Subdivisions for the Joshua Tree
Das MXR Joshua Ambient Echo ist ein vielseitiges Effektpedal für Gitarristen, die rhythmische Delays lieben.
Inhaltsverzeichnis
MXR ist wahrlich kein unbekannter Name in der Szene der Gitarreneffekte. Unzählige Effektlegenden haben die heiligen Hallen des Herstellers bereits verlassen, einige haben Kultstatus erreicht und sind im Original heute auf dem freien Markt unbezahlbar. Im Jahr 2001 kaufte der Hersteller Jim Dunlop, der bislang nur für Plektren, das Cry Baby Wah und die Rockman-Module bekannt war, dann die Markenrechte an der Firma MXR auf und begann, sich vermehrt in den unübersichtlichen Markt der Effekte einzumischen.
Das scheint alles in allem recht zuverlässig funktioniert zu haben, die Homepage ist voller Effektpedale und die Foren voll des Lobes für die gebotene Qualität der Effekte. Eines der neueren Pedale ist das MXR Joshua Ambient Echo, das sich dem Sound des legendären The Edge von U2 widmet, der auf dem Album „The Joshua Tree“ Ambient-Geschichte geschrieben hat, indem er unterschiedliche Delay-Zeiten kombinierte und damit rhythmische, flächige Sounds erzeugte, die einen Keyboarder problemlos ersetzen konnten.
The Edge – oder David Howell Evans, wie der Typ laut Personalausweis heißt – benutzte seinerzeit zwei Korg SDD-3000 Delays, mit deren Signal er zwei Amps fütterte. Aber warum soll man heute, nachdem sich die Technik nun mal deutlich weiterentwickelt hat, den Sound nicht auch mit Hilfe eines einzigen Pedals erzeugen können? Schauen wir uns das MXR Joshua Ambient Echo mal in Ruhe an.
MXR Joshua Ambient Echo – Facts & Features
Es ist ein recht kleines Pedal, das mich hier für den großen Sound erwartet. 60 × 32 × 111 mm ist so eins dieser beliebten Zigarettenschachtelformate, aber diesen Vergleich kann man heute nicht mehr einfach so bringen. Viel besser gefällt mir der Vergleich mit einem Smartphone, denn das haben heute irgendwie ja alle in der Hand und das macht den Vergleich direkt anschaulicher. Wir haben es hier also mit einem Alcatel One Touch Easy zu tun, nur halt ohne Antenne … Mist, ich muss offenbar an meinen Größen-Vergleichen arbeiten.
490 g wiegt die Box, da braucht es keine Vergleiche, das ist ’n knappes Pfund Mett, damit kenne ich mich aus. Auf der Oberseite des stabilen Metallgehäuses finden wir sechs Regler, eine LED und eine Fußtaster. Dazu kommen zwei Buttons, die optisch im ausgeschalteten Zustand fast untergehen, aber im Betrieb deutlich blau und rot zu leuchten wissen.
Auf der rechten Gehäuseseite wartet die Input-Buchse auf Signal, daneben tut es ihr die Netzbuchse fast gleich, sie möchte aber viel lieber mit Strom gefüttert werden. 9 V mit Minuspol innen werden verlangt, 300 mA sollte das Netzteil zur Verfügung stellen. Batteriebetrieb ist dankenswerterweise nicht vorgesehen. Die Umwelt freut sich, der Tester auch. Linkerhand finden wir die Output-Buchse und eine Buchse mit der Bezeichnung „Ctr“, hier kann man ein externes Expression-Pedal anschließen, um Parameter zu kontrollieren, alternativ kann hier ein externer Tap-Switch angeschlossen werden, der die Delay-Zeit steuert.
Die Regelmöglichkeiten des MXR Joshua Ambient Echo sind umfangreich. Die sechs Regler erlauben größtmöglichen Eingriff in das Effektgeschehen, wir beginnen mit dem Delay-Regler. Der macht, was wir vermuten, er stellt die Delay-Zeit ein. Wie eben angedeutet, kann dieser Vorgang alternativ per externem Tap-Switch oder per Expression-Pedal vorgenommen werden. Der MOD-Knob regelt die Modulation des Effektsignals, der Voice-Knob mixt -1, +1, und +2 Oktaven zum Signal hinzu.
Die untere Reihe Regler kümmert sich von links nach rechts um die Regeneration des Delays, es handelt sich hier also um den klassischen Feedback-Regler, um die Subdivisions des Delays im Verhältnis zur eingestellten Delay-Zeit sowie um den Mix des Effektsignals im Verhältnis zum Originalsignal. Die beiden Buttons am oberen Gehäuseende wollen auch noch erklärt werden, hier handelt es sich um einen Switch zum Zufügen eines zusätzlichen Delays, das zunächst 1/4-Noten zum eingestellten Tempo hinzufügt, bei gehaltenem Button aber auch über den Divisions-Regler im Wert verändert werden kann sowie einen Trails-Button, der es erlaubt, die Delay-Fahnen nach Ausschalten des Effektes entweder ausklingen zu lassen oder abzuschneiden.
Die Bedienung des MXR Joshua Ambient Echo Effektpedals
Grundsätzlich erklärt sich die Bedienung des MXR Joshua Ambient Echo Pedals von selbst, ein paar Gimmicks sind aber versteckt, weshalb ich noch ein kleines Kapitel über die Bedienung hinzufügen möchte.
Natürlich ist die Tap-Tempo-Eingabe über ein externes Pedal komfortabel und einfach. Wer aber gerade kein zweites Pedal am Start hat, kann den Fußtaster des MXR Joshua Ambient Echo zur Tempoeingabe nutzen, indem der Taster zunächst eine Sekunde gehalten wird. Danach dient er als Tap-Button. Das scheint mir als Notlösung okay zu sein, ein externer Tap-Tempo-Button ist da aber sicherlich angesagter.
Der externe Tap-Tempo-Schalter kann auch zur Erzeugung eines Freeze genutzt werden. Wer ein Expression-Pedal nutzen möchte, kann per Fuß zwischen zwei komplett unterschiedlichen Delay-Settings hin und her faden. Obwohl das Pedal zunächst nur in Mono daherzukommen scheint, kann der Ausgang mittels eines Schalttricks, der in der Anleitung beschrieben wird, in den Stereo-Modus versetzt werden. Hierzu wird ein TRS-Kabel benötigt. Nutzt man das Pedal dann in Stereo, kann auch die CTR-Buchse als zusätzlicher Ausgang verwendet werden und man kann das Signal „klassisch“ mit zwei Kabeln auf nachfolgendes Equipment verteilen.
Eine millisekundengenaue Eingabe der Delay-Zeit ist nicht möglich, gerade bei den rhythmischen Delays halte ich das aber für besonders wichtig. Hier geht’s nur nach Gefühl oder per Tap, Letzteres mag Live ganz gut funktionieren, im Studio und mit Klick fehlt mir da aber schon was.
So klingt das MXR Joshua Ambient Echo Effektpedal
Was die kleine Kiste so kann, möchte ich hier mit Hilfe meiner Charvel Marco Sfogli Signature Gitarre und meines Kempers demonstrieren, Letzterer bringt das Profile eines Morgan Ac20 ins Rennen, das MXR Joshua Ambient Echo ist im Einschleifweg des Kempers hinter der Amp-Sektion positioniert. Im Signalweg befinden sich keine weiteren Effekte, alles, was ihr hört, kommt aus dem MXR Joshua Ambient Echo. Das MXR Joshua Ambient Echo klingt alles in allem fantastisch luftig, Mod und Voice runden das Bild ab, soundtechnisch gibt es nichts zu meckern.
Ein „Ambient“ Echo nur in mono – ernsthaft? Für 277€ ??? Kürzlich gab es das Boss SDE-3000D bei „t“ für 222€.
@heimannrudolf „Obwohl das Pedal zunächst nur in Mono daherzukommen scheint, kann der Ausgang mittels eines Schalttricks, der in der Anleitung beschrieben wird, in den Stereo-Modus versetzt werden. Hierzu wird ein TRS-Kabel benötigt.“
Zugegeben nicht die eleganteste Lösung, aber funktioniert.
@heimannrudolf Es steht doch im Testbericht drin, dass es Stereo ist 🤔 Und TRS Stereo ist ja gerade bei kompakteren Pedalen oft zu finden. 😁
Das SDE-3000D für den Preis ist natürlich unschlagbar! Es ist zur Zeit mein Lieblings-Delay und hat seinen Platz auf dem Pedalboard absolut verdient.
@heimannrudolf Tatsächlich – Stereo geht auch, ich hab’s quasi überlesen und in den Klangbeispielen überhört. Mea culpa!