Das Werkzeug des schwedischen Hexers
Das MXR Yngwie Malmsteen Overdrive ist ein Verzerrerpedal für Gitarristen, die eine Zerre mit ordentlichen Gain-Potential suchen. Wir haben es getestet!
Inhaltsverzeichnis
Man kann von seiner Musik, seinem Stil und seinem Ego ja halten, was man will. Tatsache ist jedoch, dass die Gitarrenwelt ohne Yngwie Malmsteen vermutlich eine ganz andere wäre. Sein erstes Soloalbum („Rising Force“) aus dem Jahr 1984 schlug in der Szene ein wie eine Bombe und setzte einen Schlussstrich unter das miefige 70er-Jahre Mollpentatonik-Gedudel der sechssaitigen Kollegen der Hardrock- und Metal-Fraktion. Generationen von Gitarristen wurden von Malmsteen beeinflusst, darunter selbst Legenden wie etwa Paul Gilbert, Jason Becker, Marty Friedman oder Tony MacAlpine.
Malmsteens typischer Sound wurde und wird bis heute von Marshall-Amps erzeugt, die mit einem vorgeschalteten Overdrive für seinen berühmten High-Gain-Sound angesteuert werden. Die US-Effektspezialisten MXR haben den schwedischen Saitenhexer zu einer Zusammenarbeit überreden können und mit dem MXR Yngwie Malmsteen Overdrive ein Pedal entwickelt, das den Charakter und den Spirit des Virtuosen in einer Metallbox konserviert. Schauen und hören wir uns an, was dabei herausgekommen ist.
Malmsteen Overdrive Effektpedal – Facts & Features
Neben einem Universal Quickstart-Guide für MXR-Effekte befinden sich im schwarzen Karton, mit dem das ferrarirote Pedal ausgeliefert wird, weiterhin ein Satz Gummifüßchen zum Aufkleben auf die Unterseite des Metallgehäuses sowie ein Tütchen mit sechs Dunlop-Plektren des Meisters. Mit den Maßen von 60 x 32 x 111 mm ist das Gehäuse sehr kompakt ausgefallen und lässt sich entsprechend unkompliziert auf dem Board unterbringen. Das ginge sicher noch komfortabler, wären die beiden Klinkenbuchsen an der Stirnseite untergebracht, hier folgt der Hersteller jedoch (s)einem klassischen Layout. Rechts geht es wie so oft rein und links wieder raus, der Anschluss für ein 9-Volt-Netzteil wurde an der rechten Gehäuseseite angebracht. Mit Batterie geht es auch, dazu muss allerdings die komplette Unterseite mit ihren vier Schrauben gelöst werden, um an den 9-Volt-Block zu gelangen. Keine gute Idee bei einem Live-Gig. Von daher empfiehlt sich die Versorgung des Pedals mit einem Netzteil, das auch kein besonderes sein muss.
Die in blauem Licht strahlende LED hätte ruhig noch ein Stück weiter oberhalb des Metallschalters platziert werden können, denn so ist sie mit der Schuhsohle schnell verdeckt. Und wenn wir schon beim Meckern sind: In dieser Preisklasse dürfte man schon einen Softklickschalter erwarten, der hier verbaute wirkt zwar sehr robust, macht aber auch einen Heidenkrach beim Drauftreten. Und das kann nerven, vor allem bei Aufnahmen.
Viel zu regeln gibt es nicht, lediglich zwei Potis befinden sich auf der Oberseite. Die entsprechen aber den Erwartungen eines Signature-Pedals vollkommen: Sie laufen gleichmäßig und ohne Spiel wie Butter auf ihren Achsen. Die beiden großen aufgesteckten Knöpfe ermöglichen eine sehr nuancierte Bedienung der Parameter „Gain“ und „Level“, was beim Finden des „Sweet-Spots“ des angeschlossenen Amps ja bekanntermaßen von großer Bedeutung ist. Und das weiß bzw. nutzt nicht nur ein Herr Malmsteen.
MXR Yngwie Malmsteen Overdrive – In der Praxis
Mit einem lauten mechanischen Krachen des Schalters nimmt das Pedal seine Arbeit auf. Zum Glück kracht nur der Schalter erbarmungslos, das Signal bleibt davon vollkommen unberührt. Spannend sind ja beim ersten Check eines Zerr-Pedals vor allem zwei Dinge: Wie stark rauscht es, wie schaut es aus mit der Dynamik und was hat die Kiste für Gain-Reserven? Nun, das Rauschspektrum ist erfreulich niedrig, selbst bei Vollanschlag des Gain-Potis weht nur ein laues Lüftchen aus dem Speaker. Die Dynamik zeigt sich quicklebendig über den gesamten Regelweg des Gain-Potis hinweg, also auch bei eher niedriger Zerrung, unterschiedlich stark angeschlagenen Saiten oder verschiedenen Pickup-Konfigurationen.
Hinsichtlich der Verzerrung präsentiert sich der MXR Yngwie Malmsteen Overdrive wie ein typischer Overdrive – eher moderat in der Verzerrung und mit einer warmen, cremigen Note versehen. Man könnte es auch „vintage“ nennen, um doch wieder diesen eher ausgelutschten Begriff zu bemühen. Die gebotene Verzerrung reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die Bedürfnisse von Malmsteen an einen bzw. seinen ganz speziellen Lead-Sound zu befriedigen. Klar, das Pedal dient schließlich zum „Anblasen“ der Marshall Amps und ist im Endeffekt ja nur Teil seines Setups. Den Ingenieuren bei MXR ist es verblüffend gut gelungen, den Charakter von Malmsteens Sound nachzubilden und zu konservieren – vorausgesetzt, am anderen Ende des Kabels befindet sich ein entsprechend hochwertiger Amp, der dieses Spiel aufnimmt. Es muss jetzt vielleicht nicht gerade ein originaler 59er Marshall Plexi sein, auch vielen anderen Verstärkern kann das kleine rote Pedal mit seinem besonderen Charakter auf die Sprünge helfen.
MXR Yngwie Malmsteen Overdrive – Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich das MXR Yngwie Malmsteen Overdrive zusammen mit meiner Music Man Silhouette Special und im Speziellen mit deren Singlecoil-Pickups verwendet. Als Verstärker kam ein Orange Micro Dark Top mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box zum Einsatz. Aufgenommen wurde in Logic Audio ohne weitere Effekte.
Danke für diesen Bericht, der mir eine immer wieder aufkommende Frage zurück holt.🤔
Spiegelt die Fülle an Warp-, Distortion-, Overdrive-Pedalen auch die mögliche klangliche Vielfalt der Pedale haben kann wider?🤯
Was ist am beschriebenen Pedal „anders“ als an den gefühlt 50.000 anderen Pedalen?🤨
@CDRowell Da steht Yngwie Malmsteen drauf <3
@BenniJay was genau bedeutet das denn nun?😇
@CDRowell Daß es teurer ist.
@mort76 Aus meiner Erfahrung erscheint 159 EUR erstmal nicht teuer.
Nach einiger Überlegung und wenn man Drei bis Zehn Distortion-Pedale besitzt, kann es teuer sein, wenn es nicht „besser“ klingt…
Wenn es teuer ist, würde aus meinen Überlegungen heraus entweder „schlecht klingen“ oder „überteuert sein“…
AUWEIA!!! Ich kenn mich nun auch nicht besser aus…😩
Vermutlich, dass er daran mitverdient, oder eine Abschlagssumme bei Vertragsabschluss erhalten hat. Mehr nicht.
@Tai Okay, jedoch wirken Deine Ausführungen so, als würde es für mich als Nutzer keinen auditiven Vorteil beim Kauf dieses Pedals erbringen… 😲
Was machen ich nur, um nicht zu viel G.A.S. zu geben!?!?!
HELP! I NEED SOMEBODY, NOT JUST ANYBODY…😭
@CDRowell Hallo CD,
sitzt Du gut? Dann verrate ich Dir jetzt das große Geheimnis:
Ein großer Teil der Verzerrer-Pedale auf dem Markt (die ganze Kategorie „Tube-Screamer-Variationen“, aber auch dieses hier) klingen als Verzerrer eher so naja, deshalb werden die auch gar nicht als Verzerrer eingesetzt, sondern als Booster:
Du hast einen gut klingenden Amp, der bereits leicht verzerrt. Drehst Du das Volume-Poti an der Klampfe zurück, hast Du einen Clean-Sound. Und für „Vollgas“ nimmst Du so ein „Verzerrer“-Pedal, Gain/Drive/Whatever auf Null (also keine Verzerrung, das kann Dein Amp besser), Volume/Level/Whatever aufdrehen (also Ausgangslautstärke schön hoch), ggf. Tone nach Geschmack. Das aktiviert gibt deiner Gitarre mehr Power -> Amp wird stärker angefahren -> Amp verzerrt mehr -> Zeit für ein Solo! 🤟
Speziell die ganzen Tube-Screamer-artigen senken dabei die Bässe etwas ab (-> matscht weniger), es bleibt also vor allem ein Mittenboost, und der kommt vor der Verzerrung (im Amp) richtig gut. Natürlich könnte man einfach ein EQ-Pedal nehmen und einen Mittenboost einstellen, aber dafür ist etwas Technik-Verständnis notwendig (und wir reden hier von Gitarristen), und außerdem haben Yngwie und Stevie und Zack und … kein EQ-Pedal benutzt, sondern dieses oder jenes Verzerrer-Pedal, also brauche ich genau das.
Extrem absurde Kommentare hier.