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Test: Nano Modules, Modularsynthesizer Eurorack

Klein, aber fein zum guten Preis

27. Januar 2021
Nano Modules - Komplettsystem

Nano Modules – Komplettsystem

Mit Nano Modules gibt es einen weiteren Boutique-Hersteller von Eurorack-Modulen im Land der La Tomatina und des Tiki-Taka-Fußballs. In diesem Test schauen wir uns mal eine Zusammenstellung aller Module an, die ein nettes kleines Komplettsystem ergeben.

Unvermeidlich: CEM AS3340 und V2164 im Einsatz

Es war nur eine Frage der Zeit – da die alten CEM-Chips in neuen Inkarnationen wieder hergestellt werden, war es nur folgerichtig, dass uns bald viele Module, die um diese Chips herum aufgebaut sind, beglücken werden. Ein früher Vertreter, wenn auch in einem monolitischen Komplettsystem, war der Neutron der Firma Behringer. Konkret geht es bei den Nano Modules um den Oszillator-Chip AS3340 und beim Filter um den Chip V2164.

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Die anderen Module sind über Wald und Wiesen OpAmps realisiert (siehe Abbildung oben). Aber der Reihe nach. Aus welchen Modulen besteht nun unser kleines Komplettsystem? Da wären 2x der Oszillator ONA, 1x das Filter FONT, ein 4-facher VCA mit dem Namen ALT, ein 4-facher LFO/AD-Envelope QUART und zum Schluss das Mischermodul MAR mit insgesamt 8 Eingängen.

Was mir persönlich schon mal sehr gut gefällt, ist das Design der einzelnen Module. Es ist klar strukturiert und aussagekräftig beschriftet (ich stehe ja nicht so auf Fantasienamen für althergebrachte Bezeichnungen). Alle Potis laufen mit einem guten Widerstand und lassen sich deswegen auch präzise einstellen. Es gibt auch ein paar Spindelpotis, die aber alle so angebracht sind, dass man auch ohne spitze Finger eine versehentliche Verstellung ausschließen kann. Die Hardware ist insgesamt wertig, lediglich den Kippschaltern wurden keine Muttern spendiert (obwohl sie ein Gewinde haben). Es gibt nur drei Hauptfarben Schwarz, Weiß und Gold. Die Anzeigen, die z.B. die Oszillator-Frequenz veranschaulichen, sind alle als weiße LEDs ausgeführt, die hinter einer milchglasfarbigen Öffnung sitzen. Man schaut also nie direkt auf eine LED, was eben sehr augenschonend ist. Leider gibt es deswegen hier und da ein wenig Lichtübersprechung, aber nicht soviel, als dass es stören würde.

Nano Modules ONA

nano-modules ona

Für so ein kleines Modul bietet Nano Modules ONA recht viele Funktionen, was natürlich dem AS3340-Chip geschuldet ist. Erwähnenswert ist die FM-Modulation, die linear oder exponentiell gesteuert werden kann und die Pulsbreite der Rechteckschwingung, die Thru-Zero geht. Die beiden Suboktavenoszillatoren schwingen jeweils eine bzw. zwei Oktaven unter der aktuellen Frequenz. Beide sind als Rechteck ausgeführt.

Nano Modules - ONA AS3340

Nano Modules – ONA AS3340

Es stehen alle Standardschwingungsformen bereit und auch zwei gemischte Sägezahnvariationen, die sich in ihrer Pulsbreite steuern lassen (davon eine auch Thru-Zero). Alles in allem ein reichhaltiges Angebot und es können alle acht Schwingungsformen gleichzeitig abgegriffen werden. Über den Wahlschalter kann man insgesamt acht Oktavlagen wählen.

Nano Modules FONT

nano-modules-font

… basiert auf dem Filter-Chip V2164 und bietet gleichzeitig nutzbare Lowpass- und Bandpass-Ausgänge bei ein einer Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave. Die Resonanz kann ordentlich zwitschern, gelangt aber nicht in die Eigenschwingung. Besonders erwähnenswert ist hier die Möglichkeit, die Resonanz ebenfalls über CV steuern zu können – das sieht man nicht so häufig.

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Nano Modules ALT

Nano Modules Alt

Hier haben wir es mit einem 4-fachen VCA zu tun, der auch als Mischer genutzt werden kann, wenn man die Ausgänge 1 bis 3 ungepatcht lässt. Nun eigentlich handelt es sich um eine Kaskade, d. h. wenn Ausgang 1 angeschlossen wird, verschwindet dieser vom Summenausgang 4 und so weiter. Dieser vierte Ausgang nimmt auch in sofern eine Ausnahmestellung ein, als dass er keine haptischen Regler für die Ausgangslautstärke oder einen mittengerasterten Atenuverter für die Steueungs-CV besitzt. Und es ergibt sich noch ein Problem, vor allem im Zusammenhang mit dem gleich folgendem LFO/ENV. Dieser schwingt von 1 V bis 9 V und entspricht somit eigentlich nicht dem Eurorack-Standard für LFOs, der -5 V bis 5 V vorsieht.

Da dieser vierte CV-Eingang des ALT keinen Attenuverter besitzt, kann man ihn auch nicht direkt zur Steuerung der Lautstärke des Gesamtmixes benutzen. Denn um kein Signal durchzulassen, benötigt er anscheinend negative CV-Spannung – eine kleine, aber nicht unerhebliche Inkonsistenz, betrachtet man das Gesamtsystem. Aber Moment – wieso anscheinend? Nun, wenn man den LFO in den CV-Eingang des vierten VCAs patcht, kann man an der LED sehr wohl sehen, wie dieser zu Werke geht – man hört es nur einfach nicht. Was hier vor sich geht ist also ein wenig mysteriös, vor allem da im Quick-Manual (für alle Module als PDF in englischer Sprache herunterladbar) steht, dieser vierte CV-Eingang sei auf 5 V normalisiert. Ist damit dann 0 V bis 5 V gemeint? Rätselhaft.

Nano Modules ALT ist recht übersteuerungsfest und auch drei Oszillatorausgänge voll aufgedreht führen nicht zu hörbaren Verzerrungen.

Nano Modules QUART

Nano Modules Quart

Dieses Modul ist ein 4-facher LFO bzw. 4-facher AD-Envelope. Die Attack- und Decay-Zeiten können in drei Geschwindigkeiten grob eingestellt werden und dann mit den Rise- und Fall-Potis feineingestellt werden. Rise wurde dabei logahithmisch und Fall linear realisiert.

Die drei Bereiche für Rise sind:

  • 0,1 ms – 400 ms
  • 2 ms – 4 s
  • 10 ms – 40 s

Die drei Bereiche für Fall sind:

  • 0,1 ms – 600 ms
  • 2 ms – 10 s
  • 10 ms – 50 s

D. h. also die schnellste Schwingung, die die LFOs ausführen können, liegt bei 2x 0,1 ms also 5000 Hz. Das ist schon ordentlich hoch im Audiobereich!

Möchte man die einzelnen LFOs stattdessen als AD-Hüllkurve nutzen, muss man einfach ein Triggersignal in den entsprechenden Eingang schicken. Allerdings gab es auch hier eine kleine Merkwürdigkeit. Manchmal kam es nach dem Entfernen des Trigger-Patchkabels vor, dass der LFO nicht wieder zu schwingen begann. In allen Fällen reicht aber ein kurzes Kabelstecken aus, um den Guten wieder in Schwung zu bringen. Eine CV-Steuerung für die Frequenz lässt sich indirekt nur über den Trigger-Eingang annähern.

Nano Modules MAR

nano-modules-mar

Hierbei handelt es sich um einen Mixer, der insgesamt 8 Eingänge besitzt. Die Eingänge X1 bis X4 haben jeweils ein Poti zur Lautstärkeregelung. Die Eingänge Y1 bis Y4 geben das Signal weiter, wie es ist und über das griffige Poti oben kann man dann den Gesamtanteil aller Y-Eingänge einstellen und dann am Ausgang X+Y oder Y abgreifen. Wenn nichts am Y1-Eingang angeschlossen ist, ist die Summe der X-Eingänge intern zu diesem Y1-Eingang normalisiert – das muss man wissen, sonst kann es anfangs doch etwas verwirrend sein.

Es gibt hier übrigens keine CV-Steuermöglichkeit – es ist ein rein manueller Mischer. Dafür beherrscht er aber auch Gleichspannungssignale. Als Bonus gibt es noch einen invertierten X-Minus-Ausgang, der einfach das phasengedrehte Signal zum X-Plus-Ausgang bereitstellt. Damit kann man z. B. ganz einfach einen Pseudostereoausgang basteln. Einfach Plus in den einen und Minus in den anderen Kanal und es hört sich nach Stereo an. Natürlich löschen sich beide Signale komplett aus, wenn man die Summe dann auf Mono schaltet.

Der Klang der Nano Modules

Sie klingen allesamt gut, vernünftig, man könnte auch sagen gediegen. Aber eben nicht herausragend. Die Oszillatoren drücken ganz ordentlich bei allen Schwingungsformen, haben also alle ein schönes Bassfundament. Das Filter zwitschert bei Bedarf, kann aber auch sehr subtil zu Werke gehen, nicht zuletzt, da es sich um ein 12 dB Filter handelt. Die Mischer und VCAs halten ordentlich was aus und klingen transparent – auch hier keine Überraschungen, die ein oder andere Merkwürdigkeit habe ich ja schon erwähnt. Ich würde sagen, alle Module sind solide Arbeitstiere mit einem für meinen Geschmack ansprechendem Design, die sich in jeder Sammlung gut machen dürften. Ich sehe hier keinen Überflieger oder ein WOW!-Modul; auch für Experimentelles dürften sie weniger geeignet sein, aber das liegt ja eher an der Art der Patches. Auch der Klang der exponentiellen FM ist vernünftig aber nicht übermäßig brillant – auf jeden Fall kann man damit arbeiten.

Der Preis der Nano Modules

Wie sieht es denn nun preislich aus? Dort bewegen sie sich eigentlich am oberen Rande der unteren Preisregion, wenn man die Doepfer Module mal als Maßstab nimmt. Ich denke die Preise gehen schon in Ordnung, bis auf den LFO/ENV, den ich mit 200,- Euro doch ein wenig happig finde. Das hier vorgestellte Komplettsystem würde mit 1046,- Euro zu Buche schlagen, für ein solides Einsteigerset im Eurorack-Bereich ist das durchaus als vernünftig zu bezeichnen. Vergleiche mit dem o. g. Neutron bieten sich zwar an, sind aber nicht zielführend, zumal dieser weniger VCAs und Hüllkurven hat.

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Fazit

Mit den Nano Modules ist der Ein-Mann-Firma aus Spanien ein sehr guter Einstieg in die Eurorack-Welt gelungen. Ich gebe zu, der Klang der Module ist nicht gerade eine Offenbahrung, aber sie klingen erwachsen und sind vielseitig einsetzbar. Dazu kommt noch die durchaus vernünftige Preisgestaltung, die mich dann im Endeffekt doch von einem guten zu einem sehr guten Testergebnis kommen ließen.

Plus

  • klassischer CEM-Sound fürs Eurorack
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Steuerung von VCA 4 des Moduls ALT mit LFO/ENV-Modul QUART nicht möglich
  • beim Ziehen der Trigger-Verbindung des QUART-Moduls belibt LFO manchmal stumm

Preis

  • NANO Modules ALT – 159,- Euro
  • NANO Modules FONT – 140,- Euro
  • NANO Modules MAR – 149,- Euro
  • NANO Modules ONA – 199,- Euro
  • NANO Modules QUART – 200,- Euro
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