Praxis:
OK, dann wollen wir die Geräte einmal in Betrieb setzen. Ach Du meine Güte, hat einer eine Sonnenbrille? Das ist keine LED auf der Gehäuse-Oberseite, das ist ein Scheinwerfer! Ich habe in meinem Leben noch nie eine so helle LED gesehen, zudem in einem sehr ansprechenden Blau, welches die Booster-Sektion bei Aktivierung aufleuchten lässt. Die LED der Overdrive Sektion kommt dagegen in einem Standard-Rot ohne Blendwerk einher, diese beiden Leuchten kann man auch bei schlechten Lichtverhältnissen auf der Bühne wirklich gut auseinander halten.
Bei 0 db Boost verändert sich an der Lautstärke des Signals zunächst nichts, allerdings kommt es bereits zu der oben genannten „Auffrischung“ des Signals. Das Signal wird klarer, höhenreicher und setzt sich um Bandkontext gerade bei cleanen Sounds deutlich besser durch. Mit zunehmendem Boost fängt der nachgeschaltete Amp langsam an zu verzerren, je nach Verstärkertyp mit einem sehr dynamischen, interaktiven Crunch. Ich habe in den Soundbeispielen einen VOX AC15 benutzt, hier kann man sehr schön beobachten, wie neben dem Verzerrungsgrad auch die Kompression des Signals mit zunehmendem Boost ebenfalls zunimmt. Nimmt man den Overdrive mit ins Spiel, ändert sich der Klang entscheidend. MXR hat mit Bradshaw einen typisch „amerikanischen“ Overdrive entwickelt, dessen Halbleiter Konfiguration sich im krassen Gegensatz zum britischen Overdrive befindet. Bradshaw kann seine Prägezeit der Achtziger nicht verleugnen und hat dem MC-402 den typischen „Weichmacher“ spendiert, welcher vor knapp 2 Dekaden Unmengen von Platin-Rock-Produktionen zierte. Während der britische Overdrive nahezu immer mit einem Hauch von Kratzen und zuweilen beißendem Sound einhergeht, nimmt sich die amerikanische Variante bzgl. Aggressivität deutlich zurück und setzt ihre Betonung mehr auf sustainbetonten, eher schmeichelnden Sound. Wer den typischen MXR Sound a la Distortion + o.ä. sucht, wird hier nicht fündig. Bradshaw hat den Geräten seinen eigenen, unverkennbaren soundlichen Stempel aufgedrückt, welcher in jeder Einstellung deutlich hörbar bleibt. Hier ist Ausprobieren angesagt, wie überhaupt immer ein FX-Pedal im persönlichen Setup getestet werden muss. Was bei der einen Konfiguration geradezu phänomenale Ergebnisse bringt, klingt bei dem nächsten Equipment-Park einfach nur erbärmlich.