an den Decks war, habe ich gemerkt, dass mein Turntable auf +4 gepitcht ist. Mein Track in der DJ Software aber auf +/- 0 läuft. Ich habe wohl beim Mixen oder beim Scratchen unbewusst zweimal auf den Remote oder auch vielleicht nur auf die Platte getippt. Somit habe ich die Kalibrierung gestartet als mein Pitch auf +4 war. Es ist natürlich ganz wichtig, beide Pitchfader der Plattenspieler auf +/- 0 zu setzen, wenn die Kalibrierung gestartet wird. Ob mit „Double Tap“ oder manueller Kalibrierung. Ich habe dann „Double Tap“ deaktiviert und noch mal die manuelle Kalibrierung gestartet, die läuft seitdem auch super zuverlässig.
Unter Advanced Settings können wir einstellen, wann die Remotes sich ausschalten, nachdem die Verbindung zwischen Receiver und Computer getrennt wurde. Eine kürzer, eingestellte Zeit verlängert die Akkulaufzeit. Außerdem können wir hier noch „Radio Boost Signal“ aktivieren, um ein stärkeres Signal an den Receiver zu senden. Dies verkürzt allerdings auch die Akkulaufzeit. Da ich zwischen Boost-Signal und Normal-Signal keinen Unterschied wahrnehmen konnte, habe ich diese Funktion deaktiviert.
Let’s face the new WMW-Phase
Nachdem ich alle Einstellungen vorgenommen habe, geht es jetzt mit dem Update in die Praxis. Ich habe den Phase Receiver nur via USB mit meinem Laptop verbunden, es besteht keine Verbindung zwischen Phase und meinem Mixer via Cinch-Kabel. Die beiden Phase Sender liegen auf den Vinyls der Plattenspieler und Phase sind bereit für den Einsatz. Im ersten Versuch habe ich vergeblich auf ein Audiosignal gewartet. Anders als vor dem Update, erkennt Serato DJ Pro das Phase System nicht mehr im „Internen“-Modus. Hier gibt es neben den bekannten Serato DJ Modi (Relative, Absolute und Intern) einen neuen Modus für Phase und der nennt sich „Wireless“-Mode. Nachdem „Wireless“ als Vinyl-Steuerung ausgewählt ist, klappt es auch wunderbar mit dem Audiosignal.
Nun laufen Deck A und Deck B im „Wireless“-Modus. Das Audiosignal ist glasklar und die Reaktionszeit ist Weltklasse. Dank der zuverlässigen Kalibrierung laufen beide Decks gleichmäßig bei +/-0 Pitch. Phase erkennt und verarbeitet schon den geringsten Pitch super schnell und haargenau. Für den Moment hat Phase mich mit dem Update überzeugt.
Aber jetzt möchte ich mir das angucken, was mich an Phase vorher immer sehr gestört hat und für den Einsatz im Turntablism-Bereich unbrauchbar war: das bekannte „Cue-Drift“-Problem. Beim Cue ausrichten (z. B. auf 12 Uhr) hat sich die Cue-Position bei der Nutzung mit Phase immer verschoben. Die 12 Uhr Position war dann beim längeren Scratchen oder bei Jugglings auf 11 Uhr gerutscht. Die Genauigkeit im Turntablism-Bereich ist natürlich sehr wichtig. Um die erweiterten Scratch-Techniken sauber hinzubekommen, zählt jeder Millimeter und da ist ein „Cue Drift“ absolut unvorteilhaft.
Aber das alles ist dank des Updates Schnee von gestern. Weder bei Jugglings, noch beim Scratching besteht noch das alte „Cue Drift“-Problem. Phase läuft absolut stabil und zuverlässig. Das lange Warten hat sich eindeutig gelohnt. Mit dem Update hat Phase alle bisher bekannten Probleme behoben.
Power for hours!
Die Akkulaufzeit von 10 Stunden habe ich beim Mixen nicht erreicht. In meinem Test hatte ich Phase in mehreren Etappen im Einsatz, ohne Phase zwischendurch aufzuladen. Die zusammengezählte Akkulaufzeit betrug ca. 6 Stunden mit restlichen 10 % Akku auf Deck A und 4 % Akku auf Deck B. Merkwürdig ist nur, dass Deck B mehr Akku verbraucht als Deck A. Das mag im Rahmen der normalen Unterschiede liegen.
Eine weitere Neuerung, die wirklich sehr hilfreich ist, ist die Batterieanzeige der Phase Remotes über den virtuellen Decks in Serato DJ Pro. Um die beiden Remotes aufzuladen, müssen diese in den Receiver gelegt werden. Der Receiver selbst kann über mehrere Quellen Strom beziehen, um die Receiver wieder vollzutanken. Zum einen geht es klassisch über einen USB-Adapterstecker, der Phase über die Wandsteckdose lädt. Alternativ kann Phase auch weiterhin mit dem Laptop geladen werden, indem der Receiver via USB dranhängt. In beiden Fällen müssen die Phase Controller im Receiver liegen.
Danke für deinen Test. Jetzt scheint es wohl richtig zu funktionieren.
Mir erschließt sich trotzdem nicht der Sinn des Gerätes. Wer mit Platte auflegt ( ich nicht) , egal ob Analog oder Digital, der legt doch Wert drauf, dass es Echt aussieht. Alles andere kann ich doch mit jeden DJ Controller tun. Vielleicht kann es mir jemand erklären.